Pierre Bost: Bankrott

Pierre Bost: Bankrott

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Eine ungewöhnliche Charakterstudie.

Wieder einmal ist es dem Dörlemann Verlag gelungen, ein Werk aus der Vergessenheit zu holen. Pierre Bost, 1901-1975, hat seinen Roman „Bankrott“ in den dreißiger Jahren veröffentlicht.

Seine Romanfiguren kranken häufig am Leben und finden nicht den richtigen Weg. So ergeht es auch dem Helden des nun vorliegenden Romans “Bankrott“.

Brugnon hatte eine unbeschwerte Jugend, geliebt von der Mutter und auf vorgezeichnete Bahnen seines Vaters setzend. Dieser war ein reicher Zuckerfabrikant. Kurz nach dem Ende seines Studiums wurde Brugnon Sekretär des Vaters. Etwas anderes war für ihn nicht vorstellbar. Nach dem plötzlichen Tod des Vaters übernahm Brugnon die Firma und strebte ein einfaches Leben an. Er ging früh zur Arbeit, ruhte zur Mittagszeit ein Stündchen, um sich danach wieder der Arbeit zu widmen. Alles in allem ist er ein furchtbar langweiliger Mensch.

Wie Pierre Brost dieses Leben in seiner Schilderung umsetzt, zeugt von einer subtilen Beobachtungsgabe. Hier beginnt einer, um Anerkennung und Selbständigkeit zu ringen und ist doch recht eigentlich nie richtig erwachsen geworden. Wenngleich im Laufe der Erzählung schon 45 Jahre alt, wirkt er wie ein alter, müder Mann, der sich den Freuden des Lebens kaum hingeben kann. Er ist dem Spott eines Provinzredakteurs ausgesetzt, der ihn in tiefe Selbstzweifel stürzt.

Man sieht einen Menschen, der sich von Pflichtversessenheit beseelt in den streng diktierten eigenen Vorsätzen verheddert, verwegene Pläne zur Erweiterung seiner Firma schmiedet und auf ein unausweichliches Scheitern zusteuert. Zwischen zwei Frauen schwankend kann er sich auch hier nicht zu einer Entscheidung durchringen. Die treue Simone will er nicht, und die flatterhafte Florence bekommt er nicht. So bleibt er ein getriebener und unsteter Mensch, der fahrlässig seinem finanziellen und psychischen Ruin entgegen steuert. Seine Mitarbeiter sind scheu um ihn versammelt; doch auch sie können ihm nicht helfen. Die selbstzerstörende Gewalt ist erschreckend.

Pierre Bost nimmt die Zeichen seiner Zeit auf, denn überall schlingert die Nachkriegszeit in den zwanziger Jahren einer unausweichlichen Katastrophe entgegen. Brugnon wird zum Prototyp des Hasardeurs. Eine traurige Gestalt, die dem Leben nicht gewachsen ist.

Feine Beobachtungen der Menschen wechseln mit Bürostimmungen und Landschaftsbeschreibungen, die in ihrer stimmigen Genauigkeit faszinieren.

Es lohnt sich, Pierre Bost als herausragenden Schriftsteller seiner Zeit wieder zu entdecken.

Pierre Bost
Bankrott
260 Seiten, gebunden
Dörlemann, August 2015
ISBN-10: 3038200182
ISBN-13: 978-3038200185
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