Chantal Louis: Ommas Glück

Chantal Louis: Ommas Glück

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Formen der Demenz und wie mit ihnen umgehen. Heim oder daheim das ist hier die Frage.

„Ommas Glück“ ist die nette Geschichte über Chantal Louis’ Großmutter, die nach einigen Fehlläufen in einer Demenz-WG gelandet ist.
Im schönsten Ruhrpottdialekt werden die Besonderheiten des Alters und der in diesem Fall damit einhergehenden Demenz beschrieben.
Teilweise geht es da lustig und heiter zu, immer aber leicht und unbeschwert. Die Autorin erzählt von den fabelhaften Altenpflegerinnen, die mit so viel Geschick und Klugheit ihre ihnen anvertrauten Pfleglinge aus den Wirrnissen ihrer Empfindungen in die realen Gegebenheiten (essen, trinken, kleiden) führen. Sie sind geduldig, liebevoll und voller Empathie. Dass es Menschen gibt, die sich zu dieser Art Betreuung berufen fühlen, ist wunderbar. Ja, das wäre die ideale Voraussetzung, um auch diese Phase des Lebens zu meistern!
Doch wie sieht die Realität wirklich aus? Was wird nahen Angehörigen abverlangt, die zunächst jahrelang das Abgleiten ihrer Eltern, Geschwister, Ehepartner oder Großeltern erleben und erleiden?

Da ist einer ja nicht von Heute auf Morgen dement. Da gibt es gleitende Übergänge und eine Gratwanderung zwischen normal und irreal. Vergesslichkeiten, den ganzen Tag lang Fragen nach diesem und jenem, Verlegung von wichtigen Akten, Papieren und anderer Kleinigkeiten und ein unentwegtes Nähebedürfnis, im einen Fall mehr im anderen weniger, machen den Angehörigen, meistens den Ehefrauen oder Töchtern, zu schaffen. Das zerrt an den Nerven und macht auf die Dauer wütend, unduldsam und krank. Natürlich bleiben auch die „guten Ratschläge“ von allen jenen nicht aus, die aus der Ferne alles so gut zu durchschauen meinen und nach einem kurzen Besuch, in dem sich der/die demente Person von der besten Seite zeigt, genau Bescheid zu wissen glauben. Es gibt sogar Angehörige, die es den nahestehenden Betroffenen übel nehmen, wenn sie „Omma“ oder „Oppa“ ins Pflegeheim vermeintlich „abschieben“.

Wie stark sind erst die Schuldgefühle, wenn man wieder einmal merkt, dass man den anderen beschimpft und ermahnt hat, wo er doch eigentlich „nichts dafür“ kann! Das kann Jahre so gehen, und die Angehörigen werden sich sehr schwer tun, ihre „Omma“ oder den „Oppa“ ins Pflegeheim oder gar in eine WG zu geben.

Diese WGs, das bleibt nicht ungesagt, haben mit zahlreichen Unbilden zu kämpfen. Da geht es um Mietverträge, Verantwortlichkeiten, Versicherungen und Haftungen. Wer bestellt den richtigen Pflegedienst und übernimmt die Gehaltszahlungen? Was, wenn eine Pflegekraft plötzlich ausfällt, sei es durch Krankheit oder anderer Gründe wegen?
Was als Ei des Columbus erscheint, ist in Wirklichkeit mit unendlicher Mühsal und Arbeit verbunden. Dazu gehört Idealismus und Einsatzbereitschaft. Es klingt alles so verlockend und simpel. Doch fürchte ich, diese Wohnform für Alte wird auf lange Zeit Utopie bleiben.

Chantal Louis hat sich sicher verdient gemacht, indem sie einmal mehr auf das Thema „Demenz“ und ihre Folgen aufmerksam macht.
Ihr Buch beinhaltet wichtige Aspekte der Unterbringung und gibt wertvolle Hinweise. Doch eine Lösung für das Thema Demenz bietet sie nur sehr in Grenzen.

Chantal Louis
Ommas Glück
208 Seiten, broschiert
KiWi-Paperback, März 2015
ISBN-10: 3462047183
ISBN-13: 978-3462047189
-> Dieses Buch jetzt bei Amazon bestellen

2 Gedanken zu „Chantal Louis: Ommas Glück

  1. Liebe Frau Borrries, als Autorin des von Ihnen rezensierten Buches möchte ich mich einmal kurz selbst zu Wort melden. Denn ich fühle mich von Ihnen sozusagen ein wenig überfordert. Eine „Lösung für das Thema Demenz“ zu bieten – wie sollte das gehen? Was ich mit meinem Buch möchte, ist, diese aus meiner Sicht wunderbare Wohnform Demenz-WG bekannter zu machen. Denn sehr viele Menschen kennen sie nicht, wünschen sie sich aber für ihre Angehörigen, sobald sie einmal davon erfahren haben. Und sind enorm erleichtert, dass es noch etwas anderes gibt als das Heim. Nicht mehr aber auch nicht weniger kann dieses Buch leisten. Die Schwierigkeiten, mit denen Menschen zu kämpfen haben, die ihre Angehörigen zu Hause betreuen, sind in der Tat nicht mein Thema – aber offensichtlich das Ihre. Mein Vorschlag: Schreiben Sie ein Buch darüber! Es wird viele Menschen interessieren.

  2. Vielen Dank für Ihren Komentar Liebe Frau Chantal.
    Wenn man ein Buch schreibt und mit den Erfahrungen mit der dementen Großmutter an die Öffentlichkeit tritt, muss man es sich wohl gefallen lassen, dass man nicht überall damit gut ankommt.Ich habe sehr viele Bücher ( Arno Geiger) zu dem Thema gelesen und eigene Erfahrungen gemacht. Daher erlaube ich mir auch eine eigene Meinung zu Ihrem Buch.
    Nichts für ungut
    Herzliche Grüße Cl Borries

Die Kommentare sind geschlossen.

Die Kommentare sind geschlossen.