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Hunkeler und die goldene Hand

Hunkeler und die goldene Hand

Kriminalkommissar Hunkeler ist schon älter. Sein Rücken plagt ihn, und deswegen befindet er sich zur Kur in Rheinfelden. Ärgerlich nur, dass zwei alte Damen die Düsen mit dem warmen Wasserstrahl im Bad so lange besetzen! Aber man kennt das ja …
Als er gerade gemütlich im Solebad sitzt, sieht er eine Leiche mit aufgeschlitzter Kehle an sich vorbeischwimmen.
Natürlich kann er es nicht lassen und schaltet sich in die Ermittlungen ein. Es ist ihm sogar ganz recht so, denn die reine Ruhe ist gar nicht so sein Fall!
Wie sich alsbald herausstellt, ist der Tote ein schwuler Baseler Kunsthändler. Er war mit seinem Freund im Solebad Marina in Rheinfelden abgestiegen.
Die Spurensuche beschränkt sich auf Rheinfelden, Basel, den Aargau, aus dem Hunkeler stammt, und auf ein bisschen Schwarzwald. Zunächst aber gibt es Kompetenzstreitigkeiten. Wer ist zuständig? Die Polizeibehörde in Basel oder die in Rheinfelden?

Eine ganze Anzahl von Verdächtigten kommt ins Spiel.
Es gibt da eine Kunstfälscherbande, der man auf die Schliche kommt; Gastwirtinnen und Badegäste, Überfälle auf Kunstgalerien und Bahnhofsfächer verwirren den Leser und geben Rätsel auf, wer wohl als Mörder in Betracht kommt. Und wie sehen die Zusammenhänge aus, die zum Mord an dem Kunsthändler geführt haben?
Die Spur führt zu der sagenumwobenen goldenen Hand Rudolfs von Rheinfelden. Sie war von Kunsträubern in Sachsen-Anhalt gestohlen und nach Basel gebracht worden, um hier an einen Kunsthändler verkauft zu werden.

Ruhig und besonnen macht sich Hunkeler auf die Suche nach den wahren Tätern. Er ist froh, der Langweile zu entkommen, die ihn als Vorruheständler bedroht.
Er geht gerne in der freien Natur spazieren und trifft sich in angenehmen Lokalen zu seinen konspirativen Treffen. Die Schweiz, das Elsass und der Schwarzwald sind Hochburgen der Gastronomie. Sie gestatten Einblicke in das Bürgerdasein, hinter dem sich Neugierde, Klatsch, Gerede und versteckte Hinweise finden. Daneben liest man, was in der Kunstszene gespielt wird. Eine Apollostatue und seine Verehrer, alemannische und keltische Kunst im Wettbewerb und verrückte Brauchtumsaussteiger beleben eine Szene, die Hunkeler eher anödet als erfreut. Sein Alter und seine Knochen verursachen ihm Schmerzen und lassen ihn gelegentlich unwillig auftreten.
Er sucht eher genötigt als freiwillig auch in Homosexuellenkneipen und in der feinen Baseler Gesellschaft nach dem mutmaßlichen Täter. Besonnen, weise und unaufgeregt führt seine Suche am Ende zum Erfolg!

Da mag der Spannungsbogen eher klein gehalten sein:
der Roman ist mehr Gesellschaftsstudie denn Krimi, mehr Anschauungsmaterial zum Dreiländereck Schweiz- Elsass-Schwarzwald als rasanter Verfolgungsthriller. Die Figur des Hunkeler bildet den Plot, um den sich die Welt der Schurken und Kunstfälscher, der Aufklärer und der Klatschreporter, der braven Bürger und der neugierigen Zuschauer gruppiert. Seine Persönlichkeit, sein Lebensstil und seine Mentalität bieten hinreichend Stoff für die anregende Erzählung. Die Kriminalgeschichte bildet den Hintergrund für eine atmosphärisch amüsante und kluge ethnologische Studie über Land und Leute.
Hansjörg Schneiders Hommage an Land und Leute und seine hervorragend beschriebene Gastronomiegeschichte ist lesenswert!
Claudine Borries

Hansjörg Schneider
Hunkeler und die goldene Hand
Ein Kriminalkommissar mit Charakter!
ISBN:3250105163
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