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Schlagwort: Abenteuer

Massum Fayar: Buskaschi oder der Teppich meiner Mutter

Massum Fayar: Buskaschi oder der Teppich meiner Mutter

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In diesen Roman auf der Suche nach der Vergangenheit muss man sich erst langsam einfinden.

Es handelt sich um eine opulente Familiengeschichte mit zahlreichen Verzweigungen und Nebengeschichten.

Der Icherzähler Schaer reist im Jahr 2008 nach Herat in Afghanistan, um seine alte, kranke Mutter zu besuchen. Aus Anlass dieses Besuches fängt er an, sich auf die Spuren der elterlichen Geschichte zu begeben. Ihm fallen zahlreiche Erlebnisse und Namen ein, die zu den bedeutsamsten Stationen des Lebens seines Vaters gehörten. Die Erzählungen über die Gebräuche, die Farben, das Essen und die wunderbare Landschaft mit ihren klimatischen Besonderheiten lassen den Sohn in Wehmut an die Vergangenheit denken. Da gab es den Förderer seines Vaters, Talib Asis, der ihm die Wege zu einem Leben jenseits des bäuerlichen Daseins seiner Vorväter ebnete. Und es gab den Teppich seiner Mutter, einen Buskaschi, der den traditionellen Reiterwettkampf um eine Ziege symbolisiert. Er liefert den Leitfaden, um den sich die Geschichte rankt. Die Liebesgeschichte der Eltern von Schaer bildet den Kern einer Erzählung, die reich an Traditionen tief verwurzelt im heimatlichen Afghanistan angesiedelt war. Verwandtschaftsverhältnisse sind kompliziert und Freund und Feind krass in ihren Gegensätzen.

Lebensweisheiten und die Verse des Korans begleiteten den Vater von klein auf. Er wurde dank seiner Begabungen zu einem erfolgreichen Geschäftsmann.

Der Autor Massum Fayar hat Afghanistan 1982 verlassen. Er gehört damit zu den zahlreichen Menschen, die nach der sowjetischen Besatzung und damit im Zuge der gesellschaftlichen und politischen Veränderungen aus dem Land ihrer Väter geflohen sind, um anderswo Heimat und Arbeit zu suchen.

Er besitzt eine reiche, farbige Sprache und ausufernde Fabulierkunst, mit der er uns zurückführt in die Wirren seines Landes. Man sah sich hier im Zuge der Auflösung des Osmanischen Reichs mit einer Vielzahl von Stammesfehden und immer neuen politischen Herausforderungen konfrontiert. Verwirrend ist die Geschichte des Landes und bedeutsam sind die Erinnerungen an die bunten, malerischen Basare, Feste und die Künste, die dem Land seine besondere Kultur verliehen. Ich verweise hier auf den Romanvon Mariam Kühsel-Hussaini „Gott im Reiskorn“, in dem die Kalligraphie eine zentrale Rolle spielt, und in dem der Niedergang dieser einstigen orientalischen Hochkultur ihren Ausdruck fand.

Massum Faya führt uns in eine Welt zwischen Tausend und ein Nacht und realen politischen Gegebenheiten, die mit der Abschaffung des Königreichs in Afghanistan 1973 zum Höhepunkt ihrer politischen Veränderungen gelangte.

Wer Freude an der Farbenpracht des Orients hat und an den archaisch anmutenden Brauchtümern Gefallen findet, dem wird in diesem Roman alles geboten, sich in fremde Welten zu vertiefen.

Massum Fayar
Buskaschi oder der Teppich meiner Mutter
656 Seiten, gebunden
Kiepenheuer&Witsch, Mai 2015
ISBN-10: 3462046748
ISBN-13: 978-3462046748
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John Williams: Butcheer’s Crossing

John Williams: Butcheer’s Crossing

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Nach dem großen Erfolg des Romans „Stoner“ von John Williams erschien jetzt bei DTV ein weiterer Roman vom gleichen Autor:„Butcher’s Crossing“.

Im Gegensatz zu „Stoner“, dem aus armen Farmerverhältnissen hoch gekommene Literaturprofessor, kommt der Held dieses Romans von der Universität Harvard in das abgeschiedene Örtchen Butcher’s Crossing. Die Geschichte spielt um 1870. William Andrews entflieht der aufkommenden Zivilisation, um auf einer Jagdreise die wilde Natur und das Abenteuer zu suchen.

Andrews schließt sich drei Draufgängern an, und man macht sich auf dem Rücken von Pferden und in Begleitung eines Ochsenkarrens auf die beschwerliche Reise in die Berge von Colorado. Die Männer wollen dort Büffel jagen und mit dem Verkauf von Fellen zu Geld kommen. Diese Reise mit ihren Entbehrungen macht den Hauptteil der Erzählung aus.

Da geht es um Hitze, Durst und die Qualen des tagelangen Reitens zusammen mit der Suche nach dem richtigen Weg. Die Männer sind wortkarg und verbissen in den Erfolg ihrer Sache. Das Glück bei der ersten Wasserquelle und der Erfolg bei der Jagd bringen die Emotionen in Wallung. Die vier Männer sind den Naturgewalten in aller Vielfalt ausgesetzt. Lange Ritte durch ödes und trockenes Land fordern den äußersten Durchhaltewillen von allen Beteiligten.

Die wenigen Ochsen, die den Karren mit Munition und Vorräten ziehen, und die Pferde der Reiter sind ähnlichen Qualen ausgesetzt wie die vier Männer. Hervorragend ist die Szene, in der Miller mit einem Lappen aus den Wasserresten der Mannschaft eine Befeuchtung der Mäuler an den Ochsen und Pferden vollzieht, die den weiteren Weg sonst kaum noch bewältigen würden. In den Bergen zwingen früh einsetzende Schneefälle zur Überwinterung in der einsamen Gegend.

Der Roman beschwört nicht etwa eine Illusion über die glorreichen Entdeckerzeiten früherer Wildwesterforschungen. Eher zeigt er die Härte, die diese Zeiten für alle, die dabei waren, bedeuteten. Nahrung, Kleidung, Unterbringung und der Mangel an nahezu allem, was der Mensch für sein Leben benötigt, markiert den Beginn der Besiedelung im nicht erschlossenen Westen in der Aufbruchzeit der Eroberer.

Dass William Andrews sich dem Härtetest dieser Reise aussetzte, ist eher dem persönliche Wunsch nach Veränderung und Identitätssuche geschuldet.

Sprachlich unübertroffen fängt John Williams die Öde des noch ganz primitiven Ortes Butcher’s Crossing ein. Staub, einfachste Wohnverhältnisse und die Leere eines nicht erschlossenen Raumes spürt man, als wäre man dabei gewesen. Die Stimmungsbilder in den verschiedenen Phasen des Rittes gen Westen bestimmen das allgemeine Geschehen.

Ein überragender und sprachlich einnehmender Roman liegt mit dieser Veröffentlichung in der hervorragenden Übersetzung von Bernhard Robben vor.

John Williams

Butcher’s Crossing
368 Seiten, gebunden
Deutscher Taschenbuch Verlag, März 2015
ISBN-10: 3423280492
ISBN-13: 978-3423280495
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Andreas Schütze: Graf Koriander macht blau

Andreas Schütze: Graf Koriander macht blau

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Für Justus und Jette gehen die Ferien zu Ende. Am Sonntag vor Schulbeginn weckt Graf Koriander die beiden schon in aller Frühe und serviert ein Frühstück, das auch Hund Wenzel sehr erfreut. Er schleckt das Glas mit der Schokocreme aus, was ihm nicht besonders gut bekommt. Dann gerät auch noch der Nutellatoastturm ins Wanken und das Chaos in der Küche ist perfekt. Und Wenzel schleckt weiter Schokocreme.

Graf Koriander kennt allerdings an diesem Wochenende nur ein Thema. Zu gerne würde er mit in die Schule kommen. Justus und Jette lehnen das aber aus Gründen, die sich jeder denken kann, ab. Da bleibt Graf Koriander wohl nichts anderes übrig, als an seinem Unsichtbarkeitssüppchen weiter zu kochen. Die Kinder bringen schnell die Küche in Ordnung bevor sie dem kleinen Gnomold folgen. Auch Hund Wenzel, dem es nach der Schokoladenüberdosis nicht besonders gut geht, kommt mit. Er nimmt die Spur von Graf Koriander auf und die Kinder folgen ihm.

Für Graf Koriander wird der Tag ein voller Erfolg. Er schafft es mit einem Trick, die Kinder dazu zu bringen, ihm einen Schulbesuch zu erlauben. Und auch das fertige Unsichtsbarkeitssüppchen hat eine Wirkung, wenn auch nicht, die erwartete.

Die Autorin hat eine spannende Fortsetzung geschrieben. Die Geschichte um Justus und Jette und den kleinen Gnomold wird sehr spannend fortgeführt. Den Anfang habe ich allerdings mit Stirnrunzeln gelesen. Hunde sollten keine Schokolade essen. Das muss Kindern unbedingt gesagt werden.

Die Frage, ob es Graf Koriander gelingt, das Unsichtbarkeitssüppchen zu kochen, stand ja im Raum und diesmal macht der kleine Gnomold ordentliche Fortschritte. Dieser Zauber macht ihm so viel Spaß, dass er damit ordentlich übertreibt. Eine lustige Szene folgt auf die nächste. Das ist sehr spannend zu lesen. Dass der mit allerlei Schabernack verbrachte Tag in der Schule Folgen haben wird, damit rechnet niemand. Aber das ist dann auch schon Thema des nächsten Bandes.

Rezension von Heike Rau

Andreas Schütze
Graf Koriander macht blau
Ueberreuter Verlag
208 Seiten, gebunden
ISBN-10: 376415053X
ISBN-13: 978-3764150532
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Anna Kuschnarowa: Das Herz von Libertalia

Anna Kuschnarowa: Das Herz von Libertalia

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Anne Bonny musste im Kerker enden. Es konnte gar nicht anders kommen. Zu viel hat sie sich herausgenommen. Immer wieder hat sie sich als Mann verkleidet, um zu tun, was sie als Frau nicht konnte. Unehelich wurde sie in Kinsale in Irland als Tochter des reichen Juristen William Cormac und einem Dienstmädchen geboren. Es gab einen Skandal, als seine Ehefrau herausfand, dass sie betrogen worden war. Das Kind wurde verheimlicht, kam nach ein paar Jahren als Junge verkleidet und ausgegeben als entfernter Verwandter zu Cormac.

Annes Eltern fanden jedoch später wieder zusammen und wanderten nach South Carolina aus, um ein neues Leben zu beginnen. Auch wenn es Anne in der neuen Heimat verboten war, sich als Junge zu verkleiden, tat sie es doch immer wieder. Weil sie sich den Heiratsplänen ihres Vaters nicht beugen wollte, heirate sie James Bonny und heuerte auf einem Piratenschiff an. Den Traum von Libertalia hatte ihr der geliebte Uncle Grandpa Jack eingepflanzt. Und Anne wollte Libertalia finden. Sie gab sich äußerst geschickt. Sie kämpfte wie ein Mann und lernte ein Schiff zu führen. Doch ihre wahre Identität konnte und wollte sie irgendwann nicht mehr verstecken.

Die Autorin hat die Geschichte noch einmal neu aufgerollt und mit viel Fantasie gefüllt. Es mag sein, dass Anne Bonny eine emanzipierte Frau war und in ihrem Freiheitsdenken ihrer Zeit weit voraus. Sympathisch erscheint sie im Buch dennoch nicht. Zu viel Gewaltsames hat sie im Blut.
Das Buch liest sich gut, es ist abenteuerlich und aufregend gestaltet, auch wenn die Autorin, so scheint es manchmal, zu viele Ideen eingebracht ein. Nicht selten geht es drunter und drüber. Annes Spur verliert sich im Kerker, so der historische Hintergrund. Die Autorin erzählt die Geschichte aber weiter. Und das ist auch noch einmal etwas sehr Spannendes.

Rezension von Heike Rau

Anna Kuschnarowa
Das Herz von Libertalia
461 Seiten, gebunden
Beltz & Gelberg
ISBN-10: 340781187X
ISBN-13: 978-3407811875
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Jonathan Evison: Umweg nach Hause

Jonathan Evison: Umweg nach Hause

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Roadtrip mit skurrilen Erlebnissen…

Schon bei den ersten Zeilen dieses Romans wird man sehr plötzlich in ein Geschehen hineingezogen, das sich erst allmählich enträtseln lässt.

Mit Einfühlungsvermögen und Sachverstand erzählt Jonathan Evison die Geschichte eines Scheiterns. Scheitern einer Ehe, eines Familienlebens und Scheitern eines schwer kranken Jungen, der nie gesund werden wird.

Ben, der unbekannte Held in diesem Roman, bewirbt sich als Krankenpfleger, da er sonst nichts mit sich anzufangen weiß und außerdem pleite ist. Der Patient, um den er sich kümmern wird, hat eine seltene Krankheit, die ihn als Krüppel in den Rollstuhl gezwungen hat. Trevor ist ca 19 Jahre alt.

Der Ton, in dem die Erzählung daher kommt, ist leicht selbstironisch, ein wenig sarkastisch, immer aber auf eine gewisse Weise humorig. Der Humor überdeckt jedoch nur eine ziemlich traurige Geschichte, in der Ben gefangen ist.

Anlässlich einer abenteuerlichen Autoreise von Washington nach Salt Lake City auf der Suche nach Trevors Vater trifft Ben mit seinem Schützling einige Anhalter, die den Unterhaltungswert der Erzählung aufmischen. Dot, Peaches und Elton haben selber kein besonders glückliches Leben. Doch für Trev und Ben sind sie liebenswert und ihrer Fürsorge wert.

Landschaftsbeschreibungen und diverse Attraktionen unterwegs geben den nötigen Pep, der die leicht melancholischen und doch so lebens- und liebeshungrigen Protagonisten aus ihrem tristen Alltag löst. Bens tragische Geschichte wird allmählich erst in groben Zügen deutlich und lässt den Leser nicht los.

Tragik und Komik liegen dicht beieinander. Es ist ein lesenwerter Roman für diejenigen unter den Lesern, die eine tragische Geschichte des Lebens lieber nicht zu dick aufgetragen erleben möchten. Doch sie rührt in ihrer Treuherzigkeit ans Herz!

Es geht um Freundschaft, Liebe, Sehnsucht und letztlich auch um die Akzeptanz der Realität.

Jonathan Evison lebt in Kalifornien und wurde für seinen ersten Roman “Alles über Lulu“ mit dem Washington State Book Award ausgezeichnet.

Jonathan Evison
Umweg nach Hause
384 Seiten, gebunden
Kiepenheuer&Witsch, Februar 2015
ISBN-10: 3462046594
ISBN-13: 978-3462046595
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Stefanie Kremser: Der Tag, an dem ich fliegen lernte

Stefanie Kremser: Der Tag, an dem ich fliegen lernte

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Hin und her …

Nach der ungewöhnlichen Geburt von Luisa macht sich ihre Mutter Aza davon und überlässt das weitere Gedeihen ihrer Tochter anderen. Ferguson, ein Engländer, rettet dieser auf ungewöhnliche Weise das Leben. Er zieht mit ihr zu Luisas Vater Paul in eine Münchner WG. Das Aufwachsen unter diesen Bedingungen verläuft für Luisa lustig bis chaotisch. Sie bekommt ihre Mahlzeiten und ihre Fürsorge von allen gleichzeitig. Doch auch in der WG geschehen merkwürdige Dinge. Irene dreht durch, Max geht nach England, und Paul findet eine Spur zu Luisas Mutter. Zusammen mit Luisa macht er sich auf nach Brasilien, wo er Aza zu finden hofft.

Man kann sich das Leben der WG lebhaft vorstellen und harrt der Dinge, die da kommen mögen! Der leicht lakonische Ton, die Charakterisierung der einzelnen WG Bewohner und ihr Gemeinschaftsleben bieten mannigfachen Anlass, sich das gemütlich-ungemütliche Leben dort auszumalen.

Nachdem die WG sich aufgelöst hat, ist Paul mit Luisa auf dem Weg nach Brasilien, und damit fangen die großen Abenteuer erst an. Sie reisen zuvor in das Dorf Hinterdingen in Bayern. Dort erfahren sie die seltsame Geschichte der Aus- und Rückwanderung der Dorfbewohner vor hundert Jahren nach Brasilien und zurück. Weit verzweigte Verwandtschaftsbeziehungen tun sich auf, und Paul und Luisa sind beflügelt, Luisas Mutter in Brasilien zu suchen und zu finden.

Fazit der Geschichte: Luisa entdeckt die Freiheit ihres Lebens, die sie in keine verwandtschaftlichen Zwänge, Vererbungstheorien oder dergleichen einbindet. Sie ist ein glückliches Kind, das zahlreiche Bindungen und Verbindungen pflegt und sich zuletzt aufmacht, ihr eigenes Leben nach selbst bestimmten Regeln zu leben. Die abenteuerliche Reise nach Brasilien bescherte Ferguson, der sich ihnen angeschlossen hatte, Paul und Luisa eine Vielzahl von beeindruckenden Abenteuern und Erlebnissen.

Stefanie Kremser ist eine muntere Erzählerin, deren skurriler Humor so manches Mal zum Schmunzeln einlädt.
Sie hat einen leichten, beschwingten und fantasiereichen Roman geschrieben, in dem es sich schön schmökern lässt. Keine Erdenschwere mit belastenden Erinnerungen zeichnet den Weg der Icherzählerin. Hier findet sich die Leichtigkeit des Seins mit glücklichen Fügungen und bereitet dem Leser einfach nur Vergnügen.

Stefanie Kremser
Der Tag, an dem ich fliegen lernte
304 Seiten, gebunden
Verlag: Kiepenheuer & Witsch, August 2014
ISBN-10: 3462047051
ISBN-13: 978-3462047059
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Jonathan Crown: Sirius

Jonathan Crown: Sirius

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Heimweh, Abenteuer und Neubeginn.

Das macht so schnell niemand diesem Autor nach: eine Geschichte zu erzählen mit dem ernsten Hintergrund der Vertreibung der Juden aus Nazideutschland gekoppelt an die komische Geschichte eines Foxterriers mit Namen Sirius!

Zuerst heißt dieser Hund noch Levi, und er gehört dem Professor Liliencron, einem jüdischen Wissenschaftler. Letzteren interessiert die große Politik nicht gar so sehr. Jeden Morgen zieht er seine Runden mit dem Hund durch die Berliner Straßen und ist froh.

Spätestens 1938, als in Berlin die Läden und Synagogen geschändet werden, ändert sich das. Polternde SS Schergen erobern jede Wohnung und verscheuchen die jüdischen Bewohner. In Haus der Liliencrons halten sie ein: der Hund kann seine Pfote zum Hitlergruß erheben! Das ist komisch und tragisch zugleich. Man hat damit die „Hitlerei“ im Hause der Liliencrons zu passender Gelegenheit veralbert!

Levi wird nach dem Sternbild des Sirius in „Sirius“ umbenannt und die ganze Familie mit Hund sucht einen Weg, aus dem Land zu kommen. Dabei zeigt sich, dass die Familie weitreichende Kontakte hat, die ihnen die Flucht nach Kalifornien ermöglichen. In Kalifornien geraten Carl und Rahel durch ihren Retter Peter Lorre, einer früheren Flamme von Rahel, in Schauspielerkreise und Sirius gleich mit ihnen.

Carl Liliencron bekommt einen Job als Chauffeur bei einem bekannten Filmschauspieler, und bald darauf wird Sirius als Akteur entdeckt. So ändern sich die Zeiten!

In einem rasanten Szenenwechsel rast die Erzählung durch die Weltgeschichte während des Zweiten Weltkriegs. Sirius denkt und handelt wie ein Mensch und kann daher auch die Geschichte beeinflussen! Ein Wunder!

Der Autor Jonathan Crown besteht darauf, dass er nur die Geschichte des Hundes Sirius protokolliert habe. Er sei gar nicht der Autor, sondern gäbe nur wieder, was ihm ein Nachfahre von Sirius erzählt habe.

Gekonnt aber fängt er die Atmosphäre im Hollywood der vierziger Jahre ein; die ausufernden Partys, Begegnung mit Schauspielern, die große Namen hatten und das ganze eitle Treiben der Filmschaffenden.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge liest man, wie schwer es die Menschen hatten, wenn sie aus allen bisherigen Bezügen, Profession und Heimat vertrieben wurden und zu einem kompletten Neubeginn gezwungen waren. Wer immer sich unter dem Namen Jonathan Crown verbergen mag: es ist ihm gelungen, den Ernst mit dem Scherz oder die Schwere und mit der Leichtigkeit des Seins zu verbinden.

Jonathan Crown
Sirius
288 Seiten, gebunden
Kiepenheuer & Witsch, August 2014
ISBN-10: 3462046780
ISBN-13: 978-346204678
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Peter Engel: Mit dem Rad zum Opa

Peter Engel: Mit dem Rad zum Opa

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Der kleine Junge liebt sein Fahrrad. Er kann damit überall hin fahren. Und das jeden Tag. Es wird nie langweilig, denn immer kommt jemand mit. Der Käfer mag die Klingel sehr. Sie hat eine Form, die der seinen ähnelt. So gefällt es dem Krabbeltier Runden auf den bunten Blumenwiesen zu drehen.

Fährt der Junge bergauf, kommt es ihm vor, als würde ein Bär mitfahren, der für zusätzliches Gewicht sorgt. Den Wald hinauf zu fahren, mit einem Bären auf dem Gepäckträger, erweist sich dann tatsächlich als zu beschwerlich. Da kehrt er lieber um.

Der Fisch, der in der Wasserflasche steckt, träumt vom Meer, weil er das Wasser mag und es zum Leben braucht. Diesen Traum kann der Junge wahr machen. Der Fisch braucht es nicht länger in der engen Flasche auszuhalten. Denn auch ans Meer, das in der Ferne zu sehen ist, kann er mit dem Fahrrad fahren.

Das ist meine Interpretation einiger Bilder und der dazugehörigen sehr kurzen Verse. Es hat Spaß gemacht, sich damit auseinanderzusetzen und den Gedanken freien Lauf zu lassen. Jedes Kind wird seine eigenen Vorstellungen mit den Bildern verknüpfen und Geschichten erfinden.

Das Buch regt die Fantasie an. Es ist herrlich unkonventionell. Die Bilder sind nicht realistisch. Sie bringen zum Staunen und zum Wundern. Alles, was passiert ist reine Erfindung und dient als Anregung für eigene Fantasiereisen.

Kinder werden das Buch nicht einfach durchblättern, sondern auf jeder Seite längere Zeit verweilen. Man muss schon ein wenig über das nachdenken, was hier an Sonderbarem geboten wird. Die Fantasie des fahrradfahrenden Jungen, der letztendlich mit allen Tieren zum Opa fährt, wird sich doch übertreffen lassen!

„Mit dem Rad zum Opa“ ist ein sehr ansprechendes Buch. Witzig und außergewöhnlich. Richtig gut für Kinder mit Fantasie! Und denen, die glauben, keine zu haben, wird ordentlich auf die Sprünge geholfen.

Rezension von Heike Rau

Peter Engel
Mit dem Rad zum Opa
32 Seiten, gebunden
Lappan Verlag
ISBN-10: 3830312202
ISBN-13: 978-3830312208
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Andrea Schütze: Graf Koriander lernt fliegen

Andrea Schütze: Graf Koriander lernt fliegen

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Graf Koriander ist immer noch auf der Suche nach dem Rezept für das Unsichtbarkeitssüppchen. Nachdem ja nun eine Familie in das Pförtnerhaus einzogen ist, könnte es von Vorteil sein, sich auch mal unsichtbar zu machen. Mit den beiden Kinder Jette und Justus und Hund Wenzel hat Graf Koriander sich nach seiner Entdeckung arrangiert. Die Eltern sollen ihn allerdings nicht zu Gesicht bekommen.

Die Kinder haben großes Interesse daran, Graf Koriander in seinem Höhlensystem unter dem Pförtnerhaus zu besuchen. Nur ist dort unten alles klein wie in einer Puppenstube. Den Gang, den Graf Koriander nutzt, können die Kinder nicht nehmen, um in seine Wohlhöhle zu gelangen. Aber Graf Koriander weiß einen anderen Zugang. Der ist allerdings verschüttet. Jette und Justus beginnen zu graben und bald ist der Eingang frei.

Allerding müssen die Kinder erst einmal nach Hause. Die Höhlenforschung liegt auf Eis. Bis der Vater aufgrund einer Panne mit Graf Korianders Unsichtbarkeitssüppchen beschließt, mit den Kindern einen Ausflug zu machen und im Zelt zu übernachten. Dass er tief und fest schläft, hat er wiederum dem kleinen Gnomold zu verdanken. Die Kinder denken natürlich nicht an Schlaf. Sie gehen in die Höhle. Allerdings ist der Gang nicht sehr stabil. Wieder stürzt er ein, sodass den Kindern der Rückweg verschlossen wird.

Wieder erleben die Kinder und Jette und Justus ein neues Abenteuer mit dem kleinen Gnomold Graf Koriander. Schon der erste Band „Graf Koriander bleibt kleben“ hat ausgesprochen gut gefallen. Auch der zweite ist spannend und abenteuerlich. Graf Koriander, der doch immer so ein bisschen ärgerlich und ungehalten wirkt, gewinnt die Kinder und auch Hund Wenzel lieb. Er wird ein bisschen zugänglicher, auch wenn er nach wie vor ordentlich schimpft und dabei wieder mit außergewöhnlich fantasievollen Wortkreationen glänzt.
Dieses Mal wird er zum Retter der Kinder, die in der Höhle festsitzen. Wenzel hilft ihm und ganz nebenbei lernt Graf Koriander fliegen, wie der Titel schon sagt. Die Geschichte ist wunderbar ausgedacht und wirklich gut für Kinder umgesetzt.

Rezension von Heike Rau

Andrea Schütze
Graf Koriander lernt fliegen
Mit Illustrationen von Stefanie Reich
208 Seiten, gebunden
Ueberreuter Verlag
ISBN-10: 3764150297
ISBN-13: 978-3764150297
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Armin Mueller-Stahl: Dreimal Deutschland und zurück

Armin Mueller-Stahl: Dreimal Deutschland und zurück

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Eine Kindheit und Jugend in Deutschland und später ein Leben in der ganzen Welt.

Dieser sympathische, integere und hervorragende Schauspieler hat einen Lebensrückblick verfasst, der beredt subjektive Eindrücke des vergangenen letzten halben Jahrhunderts wiedergibt.

In seinen Erinnerungen beschwört Armin Mueller-Stahl die Jahre seiner Kindheit, der Berufsfindung und seines langen Lebensweges bis heute herauf. 1930 geboren erlebte er bewusst noch den Ausgang des Zweiten Weltkriegs mit. Kurz vor der Kapitulation am 8. Mai 1945 starb der Vater in einem Lazarett. Von seinem Tod erfuhr die Familie erst 1973.

Armin Mueller-Stahl entstammte einer glücklichen Familie mit fünf Kindern. Aufgewachsen ist er zuerst in Tilsit, später dann in Plenzdorf. Seine Erfahrungen mit der Familie, mit der Schule und seinen diversen Aufenthalten bei Verwandten und Freunden haben ihn Lebensfreude gelehrt. Kein Unglück konnte ihm wirklich etwas anhaben. Krieg, Zerstörung und Flucht bargen für ihn mehr Abenteuer als Gefahren. Unverbrüchlich hat er die Klippen des Lebens mit der freundlichen und liebevollen Mutter im Rücken zu meistern verstanden. Ein glückliches Gemüt gab ihm das Vertrauen, sich zunächst dem Geigenspiel und später dann der Schauspielkunst hinzugeben.

Es ist, als vertraue einem der Schauspieler sein Leben an, wenn er über die einzelnen Stationen der Vergangenheit mit den glücklichen Wendungen berichtet. Der Leser kann über die nähere Geschichte der frühen Nachkriegsjahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs einiges erfahren.

Man hört über seinen Aufenthalt in Westberlin 1948, wie er die Kunst, das Theater und die ganze Vielfalt der kulturellen Erneuerung mit wachem Geist und neugierigem Interesse wahrnimmt.

Zahlreiche Berichte gelten den Filmen und Regisseuren, mit denen Mueller-Stahl gearbeitet hat.

Der Autor schreibt so engagiert, dass man sich beim Lesen unmittelbar berührt fühlt von dem reichen Leben, das der begabte Musiker, Schauspieler und zuletzt noch Maler hinter sich hat. Er blieb zeitlebens ein aufgeschlossener aber kritischer Beobachter der Zeit und seiner Mitmenschen, Politiker wie Freunden. Durch die Stasizeit ist er unbehelligt gekommen, musste aber wie viele andere erleben, wie er bespitzelt wurde, und dass auch enge Freunde zu den Verrätern gehörten.

Der Titel zum Buch entstammt der Hitlerzeit, dem Leben unter der Diktatur in der DDR, den Erfahrungen im Westen nach seinem Weggang aus der DDR 1979, und dem Leben in Amerika und wieder der neuen BRD. Müller-Stahl fühlt sich zuletzt in beiden Ländern wohl. Heimatgefühl empfindet er da, wo die Familie und Freunde sind.

Mit Preisen gesegnet blieb er dennoch ein nachdenklicher und reflektierter Mensch, der sich dem Taumel von Ruhm Glamour nicht überlassen hat. Ein bemerkenswerter und rundum gelungener Lebensabriss erwartet den interessierten Leser.

Armin Mueller-Stahl
Dreimal Deutschland und zurück
240 Seiten, gebunden
Hoffmann und Campe, April 2014
ISBN-10: 3455503179
ISBN-13: 978-3455503173
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