Nicol Ljubic: Meeresstille

Nicol Ljubic: Meeresstille

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Liebe zwischen Krieg und Frieden!

Der Titel des Romans „Meeresstille“ verheißt Wind, Sand, Sterne und Ruhe bei leisem Meeresrauschen.

Im Zentrum einer Betrachtung zwischen Krieg und Frieden stehen Ana und Robert. Etwa im Jahre 2006 studiert Ana in Berlin, als sie Robert kennen lernt, der an der Universität an seiner Dissertation schreibt. Er wurde in Berlin als Deutscher geboren und kennt nicht einmal die Heimat seiner Vorfahren, die in Kroatien lag. Ana hingegen stammt aus Visegrad, einem Örtchen im Osten von Bosnien-Herzegowina. Dort hat der Krieg nach dem Zerfall des Bundesstaates Jugoslawien mit verheerenden Auswirkungen auf die Bevölkerung der Muslime getobt. Ehemalige Nachbarn wurden zu Feinden, und zu Tausenden wurden Muslime von serbischen Milizen verfolgt und auf grausame Weise umgebracht.

Im extremen Kontrast zu liebevollen Szenen am Meer zwischen den zwei Liebenden findet ein Kriegsverbrecherprozess in Den Haag statt. Simic steht vor Gericht: ein hoch gebildeter und angesehener Professor für Anglistik muss sich vor Gericht verantworten. Er ist Serbe und ihm wird die Beteiligung an einem Massaker gegen Muslime vorgeworfen.

Als Prozessbeobachter ist Robert in Den Haag und seine Gedanken wandern immer wieder zu Ana.

Was hat sie im jenem barbarischen Krieg erlebt, von dem sie nichts erzählen will?

Nachdenklich und stimmig sind die Reflexionen von Robert, der die Zusammenhänge zwischen Ana, dem Angeklagten Simic und dem Bosnienkrieg nicht recht erkennen kann. Er ist auf Vermutungen angewiesen, die der Leser mit ihm teilt.

In dem Roman arbeitet Nicol Ljubic die Verknüpfungen zwischen Krieg, Schuld und Sühne heraus und beleuchtet die Verletzungen der Seele, die den Opfern und den Angehörigen auf der einen wie auf der anderen Seite  zugefügt wurden. Hervorragend lässt der Autor die Seiten verschwimmen, so dass zunächst unklar bleibt, bei wem Schuld zu suchen ist, wer sühnen muss, und wer auf welche Weise und wie betroffen ist. In seinem Roman wird die Thematik „Krieg“ auf eine Weise dargelegt, dass sich jeder fragt: gibt es überhaupt einen gerechten Krieg? Jede Seite sieht nur die eigenen Rechte, und verblendet schaut ein jeder nur aus der  eigenen Richtung auf das Kriegsgeschehen. Ganz unbestimmt wird über eine Moral verhandelt, die den Spannungsbogen der Erzählung bestimmt. Der Leser muss selber Stellung beziehen, wie der Krieg und die Schuld eines einzelnen zu beurteilen ist.

Nicol Ljubic ist ein großartiger Erzähler, der diffizile moralische Fragen stellt und zu Antworten herausfordert. Robert, aus dessen Sicht die meiste Zeit berichtet wird, ist feinfühlig und bemüht, Klarheit zu finden in einem diffusen Rollenspiel, mit der die Seiten – und  Sichtwechsel angezeigt werden. Ljubics Stil wechselt von der subjektiven und leidenschaftlichen zur distanzierten Darstellung einzelner Protagonisten. Der Perspektivwechsel ist gewollt und künstlerisch gelungen. Poetische und friedliche Beschreibungen einer schönen und heilen Landschaft und grausame menschliche Kriegshandlungen könnten schärfer nicht herausgekehrt werden.

Ein hoch zu lobender subtiler Roman ist hier entstanden, der zudem noch mit seiner fein gesponnenen, poetischen Sprache bestrickt.

Nicol Ljubic lebt in Berlin und hat mehrfache Auszeichnungen für seine Reportagen erhalten.

Nicol Ljubic
Meeresstille
Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
Hoffmann und Campe
ISBN-10: 3455401163
ISBN-13: 978-3455401165

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