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Schlagwort: Freund

Mein Freund, der Husky

Mein Freund, der Husky

Zwei Jahre hat Jennifer als Krankenschwester im Providence Hospital in Everett gearbeitet. Aber da ihre Eltern, die Farmer sind, kein Verständnis für ihre Arbeit haben und sie außerdem einem Verehrer entkommen will, will sie weg. Sie möchte ans Maynard Columbus Hospital nach Nome in Alaska. Die Reise beginnt mit dem Zug. Von Anfang an fühlt sich Jennifer von einem Mann, der wie ein Landstreicher aussieht, verfolgt. Ihre hektische Flucht bei einem Zwischenstopp am Bahnhof führt dazu, dass sie Hendrik Arnesen ins Auto läuft. Zum Glück passiert nichts. Jennifer ist von dem Fallensteller, der vorhat, dasselbe Schiff zu nehmen, begeistert. Auch sein Husky gefällt ihr gut. Unweigerlich verlieben sich die beiden. Es ist jedoch eine Liebe ohne Hoffnung. Er lebt zwei Tagesreisen von Nome entfernt.
Jennifer wird herzlich am Krankenhaus, dem einzigen im Umreis von Hunderten von Meilen, empfangen. Sie stürzt sich in die Arbeit und lernt viel über die Eskimos, die sich selbst Inupiat nennen, und schließt Freundschaften. Jennifer mag den hohen Norden. Doch es droht Unheil. Eine Diphtherie-Epidemie droht sich auszubreiten. Die vorhandene Impfstoff reicht nicht aus und Nachschub ist im Winter kaum zu beschaffen.

Das Buch ist ein historischer Roman, denn die Diphtherie-Epidemie hat es tatsächlich gegeben. Die Geschichte wurde vom Autor in diese historischen Tatsachen eingebettet. Diese, in all ihrer Dramatik, bleiben allerdings im Hintergrund. Die Geschichte kommt romantisch-kitschig daher. Die zunächst aussichtslos scheinende Liebe zwischen Jennifer und Hendrik rückt in den Vordergrund.

Es ist interessant zu lesen, wie Jennifer sich in diese für sie fremde Welt einfügt. So dass sie bald nicht mehr als Außenstehende anzusehen ist. Ihre Arbeit ist aufreibend. Aber auch hier ist es, als würde der Leser eine rosarote Brille aufgesetzt bekommen. Denn trotzt Mangelbesetzung des Krankenhauses und der vielen zu versorgenden Patienten, bleibt Jennifer noch viel Zeit für Privates.
Auch die Lage der Inupiat, die mühsam versuchen an ihren Traditionen festhalten, nachdem die Weißen ins Land gekommen sind, wird nur oberflächlich beleuchtet.

Das Buch ist dennoch spannend. Das Augenmerk wurde auf Unterhaltung gesetzt. Auch der Schreibstil des Autors gefällt. Man kann ihm sehr gut folgen. Längen hat die Geschichte auch keine, so dass man ein paar sehr unterhaltsame Stunden mit dem Buch verbringen kann.

Rezension von Heike Rau

Christopher Ross
Mein Freund, der Husky
256 Seiten, gebunden
Verlag Carl Ueberreuter, Wien
ISBN: 978-3800053773

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Der Tag ist mein Freund

Der Tag ist mein Freund

Elisabeth Ruth Der Tag ist mein Freund btb
ISBN 3442736749

Wer als Junge sein Gesicht buchstäblich durch einen selbst verschuldeten Brand verliert, dem wird ein schweres Los zuteil.
Buster McFiddie hat nach einem versoffenen Abend mit seinen Freunden eine Zigarette im Bett angezündet und ist darüber eingeschlafen.
Seine Eltern haben ihn aus dem brennenden Bett gerettet. Er sieht sich im Spiegel an und kann nicht fassen, was er da sieht. Sein hübsches Jungengesicht, er ist erst 15 Jahre alt, ist zu einer Fratze geworden: vernarbt, verquollen und durch verbrannte Haut verunstaltet.
Doc John betreut ihn rührend und verständnisvoll. Er ist ein gütiger Arzt, der ihn während seiner Leidenszeit im Krankenhaus und zu Hause mit Gangstergeschichten ablenkt, während er seine Wunden behandelt.

Buster ist der Sohn von Tom McFiddie und seiner Frau Isabel.
Der ältere Bruder Hank ist nun derjenige, der das Rennen bei der Tabakanbaufirma seines Vaters mit bestimmt. Buster ist out, ein Außenseiter ohne Zukunft und von Gedanken an ein Leben außerhalb der Norm gequält. Wer wird ihn noch mögen? Welches Mädchen wird sich noch zu ihm hingezogen fühlen?
Wie Ironie des Schicksal klingt der Name des Ortes, in dem sie leben: Smoke! Es ist ein Ort in Kanada.

Tom McFiddie ist ein hart arbeitender, zielbewusster Mann. Für ihn gibt es kein Pardon bei der Erziehung seiner Söhne. Auch Buster wird gezwungen, sein altes Leben wieder aufzunehmen: Schule oder Arbeit.

Doc John wird Busters guter Geist, der selber ein Unglück in seinem Leben zu verbergen hat. Es betrifft seine Ehe. Selten findet man so einfühlsam und tiefenscharf die Beziehung zwischen Mann und Frau analysiert, wie in der Entwicklungsgeschichte der Ehe von John und Alice.
So muß wahre Liebe aussehen! Doch der Schein trügt.
Die ehrliche Geschichte birgt ein Geheimnis, das erst ganz zuletzt gelüftet wird!

E. Ruth hat eine kleine Stadt und ihre Bürger zum Thema genommen. Im Mikrokosmos dieser Welt gibt es Freunde und Feinde, Argwohn, Misstrauen, Hass und erste Liebschaften zwischen den Jugendlichen, Konkurrenz, Neid und Abenteuer. Die anrührende Freundschaft zwischen dem alten Doc und dem Jungen, der innerlich und äußerlich tiefe Verletzungen erlitten hat, zeugt von Herz und Verstand.

Die Welt der Tabakanbauer und ihrer Ernten mit dem Erfolg oder Mißerfolg ihrer Arbeit wird dem Leser sehr nahe gebracht. Dazu erleben wir die enge Welt der kleinen Leute, in deren Leben schon die kleinste Aufregung zu Abwechslung, Tratsch und Klatsch führt.
Das Buch ist kein Krimi und trägt doch ähnlich Züge. Spannend, menschlich anrührend und von vielen unterschiedlichen Charakteren bevölkert ist die Lektüre anregend und reizvoll zu lesen.

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Der kleine Freund

Der kleine Freund

Harriet war noch ein Baby als ihr Bruder Robin auf mysteriöse Weise ermordet wurde. 12 Jahre später ist der Täter noch nicht gefasst. Es entsteht sogar der Eindruck, dass nie richtig nach ihm gesucht wurde. Die Familie schweigt und verdrängt. Harriets Mutter Charlotte hat sich nach Robins Tod sehr verändert. Die geschäftige, gescheite Frau ist melancholisch geworden, überlässt die Erziehung Harriets und ihrer Schwester Allison der Haushälterin Ida. Einen Freund findet Harriet in Hely, einem Nachbarsjungen, dem sie sich anvertrauen kann. Mit ihm gemeinsam will sie nach dem Mörder suchen und sich rächen. Doch ihre Phantasie nimmt überhand und bringt sie und ihren Freund in Gefahr.

Das vorliegende Buch ist aber kein herkömmlicher Krimi. Die Suche nach dem Mörder spielt wohl eher eine untergeordnete Rolle. Vielmehr wird über das Leben einer Großfamilie in den 70er Jahren erzählt, einer Familie, die in Alexandria, einer kleinen Stadt in den Südstaaten lebt und unter einem Schicksalsschlag zu leiden hat, über den sie nicht hinwegkommt.
Beschrieben wird auch die asoziale Familie des vermeintlichen Mörders: drogenabhängige Brüder, die von einer schwerkranken Großmutter mehr oder weniger versorgt werden.

768 Seiten dick ist das Buch und damit eine Herausforderung für den Leser. Doch schon auf den ersten Seiten wird klar, dass man einen guten Griff getan hat. Die Autorin erzählt sehr bildhaft und ausführlich mit Sinn für Details. Die Szenen sind so gut geschrieben, dass man den Eindruck gewinnt, das Geschehen mit eigenen Augen zu verfolgen. Es ist unglaublich, wie die Autorin Angstsituationen, aber auch ganz banale Dinge beschreibt. Teilweise gipfelt die Spannung in einen unerträglichen Bereich. Zudem wurde jeder einzelne Charakter mit Sorgfalt entwickelt. Harriets Familie ebenso wie die Familie des vermeintlichen Mörders.

Rezension von Heike Rau

Donna Tartt
Der kleine Freund
Aus dem Amerikanischen von Rainer Schmidt
768 Seiten, gebunden
Wilhelm Goldmann Verlag, München
ISBN: 3-442-30668-X

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Ein perfekter Freund

Ein perfekter Freund

Martin Suter hat mit dem vorliegenden Roman eine sehr eigenwillige und kapriziöse Geschichte erzählt.

Der Journalist Fabio Rossi wacht nach einer Kopfverletzung in einer Klinik auf und kann sich an die letzten fünfzig Tage seines Lebens nicht mehr erinnern.
Er bemüht sich verzweifelt, die Erinnerung an sein Leben vor dem Gedächtnisverlust wiederzufinden.
So entdeckt er , daß er zwei Frauen, Marlen und Nora, zu Gefährtinnen hat. Die eine, Nora, war es, Marlen ist es jetzt.
Nora , die er liebt und als seine richtige Freundin betrachtet, ist aber jetzt mit seinem engsten Freund Lucas Jäger liiert.
Fabio hat angeblich seinen Job bei einer Zeitung gekündigt, kann sich aber natürlich auch daran nicht erinnern.
Sein Freund Lucas spielt eine undurchsichtige Rolle bei der Suche nach seiner verloren gegangenen Erinnerung.
Langsam zieht sich ein Netz aus Mißtrauen, Spekulationen und Halbwahrheiten zusammen, mit dem Fabio diesen guten Freund Lucas der Untreue und der Intrige verdächtigt.
Schlußendlich gerät Fabio bei der Suche nach einer wahren Geschichte um einen Lebensmittelskandal, der von der Presse der Öffentlichkeit vorenthalten werden soll, an seine eigene Geschichte.
Es wäre kein guter Krimi, wenn sich die Fäden zu einfach entwirren ließen.

Suter berichtet über diesen Kriminalfall detailgetreu und mit großer Sachkenntnis. Er malt ein Bild um die verschlungenen Schicksalswege des Menschen und um die Scheuklappen, mit denen zuweilen einige ihre eigene Lebenssituation verkennen.
Fabio ist ein Mensch in zwei Personen und das macht dem Roman zu einem besonderen. Das Entwirren der zwei Identitäten ist eine spannende Suche nach dem wahren Selbst, den guten und den negativen Eigenschaften in der Person des Fabio Rossi.
Es ist die hohe Kunst des Schreibens, der wir in dieser Form begegnen und ein sehr lesenswertes Buch, das den Leser zum Mitdenken anregt.
Claudine Borries

Martin Suter
Ein perfekter Freund
Identitätssuche in einer verworrenen Welt
ISBN:3257063067
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