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Schlagwort: Brüder

Johan Bargum: Nachsommer

Johan Bargum: Nachsommer

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Carl war immer der Liebling der Mutter, bis er aus beruflichen Gründen überraschend in die USA ausgewandert ist. Olof hat die damit einhergehenden Gefühle nie überwunden. Zumal damit auch Klara aus seinem Leben verschwunden ist. Sie hat sich für Carl entschieden und ist mit ihm gegangen. Er hatte keine Chance. Er weiß nichts von ihren wahren Gründen dafür. Sie hat die Tür zugeschlagen. Die Entfernung zwischen ihnen ist damit unüberwindbar geworden.

Die Brüder treffen im Haus in den südfinnischen Schären erst wieder aufeinander, als die Mutter im Sterben liegt. Hier werden die alten Erinnerungen wach, die kaum verheilten Narben brechen auf, zumal Carl mit seiner Frau und den zwei Kindern anreist. Schnell ist die friedliche Atmosphäre in diesem Spätsommer dahin. Denn Olof will sich von seinem Bruder nicht wieder in die alte Rolle drängen lassen.

Die unausgesprochenen Dinge sind es, die über der Familie liegen, wie dicker Nebel. Olof hat versucht, sein Leben zu leben, doch er ist belastet von Erinnerungen und Verletzungen. Auch die anderen haben ihre Probleme. Jeder hat versucht, auf seine eigene Art damit klarzukommen. Es hat nie eine Aussprache gegeben und nun wird es schwer, weiter hinzunehmen und zu schweigen. Der Autor stellt sehr überzeugend dar, wie der Konflikt immer weiter anschwillt und aufzubrechen droht. Das Ungesagte, das Hingenommene vergiftet die Stimmung. Man kann nicht ewig so tun, als wäre nichts gewesen! Es gibt keine Familie, die zusammenhalten kann, um jeden Preis. Die Fassade bröckelt.

Doch nicht nur die Vergangenheit bestimmt das Leben. Es sind auch die Wünsche und Hoffnungen für die Zukunft, die sich aber nur erfüllen kann, wenn die Fehler der Vergangenheit ausgeräumt sind und man gelernt hat, zu verzeihen. Sich selbst und den anderen. So verstehe ich dieses dramatische Buch, das zu Herzen geht und sehr nachdenklich stimmt.

Rezension von Heike Rau

Johan Bargum
Nachsommer
Aus dem Schwedischen von Karl-Ludwig Wetzig
144 Seiten, gebunden
mare Verlag
ISBN-10: 3866482604
ISBN-13: 978-3866482609
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Edward Lewis Wallant: Mr Moonbloom

Edward Lewis Wallant: Mr Moonbloom

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Mikrokosmos einer engen Gemeinschaft

In gemächlichem Ton und mit prägnanten Eindrücken wartet der vorliegende nachgelassene Roman von Edward Lewis Wallant auf.

Norman Moonbloom ist der Mieteintreiber für seinen wohlhabenden Bruder Irwin. Jede Wohnung, in die er hineinschaut, bietet unterschiedliche Lebensläufe, Gewohnheiten und Lebensstandards.

In den recht verkommenen Wohnblocks in Manhattan lauert so manch‘ bedauernswerte Kreatur auf den Mieteintreiber, dem sie mit ihren Lebensgeschichten Mitleid abzuluchsen versuchen. Da wird getrunken und gelitten; Erinnerungen aus dem KZ treiben den einen um, während die anderen sich mühselig durchs Leben schlagen. „Karloffs Dauerwut schien ein wenig zerfasert;“ und „Mit seiner mächtigen gebeugten Gestalt hatten seine ( Kratz‘) Bewegungen die furchteinflößende Erhabenheit eines verletzten Elefanten“. In dieser Weise und so fort beschreibt Norman seine Eindrücke der zahlreichen verkrachten Existenzen, die Irwins Mietshäuser bevölkern. Er nimmt einen jeden ernst und versucht dennoch, seine Arbeit zu vollbringen. Dass einem bei so viel Armut und Einsamkeit nicht gerade froh zumute ist, beweist Norman mit einer müde resignierten Lebenshaltung. Doch auch er ist ein Einsamer, dem man etwas mehr Lebensmut und Zuversicht wünschen würde. Er aber bleibt der ärmliche Versager und ein vom Glück Benachteiligter. Sein Bruder ist der „Macher“, der den kleinen Bruder mit Verachtung und Schikane behandelt. Der ganze Roman endet mit einer fast surrealen Szene, die dem makabren Ganzen die Krone aufsetzt. Hier haben wir es wirklich mit einem bedauernswerten Individuum zu tun, dessen Leben sich in den Niederungen menschlichen Seins verirrt zu haben scheint.

E.L.Wallant zeigt in seinem vorliegenden Roman, wie in jeder Wohnung und in jedem Leben eine ganze eigene Welt an Empfindungen aus Kreuz und Leid zu finden ist. Norman hat ein Ohr für jeden. Doch ist die Last des Lebens schon für ihn selber schwer. Um wie viel schwerer wiegt die zusätzliche Last so vieler anderer Schicksale, denen er die Miete für die ärmlichen Wohnungen abverlangen muss. Minutiös wird aus jedem Leben ein Roman, wenn man denn die Geduld und Sensibilität aufbringt, sich für das Schicksal jedes einzelnen zu interessieren!

Der Autor ist ein früh Vollendeter. Schon mit 36 Jahren verstarb der 1926 geborene Schriftsteller an einem Hirnschlag und hinterließ nur wenige Romane. Er wird in einem Atem genannt mit Saul Bellow, Philip Roth und Norman Mailer. Der vorliegende Roman wurde erst nach seinem Tod 1963 erstmals veröffentlicht. Dem Berlin Verlag gebührt das Verdienst, den Roman in der Übersetzung von Barbara Schaden vorzustellen.

Noch eine Anmerkung sei hier gestattet: es gibt Bücher, die als eBook gut zu lesen sind. Es gibt aber Bücher, die unbedingt als gebundene Ausgabe gelesen werden müssten. Dieses Buch gehört dazu, weil nur diese Form der altmodischen und detaillierten Erzählweise und dem literarischen Wert des gelungenen Werks gerecht wird.

Edward Lewis Wallant
Mr Moonbloom
288 Seiten, gebunden
Berlin Verlag, Oktober 2012
ISBN-10: 382700974X
ISBN-13: 978-3827009746
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Der kleine Bruder

Der kleine Bruder

Frank, der bundeswehruntaugliche kleine Bruder, macht sich auf, seinen großen Bruder Manni, der sich als frei schaffender Künstler in Berlin betätigt, zu besuchen.

Mit Wolli fährt er die lange Strecke von Bremen nach Berlin. Als sie in Berlin ankommen, tauchen die alt bekannten Namen der aus Dörfern zusammen gefügten Stadtteile auf: Charlottenburg, Wilmersdorf, der Kudamm, –Frank staunt, wie lange es dauert, bis man die Stadt wirklich sieht. Endlich sind sie in Kreuzberg! Das ist das Stadtviertel der Bohème, der Punker, Hippies und Gammler. In einem Hinterhof findet Frank wirklich die WG des Bruders,–nur ist dieser nicht da! Es weiß auch so recht niemand, wo er sich aufhält. Also taucht Frank nach einigen Überredungskünsten erst einmal ein in das Leben als Mitbewohner. Kurt und Erwin, Chrissie und andere gestalten ihren Alltag recht legère. Man raucht, trinkt, gammelt, —und schwingt irre Reden! Das Wort > Scheiße< wird in allen Variationen vielfach verwendet. Berlin ist immer noch die westliche gelegene Insel im Osten vor der Wende. Sven Regener hat in seinem Roman ein bestimmtes Klima in der Stadt treffend eingefangen: junge Leute, die gegen eine in ihren Augen überholte Bürgerlichkeit aufbegehren, und die einen eigenen Lebensstil pflegen, der gegen jegliche Konvention angelegt ist. Die Abenteuer, die Frank auf der Suche nach seinem Bruder durchläuft, lassen einen Blick zu in die Hinterhöfe und Punkkneipen und in die Szenetreffs für junge Leute. Zwischen 20 und 25 Jahren meint man, die Welt halte noch alle Möglichkeiten offen, und man müsse sich nur aussuchen, wohin es einen treibt. Zwischen Kneipenwirt und Taxifahrer, Gallerist, Künstler oder Kellner,--Frank hat die Qual der Wahl. Er beschaut sich in Ruhe, was um ihn herum so läuft, bleibt aber ein stiller Beobachter, der sich teils naiv und teils genervt von seinen Beobachtungen zeigt. Wer noch keinen der bisher erschienenen Lehmannromane kennt, wird sich amüsieren, wenn auch die übertriebene Fäkaliensprache gewöhnungsbedürftig ist. Atmosphärisch gekonnt zeigt Regener einen Ausschnitt aus dem Berlin der achtziger Jahre. Zwischen Pubertät und Erwachsenwerden liegt eine lange Zeit. Hier ist sie beschrieben auf eine schnodderige Art im Berliner Schnauzestil! Sven Regener
Der kleine Bruder
Berlin einmal aus der WG Perspektive betrachtet!
ISBN:382180744X
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Kleiner Bruder zu verkaufen

Kleiner Bruder zu verkaufen

Als Lisas Bruder noch ein Baby war, war er einfach nur klein und süß. Nun ist, so findet sie, ein Monster aus ihm geworden. Er hat ihre Puppe kaputt gemacht, ihren Turm umstoßen, ihren Knetfiguren die Köpfe abgebissen und ihre Zeichnungen zerrissen. Das geht an die Nerven! Mama meint, er ist eben noch klein, was wohl heißen soll, dass sie Verständnis aufbringen muss.

Aber Lisa möchte ihren Bruder lieber loswerden. Allerdings passt er nicht in einen Briefkasten und für den Mülleimer ist er auch zu groß. Also setzt sie ihn vor die Tür und stellt ein Schild dazu: „ZU VERKAUFEN“. Benno kann gar nicht verstehen, dass Lisa den Kleinen verkaufen will. Er nimmt ihn gern, hat er sich doch schon immer einen kleinen Bruder gewünscht.

Lisa kann nun endlich nach Herzenslust spielen. Kein kleiner Bruder stört. Doch abends als sie allein in der Badewanne sitzt, muss sie an den Kleinen denken. Mit ihm zu kuscheln, fehlt ihr. Sie hält die Sehnsucht bald gar nicht mehr aus. Lisa will ihren Bruder zurück.

Das Buch ist für große Schwestern, die auch einen kleinen Monster-Bruder zu Hause haben, bestens geeignet. Bei allem Ärger überwiegt doch die Liebe zum Geschwisterchen, nur muss man sich das erst einmal eingestehen. Was Lisa da mit ihrem Bruder tut, um ihn loszuwerden, ist stark übertrieben. Und sicher wird jede große Schwester ganz empört sein, wenn sie sieht, wie Lisa ihren Bruder versucht, kopfüber in den Mülleimer zu befördern. Die Bilder sprechen also eine deutliche Sprache. Folgerichtig sind die Texte auf das Wesentliche beschränkt.

Rezension von Heike Rau

Marian De Smet / Marja Meijer
Kleiner Bruder zu verkaufen
28 Seiten, gebunden, durchgehend illustriert
ab fünf Jahren
Lappan Verlag, Oldenburg
ISBN: 978-3830311294
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Die schönsten Märchen der Brüder Grimm

Die schönsten Märchen der Brüder Grimm

Märchen sind bei Jung und Alt beliebt. Zehn der schönsten und wohl auch bekanntesten sind in diesem liebevoll illustrierten Kinderbuch zusammengestellt.

Rumpelstilzchen
Der Hase und der Igel
Der Wolf und die sieben Geißlein
Der gestiefelte Kater
Der süße Brei
Die Bremer Stadtmusikanten
Dornröschen
Frau Holle
Rotkäppchen
Rapunzel

Alle zehn Märchen sind auf der beigelegten CD zu hören. Vorgelesen werden sie mit einer sehr sympathischen und ausdrucksstarken Stimme. Auch die Rollen der bekannten Märchenfiguren werden mit passenden Stimmen vorgetragen. Besonders die Stimme des Rumpelstilzchens, aber auch die des Igels aus „Der Hase und der Igel“ und des Wolfs aus „Die sieben Geißlein“ begeistern. Untermalt werden die Geschichten von leiser, stimmungsvoller Hintergrundmusik, die sehr schön mit den Märchen mitgeht. Es ist ein Vergnügen zuzuhören.

Die Kombination aus Buch und CD kommt gut an. Nicht immer haben Eltern Zeit zum Vorlesen. Viele Kinder wollen ihr Lieblingsmärchen aber immer wieder hören. Dabei können sie sich die farbenfrohen Bilder im Buch ansehen. Auch für Kinder, die schon selbst lesen können, ist das Buch geeignet, dank der einfach gehaltenen Sprache und der leicht lesbaren, großen Schrift.
Ein sehr schön aufgemachtes Buch und damit ein gelungener Beitrag, überlieferte Märchen zu bewahren.

Rezension von Heike Rau

Die schönsten Märchen der Brüder Grimm
Ausgewählt von Manfred Ulrich
Erzählt von Petra Schier
Illustrationen von Katrin Herjean
76 Seiten, gebunden
mit Audio CD
70 Minuten Spielzeit
Pabel-Moewig Verlag & Musikverlag Eifelkrone
ISBN: 3-8118-3865-2
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