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Schlagwort: Männer

Castle Freeman: Männer mit Erfahrung

Castle Freeman: Männer mit Erfahrung

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Lillian lebt in einem kleines Dorf in Vermont. Blackway, der einst als Hilfssheriff gearbeitet hat, hat es geschafft, ihren Freund zu vertreiben. Er schafft es mühelos den Leuten Angst zu machen. Niemand setzt sich gegen ihn zu Wehr. Nun belästigt er Lillian. Doch sie mag sich nicht geschlagen geben. Der Sheriff lehnt es ab, ihr zu helfen, solange keine beweisbare Straftat vorliegt. Aber er gibt ihr einen Tipp und so geht sie zu den alten Männern, deren Treffpunkt eine heruntergekommene Fabrik ist. Der alte und dennoch kräftig wirkende Lester und der junge, im Denken etwas langsame Nate bieten ihre Hilfe an. Lillian traut ihnen nicht zu, sich gegen Blackway durchsetzten zu können. Aber die beiden lassen nicht locker und so schreiten die drei zur Tat. Lillian hat keine Vorstellung davon, was geschehen wird. Die zwei Männer scheinen alles dem Zufall überlassen zu wollen. Ihr Handeln ist nicht geplant und damit unberechenbar und dadurch durchaus auch gefährlich.

Das Buch lebt vor allem durch die Dialoge. Es ist unglaublich, auf welche Weise die Männer sich unterhalten. Selbst Belangloses wird immer wieder durchgekaut. Überlegungen finden in Zeitlupe statt. Sinnloses Nachfragen verstärkt diesen Eindruck noch. Antworten, mit denen etwas anzufangen ist, gibt es kaum. Als Leser neigt man also sehr schnell dazu, die Männer zu unterschätzen. Aber es geht alles auf ein bestimmtes Ziel hin. Das Buch hat mir gefallen, weil die Handlung nicht vorhersehbar ist. Es scheint alles von Zufällen abzuhängen. Von Dummheit oder unbeabsichtigtem Geschick. In den Wäldern herrschen eben andere Gesetze. Und so wird man immer wieder überrascht.
Die Figuren sind kurz und knapp beschrieben. Man gewinnt einen Eindruck über sie vor allem durch die Dialoge. Die Männer sind, wie sie sind. Es ist die Frage, ob Bösewicht Blackway tatsächlich schlauer ist. Über ihn erfährt man gar nicht viel. Nur das, was man sich erzählt, macht die Runde. Er ist ein Mythos. Als Leser wird man also ordentlich auf die Folter gespannt. Ich konnte das Buch zum Ende hin dann gar nicht mehr aus der Hand legen.

Rezension von Heike Rau

Castle Freeman
Männer mit Erfahrung
Aus dem Englischen von Dirk van Gunsteren
176 Seiten, gebunden
Nagel & Kimche
ISBN-10: 3312006872
ISBN-13: 978-3312006878
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Keira Brennan: Die Herren der grünen Insel

Keira Brennan: Die Herren der grünen Insel

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Mit sechs Jahren erfährt Ascall, wie grausam die Welt und das Leben sind. Er beschließt, sich von ihnen nicht kleinkriegen zu lassen. Um als junger Herrscher, nachdem er seinen Vater und seine Mutter getötet hat, mehr Ansehen zu erlangen, bittet er um die Hand der Tochter Caitlín von Tadc O’Bjolan. Doch dieser Stammeskönig weist ihn zurück. Ascall schwört Rache. Das gelingt ihm schließlich im Alter von zwanzig Jahren. Er hat unzählige Kämpfe gefochten und Schlachten geführt. Ascall wird inzwischen von vielen Männern gefürchtet. Nach dem Tode Tadc O’Bjolans führt Riacán die O’Bjolan-Sippe an. Nun steht Ascall mit seinen Männern vor der Burg Riacáns, um sich dessen Schwester Caitlín zu holen und zu versklaven. Ascall ist ein brutaler, skrupelloser Herrscher geworden.

Die österreichische Autorin mit dem Pseudonym Keira Brennan hat ein Epos um die Macht auf der grünen Insel Irland geschrieben. Dabei erzählt sie auf nicht ganz tausend Seiten in verschiedenen Handlungsbögen die Machtkämpfe entlang der Schicksale verschiedener Hauptfiguren. Dazu gehören z. B. Riacán O’Bjolan, seine Schwester Caitlín, Ascall von Toora, der Waffenhändler Pól und einige mehr. Letzterer schmiedet so manche Ränke, nur um seine Waffen an den Mann bringen zu können. Außerdem erweist er sich als Lehrmeister in Sachen Intrigen. So wird die Geschichte von vier Familien während sechs langer Jahre voller Schlachten und Kriege erzählt. Der Leser lernt nicht nur die grüne Landschaft der Insel kennen, sondern auch, dass das Grün blutdurchtränkt ist. Brutal und brachial geht es zu im Irland des Mittelalters. Obwohl diese Zeit die Herrschaft der Männer bekräftigt, wird der Leser auch Frauen kennenlernen, die sich nicht unterdrücken lassen wollen.

Der Roman ist langer Lesestoff, in den der Leser sehr tief eintauchen kann, um das ganze Wochenende daraus nicht hervorzuschauen. Sowohl Landschaften, als auch Figuren sind facettenreich beschrieben. Kaum eine Beschreibung, die nicht mit passenden Metaphern oder Vergleichen die richtigen Bilder im Kopf erzeugt. Die Figuren lernen der Leser durch deren Worte und deren Handeln kennen. Er kann mit ihnen fühlen, er kann sie lieben oder hassen. Die Namen der Figuren entstammen dem irisch-gälischen Wortschatz, wie auch viele Bezeichnungen und Ortsangaben davon abstammen. Dadurch wirken sie leicht exotisch und erinnern an ein Fantasy-Epos. Die Autorin hat bei ihren Recherchen viele Mythen und Sagen zutage gefördert und auf interessante Weise in die Handlungen eingebunden. Als besonderes Stilmittel wurden die Gedanken der gerade agierenden Figuren besonders leserfreundlich in separaten Absätzen kursiv dargestellt. Die Gewalt des Mittelalters wird durch grobe und derbe Vergleiche und entsprechender Wortwahl überzeugend herübergebracht. Nahezu auf jeder Seite trieft es vor Dreck und Blut, Schwerter und Dolche kommen kaum zur Ruhe.

Ein großartiger Roman für alle, die George R. R. Martin, Diana Gabaldon oder Rebecca Gablé mögen. Ein Roman um Ehre, Stolz, Wut, Leidenschaft, Rache und Intrigen, ein Roman um Macht und Herrschaft, ein Spiel um den irischen Thron. Schade nur, dass Romane, die besonders gut gefallen, immer zu kurz sind. Selbst mit tausend Seiten.

Brennan, Keira
Die Herren der grünen Insel
Blanvalet Verlag
ISBN 9783764505592

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Christian Seidel: Die Frau in mir – Ein Mann wagt ein Experiment

Christian Seidel: Die Frau in mir – Ein Mann wagt ein Experiment

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Warum dürfen Männer eigentlich keine Frauenklamotten tragen? Wer hat diese Vorschrift denn erlassen? Wieso dürfen Frauen Hosen tragen, Männer aber keine Röcke? Während Frauen sich immer mehr emanzipieren, bleiben Männer auf der Strecke. Christian Seidel will das Weibliche in sich nicht länger unterdrücken. Deshalb wagt der ausgebildete Schauspieler ein Experiment. Für ein Jahr zieht er sich an wie eine Frau, schminkt sich, trägt hohe Schuhe – und geht damit an die Öffentlichkeit. Er macht kein Geheimnis aus seinem Experiment. Christian, nun Christine, sieht gut aus als Frau und fühlt sich gut, auch wenn er Mann bleiben will. Er wird überrascht von der Wirkung, die er erzielt. Immer tiefer taucht er ein in die Frauenwelt, versucht zu erkunden, was eine Frau ausmacht. Dabei schärft sich auch sein Blick auf die Männerwelt.

Wäre Christian Seidel in die Rolle einer Frau geschlüpft, die vierzig Stunden in der Woche im Schichtbetrieb an der Supermarktkasse ihren Lebensunterhalt verdient und die auch noch Kinder zu versorgen hat, wäre sein Experiment anders verlaufen. Im Buch wird das Frausein aber über sexy Kleidung, Nylonstrümpfe und Tonnen von Schminke definiert. Der Autor beschreibt, wie sich das anfühlt und welche Wirkung er auf andere hat. Hier werden sämtliche Klischees bedient. Wirklich tiefgehende Gefühle werden nicht offenbart. Die Glaubwürdigkeit wackelt hier und da bedenklich. Selbst eine versuchte Vergewaltigung muss die Frau im Mann über sich ergehen lassen.

Wenn das Buch einfach nur unterhalten soll, dann ist es in Ordnung. Es gibt schon interessante Einblicke. Dieses Rollenspiel ist unbestreitbar eine Grenzerfahrung, ein Tabubruch. Es kommt zu komischen Situationen, die zu denken geben und es gibt interessante Einblicke und Erkenntnisse. Und das Buch provoziert natürlich auch ein bisschen.

Rezension von Heike Rau

Christian Seidel
Die Frau in mir – Ein Mann wagt ein Experiment
288 Seiten, Klappenbroschur
Heyne Verlag
ISBN-10: 3453602994
ISBN-13: 978-3453602991
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Im Land der Männer

Im Land der Männer

Dieses Buch kann man nicht mehr aus der Hand legen, wenn man einmal anfängt, es zu lesen.

Suleiman ist die Hauptfigur, ein Junge von neun Jahren. Aus seiner Sicht wird die Geschichte erzählt.
Man schreibt das Jahr 1979. Suleiman lebt mit seinen Eltern in Tripolis. Das Haus, in dem er mit seinen Eltern lebt, ist wichtigstes Lebenszentrum der Mutter und des Sohnes. In ihm spielt sich das Leben ab in einem Sommer, der so heiß ist, dass die Autoreifen schmelzen.
Vom Balkon aus sieht man das Meer, das sich in der flimmernden Hitze spiegelt. Man sieht die Blumen, riecht die Düfte, schmeckt die Maulbeeren, die Suleiman vom Baume pflückt. Mit seiner Mutter ist er viel alleine, wenn der Vater auf Geschäftsreisen ist. Sind es immer nur Geschäftsreisen?

Dunkle Andeutungen lassen Suleiman ahnen, dass seine Mutter sehr jung noch unfreiwillig an den Vater verheiratet wurde. Der Familienrat der Männer in ihrer Familie hatte es so beschlossen. Von ihrer Krankheit ist die Rede, die immer dann auftritt, wenn der Vater abwesend ist, was eine gelinde Umschreibung für Alkoholismus ist. Sie ist eine liebevolle und unberechenbare Mutter zugleich. Suleiman ist beiden Eltern in gleicher, zärtlicher, zuweilen auch ängstlicher Weise zugetan.

Es gibt die Freunde des Vaters, und auch Suleiman hat gute Freunde, besonders Karim, der ihm wie ein Bruder so nahe steht.

Was so idyllisch und exotisch beginnt, setzt sich fort als kommendes Unheil, das mit dem Regime unter Gaddafi das Leben in Libyen bedrohlich werden lässt, und das Land in eine Diktatur verwandelt. Noch gibt es Widerständler, die zum Boykott aufrufen.
Der Vater von Suleiman scheint in den Widerstand verwickelt zu sein. Auch andere gute Freunde der Familie sind betroffen.
Da Suleiman in der Ichform berichtet, wirkt das Tun und Treiben, das sich um ihn herum abspielt, unheimlich, da er vieles nicht versteht.

Die Ereignisse spitzen sich dramatisch zu. Menschen verschwinden und kehren nicht zurück. Der Vater wird eines Tages schwer verletzt ins Haus zurück gebracht. Auch Suleiman geht zuletzt ohne die Eltern auf eine Reise nach Ägypten, ohne zu wissen, was ihn dort erwartet.

Wie menschliche Schicksale durch politische Verstrickungen enden können, das ist das Thema dieses Buches.
Es ist fein geschrieben und voller Poesie.
Dass es daneben eine Vielzahl von Geschichten über das Leben und die Menschen in Tripolis gibt, über Freundschaften und Feindschaften; dass kleine Jungs, wenn sie alleine gelassen werden in einer unheimlichen und verschwiegenen Erwachsenenwelt ungeahnten Ängsten ausgesetzt sind, das alles macht den Roman zu einem lebendigen und spannenden Buch. Es ist eine weise, traurige und sehr menschliche Geschichte, die ich sehr empfehlen kann.

Hisham Matar
Im Land der Männer
Leben unter Gewalt und Terror
ISBN:3630872441
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7 Zwerge – Männer allein im Wald

7 Zwerge – Männer allein im Wald

Von Frauen haben sie genug, deswegen leben die 7 Männer versteckt hinter den 7 Bergen im Märchenwald. Ganz allein. Doch das gemeinschaftliche Leben wird gestört. Von Schneewittchen, die auf der Flucht vor der bösen Königin Schutz bei den 7 Zwergen sucht.

Otto Waalkes hat sich zusammen mit Bernd Eilert dem Märchen von den 7 Zwergen angenommen. „Die Überlegung bei ‚7 Zwerge’ war, dass dieser Stoff ideal ist, um Komikern die Möglichkeit zu geben, das Kind im Manne rauszulassen“, so Eilert.

Im Buch kann man alles Wissenswerte zur Produktion des Films nachlesen. Wie das Studio in einen Märchenwald verwandelt wurde, wer alles hinter den 7 Zwergen und dem 8. Zwerg steckt, wer Schneewittchen darstellt und wer die böse Königin, wer den Haus- und Hofnarr, den Jäger und die vielen anderen Figuren. Bei so vielen Komikern auf einem Haufen, ist es besonders interessant nachzulesen, warum sie eigentlich beim Film mitmachten, wie sie ihre Rolle und den Dreh einschätzen und wie sie mit ihren Kollegen zurechtkamen. Ernst ist beim Erzählen jedoch keiner geblieben. So sind Komiker nun mal. Es gibt viel zu lachen.

Mit im Buch ist auch ein Zwerg-ärgere-dich-nicht-Spiel. Zudem werden leckere, sehr kreative Rezepte vorgestellt, von „Gefüllter Zipfelmütze“ über „7 Zwerge Grütze“ bis zu „Zwergengeschnetzeltes“. Es folgt Kulturgeschichtliches über Zwerge, Interessantes über die Zipfelmütze und ein paar gute Tipps von Zwerg zu Mann zum Thema Frauen.

Natürlich sind in „7 Zwerge“ jede Menge Fotos. Das Begleitbuch zum Film hat etwa A4-Format, so kommen die Fotos besonders gut zur Geltung.
Beim Betrachten der Bilder wird eins klar: Kleinwüchsig sind die Zwerge nicht. Lange Bärte haben sie auch nicht. Sie sehen fast aus wie halbwegs normale Männer. Zwerge sind eben auch nicht mehr das, was sie einmal waren.

Rezension von Heike Rau

Emanuel Bergmann und Detlef Overmann
Sieben Zwerge
Männer allein im Wald
Das Buch zum Film
96 Seiten, broschiert
Egmont vgs verlagsgesellschaft, Köln
ISBN: 3-8025-1633-8
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Liska und ihre Männer

Liska und ihre Männer

Alexander Ikonnikow ist ein noch junger russischer Autor.
Im Klappentext wird sein Romandebüt als “ Kalaidoskop der russischen Provinzgesellschaft“ bezeichnet. Das trifft es sehr genau.

Liska, die Hauptprotaginistin, entstammt einem sehr kleinen Dorf; die Mutter verdient sich, nachdem der Vater verschwunden ist, ihren Lebensunterhalt mit Prostitution.
Irgendwann wird Liska in die Stadt zum Studieren geschickt. Dort macht sie sehr spannende Lebenserfahrungen. Sie muß sich um Job, Studium und Wohnung kümmern. Die Wohnungen sind natürlich z.T. gräßlich. Sie schließt Freundschaft mit Frauen der unterschiedlichsten Mentalität und Profession und begegnet den verschiedensten Männern: Stromern, reichen Parteigenossen, braven Arbeitern und lebt mit den verschiedensten Typen zusammen.
Wodka fließt in Strömen, und Geselligkeit ist hoch angesehen.
Über diesen Lebensalltag wird mit viel Witz, Humor und Schalkhaftigkeit berichtet.
Das Buch ist amüsant und locker-leicht geschrieben, fast wie eine Art Schelmenroman gepaart mit der russischen Seele , die vieles lakonisch und gelassen nimmt.
Es ist die karge Nach-Stalinära, in der die Dörfer und Städte in Armut und materieller Erbärmlichkeit erstarren. Dennoch liest sich das Buch keineswegs deprimierend, sondern es ist zügig und witzig in gutem Stil und in der schönen Tradition russischer Erzählkunst geschrieben.

Daß es zu einem aparten und ungewöhnlichen Happy-End kommt, hat mich zu dem Schluß kommen lassen: es ist ein wunderbares Buch!

Cl.B.

Alexander Ikonnikow
Liska und ihre Männer
Ein Lebensbild aus Russland
ISBN:349803216x
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