Von der Schönheit

Von der Schönheit

Zadie Smith Von der Schönheit Kiepenheuer & Witsch
ISBN: 3462037161

Dieser hinreißende Roman von Zadie Smith wird jung und alt bewegen.

Es handelt sich um einen großen Familienroman, der an der Ostküste Amerikas angesiedelt ist.

Howard Belsey ist Professor für Kunstgeschichte an einer Universität in der Nähe von Boston. Er ist weiß und lebt mit seiner farbigen Frau Kiki und seinen drei herangewachsenen Kindern Zora, Jerome und Levi in der Universitätsstadt Wellington, einem friedlichen und überschaubaren Ort.

Sein Sohn Jerome verliebt sich bei einem Besuch in England in die Tochter seines Erzfeindes Monty Kipps. Dieser ist farbig, ebenfalls Professor für Kunstgeschichte und hat mit einem Buch über Rembrandt Howard den wissenschaftlichen Rang abgelaufen. Zu allem Übel bekommt er auch noch einen Ruf an die gleiche Universität in Wellington,–und Kiki befreundet sich
mit dessen Frau.
Beide Professoren vertreten unterschiedliche gesellschaftspolitische Richtungen: Monty ist erzkonservativ, Howard liberal. Dass gerade der farbige Professor so strenge Maßstäbe bei der Vergabe von Studienplätzen setzt, wird ihm als Selbsthass der Schwarzen ausgelegt.

Um die Ehe von Howard und Kiki ist es nicht gut bestellt.

Howard, der aus einfachsten Verhältnissen in England stammt und es so weit gebracht hat, liebt seine Frau. Sie kann ihm einen Seitensprung nicht verzeihen. Er ist ein schwacher Charakter, der den starken Halt gerade dieser Frau sehr braucht!
In einer besonders gelungenen Szene verführt Victoria, die wunderschöne farbige Tochter von Monty Kipps, ausgerechnet am Beerdigungstag ihrer Mutter im allgemeinen Durcheinander der Trauerfeierlichkeiten Howard, der nicht weiß , wie ihm geschieht, da sie es ganz auf ihn abgesehen hat,–und er widerstrebend auch auf sie! Als auch dieser Seitensprung in einem dramatischen Finale Kiki zur Kenntnis gelangt, ist die Ehe am Ende.

In dem Roman entwickelt sich von Beginn an eine unterhaltsame, teils komische, aber auch ernste und traurige Geschichte um diese beiden Familien.
Die Geselligkeiten, Konkurrenzen, Liebeleien und die Entwicklungen der verschiedenen Personen gewinnen Konturen und lassen den Leser am lebendigen Leben und Treiben auf und um den Campus teilhaben. Die charaktervollste und echteste aller Figuren ist Kiki, die Dank ihrer Persönlichkeit alle anderen in den Schatten stellt. Sie ist liebenswert, selbstbewusst, hilfsbereit, stolz, mitfühlend,–alles in einem!

Es geht in diesem Roman auch um Schwarz und Weiß, um die Rechte der Farbigen in Amerika, um Liebe, Kampf und Gleichberechtigung, um den Wissenschaftsbetrieb an einer Universität und politische Diskussionen aller Couleur.

Das Ende der Ehe zwischen Kiki und Howard bleibt am Ende
versöhnlich und hoffnungsfroh offen.

Dass das Buch so lebendig und unterhaltsam ist, kann man sicher der amüsanten und bei allem Ernst doch auch komischen Diktion von Z. Schmith’s Erzählweise verdanken.
Sie ist weise und klug in der Art, wie sie Charaktere der verschiedensten Alterstufen darstellt.
Der Roman ist ein reifes Werk für eine noch junge Autorin, von der man sicher weiterhin viel erwarten darf.

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