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Schlagwort: Elfriede Hammerl

Hotel Mama

Hotel Mama

Das Buch enthält Dialoge zwischen Müttern und ihren halbwüchsigen Töchtern, Eltern und ihren erwachsenen Söhnen, Großmüttern und ihren Töchtern. Briefe zwischen Freundinnen, in denen es um die Familie geht. Briefwechsel und SMS-Kontakte zwecks neuer Partnerschaftsfindung, die von den Kindern sabotiert werden. Eine Beschreibung der häufigsten Neurosen, den Dialog einer Therapiesitzung und Telefongespräche.

Es geht um Eltern erwachsener Töchter und Söhne, die noch Zuhause wohnen, längst ausgezogen sind und sich trotzdem einmischen und um rücksichtslose Rückkehrer. In den Dialogen, Briefen und Telefongesprächen kommt so einiges zur Sprache. Thematisiert wird das schwierige Familienleben, es geht um Sorgen, Nöte, Regelverstöße, Liebe, Ordnung, Unterordnung und die vielen kleinen Ärgernisse, die es in Familien so gibt.

Die Autorin wirft mit den gängigen Klischees nur so um sich, spart nicht mit Ironie. Jede Mutter, jeder Vater, die Töchter und die Söhne finden sich irgendwo in den Texten wieder. Es gibt viel zu Schmunzeln. Das Buch ist ganz unterhaltsam, aber der große Wurf ist es nicht. Dazu wirkt es zu verallgemeinernd. Besonders weit wagt sich die Autorin auch nicht vor. Aber der Blick ins besagtes Hotel Mama ist amüsant. Ohne Frage wird man gut unterhalten.

Rezension von Heike Rau

Elfriede Hammerl
Hotel Mama
Nesthocker, Nervensägen und Neurosen
160 Seiten, gebunden
Deuticke im Paul Zsolnay Verlag, Wien
ISBN: 978-3552060661

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Müde bin ich Känguru

Müde bin ich Känguru

Teresa, noch keine 16, lebt bei ihrem Vater Hannes und dessen zweiter Frau Betty. So hat Teresa noch vier Stiefgeschwister. Teresa ist das fünfte Rad am Wagen. So fühlt sie sich jedenfalls. Von Betty wird sie geduldet, nicht geliebt. Vater Hannes sieht nichts und hört nichts. Er verschließt sich Problemen weitgehend. Die Sache mit Sophie hat er abgehakt. Daran will er sich nicht erinnern, auch nicht für Teresa, die gerne mehr über ihre Kindheit erfahren würde.

Um Familientreffen zu entgehen, erfindet Teresa Treffen mit ihrer Mutter Sophie. Treffen sich Mutter und Tochter wirklich einmal, wird das zum Abenteuer. Sophie hat eine tolle Masche drauf, so dass das Leben sich für einen kurzen Moment extravagant anfühlt. Teresa wird sich daran wohl nie gewöhnen. Betty befürchtet, dass Sophies Charaktereigenschaften auf Teresa abfärben. Doch Teresa ist nicht schwach und maßlos, sondern diszipliniert und zielstrebig. Da Töchter aber immer nach ihren Müttern kommen müssen, will keiner das erkennen. Betty weiß nicht einmal, dass Teresa auch lustig sein kann, aber eben nur wenn die Stiefmutter nicht hinsieht.

Teresa wird geduldet in der Familie, nicht mehr und nicht weniger. Sie bekommt, was man zum Leben braucht und kein bisschen mehr. Dass sie damit unglücklich ist, fällt nicht auf. Es interessiert schließlich niemanden. Doch Teresa ist jetzt in einem Alter, wo sie sich nicht mehr alles gefallen lassen will, das Misstrauen ihr gegenüber nicht mehr hinnimmt und auch mal kontert. Wohl oder übel müssen sich Betty und Hannes damit auseinandersetzen.

Teresas Geschichte macht betroffen. Es ist eine Familien-Bestandsaufnahme, sehr schonungslos und doch auch überraschend offen geschrieben. Die Autorin deckt die Strukturen einer ganz und gar nicht perfekten Familie auf und zeigt auf jede empfindliche Stelle. Besonders Betty als Mutter wird sehr unfähig und hilflos dargestellt. Sie ist eine Frau, die ihren eigenen Ansprüchen nicht genügt, die sich als Familienmanagerin sieht und doch alle Arbeit auf andere abwälzt. Sie schafft sich ihre eigene Wahrheit von der perfekten Haus- und Ehefrau weit ab von der Realität. Doch Teresa sieht über den Tellerrand hinaus. Sie begegnet ihrer Stiefmutter auf eine sehr gerissenen Art und Weise, wie es nur humorvolle Menschen tun können. Zwar ist sie traurig über ihre Lage, aber auch realistisch gegenüber ihren Möglichkeiten. Sie wird nicht untergehen. So viel Hoffnung lässt die Autorin ihren Lesern.

Über die Autorin:
Elfriede Hammerl studierte Germanistik und Theaterwissenschaft an der Uni Wien. Sie ist Kolumnistin beispielsweise bei „Vogue“, „Stern“ und „Kurier“. Sie schrieb aber auch Kurzgeschichten und Essays für diverse Magazine. Sie erhielt 1999 den Publizistikpreis der Stadt Wien, den Frauenpreis 2002 und 2004 den Concordia Preis. Elfriede Hammerl lebt in der Nähe von Wien.

Rezension von Heike Rau

Elfriede Hammerl
Müde bin ich Känguru
Nachrichten aus dem Krisengebiet Patchwork-Familie
254 Seiten, gebunden
Deuticke im Paul Zsolnay Verlag Wien
ISBN: 3-552-06017-0
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Der verpasste Mann

Der verpasste Mann

Marie findet in einer Schuhschachtel alte Fotos von Paul, ihrer Jugendliebe. Sie fragt sich, was eigentlich gewesen wäre, wenn sie sich damals für Paul und nicht für Hans entschieden hätte. Wäre ihre Ehe jetzt auch am Ende. Würde sie sich ebenso ausgenutzt und verbittert fühlen? Wäre das Leben ebenso mühsam geworden? Oder wäre Paul die große Liebe gewesen? Es macht Marie zu schaffen, dass sie nicht weiß, wie ihr Leben mit Paul verlaufen wäre.
Da kommt Onkel Gregor. Er ist so etwas wie ein Engel. Und er bietet Marie an, in eine Parallelwelt zu reisen, um festzustellen, ob das Leben mit Paul anders als mit Hans gewesen wäre. Marie lässt sich diese Möglichkeit nicht entgehen. Doch eine schwere Entscheidung steht nun an. Will sie bei Hans bleiben oder von nun an mit Paul zusammen leben?

Die Autorin hat sich mit einem interessanten Thema beschäftigt. Wohl jeder stand in seinem Leben schon mal an einem Scheideweg und musste sich entscheiden. In eine Parallelwelt eintauchen zu können, um zu sehen, was passiert wäre, wenn man sich anders entschieden hätte, ist sehr reizvoll. Marie wird diese Chance gegeben. Und dazu noch die Möglichkeit, ihre damalige Entscheidung zu ändern. Gleichzeitig analysiert sie ihre Ehe mit Paul. Dabei ist sie sehr ehrlich mit sich, spart nicht mit Seitenhieben und Ironie. Der Leser wird die eine oder andere eingefahrene Familiensituation selbst schon erlebt haben. Maries Leben steht praktisch still, ist unglaublich langweilig geworden. Ihr Mann bringt sich nicht mehr in die Beziehung ein. Viel zu lange hat Marie still gehalten. Es geht so nicht weiter, das wird dem Leser mit Eindringlichkeit deutlich gemacht. Das ganze Buch wirkt sehr gut durchdacht. Es ist nicht nur unterhaltsam, es regt auch sehr zum Nachdenken und zur Auseinandersetzung mit bestimmten eingefahrenen Situationen in einer Ehe an. Männer kommen dabei allerdings nicht besonders gut weg. So entscheidet sich Marie dann doch ganz anders, als man erwartet hätte.

Über die Autorin:
Elfriede Hammerl studierte Germanistik und Theaterwissenschaft an der Uni Wien. Sie ist Kolumnistin beispielsweise bei „Vogue“, „stern“ und „Kurier“. Sie schrieb aber auch Kurzgeschichten und Essays für diverse Magazine. Sie erhielt 1999 den Publizistikpreis der Stadt Wien, den Frauenpreis 2002 und 2004 den Concordia Preis. Elfriede Hammerl lebt in der Nähe von Wien.

Rezension von Heike Rau

Elfriede Hammerl
Der verpasste Mann
264 Seiten, gebunden
Franz Deuticke Verlag
ISBN: 3-216-30719-0
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Wunderbare Valerie

Wunderbare Valerie

Lisa ist Drehbuchautorin. Bevormundet wird sie vor allem von Beatrice Lombardi, der eingebildeten und mit ausgeprägten Starallüren versehenen Hauptdarstellerin der Serie. So wird aus Lisas ursprünglich erdachter Person Olga eine ganz andere, nämlich die „Wunderbare Valerie“. Doch das rächt sich. Olga materialisiert sich und verlangt ihren ursprünglichen Charakter zurück.
Keine leichte Aufgabe, bei dem Chaos, welches sich hinter und auch vor den Kulissen abspielt.

Lisa, die Icherzählerin steht, urteilt man nach ihrer großen Klappe, mit beiden Beinen fest im Leben. Doch sie ist in Wirklichkeit total inkonsequent, egal ob es um ihre Arbeit oder ihr lebhaftes Liebesleben geht. Sie braucht einen kräftigen Tritt, um zu Bewusstsein zu kommen, und den bekommt sie von der geisterhaften Olga, die mit ihren Aufritten gehörig nervt und Lisa anregt, endlich Ordnung in ihr Leben zu bringen.

„Wunderbare Valerie“ ist ein spritzig und flüssig geschriebener Roman, gefüllt bis zur letzten Seite mit bissigem ironischem Humor und sagenhaften Wortspielen. Die Dialoge sind unschlagbar. Lisa hat immer das letzte Wort, auch wenn ihr schon längst keiner mehr zuhört.

Über die Autorin:
Elfriede Hammerl studierte Germanistik und Theaterwissenschaft an der Uni Wien. Sie ist Kolumnistin beispielsweise bei „Vogue“ und „Kurier“. Die Autorin hat bereits zahlreiche Veröffentlichung. Sie erhielt 1999 den Publizistikpreis der Stadt Wien. Elfriede Hammerl lebt mit ihrer Tochter in der Nähe von Wien.

Rezension von Heike Rau

Elfriede Hammerl
Wunderbare Valerie
287 Seiten, gebunden
Franz Deuticke Verlag
ISBN: 3-216-30674-7
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