Hisham Matar: Geschichte eines Verschwindens

Hisham Matar: Geschichte eines Verschwindens

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Libyen steht hier im Hintergrund einer mysteriösen politischen Geschichte.

Hisham Matar gehörte schon mit seinem Roman „Im Land der Männer“ zu den ausgezeichneten Schriftstellern. Wieder handelt es sich um eine Geschichte aus dem arabischen Raum, in dem seit dem Ende des osmanischen Reichs Chaos und kriegerische Handlungen die Regel sind.

Nuri, ein zwölfjähriger Junge, lebt mit seinem Vater in Kairo. Dorthin ist Kamal Pascha el-Alfi Ende der sechziger Jahre vor den politischen Unruhen in Libyen mit seiner Frau und seinem Sohn über Paris geflüchtet. Kamal bekleidete einst selbst ein hohes Regierungsamt in Libyen und musste nach dem Sturz der Monarchie das Land verlassen.
Nach dem frühen Tod seiner Frau lebt Kamal ein abgeschiedenes Leben zusammen mit seinem Sohn und dem verbliebenen Hauspersonal.

1971 lernt Nuri am Strand von Alexandria die hübsche und sehr junge Frau Mona kennen. Er ist ganz hingerissen von ihr. Umso größer ist die Enttäuschung, als der Vater die um viele Jahre jüngere Mona heiratet. Der an der Grenze zur Adoleszenz stehende Junge leidet unter Einsamkeit und Eifersucht bis ihn weiteres Ungemach trifft. Mit der vorbereitenden Einleitung beginnt eine Geschichte, die uns in die Wirren komplizierter politischer Verhältnisse entführt.

Aus den Augen des jungen Nuri betrachtet man den Vater, der geheimen Aktivitäten nachgeht. Woher soll ein Junge wissen, wie Politik aussieht und warum sein Vater ein sehr vorsichtiger Mann geworden ist? Nuri verehrt den Vater und weiß nicht, warum dieser ihn nach England ins Internat schickt.
Doch eines Tages ist der Vater verschwunden.

Man ahnt mehr als zu wissen, dass der libysche Geheimdienst seine Hände im Spiel hat.

Hishan Matar findet die richtigen Worte, mit der unheilvolle Ereignisse ihr Mysterium behalten. Orient und Okzident sind gegenwärtig, wenn die Familie ihre Aufenthalte zwischen Kairo, der Schweiz, Frankreich und England wechselt.

Eingebettet in die politische Geschichte erlebt man das Heranwachsen von Nuri, der sich mit Mona in einer schicksalhaften Nacht verbindet. Poetische Beschreibungen bieten die schönsten Geschichten, die orientalische Lebensart und hierarchische Strukturen erkennen lassen. Nuri findet nach dem Verschwinden des Vaters seinen eigenen Weg, der von Einsamkeit gezeichnet ist und immer wieder bei der Suche nach Spuren des Vaters endet. Hinreißende Stimmungsbilder zeigen die leicht melancholisch gefärbte Welt, in der Nuri heranwächst. Mit Spannung erwartet man das Ende der Geschichte.

Schon der fein entworfene Einband offenbart in nebligen Grautönen verwischte Spuren von exotischen Pflanzen und Gebäuden.
Ähnlich verwischt sind die Farben, mit denen man Nuri in seiner familiären Verlassenheit erkennt.

Werner Löscher-Lawrence bietet mit der Übersetzung eine Meisterleistung.

Der vielfach mit Preisen ausgezeichnete Autor Hisham Matar lebt heute in London und hat in den Roman eigene autobiographische Erlebnisse einfließen lassen. Er hat erneut mit diesem Werk einen hoch zu lobenden Roman geschrieben.

Hisham Matar
Geschichte eines Verschwindens
192 Seiten, gebunden
Luchterhand Literaturverlag, Juli 2011
ISBN-10: 363087245X
ISBN-13: 978-3630872452
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