Rausch

Rausch

1857. Ein größeres Schiff als die „Great Eastern“ ist nie von Menschenhand gebaut worden. Viel Hoffnung wird auf das Schiff gesetzt. Doch bei der Schiffstaufe geschieht ein fataler Irrtum, das Schiff wird „Leviathan“ getauft. So ist ein Unglück fast schon vorherzusehen. Und das stellt sich dann beim Stapellauf auch ein. Das grandiose Vorhaben, ein Telegraphenkabel durch die Ozeane zu verlegen, Amerika mit Europa zu verbinden, ist vorerst gescheitert.

Das abenteuerliche Unternehmen wird jedoch nicht aufgegeben. Chester Ludlow, Kabelingenieur, will mit aller Macht seine Idee verwirklichen. Das ist auch eine Frage des Geldes. Mit einer Theatergruppe geht er auf Reisen, spielt ein beeindruckendes Stück, das die Verlegung des Atlantikkabels zum Inhalt hat. Der Plan geht auf, es kommt Geld herein und auch Investoren werden aufs neue überzeugt. Bald geht es wieder auf See, ein neuer Versuch wird gestartet, das Kabel zu entrollen. Doch es reißt immer wieder, liegt bald tot auf dem Grund.
Chester Ludlows Frau Franny ist zu Hause geblieben und trauert weiter um die verstorbene Tochter Betty. Sie ist ebenfalls bemüht, neue Kontakte zu knüpfen. Jedoch Kontakte ganz anderer Art. Sie versucht mit Ludlows Bruder Otis Bettys Geist im Jenseits aufzuspüren.
So reisen praktisch beide, Chester Ludlow und seine Frau Franny, in ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang.

John Griesemer kann Geschichten erzählen, keine Frage. Der Autor sagte in einem Interview der ZDF-Sendung Aspekte: „Ich arbeite so, dass ich mir eine Szene beim Schreiben immer so vorstelle, als würde ich sie spielen müssen.“ Das macht sich bezahlt. Der Leser wird in die Geschichte hineingezogen und ist schon nach wenigen Seiten gefesselt. Besonders gelungen sind die Szenen auf dem Schiff inmitten eines wahnsinnigen Sturms. Der Leser beginnt fast zu schwanken, bekommt das Gefühl, sich beim Lesen festhalten zu müssen.
John Griesemer schafft es, das 19. Jahrhundert erlebbar zu machen. Er beschreibt mit allen fünf Sinnen. Hoffnung wechselt sich ab mit Resignation. Die Gefühle wogen wie die Wellen und das ist es wohl, was den Leser in einen Rausch versetzt. Technischer Fortschritt, historische Hintergrundinformationen, Kommunikation und Spiritismus, Liebe und Leidenschaft, Macht und Krieg, all das bekommt seinen Platz in diesem Buch. Kein Wunder, dass es so dick ist!

Über den Autor:
John Griesemer ist Jahrgang 1947. Er lebt mit seiner Familie in New Hampshire.
Als Schauspieler war John Giesemer in „Malcolm X“ und „Tage des Donners“ zu sehen.

Rezension von Heike Rau

John Griesemer
Rausch
Aus dem Amerikanischen von Ingo Herzke
690 Seiten, gebunden
marebuchverlag Hamburg
ISBN: 3-936384-86-X

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