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Schlagwort: Abenteuer

Alf Stiegler: WetGrave

Alf Stiegler: WetGrave

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WetGrave ist die völlig überarbeitete Neuveröffentlichung eines älteren 80-Seiten-Buches von Alf Stiegler. Ob man die Story wirklich als 224-Seiten-Variante (der Rest im Buch ist Werbung für das weitere Werk des Autors) nochmal rausbringen musste, weiß wohl nur der Autor; immerhin bekam ich sie so in die Hand. Und: Die Idee, der Grundplot gefällt mir.

Aber: Das Buch gefällt mir nicht, nicht richtig jedenfalls. Und das liegt weniger daran, dass ich so gar keinen Nerv für Horror und Grusel habe und das Buch zu zwei Dritteln aus genau sowas besteht – und zwar fast in Reinform. Schon eher daran, dass ich auf einen Lesemodus umstellen musste, bei dem nicht ständig mein Lektoratsradar ansprang. Zum Beispiel ertappte ich mich am Anfang immer öfter bei dem Gedanken, wann es denn nun endlich losgeht; vor allem die Redundanzen machten das erste Viertel recht behäbig. Dazu kamen zwei in Sachen Erzählerstandpunkt unpassende Kapitel, das zweite davon war zudem ausgesprochen überflüssig.

Im ersten Drittel des Buches erfährt man als Leser von den Bases, einem umfangreichen System vom Raumstationen, die um die völlig verschmutzte und ausgelaugte Erde kreisen und die der Oberschicht und dem Mittelstand Heimstatt bieten. Die Menschen, die auf der Erde dahinvegetieren, werden Bürger genannt. Hauptreisemittel ist ein System vom Sprungtoren, die unter Ausnutzung von Dimensionswechseln funktionieren. Das alles – die Bases samt der Tore – wird als Basenet bezeichnet, dieses wiederum wird von einer Mega-Firma namens HypCon kontrolliert. Gegen diese Firma hat der Protagonist namens Pressure offenbar etwas; wie das kam, bleibt weitgehend offen. Wie die Sprungtore funktionieren, erklärt Pressure einem jungen Sicherheitsmann. Die Methode, Infodump in Dialogen zu tarnen, ist weit verbreitet und in dem Fall nur durch einen dabei fallenden Schlüsselsatz zu entschuldigen, der später im Buch noch von Bedeutung sein wird.

Auch eine zweite Information wird über diesen Dialog an den Leser gebracht; weniger glaubwürdig diesmal, was mir die Infodump-Tarnung unangenehmer machte. Der Leser erfährt darin von einer Legende, die – aus nur sehr unzureichend nachvollziehbaren Gründen – als WetGrave in die Folklore der Bases eingegangen ist. Pressures Äußerungen legen nahe, dass er die Legende durchaus nicht als reines Schauermärchen versteht. Mittels eines speziellen Codes der Art, wie sie für die Dimensionsreisen nötig sind, macht er sich daran, das große Geheimnis zu lüften.

Und was dann kommt, ist in allererster Linie ein Schwelgen in Grusel- und Horrormotiven: Stoffgewordene Schwärze, eklige Oberflächen, „ungute Gefühle“, Glibber, im Unsichtbaren bleibende aber spürbar werdende Wesen mit Totenkopf-ähnlichen Schädeln und gespenstigen Körpern, üble Gerüche, gifte Gase, Erbrochenes, Wände rohen Fleisches, Feuchte an allen Ecken und Enden, unsägliche körperliche Verstümmelungen, schreckliche Schreie und qualvolles Quieken … sogar das Motiv des Geisterhauses findet sich und auch der Typ, der einen Blick auf die andere Seite wirft und als seelisches Wrack zurückkommt, fehlt nicht. All das ist recht süffig runtererzählt und dank des oben erwähnten Lesemodus kam ich ohne größere Stolperer gut voran. Nur dass ich, wie ebenfalls schon erwähnt, so gar keinen Nerv für sowas habe und es eher als Ausbremsen des Plottes empfand. Die Frage „Was ist da los?“ wird in dieser gesamten Zeit in der Schwebe gehalten und zwar so sehr, dass sie dabei erstarrt. Es gibt nichts, was man als Annäherung an die Antwort oder als ein Vertiefen der Frage hätte lesen können – alles ist irgendwie nur Kulisse.

Im hinteren Viertel zieht die Handlung dann aber wieder an und zum reinen Ekel- und Horror-Gemenge kommt nun auch echte, plotbedingte Spannung hinzu. Diese steigert sich in dramaturgisch geschickter Weise und mündet in einen gut konstruierten Höhepunkt mit Auflösung und passendem Ausklang. Das versöhnte mich mit dem langen Anlauf.

Fazit: Fans des fantastischen Horrors sind mit dem Buch gut bedient. SF-Fans brauchen die Bereitschaft, sich in die Grusel-Ecke zu begeben, da der SF-Faktor doch über weite Passagen in den Hintergrund rutscht. Für Freunde richtig gut gemachter Erzählungen ist das Buch wohl eher ein Pausenfüller. Trotzdem: Ideen und Plot sind gut und auch lesen lässt sich das Ganze recht süffig – das reicht für dreieinhalb Sterne.

Alf Stiegler
WetGrave
ASIN: B01HOE5XI8
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Cristina De Stefano: Oriana Falacci, ein Frauenleben

Cristina De Stefano: Oriana Falacci, ein Frauenleben

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Die 2006 verstorbene Oriana Falacci war eine berühmte Reporterin italienischer Zeitungen und Feuilletons des vergangenen Jahrhunderts und Autorin zahlreicher Bücher.

Sie war eine streitbare Frau. Ihrer Herkunft nach war sie nicht prädestiniert dafür, eine große Karriere zu machen. Die Mutter, eine einfache Frau, tat alles für ihre sehr intelligente Tochter Oriana, um ihr eine akademische Laufbahn zu ermöglichen. Geboren 1929 schloss sich Oriana wie ihr Vater und ein bewunderter Onkel schon als ganz junges Mädchen dem Widerstand gegen das faschistische Regime des mit Hitler verbündeten Mussolinis an. Früh schon war sie aufmüpfig und kritisch und gelangte über Volontariate als Reporterin zu einschlägigem Zeitungen, für die sie jahrelange als Auslands-und Kriegskorrespondentin arbeitete.

Sie führte ein abenteuerliches Leben.

Längere Zeit wohnte sie in Los Angeles, um sich Schauspielern und deren Umfeld in ihren Reportagen zu nähern. Danach interessierte sie sich brennend für die Raumfahrt und lebte einige Zeit unter Astronauten, um mehr von deren Leben und ihren Motiven für die Raumfahrt zu erfahren. Sie war stets zur Stelle, wenn es um wichtige Reportagen ging.

In England begegnete sie ihrer großen Liebe Alfredo, der sie nicht liebte und ihr den Laufpass gab. Am Scheitern dieser Liebe ist sie fast zugrunde gegangen.

Nun war sie lange alleine und wollte sich nie wieder in eine Liebesabhängigkeit begeben.

Als Kriegsreporterin war sie fortan auf den damals wichtigsten Kriegsschauplätzen der Welt in Korea und Vietnam zu finden. Ihr Mut und ihre Schlagfertigkeit waren legendär. Die zierliche Gestalt und die beschriebene Schönheit standen ganz im Widerspruch zu ihrer draufgängerischen Natur, mit der sie keiner Gefahr auswich.

Insgesamt wird in der Biographie von Cristina De Stefano die Gestalt einer außergewöhnlichen Persönlichkeit herausgearbeitet. Mutig, hoch intelligent, charakterstark, unabhängig und eigenständig zieht uns die Persönlichkeit von Oriana Falacci ganz in ihren Bann. Man folgt ihren Abenteuern, ihren Liebeskümmernissen, ihren ungewöhnlichen Freundschaften, vor allem aber der einmaligen Eigenständigkeit, mit der diese Frau die Welt durch das geschriebene Wort für sich eroberte und ihren Weg ungeschönt und ehrlich ging.

In der Biographie von De Stefano wird immer wieder betont, wie scharfzüngig ihre Interviews waren. Sie konfrontierte ihre Interviewpartner mit gezielten Fangfragen, die diese zu unangenehm ehrlichen Antworten zwangen. Da sie mit den Jahren eine hoch angesehene Journalistin wurde, öffneten sich ihr zwangsläufig Türen zu ebenso hoch angesehenen Persönlichkeiten in Politik und Gesellschaft.

Das Leben von Oriana Falacci mutet selber fast an wie ein Roman. Es würde den Rahmen dieser Besprechung sprengen, wollte man alle die Namen und Orte aufzählen, an denen sie sich aufgehalten hat. In der Toskana besaß sie ein Landgut, in dem ihre Familie wohnte. In Rom, Paris und New York hatte sie eigene Wohnungen. Als sie älter wurde, verlegte sie sich auf das Schreiben von Büchern. Dabei zeigte sich, dass sie eine besessene Arbeiterin war, die wochenlang in ihrem Zimmer verbleiben konnte, um zu schreiben.

Zuletzt rundet sich das Bild von ihr zu einer starken, nicht immer einfach zu ertragenden aber äußerst charismatischen Persönlichkeit.

Man ist fasziniert von dieser Ausnahmeerscheinung und liest das Buch mit Spannung und hohem Interesse. Es sind die Orte, Länder und Kontinente, die uns die Welt öffnen und uns am politischen Klima der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts noch einmal teilnehmen lassen.

Cristina De Stefano
Oriana Falacci
Ein Frauenleben
352 Seiten, broschiert
btb Verlag, September 2016
ISBN-10: 3442714168
ISBN-13: 978-3442714162
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Richard Laymon: Die Spur

Richard Laymon: Die Spur

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Laymon wird als Meister des Psychothrillers gehandelt. Seine Romane werden gerne mit denen von Stephen King auf eine Ebene gestellt. Kribbelnde Spannung zieht sich durch die streckenweise actionreiche Handlung.

In „Die Spur“ erfährt der Leser in zwei unterschiedlichen parallelen Handlungssträngen zwei Geschichten. Während Rick und seine neue Partnerin Bert in die Berge fahren, um zu campen und zu wandern, geht die junge Gillian ihrem außergewöhnlichen Hobby nach: Sie sucht nach Häusern, deren Bewohner offensichtlich verreist sind. Diese Häuser nimmt sie einige Tage in Beschlag, lebt in ihnen, schnüffelt in den fremden Sache, bevor sie dann zum nächsten Haus weiterzieht.
Bert und Rick begegnen bei ihrer Bergtour verschiedenen Leuten, die ebenfalls wandern. Doch Rick scheint in der Vergangenheit besondere Erfahrungen gemacht zu haben, denn er ist der Angsthase von beiden. Während die energiegeladene Bert mit großen Schritten voranschreitet, versucht Rick sie stets zur Umkehr zu drängen und glaubt, von jedem anderen Wanderer bedroht zu sein. Gillian befreundet sich zur gleichen Zeit mit einem Nachbarn an, was sie eigentlich sonst nie macht. Doch als sie die Videosammlung ihres Hausbesitzers in Augenschein nimmt, muss sie Ungeheuerliches feststellen. Sie wohnt momentan in dem Haus eines Serienmörders.

Wie eingangs bereits erwähnt, geht es bei Laymon sehr subtil zu. Die Spannung scheint sanft über alle Seiten zu flirren. Beim Lesen spürt man ein sonores Summen im Hinterkopf. Man spürt die Gefahr genau so wie die Protagonisten, weiß aber nicht, wann und aus welcher Richtung sie kommen wird. Das ist ein ganz besonderer Stil, der Spaß beim Lesen beschert. Er erinnert an Gruselbücher aus der Kindheit, bei denen man am liebsten unter die Bettdecke gekrochen wäre, um nicht vom schwarzen Mann geholt zu werden.

Diese subtile Spannung bedeutet aber nicht, dass keine rasche Handlung erfolgt. Im Gegenteil. Laymon versteht es, mit einigen Kämpfen, Schlägereien und Messerstechereien das Lesen gefährlich zu machen. Die Figuren müssen viel Action erleben, durch die Wälder fliehen, sich in Baumwipfeln retten, bevor sie der Lösung Ihres Problems näherkommen. Langweilig wird es nicht. Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Ich empfehle ihn gerne den Lesern, die actionreiche Psychothriller in amerikanischer Umgebung mögen. Vielleicht mögen auch Sie mit Richard Laymon einen neuen und interessanten Lesestoff eindecken?

Laymon, Richard
Die Spur
Heyne Verlag, München
Aus dem Amerikanischen von Sven-Eric Wehmeyer
ISBN 9783453676466

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Clive Cussler und Dirk Cussler: Die Kuba-Verschwörung

Clive Cussler und Dirk Cussler: Die Kuba-Verschwörung

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Wo Cussler drauf steht muss auch Cussler drin sein. Das trifft besonders dann zu, wenn der Co-Autor des Bestsellerautors Clive Cussler bei diesem Roman sein Sohn Dirk Cussler ist. Cussler steht für Abenteuer und die mit seinem Sohn geschreiebene Dirk-Pitt-Reihe bietet hochkarätiges Abenteuer.

Im vorliegenden Roman geht es zunächst zurück ins 19. Jahrhundert, in die Zeit des spanisch-amerikanischen Krieges. Mit dem US-Kriegsschiff „Maine“ sind wertvolle Artefakte aus der Aztekenzeit untergegangen. Es wird sogar vermutet, dass an Bord ein Schatz oder zumindest Hinweise auf dessen Versteck waren. Im Sommer 2016, Fidel Castro ist bei einem ominösen Unfall ums Leben gekommen, entdecken amerikanische Forscher der NUMA-Meeresumweltorganisation eine drohende Umweltkatastophe in der Karibik. Es handelt sich um ein erhöhtes Quecksilberaufkommen. In vielen Taucheinsätzen wird der Meeresboden untersucht und analysiert. Doch damit treten die US-Forscher anderen Leuten auf diue Füße. Kubanische Politiker versuchen, das Land nach ihrem Willen, an dem amtierenden Präsidenten Roul Castro vorbei, in die Zukunft zu lenken.
Die Forscher Dirk Pitt senior, Dirk Pitt junior und dessen Schwester Summer Pitt müssen mehrere schwierige Situationen meistern. Vom Festsitzen in einem Tauchboot, über den Absturz eines Hubschraubers, dem Festklemmen in einer Höhle bis zum bewaffneten Kampf gegen Södnertruppen, hält die Handlung so einiges für die Protagonisten bereit.

Das Genre des Abenteuerromans ist in Deutschland selten vertreten, deshalb macht es umso mehr Spaß, ein solches Buch zu lesen. Fernab von Detektiv-, Polizei- und Liebesgeschichten, obwohl natürlich von jedem etwas in diesem Roman vorkommt. Eine moderne Indiana-Jones-Geschichte mit neuester Technik und bezugnehmend auf politisch aktuelle Ereignisse. So ist die politische Annäherung der USA an Kuba, wie sie in diesem Roman thematisiert wird, keine reine Fiktion.

Nachteilig empfand ich persönlich die Konstellation von Senior und Junior mit denselben Namen. An manchen Stellen führte des zu Verwirrung. Denn das „Senior“ und „Junior“ wird kaum genannt. Dennoch ein höchstspannender und unterhaltender Roman für volle Punktzahl.

Cussler, Clive
Cussler, Dirk
Die Kuba-Verschwörung
Aus dem Amerikanischen von Michael Kubiak
blanvalet, München
ISBN 9783764505530
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Ulrike Renk: Die Australierin

Ulrike Renk: Die Australierin

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Der Roman ist der Auftakt einer Reihe von Romanen, die sich um die Auswanderung der Emily Bregartner und ihrer Familie drehen. Es geht ins Hamburg des 19. Jahrhunderts. Hamburg erlebt gerade den größten Brand seines Bestehens. Die Häuser vieler Stadtteile sind bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Die Familie Martin Bregartners, Emilias Vater, wohnt außerhalb in Othmarschen. Das Haus seines Bruders in der Stadt ist vom Feuer getilgt worden, weshalb Hinrich mit seiner Frau bei den Verwandten in Othmarschen aufgenommen wird. Was eigentlich für kurze Zeit gedacht war, entwickelt sich wegen der Schwierigkeiten beim Aufbau der Stadt zu einem Dauerzustand. Hinrichs Frau übernimmt das Haus in Othmarschen in ihrer Selbstgefälligkeit. Darunter leidet nicht nur Emilia, sondern auch alle Bediensteten.

Ulrike Renk hat das Bild einer bürgerlichen Familie in der Mitte des 19. Jahrhunderts gezeichnet. So entgeht ihm nicht eine gewisse Ähnlichkeit mit Thomas Manns „Die Buddenbrooks“, was nicht zuletzt auch an der norddeutschen Regionalität liegen mag. Die Figuren sind umfangreich charakterisiert. Nicht nur Emilia als Protagonistin und tragende Figur, auch alle ihre Verwandten und Freunde werden umfassend dargestellt, so dass sich der Leser eine entsprechende Meinung zu ihnen bilden kann. Schnell ist die Unterscheidung zwischen „gut“ und „böse“ möglich, um letztendlich doch noch überrascht zu werden. Einzelne Figuren werden sehr sympathisch gezeichnet, wozu die Autorin auch die Macht der Dialoge nutzt. Da mit den Bediensteten nicht nur die Oberschicht dargestellt wird, werden auch Dialekte wie das Hamburger Platt eingesetzt.
Fesselnd ist die Schiffsreise um das Kap Horn beschrieben. Mit sehr viel Akribie hat Renk auf den Einsatz der seemännischen Sprache wertgelegt. Diesen Passagen sind weitgehend stimmig und erinnern an dem im Buch oft genannten Roman „Moby Dick“ oder andere Seefahrergeschichten.

Seite für Seite gibt es für den Leser immer wieder Neues zu entdecken. So erschließt sich ihm schließlich ein Gesamtbild der damaligen Zeit, wie sie tatsächlich hätte sein können. Zwar wird heute nicht mehr in einem solchen Umfang von Hamburger „Pfeffersäcken“ gesprochen, aber so, wie im Roman geschildert, kann der Leser sie sich gut vorstellen.

Hass und Freude liegen für den Leser nah beieinander. Rührend so manche Episode. Für Liebhaber einer Familiensaga, die er nicht verpassen sollte. Allein deshalb ist der Roman schon empfehlenswert.

Renk, Ulrike
Die Australierin
Aufbau Verlag, Berlin
ISBN 9783746630021

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Iny Lorentz: Die steinerne Schlange

Iny Lorentz: Die steinerne Schlange

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Rom und seine damaligen Kaiser, besonders Caracalla, sind auch im dritten Jahrhundert noch bemüht, das Reich zu vergrößern, die Macht zu mehren. So führen sie auch zweihundert Jahre nach der berühmten Varusschlacht im Teutoburger Wald einen erbitterten Kampf gegen die germanischen Stämme, die wegen ihres zersplitterten Daseins keine einheitliche Verteidigung gegen die Römer aufzubauen in der Lage sind. Der hier besprochene Roman erzählt aus dieser Zeit von Gerhild, der Fürstentochter eines germanischen Stammes. Sie hat noch zwei Brüder, von denen sich der ältere als Söldner bei den Römern verdingt und deshalb auf die Nachfolge als Stammesoberhaupt verzichtet hat, währenddessen der jüngere von beiden nach dem Tode des Vaters der Stammesfürst wird. Doch sein Selbstbewusstsein lässt zu wünschen übrig. Mit Würde füllt er sein Amt nicht gerade aus. Als der römische Statthalter Quintus die Schwester der beiden als seine Geliebte einfordert, sind diese ohne viele Bedenken, Gerhild für ihre Karriere und dem Wohl des Stammes an der Seite der römischen Nachbarn zu opfern, gern bereit. Doch die Schwester ist aus anderem Holz geschnitzt. Sie weigert sich, in die Sklaverei zu gehen, um dadurch das Wohlwollen der Römer für den Stamm zu erkaufen. Gerhild besteht auf einen Zweikampf mit Quintus, um sich nur bei dessen Sieg in ihr Schicksal fügen zu müssen. Doch es kommt anders, als Römer und Germanen erwartet hatten: Das Mädchen besiegt Quintus, beschämt ihn damit und besteht auf ihre Freiheit.

Sechshundertdreißig Seiten voller Spannung und Abenteuer. Iny Lorentz führen uns in ein wald- und moorreiches Germanien des 3. Jh. Mit einem Augenzwinkern berichten sie in dieser fiktiven Geschichte, wie die süddeutschen Stämme zu ihrem Namen als „Alemanen“ (Alle Mannen) kamen. Da ich kein Historiker bin, mag und kann ich nicht über historische Fakten in diesem Roman urteilen. Die sind übrigens in einem Nachwort ausgiebig erläutert worden. Mich faszinierte die abenteuerliche Geschichte. Damit beweisen die Erfolgsautoren ein weiteres Mal, mit welcher Professionalität und Perfektion sie eine Geschichte um die historischen Ereignisse herum aufbauen können. Figuren, die das Gefühl der Leser ansprechen, ob sie nun geliebt oder gehasst werden, ziehen den Leser mit. Der Spannungsbogen, mit dem Quintus auf Rache aus ist und mit der Gerhild um die Freiheit und die Selbstbestimmung ihres Stammes kämpft, hält von der ersten bis zur letzten Seite

Es macht Spaß, der blonden Germanin auf ihrem Weg zur Vereinigung der Germanenstämme zu folgen. Dafür gibt es eine glatte Empfehlung.

Lorentz, Iny
Die steinerne Schlange
Knaur Verlag
ISBN 9783426653517

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015
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Ute Krause: Die Muskeltiere auf großer Fahrt

Ute Krause: Die Muskeltiere auf großer Fahrt

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„Die Muskeltiere: Einer für alle – alle für einen“ war das erste Buch mit Hamster Bertram von Backenbart, den Mäusen Picandou, Pomme de Terre und der Ratte Gruyère. Mit „Die Muskeltiere auf großer Fahrt“ folgt nun eine weitere, in sich abgeschlossenen, Geschichte.

Der Ausgangspunkt ist Frau Fröhlichs Feinkostladen, hier hausen die vier munteren Gesellen und freuen sich wie immer über die leckeren Abfälle, die sich leicht stibitzen lassen. Allerding soll der Laden bald für einige Zeit geschlossen werden, denn Frau Fröhlich und Margarethe haben eine Schiffsreise nach Ägypten geplant. Der Nachschub an Leckereien ist also nicht gesichert. Doch die Muskeltiere finden eine Lösung. Als blinde Passagiere verstecken sie sich in einem Koffer und gehen mit an Bord.

Dass hier ein Abenteuer auf Mäuse, Ratte und Hamster wartet, ist klar. Mit an Bord ist ein Junge in einem Matrosenanzug. Der sieht, was andere nicht sehen und schon bald gerät Gruyère in arge Bedrängnis. Zum Glück glaubt dem Jungen niemand an Bord, dass er eine Ratte gefangen hat und so kann Gruyère befreit werden. Claus staunt nicht schlecht, als er sieht, dass die Ratte nicht mehr da ist. Es dauert nicht lange bis er die Muskeltiere, die sich nicht besonders gut verstecken konnten, entdeckt.

Was Claus jetzt noch nicht weiß, ist, dass er bald auf die Hilfe der kleinen Tiere angewiesen ist. Ein Betrüger ist an Bord, der sich einen wirklich bösen Plan ausgedacht hat, bei dem Clausens Tante um ihr Geld betrogen werden soll. Das können die Muskeltiere natürlich nicht geschehen lassen.

Auch dieses Buch ist wieder voller tierischer Abenteuer. Mäuse, Ratte und Hamster geben die Muskeltiere und kämpfen gegen das Böse. Das wird auf eine sehr humorvolle Art und Weise beschrieben. Dabei legt die Autorin auch viel Wert darauf, die Eigenschaften und Eigenarten der Tiere unterzubringen. Diese Situationskomik wird auch sehr schön in ihren Zeichnungen dargestellt. Ich bin davon sehr begeistert. Dieser Ausdruck, diese Details, wirklich sagenhaft!

Das Buch liest sich gut vor, ist aber natürlich auch für größere Kinder geeignet, die schon selbst lesen können.

Rezension von Heike Rau

Ute Krause
Die Muskeltiere auf großer Fahrt
200 Seiten, gebunden
cbj, München
ISBN-10: 3570171728
ISBN-13: 978-3570171721
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Anthony Browne: Abenteuer mit Willi

Anthony Browne: Abenteuer mit Willi

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Willi taucht gern in andere Welten ein. Er stellt sich vor, durch eine Türe zu gehen und dann ist er nicht mehr daheim, sondern ganz woanders. Er strandet auf einer einsamen Insel, steht plötzlich auf einem Piratenschiff, betritt einen märchenhaften Wald oder begegnet einem riesigen Meeresungeheuer, das droht, ihn zu verschlingen.

Immer erzählt Willi auf spannende Art und Weise von seinen Abenteuern, dann stellt er den lesenden Kindern eine Frage oder bittet sie weiterzuerzählen. Zu jeder Episode gibt es eine ganzseitige Zeichnung.

Meist kann man durch den Titel eines Buches und das Cover auf den Inhalt schließen. Das klappt bei diesem Buch nicht. Zwar verheißt beides Abenteuer, doch inhaltlich ist das Buch ganz anders als gedacht.

Wille liebt es, zu lesen. Er geht also nur symbolisch durch eine Tür. Es ist vielmehr so, dass er ein Buch aufschlägt und durch die erzählten Geschichten, das sind alles Klassiker, Abenteuer erlebt.

Der Autor bezieht sich also auf bekannte und gern gelesene Kinderliteratur. Dazu gehören zum Beispiel „Robinson Crusoe“, „Die Schatzinsel“ und „Robin Hood“. Das Buch ist für Kinder ab 5 Jahren konzipiert. Für diese Altersgruppe kommt aber höchstens das Märchen „Rapunzel“ oder die Geschichte von „Pinocchio“ infrage.

Deswegen denke ich, dass ältere Kinder, die schon selbst gut lesen können, besser mit dem Buch klarkommen. Sie kennen einige der Bücher schon, können die Fragen beantworten oder weitererzählen und werden auf neuen Lesestoff aufmerksam gemacht.

In insgesamt 10 verschiedene Abenteuer taucht Willi ein. In den kleinen Episoden wird nicht verraten, um welches Buch es geht. Kinder müssen also selbst erkennen oder erraten, um welche Titel es sich handelt. Die Auflösung gibt es dann aber am Ende, falls ein Titel nicht geläufig ist und unbedingt noch gelesen werden sollte.

Rezension von Heike Rau

Anthony Browne
Abenteuer mit Willi
Deutscher Text von Peter Baumann
32 Seiten, gebunden
Lappan Verlag
ISBN-10: 3830312350
ISBN-13: 978-3830312352
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Florian Wagner: 100 % Abenteuer: Pferde

Florian Wagner: 100 % Abenteuer: Pferde

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Florian Wagner liebt das Abenteuer. Das beweisen sein Beruf und seine Hobbys. Beides lässt sich verbinden und so sind es die Pferde, die der Fotograf mit seiner Kamera ins Visier nimmt. Seine Abenteuer werden zu Geschichten, die erzählt werden. Sachwissen wird ganz nebenher vermittelt.

Der Autor begibt sich mit seiner Kamera auf eine ungewöhnliche Reise um die Welt. Kein Ort scheint ihm zu weit. Er genießt die „Freiheit zu Pferde“ mit anderen Reitern bei einem Wanderritt durch Andalusien und beschreibt genau, wie so etwas abläuft. „Löwen, Gnus und Elefanten“ begegnet er bei einer Safari zu Pferde durch die Savanne Kenias. Es ist eine Reise voller unglaublicher Gefahren. „Die Reiter vom Todeshügel“ trifft Florian Wagner in einem Indianerreservat im US-Bundesstaat Washington. Hier findet das spektakuläre „Omak Suicide Race“ statt. In der Wüste Abu Dhabis, besucht er das königliche Gestüt Al-Asayl und befindet sich damit „Im Paradies für Pferde“.

Florian Wagner hat seine Abenteuer mit der Kamera dokumentiert. Die Fotos, von denen jedes einzelne eine ausführliche Bildunterschrift hat, sind außergewöhnlich. Es sind bewegende Bilder, die besondere Situationen einfangen oder spektakuläre Momente erfassen. Es ist die Perspektive, der andere Blickwinkel und die leidenschaftliche Art zu fotografieren, die begeistern. Mensch und Tier bilden nicht selten eine Einheit.

Die Texte sind dem entsprechend spannend. Dennoch hätte ich mir gewünscht, dass Florian Wagner aus der Ich-Perspektive schreibt. Diese persönliche Schreibweise wäre sicher noch authentischer gewesen.
Das ergänzende Sachwissen wird in Kästchen oder am Bildrand präsentiert. Wissenswertes und Fakten werden hier dargestellt. Diese sind für die Zielgruppe, das sind Kinder im Alter von 10-14 Jahren, ausgelegt.
Aber auch allen anderen pferdebegeisterten Menschen wird das Buch gefallen.

Rezension von Heike Rau

Florian Wagner
100 % Abenteuer: Pferde
60 Seiten, gebunden
Ravensburger Buchverlag
ISBN-10: 3473554235
ISBN-13: 978-3473554232
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Beate Sauer: Der Stern der Theophanu

Beate Sauer: Der Stern der Theophanu

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In diesem historischen Roman wird die Geschichte der byzantinischen Prinzessin Theophanu erzählt. Diese junge Prinzessin wird im Jahre 972 aus machtpolitischen Erwägungen heraus mit dem Anwärter auf den deutschen Thron, dem jungen Otto II. verheiratet. Zu dieser Zeit ist die Macht des Kaisers, der im Geiste der römischen Cäsaren sowohl die weltliche als auch die kirchliche Macht beherrschen möchte, nicht unangefochten. Ebenso strebt der byzantinische Herrscher nach der großen Macht. Die Heirat zwischen dem jungen Mädchen Theophanu und dem Kaisersohn Otto dient also der Befriedigung der beiden großen Mächte. Die Eingewöhnung in der neuen Heimat fällt dem jungen Mädchen aus der südländischen Metropole der damaligen Welt jedoch schwer, denn nicht nur in den deutschen Gefilden, sondern auch am Kaiserhof selbst ist das Klima rau, sehr rau. Erst nachdem sich Theophanu unerwartet und dennoch leidenschaftlich in ihren sympathischen Gatten verliebt, wird ihr das Fremde in dieser Welt vertraut. Es gelingt ihr jetzt nicht nur, den Männern, die sich ihr in den Weg stellen, sondern auch ihrer Schwiegermutter Adelheid die Stirn zu bieten. Darüber hinaus kämpft sie beherzt an der Seite Ottos um die deutsche Kaiserkrone.

Um das große Reich zu befrieden, reisen der Kaiser und seine Gattin mit dem gesamten Hofstaat durch die Ländereien. Es gab zu damaliger Zeit keinen festen Stammsitz an einem einzigen Ort, der Kaiserhof hatte mehrere Stammsitze die so genannten Pfalzen, von denen aus regiert und Gericht gehalten wurde. Theophanu begleitet ihren Mann und bestärkt ihn in seinen Entscheidungen. Sie gebiert ihm Kinder und auch den möglichen Stammhalter, der ebenfalls den Namen Otto erhält. Der Widersacher hat Otto viele sowohl am Hofe als auch im Umfeld unter den zahlreichen Fürsten. Nicht nur Theophanu sondern auch ihr Gatte wird von vielen Fürsten angefeindet, besonders von Heinrich von Bayern, der als sein Kosein ebenfalls Anspruch auf die Kaiserkrone erhebt.

Die Autorin Beate Sauer hat akribisch recherchiert und viele Fakten in diesem fiktiven Roman eingearbeitet, um die Geschichte lebendig werden zu lassen. In einem langen Nachwort erläutert sie, an welchen Stellen sie die Wahrheit etwas gebeugt hat oder wo sie der Wahrheit etwas hinzugefügt hat, um dem dramaturgischen Handlungsstrang noch mehr Plausibilität und Spannung zu verleihen. Sie gibt mit diesem Roman ein ziemlich exaktes Gesellschaftsbild der damaligen Zeit wider. Viele Begebenheiten sind in Dokumentationen und Sachbüchern nachzulesen. So wird auch der Königsraub von Kaiserswerth, in welchem Otto III. als Kind durch Heinrich von Bayern entführt wurde, aus einer ganz spezifischer Sicht geschildert.

Wer in die deutsche Geschichte eintauchen möchte und die Welt von Theophanu und Otto II. erleben möchte, der ist mit diesem Roman bestens beraten. Er ist unterhaltsam spannend und gut fundiert. Diesen Roman empfehle ich sehr gerne.

Sauer, Beate
Der Stern der Theophanu
Goldman Verlag, München
ISBN 9783442468164
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