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Schlagwort: Geist,

E.L. Doctorow: In Andrews Kopf

E.L. Doctorow: In Andrews Kopf

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Genie oder Wahnsinn, das ist hier die Frage…

Andrew, der Held dieses Romans, erscheint uns als ein sonderbarer Mensch: zuerst stirbt ihm sein erstes Kind durch nachlässige eigene Fehler. Vermutlich einige Jahre später sucht er seine geschiedene erste Frau Martha auf, um ihr sein zweites Kind nach dem Tod der zweiten Frau zur Versorgung zur überlassen. Bemerkenswert erwähnt er immer wieder den „riesigen Ehemann“ von Martha.

Langsam rückblickend erfährt man in den teilweise wirren und teils genialen Gedanken, wie Andrew die Welt sieht und als Kognitionswissenschaftler sich die Welt zurechtbastelt. Gehirn, Seele, Mensch, Geist, Erinnerung und Studien zur Genese des Menschen geraten in einem heillosen Durcheinander zu einem verwirrenden Gemisch heutigen und vergangenen Wissens. Andrews Leben scheint aus einem einzigen Irrweg mit realen Mustern zu bestehen.

Der Leser ist überrascht und leicht verstört, was er von all’ dem halten soll.

Im einem zweiten Teil hören wir die Geschichte von Andrew und Briony, seiner ersten Frau. Skurril, witzig und sehr amüsant lesen wir von den Merkwürdigkeiten ihrer Herkunft und zuletzt ihrem unerwarteten Tod.

Wieder in einem weiteren Teil des Romans wird Andrew zum Präsidentenberater nach 9/11, dem Datum, das für Amerika zum Trauma wurde. Hier erlebte das Land den tiefsten Schlag seiner Geschichte. Der Autor nimmt den damalige Präsidenten und seine Umgebung zum Anlass für eine böse Satire.

Nach und nach werden die einzelnen Geschichten in einer Art Fiktion mit jeweils wechselnden Dialogpartnern erzählt.

E.L. Doctorow, hoch angesehener amerikanischer Autor und kürzlich verstorben, hat uns ein kleines, schmales Werk hinterlassen, das allerhand Rätsel aufgibt. Jeder wird sich seinen eigenen Reim darauf machen. Tatsache bleibt, dass der Autor eine Neigung zu Sonderlingen hat, wie man sie in einem seiner bekanntesten Romane „Homer & Langley“ schon ausmachen konnte. Der frühere Roman war humorig, kurzweilig und amüsant. Dieser Roman ist eher verworren und ein wenig undurchschaubar in seiner Absicht.

E.L. Doctorow
In Andrews Kopf
208 Seiten, gebunden
Kiepenheuer&Witsch, August 2015
ISBN-10: 3462048120
ISBN-13: 978-3462048124
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Jutta Profijt: Knast oder Kühlfach

Jutta Profijt: Knast oder Kühlfach

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Es ist kaum zu glauben. Aber Dr. Martin Gänseweins Freund, Hauptkommissar Gregor Kreidler, soll seine Exfrau ermordet haben. Und das Schlimmste ist, er schweigt zu den Vorwürfen. So sitzt er im Knast und schimmelt vor sich hin. Seine Freunde, seine Kollegen bei der Polizei und seine Freundin können sich nicht erklären, was hier vorgefallen sein soll. Also beginnt Pascha, der Geist, der nur zu Martin Gänsewein gedanklichen Kontakt aufnehmen kann, zu ermitteln. Aber Martin hat im Moment ganz andere Sorgen. Seine Birgit ist drauf und dran ein Kind zur Welt zu bringen. Beide sind mitten in den Geburtsvorbereitungen.

Die Spur führt in eine Seniorenresidenz. Hier hat die Ermordete, die Journalistin war, irgendetwas recherchiert. Hier, wo auch ihr Vater lebt, gab es auffällig viele Todesfälle, wie Pascha herausfindet.
Währenddessen erhärtet sich der Verdacht gegen Gregor. Was hatte er mit einem zwielichtigen Nachtklubbesitzer zu tun? Und überhaupt, warum schweigt er nach wie vor und will nichts von seinem besten Freund Martin Gänsewein hören?
Pascha findet allerhand heraus. Nur ist es schlecht, wenn ihm niemand zuhören kann. Oder wenn er Informationen an Martin weitergibt, die der aber für sich behalten muss, weil er nicht erklären kann, wie er da dran gekommen ist.

Der Krimi ist wieder gut gemacht. Man wird perfekt unterhalten. Zwar entwickelt sich der Fall recht langsam und bleibt lange undurchsichtig. Aber Pascha mit seiner furchtbar schrecklichen, aber irgendwie eben auch liebenswürdigen Art füllt die Lücken perfekt aus und sorgt dafür, dass der Krimi immer spannend bleibt. Er ist der perfekte Schnüffler. Niemand sieht ihn, niemand hört ihn und er hat nichts zu verlieren. Er ist schon tot. Jedenfalls so gut wie. Seine Ausdrucksweise und der Wortwitz sind wirklich unschlagbar.
Aber diesmal sind noch andere schräge Typen und Geheimniskrämer in den Fall verwickelt oder auch nicht. Man hat keinen Hinweis auf den Mörder, wird vielmehr immer wieder auf die falsche Fährte gelockt. Das macht das Ende umso spannender.

Rezension von Heike Rau

Jutta Profijt
Knast oder Kühlfach
336 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423215062
ISBN-13: 978-3423215060
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Sabine Bories: Wo ist eigentlich Batman, wenn man ihn mal braucht?

Sabine Bories: Wo ist eigentlich Batman, wenn man ihn mal braucht?

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Krankheit mit schwersten Folgen.

Was ist eigentlich eine Rheumatoide Arthritis?
Wer es nicht weiß, wird sich hier orientieren können.

Es handelt sich um eine schmerzhafte Autoimmunkrankheit. Wie das Wort „immun“ schon suggeriert, richten sich die Krankheitserreger gegen das eigene Immunsystem und zerbröseln die Knochen. Wie man sich vorstellen kann, tut das sehr weh!

Sabine B. hat in ihrer Not angefangen, ein iPod-Tagebuch zu schreiben. Das war eine äußerst originelle Idee, denn hier kann sie in Malereien ihr Leiden vergegenständlichen. Mit einem Malprogramm kann man ja auf dem iPod die schönsten Bilder hervorzaubern.

Mit dem traurig- grämlichen Gesichtsausdruck eines Mädchens auf der ersten Seite zeigt uns Sabine Bories nach der kurzen schriftlichen Einführung, wie es ihr so geht. In der Folge zeichnet sie viele Situationen und Stimmungen in Bildern.

Dass es sich um eine Krankengeschichte handelt, ist die eine Seite der Bilderzählung. Eine andere aber spricht über Freundinnen, Ehemann und Feiern, die man zusammen plant und genießt. Blumensträuße kommen an das Krankenbett, und Schwestern und Ärzte werden auf eine sinnhafte und sehr eindringliche Art und Weise karikiert. Gedanken an weitere Operationen spielen eine ebenso große Rolle wie die Befindlichkeiten nach misslungenen Eingriffen.

Die Bilder gewinnen in großen Strichen, jeweils zart oder gröber, Form und Farbe. Sehr klein geschriebene Texte erläutern gelegentlich das eine oder andere Geschehen. Ein Schmerzenstagebuch ist es sicher! Wer aber ein solches Tagebuch schreibt, der kann nicht ganz ohne Humor sein! Genau dieser kommt in der Geschichte nicht zu kurz. Mit Selbstironie und Beobachtungen der Umwelt gelingt der Autorin trotz der schweren Schmerzen eine skurrile, amüsante und auch geistreiche Geschichte, die Herz und Seele berührt.

Der Kranken geht die Puste nicht aus, um in unendlichen Fortsetzungen ihre (Kranken-)und Lebensgeschichte zu erzählen. Heiter, froh, duldsam und gelegentlich zornig ist sie immer bereit, ihr Schicksal zu ertragen und nicht aufzugeben. Man kann ihr gratulieren: zu ihrem Mut, ihrer Tatkraft, ihrem Humor und der beispielhaften Ironie, mit der sie auch den tristesten Erfahrungen, die sie mit ihrer Krankheit machen muss, noch trotzt. Und wo ist Batman, der Held der Rache und Gerechtigkeit?

Sabine Bories zeichnet sich selbst als diese Comicfigur von Bob Kane aus dem Jahr 1939.

Sabine Bories
Wo ist eigentlich Batman, wenn man ihn mal braucht?
176 Seiten, gebunden
Atrium-Verlag, Oktober 2012
ISBN-10: 3855350388
ISBN-13: 978-3855350384
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Jutta Profijt: Kühlfach zu vermieten

Jutta Profijt: Kühlfach zu vermieten

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Es ist heiß in Köln. Die Menschen leiden unter der Hitzewelle. Menschen sterben.
Im Rechtsmedizinischen Institut muss man dennoch einen kühlen Kopf bewahren und seine Arbeit tun. Doch es herrscht Chaos, seit der Chef weg ist. Unten im Keller bei den Kühlfächern ist es noch viel unheimlicher, seit obendrüber die Räumlichkeiten eine Baustelle sind.
Mit Entsetzen stellt man schließlich auch noch fest, dass eine Leiche fehlt, dabei ist nicht einmal die Identität geklärt, und eine andere ist nicht in Ordnung. Da hat sich jemand auf makabere Art und Weise dran vergriffen und Haut gestohlen.
Als auch noch einer die kühlen Kellerräume nutzt, um eine Leiche samt Sarg ungefragt unterzustellen, bringt das den neu eingesetzten Chef, der nicht vom Fach ist, auf eine geniale Idee. Jetzt, wo es so viele Hitzetote gibt, könnte man freie Kühlfächer teuer vermieten. Das stößt auf wenig Gegenliebe bei den Mitarbeitern.

Es treten noch weitere „Unregelmäßigkeiten“ auf. Dr. Martin Gänsewein, der eigentlich nur seine Arbeit tun soll und sonst nichts, betätigt sich als Ermittler. Ihm assistiert ein Geist, den niemand sehen und außer ihm niemand hören kann. Pascha hat den Weg ins Licht aus unbekannten Gründen noch nicht geschafft. Weil Dr. Gänsewein sein einziger Kontakt ist, hält er sich immer gerne in seiner Nähe auf. Auch dann, wenn er nicht soll. Das macht es schwierig für Gänsewein eine normale Beziehung mit seiner Freundin zu führen. So ganz rund laufen die Ermittlungsarbeiten nicht. Pascha selbst verliebt sich Hals über Kopf. Doch nach und nach kommen die beiden einer großen und unfassbaren Sache auf die Spur.

Das Buch ist ausgesprochen unterhaltsam. Dr. Gänsewein in seiner nüchternen Art und Weise und Geist Pascha, der nie Ruhe halten kann, ergänzen sich perfekt. Pascha fungiert als unsichtbarer Privatdetektiv. Er hat Augen und Ohren überall und hilft Dr. Gänsewein ordentlich auf die Sprünge. Manchmal gibt er sich allerdings auch seinen Gefühlen hin und träumt von seiner neuen Liebe. Dann ist es Dr. Gänsewein der ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen muss.

Der Krimi ist witzig. Paschas Verhalten ist aber manchmal dann doch unangebracht, wenn man den Ernst der Lage beachtet. Schließlich geht es im Buch um einen Fall, der gar nicht lustig ist. Dadurch, dass Pascha so viel Raum eingeräumt wird, gerät die Aufklärung des Falls auch immer wieder ins Stocken. Während das Buch also über weite Strecken vor allem schön kurzweilig ist, wird der Fall erst am Ende so richtig spannend.

Rezension von Heike Rau

Jutta Profijt
Kühlfach zu vermieten
304 Seiten, broschiert
dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 342321256X
ISBN-13: 978-3423212564
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Kate Logan: Der Geist, der mich liebte

Kate Logan: Der Geist, der mich liebte

Es ist das letzte Haus am Ortsrand von Cedars Creek, das Sam von ihrer Tante geerbt hat. Die junge Frau, will das Haus, auch wenn es schmerzt, verkaufen. Sechs Wochen Zeit bleiben ihr, um den Nachlass zu regeln und das Haus zu renovieren, dann will sie einen neuen Job in Boston antreten.
Als Sam entdeckt, dass der Garten an einen verwilderten Friedhof grenzt, bereitet ihr das Unbehagen. Erinnerungen an die vielen Horrorfilme, die sie gesehen hat, werden wach.
Trotz der Wärme draußen, ist es im Haus merkwürdig kalt, dabei gibt es nicht mal eine Klimaanlage. Sam richtet sich im Gästezimmer ein. In der Nacht erscheint ihr ein Geist. Nach diesem Albtraum ist an Schlaf nicht mehr zu denken.
Beim Einkaufen am nächsten Tag lernt Sam Tess kennen, die in der Bibliothek arbeitet. Die junge Frau träumt davon, Parapsychologin zu werden.
Auf dem Heimweg wird Sam von ihrem Auto im Stich gelassen. Aber vielmehr ist sie selbst Schuld, sie hat vergessen zu tanken. Als Retter in der Not erweist sich Adrian. Er ist der begehrteste Junggeselle von Cedars Creek und ist gerade dabei, dass Familienunternehmen von seinem Großvater zu übernehmen. Um das Herrenhaus ist eine seltsame Gruselgeschichte im Umlauf. Die Baker-Schwestern, die dort lebten, waren Hexen. Es gibt noch eine dritte Schwester, die mit der Sache nichts zu tun hatte. Aber es stellt sich heraus, dass Sam eine direkter Nachkomme von ihr ist.
Der Geist, der Kate nachts erschienen ist, gibt sich zu erkennen. Sein Name ist Nicholas. Gemeinsam wollen Sam und Tess herausfinden, was der Geist will. In einer Beschwörung, wollen die beiden dem Geist hinüberhelfen. Das misslingt allerdings. Der Geist lässt sich nicht vertreiben. Und bald will Sam ihn auch gar nicht mehr loswerden. Sie verliebt sich in ihn.

Zunächst liest man eine Spukgeschichte, dann wird ein spannender Krimi daraus und bald kennt der Horror keine Grenzen mehr. Der Unterhaltungswert des Buches ist sehr hoch. Man liest mit wachsender Begeisterung. Dabei ist die Geschichte eher einfach gestrickt. Aber Sam, als Hauptfigur, kann man sehr gut folgen. Darüber, dass sie sich in den Geist verliebt, muss man immer wieder schmunzeln. Es kommt zu einzigartigen Szenen. Aber man kann sich gut darauf einlassen und einfach glauben, was geschrieben steht. Es wird traumhaft romantisch.
Hinter der ganzen Geschichte steckt ein Geheimnis, dem Sam so langsam auf die Schliche kommt. Dabei muss sie tief in die Vergangenheit eintauchen. Zwischen Wahrheit und Lüge, weiß sie aber bald nicht mehr, wem sie trauen kann. Spätestens als ihrer Freundin etwas Schreckliches geschieht, weiß sie, dass sie in ein Wespennest getreten ist. Die Autorin hält im letzen Teil des Buches die Spannung dementsprechend hoch und es wird ausgesprochen dramatisch. Das ist eine Entwicklung, die man im Verlauf der Geschichte nicht erwartet hätte.
Es ist ein Buch für alle, die romantische Horrorgeschichten mögen und die einfach mal ein bis zwei Abende komplett abschalten wollen.

Rezension von Heike Rau

Kate Logan
Der Geist, der mich liebte
288 Seiten, gebunden
Verlag Carl Ueberreuter, Wien
ISBN: 978-3800052905
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