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Julia Stagg: Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Julia Stagg: Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

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Angefüttert durch Alex Capus’ „Leon und Louise“ und dem darin enthaltenen Flair bin ich auf das hier besprochene Buch von Julia Stagg aufmerksam geworden. Zugegeben, das Auto auf dem Umschlagbild war auch nicht ganz unschuldig, wie das ganze Umschlagbild an einige schöne Tage im Périgore erinnerte.

Nun ist das Flair in diesem Buch nicht mit der Besinnlichkeit bei Capus zu vergleichen, aber Flair, französischen Charme und ausgelassene Fröhlichkeit bringt es trotz aller Katastrophen ins Spiel. Die Schriftstellerin hat den französischen Nerv sehr gut getroffen, und das obwohl, oder gerade weil?, sie eine Britin ist. Das wird daran liegen, dass sie ähnliche Erlebnisse wie die des englischen Ehepaares Lorna und Paul Webster in dem Buch hatte erfahren müssen. Genau wie diese hat Stagg mit ihrem Mann eine Pension auf dem französischen Lande eröffnet und betrieben. Für die Websters geht es in dem Pyrinäendörfchen Fogas nicht gerade lustig zu. Als sie sich im Sommer die „Auberge de Deux Vallées“ anschauten und sich in sie verliebten, wohnten dort noch die Inhaber mit ihrer Familie, das Restaurant war in Betrieb, die Betten bezogen, in der Küche hatte es nach Gewürzen geduftet. Doch nun, als sie im Winter endlich die Möbelwagen ausladen, ist die Herberge nichts weiter als eine dreckige und heruntergekommene Herberge, deren Möbel und Fußböden von Mauseköttel übersät sind. Doch dies ist nicht das einzige Ungemach, welches sie erwartet. Viel schlimmer soll der Ärger werden, den Serge Papon, Bürgermeister des Örtchens, ihnen bereitet. Denn dass das Restaurant in einem französischen Dorf von Engländern, die noch nie etwas vom Kochen verstanden hätten, seinem Schwager vor der Nase weggeschnappt wurde, ist ein unverzeihlicher Affront.

Mit leicht süffisantem Humor hat Julia Stagg diesen Roman verfasst. Hin und wieder musste ich in lauteres Lachen ausbrechen. Der Streit zwischen den „geschmacklosen“ Engländern und den „Froschschenkelfressern“ bildet die Grundlage dafür und für ein heilloses Chaos in den Bergen Frankreichs. Zahlreiche Begebenheiten, wie die von Jaques, der dem Bürgermeister eine Flamme an dessen Hinterteil hält, worauf der in Flammen aufgeht, der Raum nach geschmortem Fleisch riecht und Jaques sich vor Lachen nicht mehr einkriegt, geben Anlass, so manche Traurigkeit schnell zu vergessen. Denn immer wieder neue Intrigen des Bürgermeisters lassen die Websters nicht zur Ruhe kommen. Manche Szenen haben etwas von Situationskomik an sich und man liest sie gern ein zweites Mal.

Einfühlsam und gut gelungen ist die Einführung eines Geistes in die reale Welt dieser Dorfgemeinschaft. Aber dieser Geist macht keinesfalls eine Fantasy-Geschichte aus dem Roman. Es ist der verstorbene Ehemann einer Dorfbewohnerin, die mit ihm gerne noch Zwiesprache hält.

Die sprachliche Umsetzung des Humors wird zweifellos auch das Verdienst der Übersetzerin Angelika Naujokat sein. Sie hat hervorragend die sprachlichen Schwierigkeiten (die Websters sprechen anfangs mit deutlichem, später mit weniger ausgeprägtem Akzent) für den deutschen Leser gemeistert. Und auch Annie mit ihrem losen Gebischkommtbeschonderschgutrüber.

Das Buch ist äußerst unterhaltend, bannt den Leser in einem ständigen Auf und Ab von Gefühlen und ist deshalb sehr zu empfehlen.

Stagg, Julia
Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf
Übersetzt von Angelika Naujokat
349 Seiten, gebunden
Hoffmann & Campe
ISBN-10: 3455403433
ISBN-13: 978-3455403435

© Detlef Knut, Düsseldorf 2012
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Das Haus am Onegasee

Das Haus am Onegasee

Die Gegend am Onegasee ist fast ausgestorben. Das Haus ist alt. Der Ofen wird repariert und für Strom wird gesorgt. Schließlich muss der Laptop laufen. Die Abgeschiedenheit und die Ruhe schärfen den Blick für das Wesentliche. Zum Nachdenken und Schreiben ist hier viel Zeit. Ablenkung gibt es wenig, auch wenn seine Frau bei ihm ist. Nachrichten dringen nur mit Verzögerung durch, werden von Mund zu Mund weitergetragen oder kommen Wochen später mit der Post. Im Winter sind die Wege tief verschneit und Einsamkeit macht sich breit. Es gilt im Einklang mit der Natur zu leben. Es ist ein ewiger Kreislauf der sich abwechselnden Jahreszeiten. Der Autor beobachtet die Natur und die wenigen Menschen, die hier leben. Im Sommer kommen zusätzlich Freunde und Kollegen zu Besuch. Man kommt zusammen um zu feiern und zu erzählen. Das liefert den Stoff für das vorliegende Tagebuch. Der Autor verliert den Blick für Europa nicht, lässt sich von anderen Autoren inspirieren. Interessante Themen werden aufgegriffen und besprochen. Erinnerungen werden lebendig und für die Ewigkeit schriftlich festgehalten. Die Schilderungen seines Lebens am Onegasee sind sehr tiefgründig. Der Autor ist schließlich vor Ort und schreibt nicht aus der Ferne. Er schreibt nicht aus einer Vorstellung heraus, sondern aus eigenem Erleben entwickelt sich sein Blick für philosophische, religiöse, politische, historische und kulturelle Themen, die er kritisch für sich betrachtet. Es ist ein weites Feld.

Rezension von Heike Rau

Mariusz Wilk
Das Haus am Onegasee
384 Seiten, gebunden
Zsolnay Verlag
ISBN: 978-3552054486
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Das Haus in den Orangengärten

Das Haus in den Orangengärten

Charif Majdalani
Das Haus in den Orangengärten
Knaus
ISBN 3813502856

Herrlich leuchten die Orangen, blühend und wunderbar ist das gesellschaftliche Leben vor dem 1. Weltkrieg im Libanon!

Weit zurück in das ausgehende 19. Jahrhunderts reichen die Wurzeln der Familie Nassar in der Region.

Als der Vater von Wakim und Selim Nassar aus unerklärlichen Gründen ums Leben kommt, muß die junge Witwe ihr Schicksal und ihr Vermögen dem Schwager anvertrauen. Dieser versteht geschickt, sie und die Söhne um ihr Erbe zu bringen. Lebenslanger Hass wird die beiden Zweige der Familie verbinden!
Als erwachsene Männer ziehen Wakim und Selim weg aus Marsad, um der Familie den Weg zu Reichtum und Wohlstand in der Gegend um Ayn Chir zu ebnen. Sie machen Land urbar und bauen Orangenbäume an, deren Ertrag den Grundstock für das Vermögen der Familie bilden soll. Herrlich ist der Duft der Orangenblüten! Doch drei Jahre muß Wakim um den Erfolg bangen, ehe die Bäume Früchte tragen.

C. Majdalani entwirft das Bild einer prosperierenden Gesellschaft, in der einzelne ihren Reichtum aufbauen und mehren konnten. Wer es geschafft hatte, zur Oberschicht zu gehören, der brauchte Gespür, Autorität und einflussreiche Freunde, um seinen Status zu halten. Rivalisierende Klans machten sich das Leben schwer.

Der Icherzähler berichtet über den Aufstieg seines Großvaters Wakim, der sowohl zu Reichtum als auch zu Einfluss und Ansehen gelangte. Weit ausholend wird der Aufstieg und Niedergang der Familie Nassar vom Ende des 19. bis ins 20. Jahrhundert beschrieben.
Der Enkel kann mit hinreichender Phantasie die Familiengeschichte rekonstruieren, denn wie in jeder Familie gibt es Geheimnisse und Familienmythen, deren Wahrheitsgehalt kaum überprüfbar ist. Er verlässt sich auf seine Fabulierkunst, mit der er uns Bilder seiner aufstrebenden Familie ausmalt.

Wakim findet nach dem Aufstieg zum reichen Grundbesitzer die Frau seines Herzens und bekommt viele Söhne und Töchter mit ihr.
Malerisch und geheimnisvoll sind die Treffen der Notabeln und die Besuche der Verwandten und Bekannten im Hause von Wakim. Mit Spannung und Neugierig liest man über seine Kontakte zu Nachbarn und treuen Anhängern und über die dort herrschenden Lebensformen. Westliche Importe lassen die Familienmitglieder im Glanz schöner Kleider, Hüte und in westlich orientiertem Hausinventar mit Dienerschaft und Umgangsformen lebendig werden. Man taucht in die ferne Welt ein und ist verzaubert.
Die Bilder des Orients, die der Erzähler entwirft, sind erfüllt von Düften und Pflanzen, von herrlichen Früchten, fremdartigen Gebräuchen und prächtigen Bauten.

Mit dem Eintritt der Türkei in den zweiten Weltkrieg 1914 kommt es zum Einbruch für das florierende Unternehmen der Familie. Wurde doch das osmanische Reich bis 1923 von den Türken beherrscht. Weite Teile von Anatolien über Kleinasien, den Nahen Osten, Nordafrika, den Balkan und die Krim standen unter türkischer Herrschaft. In Beirut gab es innerhalb des Reichs ein autonomes Gebiet, auch Gouvernorat Mont – Libanon genannt. Hier hatten reiche Bürger Einfluss und konnten an der Gestaltung des Gemeinwesens mit arbeiten. Wakim hat Autorität, Geld und die notwendigen Beziehungen, um sich für lange Zeit als führender Wirtschaftsunternehmer zu behaupten.
Mit der Kriegserklärung der Türkei gegen Russland und Frankreich 1914 wurde der gesamte vorderasiatische Raum zum Kriegsschauplatz. Die Söhne und Männer der bäuerlichen Familien wurden nach der Aufhebung des Autonomiegebiets vom türkischen Heer zum Kriegseinsatz gezwungen. Wakims Reichtum schmolz dahin, als er verarmte Mitbürger mit Geld unterstützte und anderen zur Flucht vor den Militärs half. Für seine Orangenernten fand er bald keinen Absatz mehr.
Majdalani führt den Roman konsequent weiter, und man darf gespannt sein, wie alles endet.

Das Romandebüt von Majdalani hinterläßt einen nachhaltigen Eindruck. Der nahe Osten mit seinen wechselnden Regierungsformen bekommt ein Gesicht und ermöglicht Einblicke in politische Zusammenhänge, die uns die Geschichte der Region verständlicher macht.
Die poetische Fabulierkunst des Erzählers lässt uns an Stimmungen im geheimnisvollen Orient und an märchenhaften Vorstellungen vom Reichtum und Glanz einer Epoche teilnehmen, die längst Vergangenheit ist.

Charif Majdalani ist im Libanon geboren und lebt heute als Literaturwissenschaftler in Frankreich. Sein Buch wurde für die wichtigsten Literaturpreise in Frankreich nominiert.

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Ein Vampir im Haus

Ein Vampir im Haus

Es ist schon eine unheimliche Vorstellung, einen Vampir im Haus zu haben. Aber genau diese Vermutung haben Thomas und Lucia. Und das ist nicht einmal unbegründet. Der neue Nachbar Herr Lucarda aus dem Erdgeschoss hat seine Wohnung seltsam eingerichtet, wie die Pförtnerin, die dort putzt, zu erzählen weiß. Nicht nur das Schwarz die dominierende Farbe in den Zimmern ist, Herr Lucarda besitzt auch ein große Truhe, die ihm gut als Sarg und damit als Schlafgelegenheit, dienen könnte. Keiner im Haus mag den wortkargen Mann, außer Camilla, eine weitere Nachbarin.
Das Interesse der Kinder ist geweckt. Gemeinsam sehen sie sich den Film „Dracula“ an und stellen mit Erschrecken fest, dass Herr Lucarda dem Hauptdarsteller Bela Lugosi sehr ähnlich sieht. Die beiden haben den gleichen stechenden Blick. Thomas und Lucia lesen auch das Buch und erfahren weitere gruselige Details. Nächtliche Albträume sind die Folge. Sorgen machen sich die beiden auch um Herrn Oliva aus dem zweiten Stock. Er ist derart blass, dass man meinen könnte, ein Vampir wäre über ihn hergefallen. Außerdem schnüffelt er Camilla nach. Die Gefahr scheint also real.

Es ist sehr spannend, zu verfolgen, wie die Geschichte sich entwickelt. Die Kinder haben zwar gute Gründe für ihren Verdacht gegenüber Herrn Lucarda, aber ein bisschen anders als gedacht, entwickelt sich die Geschichte schon.
Thomas und Lucia sind zwei tolle Kinder mit sehr viel Fantasie. Thomas sieht sehr schnell Gespenster, wogegen Lucia sich eigentlich eher von Vernunft leiten lässt. Dennoch gehen beide in die Falle. Die Dialoge der beiden sind dem entsprechend spannend und auch oft sehr humorvoll, so dass beim Lesen bei allem „Grauen“ immer wieder ein Lächeln ins Gesicht des Lesers gezaubert wird. Das Buch zu lesen, macht also sehr viel Spaß. Es eignet sich aber auch gut zum Vorlesen für Grundschulkinder. Mit im Buch sind einige Zeichnungen, die das Vorstellungsvermögen anregen, auch diese gefallen gut.

Rezension von Heike Rau

Carlo Frabetti
Ein Vampir im Haus
112 Seiten, gebunden
ab 8 Jahren
Bloomsbury Kinderbücher und Jugendbücher
ISBN: 978-3827052155
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Mary Hooper: Im Haus des Zauberers

Mary Hooper: Im Haus des Zauberers

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Um ein klein wenig Geld zu verdienen, verkauft Lucy auf dem Markt Lavendelstäbe. Das hat offensichtlich jemand ihrem Vater zugetragen, denn dieses Mal wird Lucy von ihm erwischt. Als der hartherzige und gewalttätige Vater ihr das Geld abnehmen will, flüchtet sie. Aus Angst vor der Strafe kann Lucy nun nicht länger zu Hause bleiben, der Meinung ist auch ihre Mutter. London liegt zwei oder drei Tagesmärsche entfernt. Lucy macht sich auf den Weg, um dort eine Anstellung zu finden.
Unterwegs eilt sie zwei Mädchen zu Hilfe, die im Schlamm des Flusses in Schwierigkeiten gekommen sind. Einer von ihnen rettet sie mit ihrem beherzten Einsatz sogar das Leben. Merryl und Beth sind die Kinder von Dr. John Dee, dem Magier der Königin. Lucy wird ihre Hilfe hoch angerechnet. Sie wird als Kindermädchen eingestellt. Doch bald wird sie in eine seltsame Zeremonie hineingezogen, bei der es um eine Totenbeschwörung geht. Dabei kommt sie einer Verschwörung auf die Spur. Das Leben Königin Elizabeth steht auf dem Spiel!

Das 17. Jahrhundert geht zu Ende, als Lucy eine Anstellung bei Dr. Dee findet. Sie ist eine Verehrerin der Königin und möchte nichts lieber, als ihr nah sein. In Dr. Dees Haus könnte sie ihr begegnen, denn die Königin kommt immer wieder, um sich von Dr. Dee beraten zu lassen. Lucy ist eine sehr neugierige Person. Sie verfolgt ihre Ziele mit viel Mut. Doch genau das ist es, was sie sehr schnell in Schwierigkeiten bringt. Ihre Aktivitäten zu beobachten, macht sehr viel Spaß. Die Autorin stellt Lucy nicht nur als sehr zielstrebig dar, sie hat auch Herz und Verstand.
Die Handlung ist sehr gut ausgedacht. Das Buch ist spannend, aber auch gruselig. Im Hause eines Magiers geschehen eben Dinge, denen man im Grunde besser fern bleiben sollte. Doch Lucy ist auch fasziniert.

Die Lektüre des Buches ist äußerst aufregend. Dazu kommt, dass das Buch sehr gut geschrieben ist. Der Stil der Autorin gefällt. Die Sätze fließen perfekt ineinander.
Es ist ein historischer Roman. Was belegt ist und was fiktiv, beschreibt die Autorin in einem Nachwort. Man bekommt einen guten Einblick in das 17. Jahrhundert, das mit dem Buch ein Stück weit wieder lebendig wird.

Rezension von Heike Rau

Mary Hooper
Im Haus des Zauberers
Aus dem Englischen von Marlies Ruß
256 Seiten, gebunden
ab 12 Jahren
Bloomsbury Kinderbücher und Jugendbücher
ISBN-10: 3827053188
ISBN-13: 978-3827053183
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Im Haus des Zauberers

Im Haus des Zauberers

Unterhaltsam und leicht beginnt die Geschichte von Lucy, die gegen Ende des 17.Jahrhunderts in England lebt. Sie ist die Tochter armer Leute, die mühsam ihr Brot verdienen. Der Vater, ein eher böser Mensch, lässt Frau und Kinder arbeiten und gönnt ihnen nichts. Kein Wunder, dass Lucy eines Tages das Weite sucht! Sie hat Glück und gelangt als Kindermädchen in das Haus eines Zauberers, der mit allerhand Kunststücken, Weissagungen und Sternedeuten seinen Lebensunterhalt verdient. Leise und unaufdringlich wird Lucy mit ihren zuvorkommenden und höflichen Manieren in den Haushalt der Familie Dee aufgenommen. Beth und Merryl sind die Töchter des Hauses, um die sie sich kümmert, und die sie sehr gerne haben.

Lucy ist voller Bewunderung für die geheimnisvollen Vorkommnisse in dem großen, düsteren Haus, vor allem, als sie merkt, dass der Adel um Hilfe bei Dr. Dee nachsucht. Sogar die von ihr verehrte Königin Elisabeth holt seinen Rat ein!
Nun lernt sie aber auch, dass im Hause sonderbare Dinge geschehen. Da kommt fast täglich ein Mr Kelly zu Besuch, um dem Zauberer zu helfen, und sogar die Königin lässt sich persönlich blicken!
Lucy wird in eine dunkle Intrige verwickelt. Ihre besondere Liebe und Hochachtung für die Königin zeigt sich, als sie diese mit ihrer wachen Bebachtungsgabe vor Unheil bewahren kann. Mit Tom, dem Hofnarren, ist eine kleine Liebesgeschichte verbunden, die ja in keiner Jugenderzählung fehlen darf.

Zwischen Märchen, Zauberwelt und Krimi lässt uns die Autorin Einblicke nehmen in ihre Fabulierkunst.
Mit der Beschreibung der Kleidung, der Gerüche auf den Märkten und in den Häusern, dazu mit der Darstellung von Armut und Reichtum entsteht ein überzeugendes Zeitgemälde.
Königin Elisabeth von England und ihre katholischen Rivalin, bekannt als Maria Stuart von Schottland, sind Schlüsselfiguren des historischen Romans. Magie, Zauberei und Hellseherei spielten eine gewichtige Rolle im 17. Jahrhundert, und Intrigen bei Hofe waren überhaupt keine Seltenheit.
Teils märchenhaft und teils historisch ist die Geschichte in einer guten Mischung konzipiert.
Wie könnte wohl eine Königin sonst auch einfach bei einem Zauberer an der Tür vorsprechen und zu Besuch erscheinen?

Die naive und selbstverständliche Erzählweise entspricht unserem heutigen Zeitgeist, so dass sich der Eindruck ferner Vergangenheit auf den Inhalt beschränkt. Die Erzählung ist konsequent, einfallsreich und leicht verständlich. Mädchen ab ca 11-12 Jahren mögen sich gerne einmal in die unaufgeklärte Welt des 17. Jahrhunderts mit allen ihren Geheimnissen entführen lassen.
Gebannt und hingerissen könnten sogar Erwachsene an diesem Jugendbuch gefallen finden!
Claudine Borries

Mary Hooper
Im Haus des Zauberers
Historischer Jugendroman aus dem 17. Jahrhundert in England.
ISBN:3827053188
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Das Haus

Das Haus

Mark Z. Danielewski Das Haus House of Leaves
Von Zampano mit einer Einleitung und Anmerkungen von Johnny Truant
Klett-Cotta ISBN 3608937773

Was bezweckte Will Navidson, als er eines Tages ein Haus auf dem Land in Virginia kaufte?
Hatte er genug vom Stadtleben?

Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Karen Green und den beiden Kindern bezieht er fröhlich ein Haus in der Ash Tree Lane.
Sie haben das Haus gekauft, um einem geruhsameren Leben mit ihren beiden kleinen Kindern Chad und Daisy zu frönen.

Will ist Fotograf und macht aus dem Einzug in das Haus ein filmisches Happening. Er will alles dokumentieren. Überall sind Kameras installiert, die jede Regung und Bewegung im Bild festhalten.
Was mit der Familiengeschichte leichtfüßig beginnt, entpuppt sich zusehends als Horrorszenario.

Zwischen den Zeilen ist die heile Familie gar nicht so heil. Vielleicht wollte Will Navidson mit dem Umzug nur seine Beziehung zu seiner Lebensgefährtin Karen Green kitten?
Will war beruflich so viel unterwegs, dass es Karen zu viel wurde, und sie seine Gegenwart angemahnt hat.

Was Will nicht wusste: in dem Haus geht es nicht mit rechten Dingen zu.
Er entdeckt ein Paradox: das Haus ist außen kleiner als innen. Unvermutet und unheimlich tut sich ein langer Flur auf.

Herbeigerufene Besucher, die Navidson bei der Aufklärung der unheimlich sich auftuenden Räume helfen sollen, finden schließlich immer neue riesige Höhlen und beängstigende Geräusche und Labyrinthe. Die Entwicklung wird stetig gruseliger, weil die Räume mit gelegentlich auftauchenden schauerlichen Gestalten ins unendliche Nichts zu führen scheinen.

In einem weiteren Erzählstrang stellt sich heraus, dass Zampano, ein blinder, alter Mann nach seinem Tod ein Manuskript mit dem Titel Der Navidson Record hinterlassen hat. Truant, der in einem Tattooladen arbeitet, hat das Manuskript erhalten, zusammengesetzt und kommentiert. Sein eigenes Leben spielt in langen Passagen und Kommentaren in die oben beschriebene Geschichte mit hinein.
Es entstehen Parallelwelten, die in Verbindung zu einander stehen.

Der Leser wird von verschiedenen Inhalten überschwemmt, die zuweilen die Orientierung erschweren. Wahn und Wirklichkeit verwischen das Bild, so dass man gezwungen wird, zwischen irrealen und realen Wahrnehmungen zu einer eigenen Anschauung zu finden.
Poetische und sehr realistische Schilderungen wechseln mit solchen, bei denen sich der Inhalt nur schwer erschließt.

Die Seiten dieses Romans sind durch ein seltsames Layout gar nicht ganz leicht zu lesen.
Aufmachung, Design und Umfang des Buches ist ungewöhnlich.

Faszinierend ist die Horrorgeschichte um dieses Haus allemal.
Wer Gruselthriller liebt, der wird an diesem Buch seine Freude haben!

In Amerika ist das Buch schon bald nach Erscheinen zu einem Kultbuch avanciert. Verbindet es doch das Zeitalter der Medien mit den Phantasien einer verwirrenden Welt des Grauens, wie sie alle Tage einen jeden von uns überfallen könnten.

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Ein Fremder im Haus

Ein Fremder im Haus

Die Spielwiese im Garten vorm Haus von Anna und Thomas ist eingezäunt. Deshalb kann Anna unbesorgt kurz ins Haus gehen, um nach der kranken, weinenden Tracy zu sehen. Als die Mutter wieder in den Garten kommt, ist Söhnchen Paul verschwunden. Dabei sind nur ein paar Minuten vergangen. Das Tor der Einzäunung steht offen. Zunächst glaubt sie noch, Paul ist vielleicht einem Kätzchen hinterhergelaufen. Doch Anna sucht ihren Sohn vergeblich. Ohnehin war das Gartentor mit einer Kindersicherung versehen, so dass Paul es eigentlich nicht allein hätte öffnen können. Obwohl auch die Polizei alles tut und jeder noch so kleinen Spur unter Leitung von Detective Mario Ferraro nachgeht, bleibt der Junge verschwunden.

Während Thomas, Pauls Vater, im Laufe der Jahre davon ausgeht, dass sein Sohn tot sein muss, verliert Anna die Hoffnung nie. All die Jahre glaubt sie, ihren Sohn irgendwann wohlbehalten zurückzubekommen. Als ihr Traum dann wahr wird, kann sie es trotzdem kaum glauben. 15 Jahre alt ist Paul, als er gefunden wird. Albert Rambo hatte Paul entführt und ihn gemeinsam mit seiner Frau aufgezogen. Die Frau, die Paul für seine Mutter gehalten hat, ist nun verstorben. Paul ist nicht der Junge, den Anna erwartet hat und auch für Thomas und seine Schwester Tracy ist er ein Fremder. Und Anna ist immer noch voller Angst. Albert Rambo, der Entführer, ist noch nicht gefasst worden. Sie ahnt, dass er kommen wird, um Paul zu sich zurückzuholen.

„Ein Fremder im Haus“ ist ein psychologisch ausgefeilter Psychothriller, aber auch eine Familientragödie. Obwohl das unglaubliche Wunder geschieht und Paul über zehn Jahre nach seiner Entführung nach Hause zurückkehrt, nimmt das Drama kein Ende. Im Gegenteil. Und Anna, die Einzige die ahnt, das etwas nicht stimmt, ohne das näher benennen zu können, scheint durchzudrehen. So glaubt zumindest ihr Mann. Dabei folgt sie nur ihrer Intuition und vertraut auf ihr Gefühl. Dem Leser verrät die Autorin viel eher, wo die Gefahr lauert, während die Polizei noch im Dunkeln tappt. Dabei ist Detective Ferraro wirklich bemüht, Licht ins Dunkel zu bringen. Wenigstens er nimmt Anna ernst. Auch er hat all die Jahre nicht aufgegeben nach Hinweisen zu Pauls Verbleib zu suchen.

Immer wieder wechselt die Autorin die Erzählperspektive, gibt dem Leser neue Einblicke. So ist es sehr spannend zu verfolgen, wie Anna nach und nach Puzzleteile sammelt und zusammensetzt. Dabei weiß sie lange nicht, aus welcher Richtung die Gefahr für Paul und schließlich für die ganze Familie kommt.

Dennoch lässt hin und wieder die Glaubwürdigkeit einzelner Protagonisten zu wünschen übrig. Die Autorin bedient sich zu vieler Klischees. Anna muss zu Hause gegen zu viele Hindernisse anrennen. Nicht nur gegen einen völlig verständnislosen Ehemann, der, nach doch langjähriger Ehe, übertrieben negativ dargestellt wird oder auch gegen die Tochter, die mit sämtlichen Pubertätsproblemen ihre Eltern nervt. Sieht man davon ab, liest sich das Buch aber gut.

Rezension von Heike Rau

Patricia MacDonald
Ein Fremder im Haus
Psychothriller
Deutsch von Nina Pallandt
338 Seiten, Klappenbroschur
dtv premium
Deutscher Taschenbuch Verlag, München
ISBN: 3-423-24508-5
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Saskia Noort: Das dunkle Haus

Saskia Noort: Das dunkle Haus

Maria hat schon zwei Kinder, als das dritte sich ankündigt. Ganz allein entscheidet sie sich, abzutreiben. Dann bekommt sie diese merkwürdige anonyme Karte. Mit wütenden Worte wird ihr vorgeworfen, ihr Kind ermordet zu haben. Sie glaubt, die Karte stammt von Geert. Er ist der Vater von Wolf und wäre auch der Vater von diesem Kind gewesen. Doch als sie ihn zur Rede stellt, ergreift ihn Bestürzung. Doch wer sonst könnte es auf Maria abgesehen haben? Ihr Exmann Steve vielleicht, der Maria ein Jahr nach Merels Geburt verlassen hat? Sie hält es für unwahrscheinlich, obwohl er wenig später wieder in ihr Leben tritt.

Der Umschlag mit den Fotos wirft sie völlig aus der Bahn. Wer kann nur so herzlos sein und ihr so etwas antun. Nach einem Auftritt, Maria arbeitet als Sängerin, bekommt sie ein Päckchen mit einem toten Tier. Nur Geert vertraut sie sich an. Der will sie und die Kinder nun nicht mehr allein lassen. Doch Maria will die gescheiterte Beziehung nicht wieder beginnen. Schließlich geht sie zur Polizei. Doch so richtig ernst genommen wird sie dort nicht. Es wird keine Untersuchung eingeleitet werden, so lange nicht wirklich etwas passiert ist.

Die Angst, die Maria verrückt macht, ist kaum noch auszuhalten. Die Bedrohung wird immer krasser. Eines Morgens steht ein Leichenwagen vor der Tür. Jemand hat beim Bestattungsinstitut angerufen. Doch noch lebt Maria. Diese Aktion bringt das Fass aber zum Überlaufen. Maria flüchtet, ohne jemandem Bescheid zu sagen, zu ihrer Schwester. Bei Ans ist auch nicht alles in Ordnung. Zwischen ihr und ihrem Mann scheint es zum Zerwürfnis gekommen zu sein. Martin ist auf und davon. Ans nimmt Maria jedoch gerne auf und kümmert sich aufopferungsvoll um die Kinder. Doch bald entbrennen zwischen den Schwestern wieder die alten Diskussionen und die Spannungen bauen sich wieder auf. Die Vergangenheit wird gegenwärtig und damit auch der schreckliche Tod der Eltern. Trotzdem fühlt Maria sich bei ihrer Schwester gut aufgehoben. Doch diese Sicherheit ist trügerisch.

Die Geschichte lässt an Spannung nichts zu wünschen übrig. Die Bedrohung, welcher Maria ausgesetzt ist, wird für den Leser sehr spürbar geschildert. Und obwohl diese sehr real für Maria ist, glaubt sie, verrückt zu werden. Sie fürchtet, dass es ihr so ergehen wird, wie ihrer Mutter, deren psychiatrische Krankenakte sehr umfangreich ist.
Die Geschichte lässt sich auch vom Schreibstil her sehr gut lesen. Die Autorin versteht es, mit diesem sehr vielschichtigen und sehr unheimlich wirkenden Roman zu fesseln. Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet. Man kann sich besonders in Maria sehr gut hineinversetzten, die sehr einfühlsam beschrieben wird. Die Spannung in diesem Buch reißt nie ab und auch das Ende ist schlüssig.

Über die Autorin:
Saskia Noort wurde 1967 geboren. Sie ist freie Journalistin und schreibt u.a. Kolumnen für die niederländische „Marie Claire“. Saskia Noort lebt lebt mit ihrer Familie am Meer.

Rezension von Heike Rau

Saskia Noort
Das dunkle Haus
Aus dem Niederländischen von Annette Wunschel
301 Seiten, gebunden
Wunderlich im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg
ISBN: 3-8052-07980-0

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Karlheinz Rücker: Die Pflanzen im Haus

Karlheinz Rücker: Die Pflanzen im Haus

Die Kamelie hat leider nur wenige Blüten, die Grünlilie hat braune Blattspitzen und auf dem Roseneibisch sitzen Blattläuse. Jetzt ist guter Rat teuer oder auch nicht. Die vorliegende Sonderausgabe von „Die Pflanzen im Haus“ kostet nur 19,90 Euro. Das ist ein guter Preis für das Buch, das nicht nur ein Nachschlagewerk ist, sondern auch ein umfassender Ratgeber.

So geht es zunächst um die Beratung bei der Auswahl der Zimmerpflanzen, die richtige Pflege und Erhaltung der Pflanzen und auch um ihre Vermehrung. Die Grundlagen der Zimmergärtnerei können hier erlernt werden. Dazu kommt ein Kapitel für Fortgeschrittene. Hier geht es zum Beispiel um die Pflege kranker Pflanzen. Besonders Leser, denen ihre Pflanzen Sorgen machen, die Schädlinge haben oder Pflanzen die vor sich hin kümmern, erfahren hier kompetente Hilfe.

Im Pflanzenlexikon werden zunächst die wichtigsten Pflanzengruppen vorgestellt: Blattpflanzen, Palmen, Blütenpflanzen, duftende Pflanzen, Orchideen, Bromelien, Blumenzwiebeln und Knollen, Farne, Kakteen und andere Sukkulenten. Dann folgt die Vorstellung der Pflanzen von A – Z nach ihrem botanischen Namen. (Im Register findet man auch die deutschen Namen, soweit vorhanden.) Zunächst gibt es eine kleine Einführung und dann werden folgende Punkte abgearbeitet: Licht, Temperatur, Substrat, Feuchtigkeit, Düngen, Umpflanzen, Pflanzenschutz, Vermehren und Besonderheiten. Und natürlich werden auch Fotos zur Verfügung gestellt.

Mit diesem Lexikon fühlt man sich sofort sehr gut beraten. Die Pflanzen werden ausführlich, detailreich und sehr gut verständlich beschrieben. Die Fülle an wichtigen Informationen überzeugt. Die Seiten sind übersichtlich aufgebaut. Sehr hilfreich erweist sich der erste Teil des Buches mit 155 Seiten zu den Grundlagen der Zimmergärtnerei. Hier wird umfassend auf alles rund um die Pflege der Zimmerpflanzen eingegangen und Hilfestellung bei Problemen und eventuellen Fragen geleistet. In Tabellen kann man sich schnell einen Überblick verschaffen, beispielsweise zum Lichtbedarf einzelner Pflanzen. Auch Gestaltungsideen, etwa eines Blumenfensters, sind vorhanden.

Über den Autor:
Karheinz Rücker ist langjähriger Chefredakteur der Zeitschrift „Gartenpraxis“

Rezension von Heike Rau

Karlheinz Rücker
Die Pflanzen im Haus
450 Gattungen und mehr als 3500 Arten und Sorten
3. Auflage
484 Seiten, 638 Farbfotos, 320 Zeichnungen
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
ISBN: 3-8001-4905-2
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