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Schlagwort: Freunde

Nataly Elisabeth Savina: Meine beste Bitch (Hrsg.: Tilman Spreckelsen)

Nataly Elisabeth Savina: Meine beste Bitch (Hrsg.: Tilman Spreckelsen)

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Faina teilt alles mit ihrer besten Freundin Nike. Doch dann zieht Nike weg, um zu studieren. Faina bleibt allein. Sie hat keinen Plan und weiß nicht, wie ihr Leben weiter verlaufen soll. Sie will weg von ihrer Mutter und raus aus der öden Kleinstadt. Sie weiß, dass sie anders ist als die anderen. Nicht normal, aber wer weiß schon zu sagen, was normal ist. Nicht mal ihre Mutter weiß es, obwohl sie Psychiaterin ist. An Nike kann Faina sich nicht mehr orientieren. Dafür reichen Telefongespräche nicht aus. Achim könnte ihr Halt geben. Er war immer für sie da. Unauffällig, liebevoll und langweilig. Aber Faina fühlt sich mehr zu Julian hingezogen, der nach Berlin gegangen ist, weil er hier seine Kunstprojekte besser verwirklichen kann. Er ist anders. Und er hat nichts dagegen, als Faina bei ihm auftaucht. Er lässt sich treiben und Faina mit ihm. Kommt Nike dazu, wird es genauso, wie Faina es sich vorgestellt hat. Alles vergessen, die Gefahren ignorieren, einfach leben im Moment! Doch immer mehr wird der Faina klar, dass die Zukunft verrutscht und unklar wird.

Faina ist in einer schwierigen Entwicklungsphase. Sie ist auf der Suche nach einem Richtungsweiser und lässt sich von ihren Emotionen treiben. Es ist eine krasse und glaubwürdige Geschichte, die hier beschrieben wird. Die Autorin verwendet eine ungeschliffen wirkende Ausdrucksform, die nichts beschönigt, und verzichtet auf die üblichen Klischees. Deshalb wirkt das Buch erschreckend authentisch. Ich kann Faina in gewisser Weise verstehen. Sie steht stellvertretend für junge Menschen, denen es nicht leicht fällt, Ziele im Leben zu definieren und Konflikte auszuhalten. Die sich getrieben fühlen, ohne zu wissen, wohin. Fainas Geschichte ist berührend. Die Autorin geht an die Schmerzgrenze und manchmal darüber hinaus. Man muss nicht zu viel hineininterpretieren in dieses Buch. Es wird jeden auf andere Weise ansprechen und zum Nachdenken anregen.

Rezension von Heike Rau

Nataly Elisabeth Savina
Meine beste Bitch
Herausgegeben von Tilman Spreckelsen
(Die Bücher mit dem blauen Band)
288 Seiten, gebunden
Fischer Verlag
ISBN-10: 3737341397
ISBN-13: 978-3737341394
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Alex Capus: Das Leben ist gut

Alex Capus: Das Leben ist gut

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Eine Liebesgeschichte mit Zwischentönen…

Alex Capus hat einmal wieder eine sehr schöne Liebegeschichte zu erzählen.

Max und Tina sind glücklich verheiratet und haben drei wohl geratene Söhne.

Tina bekommt den Ruf für eine Gastprofessur in Paris, und Max ist eigentlich Schriftsteller.

Die beiden verabschieden sich herzlich. Sie sind sich offensichtlich auch nach 25 Jahren Ehe noch sehr zu getan.

Zum Vergnügen und Zeitvertreib aber führt Max eine Bar, in die auch alle seine früheren Kumpels und Freunde zuweilen einkehren.

Die Geschichte ergeht sich in Schilderungen seines Alltagslebens, seiner Muße und den Beschreibungen seiner diversen Freunde mit ihren Eigenheiten, die sich auch schon seit Jahren kennen.

Der Ton der Geschichte ist freundlich, ausgeglichen und genügsam.

Seine Ehe mit Tina bleibt im unsichtbaren Bereich. Man spürt nur, wie sie an einander hängen, sich nach einander sehnen und sich doch gegenseitig ihre Freiheit in ihrem beruflichen Tun lassen.

Man lernt mit Max einen zufriedenen und liebevollen Menschen kennen. Er ist seinen Freunden gewogen. Gelegentliche Kuriositäten seiner Mitbürger werden mit Humor beschrieben. sEs gibt keine außergewöhnlichen Aufregungen oder Ereignisse.

Fast könnte man meinen, dass es hier ein wenig langweilig zugeht. Dem ist aber nicht so, denn die Feinheiten liegen im Detail. Wenn etwa Miguel in Geldnöten von einer frühen Begegnung mit einem Torero berichtet, dessen Stierkopftrophäe er für eine immense Summe gekauft haben will, um sie jetzt an den Mann, sprich den Freund Max, zu bringen.

Ein anderer Schulfreund, Jules Weber, machte Bankrott und lebte ein einsames Leben, das wohl zuletzt im Trunk endete.

So spült die Erzählung nach und nach den einen oder anderen Freund in den Fokus.

Keine Konflikte oder schwierige Lebensgeschichten führen hier Regie, sondern das einfache und zufriedene Leben.

Ein wenig Aufregung hätten wohl mehr Spannung erzeugt, denn auch davon versteht der Schriftsteller durchaus etwas, wie er in seinem Roman „Leon und Luise“ bewiesen hat.

Die Ruhe aber tut dem Leser gut, und er begnüge sich dieses Mal damit.

Alex Capus
Das Leben ist gut
240 Seiten, gebunden
Carl Hanser Verlag, August 2016
ISBN-10: 3446252673
ISBN-13: 978-3446252677
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Matthias Sodtke: Die Geschichte, wie Nulli und Priesemut Freunde worden

Matthias Sodtke: Die Geschichte, wie Nulli und Priesemut Freunde worden

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Nulli und Priesemut sind schon so lange Freunde, dass man eigentlich gar nicht mehr weiß, wie und wann diese Freundschaft einmal begonnen hat. Vielleicht wissen Hase und Frosch es selbst nicht mehr. Eine, die ganz von Anfang dabei war, ist Oma Bär. Und als Nulli und Priesemut an einem schönen Frühlingstag beim Picknick am Waldrand auf der Decke sitzen, selbst gebackene Waffeln essen und mal wieder eine Geschichte hören wollen, erzählt Oma Bär keine bekannte, sondern eine neue.

Alles begann mit einer Kleckersandburg, die Hase Nulli am Waldsee baute. Er war ganz allein, weil er keine Freunde hatte. Die Sandburg bekam eine hübsche Burgfahne und einen Wassergraben. Als Nulli Kaulquappen entdeckte, fing er welche ein und ließ sie dann im Burgraben Runden schwimmen. Dass er von Priesemut beobachtete wurde, ahnte Nulli nicht.

Die kleine Geschichte ist sehr schön in Szene gesetzt. Das Picknick am Waldrand ist der Ausgangspunkt. Der Autor lässt Oma Bär sehr ausführlich erzählen, wie alles begann. Da werden sogar die Tiere des Waldes aufmerksam und gesellen sich dazu, um mitzuhören, so spannend wird es. Die Begeisterung steht allen ins Gesicht geschrieben.

Die Zeichnungen sind also wie immer ausdrucksstark. Sie sind detailreich und farbenfroh. Besonders gelungen sind die Bilder mit der Versammlung der vielen Tiere. Das sind auch alte Bekannte aus anderen Büchern dabei, wie der Hamster zum Beispiel. Es lohnt sich außerdem, ganz genau hinzusehen. Das ist der Käfer, der eine Waffel stibitzt, der Maulwurf, der aus dem Hügel schaut usw.

Kinder und auch erwachsene Fans von Nulli und Priesemut werden die Geschichte also gern verfolgen. Da fanden sich doch tatsächlich zwei, die zusammengehören und die, waren sie doch bisher allein und wenig beachtet, froh sind, einen Freund gefunden zu haben.

Rezension von Heike Rau

Matthias Sodtke
Die Geschichte, wie Nulli und Priesemut Freunde worden
Illustriert von Helmut Kollars
32 Seiten, gebunden
Lappan Verlag
ISBN-10: 3830312369
ISBN-13: 978-3830312369
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Pierre Chazal: So etwas wie Familie

Pierre Chazal: So etwas wie Familie

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!Man muss das Leben nehmen, wie es ist. Das scheint Pierres Ansicht zu sein. Der Gemüseverkäufer stellt sich jedenfalls ohne zu zögern der Verantwortung, den achtjährigen Marcus bei sich aufzunehmen. Er ist der Sohn von Hélène, für die er nie mehr war als ein guter Freund. Sie hat es nicht mehr ausgehalten, zu leben. In einem letzten Brief hat sie Pierre gebeten, sich um den Jungen zu kümmern.

So macht Pierre Platz in seinem Leben, auch wenn ihm die Verantwortung zu groß scheint. Er lässt einfach zu, was geschieht und die Dinge regeln sich. Schließlich hat er Freunde, die ihm dann auch ganz selbstverständlich zur Seite stehen.

Pierre will anders sein, als es sein Vater es war. Er will für Marcus ein Freund sein, auf den Verlass ist. Die kleine Familie wird schließlich komplettiert durch Fabienne, die gerade in einer Entzugsklinik war, und nun ein neues Leben anfangen will.

Das Schicksal scheint es nicht gut zu meinen mit den Hauptpersonen im Buch. Die Lebenswege sind von Problemen gezeichnet. Aber so wie der Autor schreibt, hat man es in der Hand, das Ruder herumzureißen, wenn man denn will.

Nicht jeder vermag Hoffnung zu entwickeln. Hélène konnte es nicht. Damit ändert sie das Leben von Pierre, der es zulässt. Fast glaubt man, die Geschichte würde gut ausgehen. Die kleine Familie wächst immer mehr zusammen, bis es schließlich nicht mehr nur darum geht, den Alltag zu bewältigen. Zukunftspläne werden geschmiedet. Der Autor schreibt darüber mit viel Feingefühl. Es wird einem als Leser warm ums Herz.

Doch wie angreifbar die Situation ist, wird erst nach einem Vorfall klar, der das Leben aller wieder verändert. Es hat mit Pierres Vater zu tun, von dem Pierre eigentlich glaubt, ihn aus seinem Leben ausgeschlossen zu haben. Und wieder kommt es darauf an, auch diesen Schicksalsschlag zu meistern. Damit das Buch doch noch gut ausgehen kann.

Rezension von Heike Rau

Pierre Chazal
So etwas wie Familie
Aus dem Französischen von Wolfgang Gösweiner
240 Seiten, gebunden
Deuticke Verlag
ISBN-10: 3552062971
ISBN-13: 978-3552062979
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Milan Kundera: Das Fest der Bedeutungslosigkeit

Milan Kundera: Das Fest der Bedeutungslosigkeit

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Betrachtungen mit philosophischem Hintergrund.

Milan Kundera hat uns 15 Jahre auf seinen neuen Roman warten lassen. Der letzte erschien im Jahr 2000 unter dem Titel “Die Unwissenheit.“ Am bekanntesten ist der Roman von der „…unerträglichen Leichtigkeit des Seins“. Wie die Titel seiner Werke schon erkennen lassen, sind seine Erzählungen durchdrungen von tiefenpsychologischen und philosophischen Fragen über das Wesen des Menschen und seiner Abgründe.

In seinem neuen Roman begegnen wir vier Freunden unterschiedlichen Alters, die sinnierend ihrem Alltag nachgehen.

Der eine und andere spaziert durch den Jardin du Luxembourg in Paris; Charles, einer der Haupterzähler, amüsiert mit Anekdoten aus dem Leben Stalins; Alain denkt über die Beziehungen zum weiblichen Geschlecht nach, Caliban, der Schauspieler, schlüpft gerne in fremde Rollen. Ramon schließlich, der Älteste von allen, sieht dem Treiben seiner Freunde zu. Ihre Gespräche zielen immer auf Fragen nach dem tieferen Sinn des Lebens, sind zuweilen schwierig meist jedoch leicht und humorig in ihrer Diktion. Wie tief ihre Gedanken bei ernstem Hintergrund verweilen, besagen Aussagen wie diese, die Charles aus einem Buch von Chruschtschow zitiert:

“Die Zeit rennt. Dank ihr sind wir zunächst Lebende, was bedeutet: Angeklagte und Verurteilte. Dann sterben wir und bleiben noch ein paar Jahre bei denen, die uns gekannt haben, aber sehr bald folgt eine andere Veränderung: Die Toten werden alte Tote, niemand erinnert sich mehr an sie, und sie verschwinden im Nichts; nur einige, sehr, sehr wenige, hinterlassen ihren Namen in den Gedächtnissen, verwandeln sich jedoch, ohne jeden authentischen Zeugen, jede echte Erinnerungen, in Marionetten….“

Um Alains Geburt gibt es ein Geheimnis. Die imaginären Gespräche mit seiner Mutter, die ihn gleich nach seiner Geburt verlassen hat, führen zu der Erkenntnis, dass Geborenwerden und Sterben nicht unserem Willen unterworfen sind. Auch die Individualität des Menschen unterliegt eigenen Gesetzen; ist sie vielleicht nur eine Illusion?

Die vorgetragenen Thesen spiegeln zahlreiche Fragen, mit denen sich unsere Helden beschäftigen.

Ein wenig schaut die Sinnlosigkeit aus allen Ecken, und doch hört man dieses: wir leben! Als Tenor der Gespräche.

Selten habe ich ein so hintergründiges, tiefschürfendes und gelegentlich verrücktes Buch gelesen wie dieses.

Kundera bezieht sich in seinen Betrachtungen über das Leben auf Philosophen wie Schopenhauer, Hegel und Kant.

Die Handlung besteht aus Episoden. Zeit und Orte wechseln. Man erfährt aber genug, um von jedem einzelnen der Protagonisten einen Eindruck zu gewinnen. In den Gesprächen geht es immer wieder um die Frage unserer menschlichen Bedeutung für heute und immer. Als Fazit kann man konstatieren: wir haben keine!

Zuletzt ist es die Comédie Humaine im Sinne Balzacs, die dieser Roman zeigt: wir alle sind Spieler in dem großen Lebensspiel, in dem jedem seine besondere Rolle zugedacht ist.

Für anspruchsvolle Leser ist die Lektüre ein Gewinn!

Milan Kundera
Das Fest der Bedeutungslosigkeit
144 Seiten, gebunden
Carl Hanser Verlag, Februar 2015
ISBN-10: 3446247637
ISBN-13: 978-3446247635
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Andrea Schütze: Graf Koriander lernt fliegen

Andrea Schütze: Graf Koriander lernt fliegen

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Graf Koriander ist immer noch auf der Suche nach dem Rezept für das Unsichtbarkeitssüppchen. Nachdem ja nun eine Familie in das Pförtnerhaus einzogen ist, könnte es von Vorteil sein, sich auch mal unsichtbar zu machen. Mit den beiden Kinder Jette und Justus und Hund Wenzel hat Graf Koriander sich nach seiner Entdeckung arrangiert. Die Eltern sollen ihn allerdings nicht zu Gesicht bekommen.

Die Kinder haben großes Interesse daran, Graf Koriander in seinem Höhlensystem unter dem Pförtnerhaus zu besuchen. Nur ist dort unten alles klein wie in einer Puppenstube. Den Gang, den Graf Koriander nutzt, können die Kinder nicht nehmen, um in seine Wohlhöhle zu gelangen. Aber Graf Koriander weiß einen anderen Zugang. Der ist allerdings verschüttet. Jette und Justus beginnen zu graben und bald ist der Eingang frei.

Allerding müssen die Kinder erst einmal nach Hause. Die Höhlenforschung liegt auf Eis. Bis der Vater aufgrund einer Panne mit Graf Korianders Unsichtbarkeitssüppchen beschließt, mit den Kindern einen Ausflug zu machen und im Zelt zu übernachten. Dass er tief und fest schläft, hat er wiederum dem kleinen Gnomold zu verdanken. Die Kinder denken natürlich nicht an Schlaf. Sie gehen in die Höhle. Allerdings ist der Gang nicht sehr stabil. Wieder stürzt er ein, sodass den Kindern der Rückweg verschlossen wird.

Wieder erleben die Kinder und Jette und Justus ein neues Abenteuer mit dem kleinen Gnomold Graf Koriander. Schon der erste Band „Graf Koriander bleibt kleben“ hat ausgesprochen gut gefallen. Auch der zweite ist spannend und abenteuerlich. Graf Koriander, der doch immer so ein bisschen ärgerlich und ungehalten wirkt, gewinnt die Kinder und auch Hund Wenzel lieb. Er wird ein bisschen zugänglicher, auch wenn er nach wie vor ordentlich schimpft und dabei wieder mit außergewöhnlich fantasievollen Wortkreationen glänzt.
Dieses Mal wird er zum Retter der Kinder, die in der Höhle festsitzen. Wenzel hilft ihm und ganz nebenbei lernt Graf Koriander fliegen, wie der Titel schon sagt. Die Geschichte ist wunderbar ausgedacht und wirklich gut für Kinder umgesetzt.

Rezension von Heike Rau

Andrea Schütze
Graf Koriander lernt fliegen
Mit Illustrationen von Stefanie Reich
208 Seiten, gebunden
Ueberreuter Verlag
ISBN-10: 3764150297
ISBN-13: 978-3764150297
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Dorothea Flechsig: Sandor – Fledermaus mit Köpfchen

Dorothea Flechsig: Sandor – Fledermaus mit Köpfchen

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Fledermaus Sandor wohnt in einem Rollokasten im Klassenzimmer einer Schule. Als er sich hier Unterschlupf suchte, waren gerade Ferien. Nun ist es vorbei mit der Ruhe. Sandor nimmt am Unterricht teil. Während er vor sich hin döst, lernt er Lesen und Rechnen. Direkt unter ihm am Tisch sitzt Jendrik. Sandor mag den Jungen. Auf seiner Tasche ist eine Fledermaus abgebildet. Also scheint Jendrik sich für Fledermäuse zu interessieren. Sandor möchte gerne Jendriks Freund werden. Also fliegt er ihm eines Tages nach, als Jendrik nach Hause geht. Vor Jendriks Zimmer steht ein Apfelbaum. Hier lässt Sandor sich nieder. Als Jendrik das Fenster öffnet und sich dann an seine Schularbeiten setzt, nähert sich Sandor und klammert sich am Fensterrahmen fest. Als Jendrik von Sandor angesprochen wird, ist er fassungslos. Seit wann können Fledermäuse sprechen?

Sandor hat in einer Nacht etwas Sonderbares beobachtet. Ein Dieb hat auf der Flucht vor der Polizei an der alten Burgruine einen Schatz vergraben. Davon berichtet er Jendrik. Und tatsächlich findet Jendrik eine kleine Truhe mit Schmuck und Diamanten. Am liebsten würde Jendrik diesen Fund behalten. Seine Familie könnte etwas Geld gut gebrauchen, um das Auto reparieren zu lassen oder auch mal in den Urlaub zu fahren. Aber Sandor meint, man müsse alles der Polizei übergeben und so wird es dann auch gemacht. Wie genau er auf den Schatz gestoßen ist, kann Jendrik natürlich nicht sagen. Also erfindet er eine Geschichte, die ihm allerdings keiner so recht glauben will. Dass ihm eine Belohnung in Aussicht gestellt wird, begeistert Jendrik. Am nächsten Tag, wissen alle Bescheid. Was passiert ist, steht nämlich in der Zeitung. Und auf einmal ist Jendrik ein Held.

Das Hörbuch beginnt mit einem Intro. Das Lied, gesungen von Jeanette Friedrich, ist eine schöne Einstimmung auf die Geschichte.
Schon in der ersten Folge passiert eine ganz Menge. Jendrik lernt die Fledermaus Sandor kennen. Dass die beiden Freunde werden, bringt allerdings Probleme mit sich. Nicht mal Jendricks Mutter glaubt, was ihr Sohn über die Fledermaus erzählt. Sie denkt, Jendrik habe zu viel Fantasie. Bald versteht Jendrik, das er so manche Wahrheit für sich behalten muss, weil andere ihn nicht verstehen würden.

Es ist für Kinder spannend zu erfahren, wie sich die Freundschaft dennoch weiterentwickelt und welche Abenteuer die beiden erleben. Der Fund des Schatzes ist nur eins davon.
Die Geschichte ist humorvoll. Aber es ist nicht alles reine Fantasie. Alltägliche Probleme in der Schule und in der Familie mit der Mutter und dem kleinen Bruder Tom werden ernst genommen. Die Figuren sind sehr gut ausgearbeitet.

Das Hörbuch wird auf eine sehr ansprechende und muntere Art von Nicolas A. Böll vorgetragen. Das Zuhören macht sehr viel Spaß, einerseits weil die Erzählung so spannend ist, aber auch weil sie so ausdrucksstark und mit vielseitiger Stimme gelesen wird. So entstehen bildhafte, für kleine Zuhörer gut vorstellbare Szenen. Zu empfehlen ist die Geschichte für Kinder ab sechs Jahren.

Rezensionen von Heike Rau

Dorothea Flechsig
Sandor – Fledermaus mit Köpfchen
Folge 1
Gelesen von Nicolas A. Böll
Hörbuch
Spielzeit: 77:30 Minuten
Glückschuh Verlag
ISBN-10: 3000330445
ISBN-13: 978-3000330445
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Matthias Sodtke: Bist du krank, Rolli-Tom?

Matthias Sodtke: Bist du krank, Rolli-Tom?

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Hase Nulli liegt gemütlich in der Hängematte und liest. Auch Frosch Priesemut möchte gerne mal eine Runde abhängen, aber Nulli lässt ihn nicht. Dann wird Priesmut abgelenkt. Es klingelt. Als Nulli hört, dass es sein alter Schulfreund Tommi ist, springt er natürlich sofort aus der Hängematte. Die Freunde begrüßen sich herzlich. Aber Priesmut wundert sich schon, dass Tom in einen seltsamen rollenden Stuhl sitzt und fragt, ob das ein Zauberstuhl ist. Begeistert von diesem Wort fährt Tom gleich ganz geschickt eine „8“ um Nulli und Priesemut.

Es dauert, ehe Nulli begreift, dass Tom nicht zum Spaß im Rollstuhl sitzt. Von da an ist er sehr befangen. Er weiß gar nicht, wie er mit dem Freund umgehen soll. Und weil Priesemut den Ernst der Situation gar nicht zu erkennen scheint, beginnen Frosch und Hase zu streiten. Priesemut zieht sich schließlich zurück. Nulli kümmert sich allein um Tom. Er gibt sein Bestes, bietet Tom etwas zum Trinken im Schnabelbecher an und den extra zubereiteten Möhrenbrei will er ihm sogar füttern. Doch das kommt bei Rolli-Tom gar nicht gut an. Er möchte nicht behandelt werden, als wäre er krank.

Auch das ist wieder eine schöne Geschichte aus dem Alltag. Nulli und Priesemut werden mit einer Situation konfrontiert, die neu für sie ist. Beide verhalten sich ganz unterschiedlich. Priesemut schätzt die Situation falsch ein. Nulli gibt sich über alle Maßen besorgt und fürsorglich und glaubt, damit das Richtige zu tun. Und Tom schweigt zunächst. So entstehen Missverständnisse, die ausgeräumt werden müssen.

Der Autor nähert sich dem Thema also auf sehr direkte, aber eben auch auf die bekannte humorvolle Art und Weise. Feinfühligkeit schließt diese Direktheit nicht aus. Die Gefühle und Gedanken der drei Figuren werden nicht nur durch den Text verdeutlicht, sondern auch sehr schön durch die Bilder. Mimik und Gestik sind wie immer sehr deutlich. Schön ist auch, dass die drei sich wieder zusammenraufen und dann bei einer gemeinsamen Unternehmung richtig viel Spaß haben. Das Buch ist damit für Kinder sehr anschaulich gemacht. Es zeigt, wie wichtig es ist, aufeinander zuzugehen.

Rezensionen von Heike Rau

Matthias Sodtke
Bist du krank, Rolli-Tom?
Band 17. Nulli und Priesemut
72 Seiten, gebunden
Lappan Verlag
ISBN-10: 3830311796
ISBN-13: 978-3830311799
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Kevin Brooks: Black Rabbit Summer

Kevin Brooks: Black Rabbit Summer

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Der Sommer ist herrlich langweilig bis Pete von Nicole angerufen wird. Sie lädt ihn ein, mit auf die Kirmes zu kommen. Vorher könnte man sich treffen und mit der alten Clique ein Hüttenfest feiern, so wie früher. Auch wenn es diesmal eine Abschiedsfete werden würde. Denn Pete, Nicole, Erik und Pauly würden nun nach der Schulzeit auseinandergehen.
Pete möchte auch Raymond mit dabei haben. Er zählt den eigenwilligen Jungen, der bei den anderen wenig beliebt ist, zu seinen Freunden und überredet ihn, mit zur Hütte zu kommen.
Auf dem Weg dahin begegnen die beiden Wes Campbell und seinen Kumpanen. Es entsteht eine bedrohlich wirkende Situation. Diesen Unruhestiftern begegnet man nicht gern.
In der Hütte dann ist die Stimmung recht locker. Alkohol und auch ein Joint werden herumgereicht. Man redet über Zukunftspläne. Eric, Pauly und Raymond gehen dann schon vor zur Kirmes, weil Nicole noch mit Pete alleine sein möchte. Die beiden waren früher schon einmal zusammengewesen. Doch eine vertraute Stimmung will sich diesmal nicht einstellen. Nicole verlässt Pete schwer enttäuscht.
Als Pete auf die Kirmes kommt, sieht er Raymond zusammen mit Stella Ross. Sie ist mittlerweile eine Berühmtheit geworden, wenn auch mit sehr zweifelhaften Ruf. Weil Pete weiß, dass Stella nur mit Raymond spielt, holt er ihn von ihr weg. Die beiden besuchen eine Wahrsagerin, die ausgesprochen angstmachende Andeutungen über Raymonds Zukunft macht.
Und dann auf einmal, nach dem Pete auf dem Klo war, ist Raymond verschwunden. Pete muss ihn suchen, doch es geht ihm nicht gut. Wirklichkeit und seltsame Vorstellungen verschwimmen. Am nächsten Tag ist die Katastrophe perfekt. Raymond ist nicht wieder aufgetaucht. Und noch jemand wird vermisst.

Das Buch beginnt harmlos. Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Die Geschichte wird von Seite zu Seite unheilvoller. Wobei der Autor das Grauen mit ungeheurer Intensität beschreibt. Man ist als Leser so unglaublich dicht am Geschehen dran, dass es kaum zu glauben ist. Man ist praktisch mit der Hauptperson Pete auf Augenhöhe. Es gibt kein Entkommen. Aber man kann sich ohnehin nicht mehr von der Geschichte lösen, hat man erst einmal angefangen zu lesen.
Sie ist gut ausgedacht und hat Tiefgang. Sie ist aus der Ich-Perspektive Petes geschrieben. Der Blick auf das Geschehen ist also eingeschränkt. Man hat als Leser Informationen nur von einer Seite. Das erhöht die Spannung ungemein. Nichts wird vorweggenommen. Nur was Pete herausfindet ist von Belang. Pete ist ein intelligenter Junge. Man ist beeindruckt von dem, was er tut, um herauszufinden, was geschehen ist. Er will sich nicht aufhalten lassen. Weder von seinen Eltern, noch von seinen Widersachern und auch nicht von Freunden, die in Wahrheit keine sind und nie welche waren. Im Grunde wird Petes bisheriges Weltbild über den Haufen geworfen. Und auch als Leser hat man ordentlich zu knabbern am Verlauf der Geschichte. Man sehnt sich nach einem positivem Ausgang und ahnt doch, dass es den nicht geben kann. Das Buch macht sehr, sehr nachdenklich. Aber man gewinnt durch die Lektüre, weil man dazulernt … Es ist nicht einfach nur irgendeine Geschichte, sondern viel mehr.

Rezension von Heike Rau

Kevin Brooks
Black Rabbit Summer
Aus dem Englischen von Michael Gutzschhahn
528 Seiten, Klappenbroschur
ab 14 Jahren
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423247754
ISBN-13: 978-3423247757

Neue Freunde

Neue Freunde

Tomi Ungerer Neue Freunde Diogenes
ISBN 3257011237

Tomi Ungerer ist ein Menschenfreund, und als Menschenfreund ist er zugleich ein Kinderfreund.
Er ist zutiefst durchdrungen von der Idee der Gleichheit, Brüderlichkeit und Gerechtigkeit.
Sein neues Buch bestätigt einmal mehr seine ausufernde Phantasie, mit der er seiner inneren Haltung Ausdruck verleiht.

Der farbige kleine Junge Rafi Bamoko zieht mit seinen Eltern in ein neues Stadtviertel. Als er Geburtstag hat, ist er alleine, denn er ist ja fremd in der Gegend. Weit davon entfernt, darüber in Trübsinn zu verfallen, fängt er an zu basteln, denn darin ist er gut!
Aus Metall bastelt er sich einen Hund und zwei Katzen.
Bald schaut Ki Sing, ein kleines chinesisches Mädchen aus der Nachbarschaft, über den Zaun, neugierig, was er denn da macht. Als sie sieht, dass er sich lauter Freunde bastelt, ist sie Feuer und Flamme, ihm zu helfen. Aus alten Stofffetzen, Strümpfen, Pullovern und Blechbüchsen machen sie die schönsten Figuren. Die beiden werden unzertrennlich, und auch ihre Eltern freunden sich an.

Die Geschichte nimmt ihren Lauf: als der Hof voll ist, und die Obrigkeit in Gestalt der Polizei erscheint, weil sie das Gerümpel entfernen will, bekommt die Presse Wind davon. Durch den Rummel aufmerksam geworden kommt der Museumsdirektor vorbei und ist so begeistert, dass er die ganze Sammlung der wunderschönen, bunten und phantasievollen Gebilde für sein Museum aufgekauft. Nun können alle Menschen die Figuren und kunstvoll gestalteten Plastiken betrachten. Da gibt es viel zu sehen: das Gedränge der Menschen im Museum ist beachtlich. Tomi Ungerer mit seinem Humor lässt uns Dinge sehen, die uns lachen machen. Wir sehen Menschen mit allen ihren Schrulligkeiten und Eitelkeiten. Ein alter Herr trägt seinen Spazierstock durch die Ohren gesteckt. Auf einem Ende des Stockes sitzt ein bunter Papagei. Augenklappen, verrückte Ohrgehänge, lachende und schiebende Menschen komplettieren das Bild. Die Hersteller der Installationen, das Künstlerduo Rafiki, werden als berühmtes Künstlerpaar gefeiert!

Die Bilder zeigen zwei Kinder, die aus verschiedenen Ethnien kommen, so wie wir heute die kulturelle Vielfalt in unserem Land häufig sehen. Über die Kinder finden die Erwachsenen zusammen. Die Phantasie und das gemeinsame Basteln verbindet Rafi und Ki.
In schönerer Manier lässt sich Völkerverständigung kaum denken.

Ungerer malt mit klaren Strichen kraftvolle Figuren, die auf den ersten Blick an Plakate denken lassen.
Sie wirken leicht hölzern und deutlich abgezirkelt.
Das Handwerk, dem Ungerer gerne frönt, findet in diesem Buch plastischen Ausdruck. Der Reichtum an Ideen, mit denen aus Blech und Stoff und allen nur erdenklichen Schrottüberbleibseln die schönsten Gestalten entstehen, ist überwältigend. Gießkannen, Filter, Schläuche, Nägel,—es gibt nichts, wofür man keine Verwendung fände. Er gibt den Figuren Formen, Farben und Charakteristiken und zeigt sich als unermüdlicher Schöpfer. Die erzählte Geschichte bildet mit ihren Illustrationen eine Einheit, fröhlich, unbeschwert und lustig.
Das letzte Bild zeigt nach den unruhigen Vorgängen um die Kunst ein zufriedenes Paar auf einem Boot im Mondenschein, unschwer als Rafi und Ki zu erkennen.
Wer genau hinschaut, meint Künstler des Mittelalters, der Romantik und des Jugendstils in den Bildern wieder zu erkennen.

Mit seinen Büchern ist Ungerer ein überzeugender Pädagoge der Gleichberechtigung und des freundlichen Umgangs der Menschen miteinander, zugleich aufmüpfig und frech, wenn es angebracht erscheint.
Ein ausgezeichnetes, aufklärendes und heiteres Werk ist ihm mit dem Buch gelungen.
Wie man in den Medien verfolgen kann, wird dieses Buch nicht sein letztes sein!

Zu empfehlen ist es für Kinder ab etwa 8 -10 Jahren,–und wie immer auch für Erwachsene!

Rezesnion von Claudine Borries

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