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Schlagwort: 19. Jahrhundert

Barbara Bickmore: Wer nach den Sternen greift

Barbara Bickmore: Wer nach den Sternen greift

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Die Geschichtebeginnt mit Annie Phelps und Frank Curran im Jahre 1878. Eigentlich wollte Frank alleine in die Berge, um nach Gold zu graben. Doch Annie hatte keine Scheu, Frank vor dieser Reise zu heiraten und darauf zu bestehen, mit ihm gemeinsam in das Camp zu gehen. Da in dem Camp nur Männer leben, macht sie sich nützlich mit Kochen und Wäschewaschen. Die Männer dankten es ihr und belohnten sie reich. Annie verdiente damit im ersten Winter in den Bergen mehr als Frank mit dem Gold. Auf diese Weise kamen beide in kurzer Zeit zu einem ansehnlichen Vermögen. Die Basis für eine der reichsten Familien der USA war gelegt. Beide bekamen Kinder und sie wurden Großeltern.

Schon bald dreht sich die Familensaga um die Enkelin Alex, die selbst über ihre Mutter Sophie hinauswächst. Sie ist schön, sie ist reich, und ihre Mutter verheiratet sie mit einem Mann des britischen Adels. Zwar hatte auch die Mutter reich geheiratet, aber einen Adelstitel hatte sie nicht erreichen können. Das schaffte sie aber für Alex zu arrangieren, denn deren Mann und seine Familie benötigen dringend Geld für den Unterhalt ihres Anwesens und ihren adligen Lebensstil. Doch Alex versucht den Spagat zwischen einer unglücklichen Ehe und einem erfüllten Leben.

Die Schriftstellerin ist für ihre großen Familiengeschichten bekannt. Auch der vorliegende Roman beschreibt eine (fiktive) Familie in der Zeit von 1878 bis 1946. Er beginnt im Wilden Westen Amerikas und endet in einem englischen Schloss in Europa. Das Leben und die Schicksale der Mitglieder dieser Familie sind es, die den Leser in seinen Bann ziehen. Als Stil hat die Autorin einen gewählt, der an den einer Erzählung heranreicht. Aus weiter Ferne, wie von oben herab, wird auf das Geschehen geblickt, um zwischendurch für einzelne Perioden ganz nah in die Handlung einzutauchen. Gut und gerne hätten aus diesem Stoff auch 3 bis 4 Romane werden können, wenn tiefer ins Detail gegangen wäre. So bleibt leider auch etwas Spannung auf der Strecke. Konflikte in der Familie werden kaum sichtbar. Alles löst sich wie selbständig in Wohlgefallen auf. Erst ab der zweiten Hälfte etwa werden die einzelnen Kapitel mit Cliffhangern beendet. Ab da handelt der Großteil der Geschichte hauptsächlich von Alex. Schließlich aber wird es zum Ende hin noch dramatischer während der Zeit des Zweiten Weltkrieges, was zum abschließenden Höhepunkt des Romans führt.

Der Roman ist angenehm zu lesen, unterhaltsam, zieht in den Bann über die Geschichte der Familie, die Höhen und Tiefen durchleben muss, obwohl es nie an Geld mangelt.

Bickmore, Barbara
Wer nach den Sternen greift
Droemer Knaur Verlag, München
ISBN 9783426662335

© Detlef Knut, 2016
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Guy de Maupassant: Ein Leben

Guy de Maupassant: Ein Leben

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Jeanne ist 17, als sie die Klosterschule verlässt und zu ihren Eltern heimkehrt. Sie ist bereit, sich auf das Abenteuer einer Eheschließung einzulassen und hofft auf die Erfüllung all ihrer Träume. Julien de Lamare bittet um ihre Hand. Sie ist von dem gut aussehenden Mann fasziniert. Doch ihre Naivität wird ihr zum Verhängnis, geht es Julien doch vor allem um Ansehen und Reichtum. Er ist ein Geizhals und schränkt Jeanne in allem ein, was ihr Freude macht. An allen Ecken wird gespart. Das beginnt bereits in den Flitterwochen, einer Zeit in der Jeanne versucht, sich an ihre ehelichen Pflichten zu gewöhnen.
Wieder zu Hause auf dem Landgut an der Küste der Normandie angekommen, erkennt sie, dass sie nichts mehr zu tun hat. Jeder Tag wird nun verlaufen wie der andere und sie wird sich dem tatenlos ergeben müssen. So, wie auch ihre Mutter es getan hat. Aber sie findet Trost mit der Geburt ihres Kindes. Einen Jungen, dem sie ihre ganze Liebe gibt, ihn behütet und verwöhnt. Ihrer inneren Verzweiflung und derer Einsamkeit entkommt sie damit jedoch nicht.

Beschrieben wird von Guy de Maupassant ein Frauenschicksal das zu Herzen geht und das damit eine bestimmte soziale Klasse im 19. Jahrhundert widerspiegelt. Als wohlhabende Frau war man in einer Ehe zum Nichtstun verurteilt. Damit kommt Jeanne nicht zurecht. Die Lieblosigkeit ihres Mannes und sein Fremdgehen verletzten sie zutiefst. Ihn ihrer Unselbstständigkeit ist sie gezwungen alles hinzunehmen. Im krassen Gegensatz dazu steht das Leben des Dienstmädchens Rosalie, die viel weniger mit dem Leben hadert. Die Charaktere, also auch Jeannes Eltern, werden im Buch sehr genau beschrieben. Was sie denken, wie sie lenken, aber auch ihre Ignoranz und Gleichmütigkeit werden dargelegt und auch, wie sie sich gesellschaftlichen Zwängen unterordnen. Der Roman ist nicht historisch, er entspricht vielmehr direkt dieser Epoche. So wird ein extremer Kontrast zur heutigen Zeit sichtbar.

Für den interessierten Leser gibt es einiges an Material. Dazu gehören Anmerkungen zum Text, ein Ausschnitt eines früheren Manuskriptentwurfes, eine Chronik und mehr.

Rezension von Heike Rau

Guy de Maupassant
Ein Leben
Übersetzt von Cornelia Hasting
Mit einem Nachwort von Julian Barnes
384 Seiten, Leineneinband im Schuber
mareverlag
ISBN-10: 3866481942
ISBN-13: 978-3866481947
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Ian Beck: Pastworld

Ian Beck: Pastworld

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Eve glaubt, im London des Jahres 1880 zu leben. Ihr Vormund Jack, der fast blind ist, achtet sehr auf sie. Nur selten darf sie hinaus und wenn, dann auch nur in seiner Begleitung. Jack macht dem Mädchen Angst, er behauptet, dass jemand hinter ihr her wäre, ohne näher darauf einzugehen. Eve kann so nicht mehr weiterleben und flieht. Vielleicht könnte sie mit dem Zirkus reisen. Doch kaum ist sie aus dem Haus, folgt ihr ein zerlumpter Mann. Nur mit Hilfe des Harlekins, der einen einmaligen Trick drauf hat, entkommt sie ihm. Von diesem Harlekin erfährt sie, dass man das Jahr 2048 schreibt. Jargo erzählt Eve, dass das um sie herum der Themenpark Pastworld ist. Eine getreue Nachbildung der Vergangenheit. Selbst ein Mörder, genannt das Phantom, treibt hier sein Unwesen und erinnert mit seinen Taten an den berühmt-berüchtigten Ripper.

Wer von draußen hier hereinkommt, macht also eine Zeitreise, die nicht ungefährlich ist. Das bekommt auch Caleb zu spüren, der mit seinem Vater anreist. Dessen wahren Beweggründe bleiben Caleb allerdings verborgen. Der Vater ist jedenfalls in einer Mission unterwegs, trifft sich mit einem blinden Mann. Dieses Treffen endet in einer Messerstecherei mit zerlumpten Männern. Der blinde Mann wird erstochen und Caleb der Tat bezichtigt. Er kann jedoch fliehen, während sein Vater entführt wird.
Auch Caleb bekommt Hilfe. BibleMac, der Taschendieb, nimmt sich seiner an. Er nimmt Caleb mit zu Mr Leighton, für den er arbeitet.
BibleMac ist ein Bewunderer der schönen Eve, die mittlerweile als Seiltänzerin arbeitet und mit ihrem Talent für Aufsehen sorgt.
So lernen Eve und Caleb sich eines Tages kennen. Ihre äußere Ähnlichkeit ist unverkennbar. Und beide sind in großer Gefahr, denn das Phantom sucht schon nach ihnen.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Chefinspektor Charles Catchpole vom Scotland Yard erzählt. Im Vorwort kann man einen Brief von ihm lesen, der sehr vielversprechend klingt und schon mal großes Interesse am Buch weckt. Seinen eigenen Ausführungen ergänzt Catchpole mit Tagebucheinträge von Eve.
So wird die Geschichte also von zwei Seiten betrachtet. Diese beiden Erzählstränge ergänzen sich perfekt.

Pastworld kann man sich gut vorstellen. Man hat sofort ein Bild vor Augen vom London des 19. Jahrhunderts mit den verwinkelten Gassen, den dunkeln Gebäuden, der spärlichen Beleuchtung der Gaslampen und dem unheimlichen Nebel. Genau so, wie es auf dem Cover zu sehen ist.

Nur hat diese Welt im Laufe der Jahre an Realität dazu gewonnen und ein Eigenleben entwickelt. Es ist nicht mehr einfach nur ein Themenpark. Man kann hier tatsächlich in Mord und Totschlag verwickelt werden, wie sich zeigt. Das ist wirklich unheimlich. Man verfolgt mit großer Spannung, was Eve und Caleb erleben, die sich zunächst gar nicht klar darüber sind, welche Rolle sie spielen und dass sie im Grunde nur Marionetten sind.
Dass mehr dahintersteckt, als es zunächst den Anschein hat, erkennt man natürlich mit der Zeit. Auch hier sind skrupellose Geschäftemacher am Werk, die mit dem Leben der Menschen, wobei die Bezeichnung womöglich nicht auf alle zutrifft, spielen. So kämpft wieder das Gute gegen das Böse.

Man hat den Eindruck ein sehr ungewöhnliches Buch zu lesen. Es ist diese unheimliche, düstere und geheimnisvolle Atmosphäre, die der Autor geschaffen hat. Und natürlich haben auch die verschiedenen Charaktere, die sehr authentisch wirken, ihren Anteil daran. Dazu kommt die Fantasie des Autors. Viele interessante Ideen haben Einlass in die Geschichte gefunden. Man wird ausgesprochen gut unterhalten.

Rezension von Heike Rau

Ian Beck
Pastworld
Aus dem Englischen von Barbara Abedi
400 Seiten, broschiert
Loewe Verlag
ISBN-10: 3785571569
ISBN-13: 978-3785571569
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