Wasserzeit

Wasserzeit

1927. Westport Point an der amerikanischen Ostküste.
Bridge sieht Henry Vonniker zum ersten Mal bei Asa Sissons Beerdigung. Er musste sterben, weil er zu viel riskiert hat, sich zu tief in den Sumpf hineinziehen lassen hat. Schmuggel ist ein gefährliches Geschäft.
Schon wenig später sieht Bridge Henry wieder. Diese Begegnung bringt ihr Herz zum Flattern. Er hat es gesehen, hat sie beim Stehlen erwischt.

Ihrem Großvater Noel wird ein Auftrag angeboten. Von Honey Lyons. Er soll ein Boot umbauen, damit es zum Schmuggeln zu gebrauchen ist. Er beschließt den Auftrag anzunehmen – nur diesen einen. Trotz des nagenden Unruhegefühls in seinem Bauch. Doch damit ist es nicht getan. Honey Lyons braucht auch jemanden, der das Boot fährt. Es ist klar, dass Noel nicht in Frage kommt. Er ist zu alt. Doch sein Enkel Luce, Bridges Bruder, wäre genau der Richtige dafür.

Luce gibt seine Arbeit auf und übernimmt den Job. Nicht nur den einen. Den ganzen Winter fährt er mit dem Boot, zusammen mit Jonny Clyde. Als er Hilfe braucht, ist Bridge bereit dazu, aber nur ausnahmsweise. Zu mehr will sie sich nicht überreden lassen. Später erfährt sie, dass Henry sich große Sorgen um sie gemacht hat. Luce macht sich heimlich selbstständig. Die Geschäfte sind zu verlockend und Honey Lyons braucht nichts davon zu erfahren. Luce fädelt alles sehr vorsichtig, schlau und geschickt ein.

Wieder hilft Bridge ihrem Bruder aus. Doch diesmal geht nicht alles reibungslos über die Bühne. Ein schrecklicher Unfall geschieht, den Luce zu verantworten hat. Ausgerechnet Bridge ist das Opfer. Henry, der zwar kein praktizierender Arzt mehr ist, hilft in der Not. Doch weiteres Unheil kann er, auch mit seiner bedingungslosen Liebe zu Bridge, nicht aufhalten.

Über der Geschichte liegt ein Hauch von Melancholie und man glaubt bald zu wissen, dass sie sehr tragisch enden wird. Und doch kommt alles ein wenig anders. Die Autorin besticht durch ihre ganz besondere Art, Gefühle auszudrücken. Gern nimmt man sich Zeit für dieses einzigartige Buch, geniest die Bilder, die durch die lebhaft gezeichneten Details vor dem Auge entstehen.
Es ist, als wäre man mittendrin in der Geschichte. Man liest nicht nur, man hört und sieht auch, fühlt mit und unterbricht, um seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Es ist eine Familientragödie, die fast vorbestimmt scheint. Jeder ahnt es und doch lässt es sich nicht aufhalten. Die Autorin beschreibt die entstandene Eigendynamik sehr einfühlsam und stimmig. Die Liebe spielt dabei eine große Rolle. Bridge ist dabei, sich von ihrer Familie zu lösen und damit auch von ihrem Bruder. Die zarte, vorsichtige Liebe zu Henry, die so tiefgründig und mit Fingerspitzengefühl beschrieben wird, entwickelt sich. Doch Luces mit seiner Eifersucht, welche die Autorin den Leser immer nur unterschwellig spüren lässt, will Bridge nicht freigeben.

Über die Autorin:
Dawn Clifton Tripp wurde 1969 geboren. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Westport Point, einem kleinen Fischerdorf. Hier spielen auch ihre Romane.

Rezension von Heike Rau

Dawn Clifton Tripp
Wasserzeit
Deutsch von Andrea Fischer
334 Seiten, gebunden
marebuchverlag, Hamburg
ISBN: 3-936384-37-1
Bestellen

Die Kommentare sind geschlossen.