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Monat: Juni 2010

Anke Michel: Die Ärztin

Anke Michel: Die Ärztin

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Quedlinburg im Jahre 1725. Schon mit 10 Jahren beginnt Dora Leporin ihren Vater zu seinen Patienten zu begleiten. Das Mädchen, das schon lesen und schreiben gelernt hat, will später einmal studieren, um selbst ein Doktor zu werden. Ihrer Mutter wäre es allerdings lieber, wenn die Tochter eine geschickte Hausfrau werden würde. Anerkennung finde Dora auch Wunderdoktor Eisenbart. Ihm und ihrem Vater assistiert sie bei einer riskanten Operation, die eine Amputation verhindern soll. Eisenbart schenkt ihr daraufhin ein Horchrohr
Dass die Operation so gut verlaufen ist, ist ein Glück. Aber die Patientin, Katrin, die nun im Hause der Familie Leporin gepflegt wird, leidet unter der Entstellung ihres Beines, die natürlich nicht zu verhindern war. Sie stiftet Unfrieden in der Familie. Doktor Eisenbart wollte das Mädchen nach zwei Monaten wieder abholen. Doch nachdem ihn der Schlag getroffen hat, ist er verstorben. Als Katrin dann den Müller heiratet, kann die Familie endlich aufatmen.

Dora wird älter. Die erste Liebe scheitert, bevor sie richtig beginnt, wegen ihres Lebensziels. Immer noch hält Dora daran fest, einmal studieren zu wollen, und das, obwohl Frauen der Besuch einer Universität bei Strafe verboten ist. Aber Dora hat Fürsprecher. Nicht nur ihr Vater unterstützt sie, auch die Äbtissin Maria Elisabeth würde Dora gern als Ärztin sehen. Dora tut alles, um die Erlaubnis für ein Studium einzuholen.
Durch den frühen Tod ihrer Cousine werden die Pläne scheinbar zerstört. Dora hat geschworen sich deren Kinder anzunehmen. Später heiratet sie den Witwer und Vater der Kinder Diakon Johann Christian Erxleben. Damit ist Doras Leben nun erst einmal ausgefüllt.

Wie man dem Cover entnehmen kann, handelt es sich bei dem Buch um einen historischen Roman. Das aber nur im weitesten Sinne, wie man beim Lesen bald feststellen muss. Das Autorenpaar Anke Apelt und Michel Bergmann hat aus den historisch belegten Fakten eine ganz eigene Geschichte entwickelt. Für gute Unterhaltung zu sorgen, stand also im Vordergrund ihrer schriftstellerischen Arbeit. Das ist gelungen.

Dorothea Erxleben ist eine beeindruckende Persönlichkeiten, die sich den gesellschaftlichen Zwängen nicht unterwerfen wollte und die um ihre Rolle als Frau kämpfte. Ihr nachempfundener Lebensweg liest sich außerordentlich spannend. Immer wieder musste sie, die viele Stunden ihrer Zeit den Kranken widmete, Lebenskrisen und Schicksalsschläge verkraften und ihr Ziel Ärztin zu werden, rückte in weite Ferne. Es fällt nicht schwer, der Geschichte, so wie sie von den Autoren gestaltet worden ist, zu folgen.

Am Ende des Buches steht natürlich die Überlegung, ob der Lebensweg Doras tatsächlich so verlaufen sein könnte. Die Geschichte scheint zu positiv gezeichnet und zu sehr von Klischees getragen, eben ein bisschen märchenhaft. Es ist ein leicht lesbares Buch geworden mit hohem Unterhaltungswert. Eine wahre Geschichte, wie es auf dem Klappentext steht, ist es dann wohl aber doch nicht.

Rezension von Heike Rau

Anke Michel
Die Ärztin
Historischer Roman
315 Seiten, broschiert
Aufbau Taschenbuch
ISBN-10: 3746625564
ISBN-13: 978-3746625560

Eine kurze Geschichte der Unendlichkeit

Eine kurze Geschichte der Unendlichkeit

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Fragen nach der Unendlichkeit und unseres Seins …

Wer kennt nicht das Faszinosum, das mit den Fragen nach der Unendlichkeit verbunden ist? Stellen doch schon kleine Kinder Fragen danach, wie hoch der Himmel ist und wie weit die Sterne sind, und ob man nach ihnen greifen könne.

Hier aber geht es um eine Definition der Grenzen und der Unendlichkeit. Anhand zahlreicher Zitate aus der Philosophiegeschichte versucht Paolo Zellini eine Antwort zu geben, die naturgemäß nicht möglich ist, denn bis heute kann kein Wissenschaftler diese Fragen endgültig beantworten. Ist doch mit der Vertreibung aus dem Paradies auch die Endlichkeit verloren gegangen, als damit das Böse, die Moral und die Ethik Einzug in die Welt hielten.

Die Frage nach der Unendlichkeit hat mit der Zeit, dem Kosmos, mit Mythologie und Materie zu tun, die von Philosophen, Mathematikern und Physikern detailreich und berechenbar erforscht werden.

„In seinem Philebos vertritt Platon die Auffassung, wonach die Gegenüberstellung von Endlichem und Unendlichem ein ureigenes, niemals endendes oder schwindendes Kennzeichen unserer Denk- und Redeweise sei. Jedes Ding, so sagt er, trage von Geburt an die Grenze und das Unbegrenzte oder, um gleichwertige Ausdrücke zu gebrauchen, das Eine und das Vielfältige in sich.“ Besser lässt sich in knapper Form nicht  ausdrücken, dass jedes Ding zwei Seiten hat, und dass wir weder die eine noch die andere in unserer Vorstellung realisieren können.

Anfang und Ende sind für unseren Geist nicht fassbar. Dennoch hat es über die Jahrhunderte Forscher aller beschriebenen Fachrichtungen gegeben, die mit nimmer enden wollender Energie den Ursprüngen und dem Ende unseres Seins nachforschen. Seine Vertreter findet man in der Antike, bei den alten Griechen und fortlaufend über die Jahrhunderte bei christlichen und nichtchristlichen Dichtern und Denkern bis in die heutige Zeit.

Ein Kapitel widmet sich dem Unendlichen bei Thomas von Aquin, ein anderes Descartes und ein weiteres Leibniz. Selbst Musils „Mann ohne Eigenschaften“ wird im Kapitel „Die Identität Ununterscheidbarer: Die Klassen“ zu Erklärungen herangezogen. Theodor W. Adorno und Max Horkheimer haben mit ihrer Dialektik der Aufklärung ebenfalls einen Beitrag zur Widersprüchlichkeit in der Welt aufgezeigt.

Mit den abschließenden Worten  des Mathematikers John von Neumann begreift man die Bedeutung der Mathematik bei der Erforschung des Unendlichen: “Ich spüre, dass einer der wichtigsten Beiträge der Mathematik zu unserem Denken in der Tatsache liegt, dass diese eine gewaltige Flexibilität bei der Bildung von Begriffen gezeigt hat, einen Grad an Flexibilität, an den eine nichtmathematische Methodik nur sehr schwer heranreicht.“

Unzählige Belege für Überlegungen, Berechnungen und formulierte Vorstellungen über Grenzen und die Unendlichkeit hat Paolo Zellini hier zusammengestellt. Das Buch genügt höchsten Ansprüchen bedarf aber ausreichender mathematischer, physikalischer und philosophischer Vorkenntnisse, um den gedanklichen Ausführungen folgen zu können. Wer diese besitzt, erhält eine gute Übersicht zur Geschichte der Unendlichkeit.

Paolo Zellini
Eine kurze Geschichte der Unendlichkeit
250 Seiten, gebunden
C.H. Beck, Januar 2010
ISBN-10: 3406590926
ISBN-13: 978-3406590924

Joachim Mayer: Das große Ulmer Gartenlexikon

Joachim Mayer: Das große Ulmer Gartenlexikon

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Ein Gartenlexikon ist ein unentbehrlicher Ratgeber für jeden, der einen Garten besitzt. Man steht nun mal immer wieder vor anderen Herausforderungen, die es zu meistern gilt und hat viele Fragen. Beim Suchen nach Antworten stolpert man dann auch noch über Fachbegriffe. Außerdem braucht man sehr viel Zeit, um Informationen in den verschiedenen Zeitschriften oder Fachbüchern Büchern herauszusuchen.

„Das große Ulmer Gartenlexikon“ ist ein Nachschlagewerk, das Informationen rund um den Garten in nur einem Buch vereint. Es ist Nachschlagewerk und Informationsquelle zugleich. Man erhält Anleitungen zur Gartengestaltung, findet Porträts unglaublich vieler Nutz- und Zierpflanzen, von Obstgehölzen, Zierbäumen und Sträuchern und erfährt alles zu Standortansprüchen, zur Pflege und zur Verwendung. Auch wenn man mit Schädlingen zu kämpfen hat oder Pflanzen krank sind, erhält man Rat. Aber auch andere Tiere, die das Herz des Gärtners erfreuen dürften, findet man im Buch.
Und natürlich werden Fachbegriffen hinsichtlich ihrer Bedeutung erläutert. Angeordnet sind die etwa 10.000 Stichwörter alphabetisch. Eine gute Übersichtlichkeit, ist durch die Aufteilung der Einträge in drei Spalten gegeben. Man kann den knappen, aber sehr gut formulierten, ausgesprochen verständlich gehaltenen Texten mühelos folgen. Alles Wissenswerte wird auf den Punkt gebracht.

Interessant sind auch die Praxis-Seiten mit Spezial-Themen in Buch. Hier erfährt man, wie man Pflanzen aus Samen vorzieht, wie man Beete neu anlegt, wie man Gehölze selbst schneidet, wie man Nistkästen baut, einen Gartenteich pflegt oder Stauden und Gehölze vor dem Winter schützen kann und vieles mehr. Die Texte sind mit Bildmaterial, Grafiken und Zeichnungen versehen. Illustriert ist das ganze Buch durchgehend.

Man bekommt mit dem Buch also sehr viel an Gartenwissen präsentiert. Es ist nicht nur ein Nachschlagewerk, in dem man nach alphabetisch geordneten Stichwörtern suchen kann. Beim Blättern in dem ansprechend gestalteten Buch, fühlt man sich inspiriert, kann viele Tipps und Anregungen sofort im Garten umsetzen und in die anstehenden Arbeiten einbeziehen.
Es ist ein großes, schweres Buch, ersetzt aber praktisch gesehen mehrere Einzelbände, da sehr viele Themengebiete Einzug in das Buch gefunden haben. Damit ist es als Ratgeber und Nachschlagewerk empfehlenswert.

Rezension von Heike Rau

Joachim Mayer
Das große Ulmer Gartenlexikon
1040 Seiten, 1500 Farbabbildungen, 10.000 Stichwörter
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
ISBN-10: 3800167069
ISBN-13: 978-3800167067