Friedrich Ani: Die unterirdische Sonne

Friedrich Ani: Die unterirdische Sonne

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Die Kinder sind entführt worden. Sie werden in einem Keller gefangen gehalten. Sie bekommen zu essen, sie haben es warm. Sie haben Licht, auch wenn es kein Tageslicht ist. Sie werden beobachtet. Was oben in den Räumen geschieht, was die Entführer tun, darüber dürfen sie nicht sprechen. Dafür gibt es ohnehin keine Worte. Jedes Kind lebt in der Angst, wieder in die Räume über dem Keller geholt zu werden. So vergeht die Zeit. Keines der Kinder glaubt mehr daran, ihren Entführern zu entkommen. Nie wieder wird das Leben so sein wie vorher, wenn es überhaupt ein Danach geben sollte. Die Kinder glauben nicht mehr daran und beginnen ihr Schicksal hinzunehmen, so wie es ist.

Jedes Jahr verschwinden Kinder und Jugendliche. Es ist sicher richtig, dass in den Blickfeld der Leser zu rücken. Es kommt einer Aufforderung gleich, gut auf sich aufzupassen. Die Zielgruppe für dieses Buch sind Leser ab sechzehn Jahren. Doch die hier erzählte Geschichte ist nicht unbedingt als Lesestoff für Jugendliche geeignet. Sie wirkt hingeworfen. Man bekommt keinen Zugang zu den Kindern im Buch. Sie sind verzweifelt, sie resignieren. Und doch werden ihre wahren Gefühle nur sehr bedeckt offenbart.

Die Beweggründe der Entführer bleiben übrigens ebenfalls im Dunkeln. Den Tätern wird kein Raum für ihre eigene Geschichte gegeben. Auch wenn man natürlich schnell begreift, dass es um Kindesmissbrauch geht. Die irgendwo stattfindende Polizeiarbeit, die Umstände um die Angehörigen der Kinder, das alles wird ausgespart. Und dennoch hat die krasse Fokussierung auf die Kinder sicher nicht die vom Autor gewünschte Wirkung. Weil es an Tiefgang fehlt, an psychologischen Feingefühl. Und an Erklärungen. Klar, der Sinn fehlt, wo es keinen Sinn gibt. Aber kann man Jugendlichen eine Geschichte auf diese Art und Weise hinknallen. In dieser knappen Erzählweise? Ohne Ansatzpunkte mit dem Gelesenen fertig zu werden?

Rezension von Heike Rau

Friedrich Ani
Die unterirdische Sonne
336 Seiten, gebunden
ab 16 Jahren
cbt, München
ISBN-10: 3570162613
ISBN-13: 978-3570162613
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Ein Gedanke zu „Friedrich Ani: Die unterirdische Sonne

  1. Es ist schon richtig, dass der Autor wenig „drumherum“ erklärt. Ich sehe darin eine stille Anklage des Autors, weil zu viele Menschen wegsehen. Denn die Fälle Marc Dutroux oder Natasche Kampusch sind „mitten unter uns“ geschehen. Darauf will Ani wohl hinweisen.

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