Alain Claude Sulzer: Postskriptum

Alain Claude Sulzer: Postskriptum

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Größe und Niedergang eines angesehenen Künstlers…

Das Waldhaus in Sils-Maria in der Schweiz ist ein Ort der Sehnsüchte, des Wohlbefindens und der Ruhe. Hier gehen seit eh und je die Großen des Showgeschäftes, der Kunst und der Literatur ein und aus.

Zu seinen Gästen gehörten in der Vergangenheit Friedrich Nietzsche, Theodor W. Adorno, Thomas Mann und Friedrich Dürrenmatt, um nur einige wenige zu nennen.

Hier spielt der neue Roman von Alain Claude Sulzer.

Anfang der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts kehrte der Schauspieler Lionel Kupfer aus Berlin in das Hotel ein, nicht ahnend, dass es mit seiner Karriere unter dem Naziregime Hitlers als Jude zu Ende sein könnte.

Fein gesponnen taucht man in die Atmosphäre dieses legendären Ortes ein. Für Kupfer schwärmen mehr Männer als Frauen. So auch der kleine Postbeamte Walter, der sich als Gast in das Hotel einschleicht, um einen Blick auf den geliebten Künstler zu erhaschen. In Berlin hingegen lebt Lionels Liebhaber, der Kunsthändler Eduard, der ihm im neuen Glanz als Nazi mit Hochmut begegnet.

Lionel Kupfer musste schließlich emigrieren und hat in New York kümmerlich überlebt. Nach dem Krieg hat ihm Visconti noch einmal eine Position für eine kleine Nebenrolle angeboten. Doch die Stelle wurde weggeschnitten.

Man folgt den Spuren Walters und Edouards, des trickreichen Kunsthändlers, mit anhaltendem Interesse. Unter der Naziherrschaft ließen sich mit den Juden und ihren Kunstsammlungen treffliche Geschäfte machen. Am Ende aber ereilt jeden/ jede das ihm zugedachte Schicksal. Lionel Kupfer, der Jude, der aus Österreich stammt, bleibt im fernen Amerika, wo er mehr schlecht als recht überlebt.

Im „Postskriptum“ von 1963 hört man dann von späten Erfolgen des Schauspielers, die ihm noch einmal ein Durchstarten ermöglichen.

Alain Claude Sulzer hat einen melancholischen Roman geschrieben, so wie alle seine Romane von einer leichten Melancholie geprägt sind. Man folgt den Geschichten und ihren spannenden Wendungen mit anhaltender Aufmerksamkeit. Das Nazireich mit seinen Bedrohungen und Österreich mit seinem Charme im Begleitstrom der nationalsozialistischen politischen Richtung umrahmen die Erzählung. Alles klingt wie aus dem richtigen Leben, und Sulzer hat die wirren politischen Zeiten mit ihrer Dramatik konsequent eingefangen. Die erkennbaren homoerotischen Szenen wirken stark und bieten Einblicke auch in die moralischen Aspekte einer Zeit, in der Homosexualität strafbar und verboten waren. Jeder konnte zu jeder Zeit auffliegen, und dann drohte Ungemach.

Der Roman ist schlüssig und sehr lebensnah konzipiert. Es lohnt sich, ihn zu lesen.

A.C. Sulzer ist ein blendender Erzähler, dessen Werke vielfach preisgekrönt wurden.

Alain Claude Sulzer
Postskriptum
256 Seiten, gebundn
Galiani-Berlin, August 2015
ISBN-10: 3869711159
ISBN-13: 978-3869711157
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