Nicht so tragisch

Nicht so tragisch

Adrien verlässt Louise nach allem, was war. Er zieht ihr den Boden unter den Füßen weg, entzieht ihr die Liebe und sie fällt in ein tiefes Loch. Es ist alles so unvorstellbar, so unwirklich.
Wie konnte es soweit kommen. Louise hat doch alles getan, um mit dem Leben klar zu kommen und mit der Liebe, hat Tabletten geschluckt, um zu funktionieren, um durchzuhalten, um ihre Angst aushalten zu können, um normal zu erscheinen. Nur mit Hilfe der Tabletten konnte sie so sein, wie sie glaubt, dass Adrien sie haben will.
Sie wird abhängig von den Medikamenten, von Adrien und seiner Liebe. Doch irgendwann geht es nicht mehr. So ist es kein Leben. Louise lässt sich von Adrien in die Klinik bringen. Sie macht einen Entzug und entfernt sich mit jeder Tablette weniger auch ein Stück weit von Adrien. Und auch Adrien geht auf Abstand, bis es zur mittlerweile unausweichlichen Trennung kommt. Für Louise bricht eine Welt zusammen und doch liegt in dieser Trennung auch eine Chance.

Louise erzählt aus ihrer Sicht, offenbart nach und nach die Dramen ihres Lebens. Gedanke um Gedanke, Satz an Satz reiht sie zu langen Ketten aneinander. Ein Schreibstil an den man sich erst gewöhnen muss. Die Autorin lässt keinen Platz zum Atemholen oder Innehalten. Der Text gewinnt dabei an Intensität und Tiefe und verfehlt damit seine Wirkung nicht. Und doch entbehrt „Nicht so tragisch“ auch einer gewissen Ironie nicht. Nach dem Tablettenentzug wird auch Louises Blick wieder klarer für die wichtigen Dinge im Leben. Louise beginnt, über ihr Leben wieder selbst zu bestimmen. Doch mit der Vergangenheit abzuschließen, ist nicht leicht. „Nicht so tragisch“ ist ein weitgehend autobiographischer Roman, der schonungslos offen daherkommt und der Anregung gibt, über den Sinn des Lebens und die verpassten Chancen nachzudenken.

Über die Autorin:
Justine Lévy lebt in Paris. Sie arbeitet als Verlagslektorin. 1995 erschien ihr erster Roman „Rendez-vous mit Alice“.

Rezension von Heike Rau

Justine Lévy
Nicht so tragisch
Aus dem Französischen von Claudia Steinitz
208 Seiten, gebunden
Verlag Antje Kunstmann, München
ISBN: 3-88897-400-3
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