Aufräumen

Aufräumen

Sein Pfefferspray hält Beat bereit, weil er nicht weiß, wann der Ausgetickte im Zug sein letztes bisschen Haltung verliert. Als er den Zug endlich verlässt, läuft Beat im hinterher, weil der Typ sicher keine Ruhe geben wird. Das Verhalten des Mannes fasziniert ihn aber auch. Wie weit wird er wohl selbst vom Wahnsinn entfernt sein, wenn er nicht bald in seinem Leben aufräumt? Vielleicht hat Beat selbst das Potenzial eines Amokläufer in sich.

Er verliert den Verrückten aus den Augen und findet andere Personen, die ihn faszinieren. Darunter eine Frau, die die gleiche Musik mag wie er. Sie gibt ihm einen Flyer, lädt ihn ein. Dabei weiß Beat nicht mal ihren Namen. Beat gerät ins Träumen, bis der Chef der Filmfirma ihn aus diesen reist. Der Mann sitzt ihm im Nacken, macht ihm Angst, dabei ist Beat nicht derjenige, der die Firma angeschwärzt hat. Der Job ist hin. Auch mit dem Musikmagazin, für das er gelegentlich schreibt, hat er abgeschlossen. Der Job im Heaven bleibt ihm. Er arbeitet in der Bar, legt Platten auf. Er braucht ohnehin nicht viel, ist ein Einzelgänger, der in einer Wohngemeinschaft lebt.
Der Verrückte aus dem Zug lässt ihn keine Ruhe. Jetzt, wo sein Leben so durcheinander geraten ist, fragt sich Beat immer wieder, ob auch er kurz vor dem Durchdrehen steht.
Weil ihm der Chef der Pornofilmfirma in die Enge treibt, träumt er davon, eine Waffe zu besitzen. Es ist eine einfache Sache eine zu beschaffen, Beat hat die richtigen Freunde. Jetzt hat er wirklich alles beisammen, was ein Amokläufer braucht.

Die ganze Zeit fragt man sich, was ist nur los mit dem Typ. Beat ist ein Mann, der stets die Lage analysiert, das nimmt schon fast paranoide Züge an. Immer ist er am Denken, bringt zusammen, was nicht zusammengehört. Er hat Angst vor sich selbst, vor der Kraft, die in ihm steckt und die in falsche Bahnen gelenkt, fatale Auswirkungen haben kann. Er weiß das, will sich aber auch nicht in die Opferrolle drängen lassen. Die Gefahr, die vom Filmboss ausgeht, ist realistisch.

Geschrieben ist das Buch in einem sehr eigenwilligen Stil, der gehetzt und atemlos wirkt. Dem Leser wird keine Pause gegönnt. Beat ist immer in Bewegung. Die Stimmung im Buch ist unglaublich. Die Gefahren, denen Beat ausgesetzt ist, durch sich selbst und von außen, sind immer spürbar. Es kämpft in ihm. Man weiß als Leser nicht, wer wird der Täter und wer wird das Opfer sein.

Rezension von Heike Rau

Franz Dobler
Aufräumen
208 Seiten, gebunden
Verlag Antje Kunstmann
ISBN: 978-3888975073
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