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Schlagwort: Meer

Mathijs Deen: Der Schiffskoch

Mathijs Deen: Der Schiffskoch

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Nicht jeder auf der „Texel“ träumt davon, fremde Länder zu bereisen. Es ist mit diesem fest verankerten Schiff ohnehin nicht möglich. Die „Texel“ ist ein bemanntes Feuerschiff. Der Alltag folgt einer Routine, so wie immer, bis die „Zaandam“ mit der Schichtablösung kommt und die Männer für eine bestimmte Zeit von Bord gehen können.

Doch dann, eines Tages, als es wieder an Bord geht, ist der Schiffskoch nicht allein. Lammert hat ein Ziegenböckchen dabei. Erlaubt ist das nicht. Aber andererseits ist es Proviant. Ein Schmorfleischeintopf soll daraus werden. Da kann sich auch der Kapitän nicht dagegen sträuben. Die Matrosen und Offiziere bringt Lammert ebenfalls schnell zum Schweigen. Man muss den Koch bei Laune halten, denn was wäre der Tag ohne ein anständiges Mittagessen?

Das Böckchen muss noch für ein paar Tage mit der Flasche aufgepäppelt werden, dann will Lammert es schlachten. Der jüngste Matrose Gerrit Snoek übernimmt die Mutterrolle gern. Das störrische Jungtier sorgt für Abwechslung und alle schauen gern zu, wenn es hoppelnd und springend über das Schiff galoppiert. Erstaunlich schnell gewöhnt es sich an das rollende Schiff. Aber es bringt auch den Arbeitsalltag durcheinander. Snoek sieht in den Augen des Böckchens bald sogar etwas, das ihn zutiefst verstört.

Es ist sehr interessant zu sehen, wie das Böckchen die eingeschleifte Arbeitsroutine der Besatzung verändert. Es fordert nicht selbst Aufmerksamkeit, weckt diese aber in den Männern. Und das auf sehr unterschiedliche Weise. Die einen sehen den Schmorfleischeintopf, die anderen einen Kameraden, der Abwechslung bringt. Einen bringt das Böckchen sogar in Bedrängnis. Die Kontrolle geht schleichend verloren, als der Schiffskoch erkrankt und Nebel aufzieht.

Der Autor nähert sich der heranziehenden Katastrophe mit trockenem Humor. Er analysiert die Umstände und die Veränderungen, die sich mit der Ankunft des Böckchens ergeben mit wachem Blick.

Die Besatzungsmitglieder der „Texel“ sind allgemein wortkarg. Nicht nur der Schiffskoch ist vom Charakter her ein seltsamer Mensch. Die Männer gehen distanziert miteinander um, machen ihre Arbeit und regieren auf die wechselhaften Unbilden des Wetters gewohnt routiniert. Sie haben eine lebensrettende Aufgabe zu erfüllen.

Aber mit anderen Veränderungen können sie nicht umgehen und müssen es doch. Bis zur nächsten Ablösung, die sich aufgrund des Wetters verschiebt, sind die Männer isoliert, sich selbst überlassen und haben einen Tunnelblick. Alles spielt sich auf kleinstem Raum ab. Und doch wird übersehen, was da vor ihren Augen innerhalb der Mannschaft geschieht. Mit einer immer beängstigender werdenden Atmosphäre wird das wirkungsvoll deutlich gemacht.

Rezension von Heike Rau

Mathijs Deen
Der Schiffskoch
Aus dem Niederländischen von Andreas Ecke
112 Seiten, gebunden
mareverlag, Februar 2021
ISBN-10: 3866486502
ISBN-13: 978-3866486508
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Mark Douglas-Home: Seadetective – Ein Grab in den Wellen

Mark Douglas-Home: Seadetective – Ein Grab in den Wellen

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Der Roman des Schotten Mark Douglas-Home ist mehr als ein Kriminalroman. Ermittlungen im klassischen Sinne wird der Leser vermissen. Das heißt aber nicht, dass er es an Spannung vermissen lässt. Er gewinnt immer mehr an Tiefe, je weiter man in ihm vordringt. Dabei werden insgesamt drei Geschichten erzählt.

Mit Melancholie wird von der Geschichte der schottischen Inseln und der Fischer erzählt. Der Protagonist Cal McGill erfährt die Wahrheit um den Tod seines Großvaters. Geschickt hat der Autor dafür eine fiktive Landschaft geschaffen, um keinen real existierenden Generationen weh zu tun.

Eher klassisch wird dann in einer zweiten Geschichte die Ermittlung um ans Land gespülte Füße geschildert. Sie ist eng verknüpft mit der Geschichte indischer Mädchen, in denen der Leser erfährt, dass arme indische Familien ihre Töchter zum Zwecke der Prostitution verkaufen, damit die Familien überleben können. Sehr spannend.

Die dritte Geschichte wird schließlich humorvoll unter die Leser gebracht. In ihr geht es um die Polizisten Helen Jamieson und ihren Chef von der Polizei in Edinburgh, der etwas gegen Cal McGill stricken will. Ein selbstherrlicher Machotyp, der sich in den Kopf gesetzt hat, dem „Öko-Spinner“, wie er McGill nennt, einen Strich durch die Rechnung zu machen, um einen höheren Posten in einer anderen Behörde zu ergattern.

Interessant ist die Figur des Protagonisten. Allein sein Beruf und seine Profession ist etwas ganz Besonderes. Als Meeresforscher hat er sich einem Gebiet angenommen, in dem er der weltweit führende Experte ist: Er spürt den Spuren von Treibgut nach, den dieses auf seinem Weg durch das Meer genommen hat. Wird an Land eine Holzkiste angespült, kann er sagen, wo sie ins Meer geworfen wurde, gegebenenfalls auch von welchem Schiff. Soviel zur Definition von „Seadetective“.

Mark Douglas-Home gibt ungewohnte Einblicke in interessante Themen. Die Geschichten funktionieren auch unabhängig voneinander. Das ist allerdings auch meine Kritik an diesem Buch. Dadurch rückt der Roman etwas von dem klassischen Kriminalroman ab. Die Geschichte um die schottischen Inseln und die Herkunft des Protagonisten ist, obwohl für sich genommen sehr spannend, zu breit ausgeweitet. Sie hätte ausreichend Platz in einem zweiten Roman wie in einem „Making off“. Zwar wird damit versucht, den Charakter des Seadetective darzustellen, aber diese Fülle wäre dafür nicht notwendig gewesen. Hier hat der Autor m. E. sein Pulver zu früh verschossen. Die Strecken, die der Leser ohne jeglichen Zusammenhang zur Kriminalstory überwinden muss, sind mir zu lang.

Alles in allem handelt es sich beim vorliegenden Roman um einen guten, spannenden und sehr interessanten Roman. Die Themen der Meeresforschung, der schottischen Geschichte und die der indischen Bedia-Mädchen fesseln und bitte mehr von Cal McGill und der Polizistin Helen.

Mark Douglas-Home
Seadetective – Ein Grab in den Wellen
Aus dem Englischen von Stefan Lux
Rowohlt Verlag, Hamburg
ISBN 9783499272462

© Detlef Knut, Düsseldorf 2017

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Ulrike Draesner: Mein Hiddensee

Ulrike Draesner: Mein Hiddensee

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Seit fast zwanzig Jahren zieht es die Autorin immer wieder auf die Insel. Auch jetzt wieder. Sie hat ihr Kind dabei und den Hund. Und ihren Mann, der aber nicht mehr an ihrer Seite ist und eine neue Partnerin hat. Vielleicht ist das der Grund, dass die Autorin von außen auf die Szene schaut und nicht in der Ich-Perspektive schreibt. Nicht mal Namen werden genannt. Das sorgt für den nötigen Abstand, lässt vielleicht auch den Schmerz außen vor. Ich kann mich allerdings mit dieser Art zu schreiben nicht anfreunden. Alles wirkt oberflächlich. Natürlich verwendet die Autorin für ihre Beobachtungen reichlich aussagekräftige Wörter. Aber es ist, als blicke man durch einen Schleier. Als würde die Schönheit der Natur herangezogen als Ablenkung. Um andere Gedanken abzugrenzen. Aber um Selbstfindung scheint es auch nicht zu gehen. Auch nicht um den Entwurf eines neuen Lebenskonzeptes. Vielleicht um die Betäubung der Sehnsucht nach einem Leben in einer stabilen Partnerschaft. Denn Sehnsucht ist es auch, die die Autorin immer wieder auf Hiddensee zieht. Aber auch hier nagt der Zahn der Zeit. Alles verändert sich. Die Natur gibt und nimmt. Geht es um die Vergänglichkeit der Zeit? Der ablaufenden Zeit? Anderen vor ihr ging es so. Darunter berühmte Menschen, die nur noch Erinnerung sind.
Die Stimmung im Buch ist durchweg melancholisch. Die Natur ist nicht immer nur schön und anschaulich. Nicht selten bläst ein harter Wind. Kaum, dass man sich auf den Beinen halten kann. Die Landschaft ist mitunter karg und von entsprechendem Bewuchs. Ruhe zu finden, scheint kaum möglich, der Wind bläst das Gehirn einfach nicht leer. Die Bilder zeigen eine Vision der wahren Gefühle. Gefühle, die nicht länger unterdrückt oder weggeschoben werden können. Die Autorin mal diese Bilder jedoch so, dass ich sie nicht sehen kann, auch wenn das Buch schon ein bisschen nachdenklich macht. Aber wirklich Zugang habe ich nicht gefunden.

Rezension von Heike Rau

Ulrike Draesner
Mein Hiddensee
192 Seiten, gebunden
Mare Buchverlag
ISBN-10: 3866482132
ISBN-13: 978-3866482135
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Ernest van der Kwast: Fünf Viertelstunden bis zum Meer

Ernest van der Kwast: Fünf Viertelstunden bis zum Meer

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Am Strand von San Cataldo wagt Ezio Ortolani das Unglaubliche. Völlig aus dem Gleichgewicht gebracht, weil sie einen zweiteiligen Badeanzug trägt, spricht er Giovanna Berlucchi an, und setzt gleich darauf zum Rückzug an. Er glaubt sofort, zu viel gewagt zu haben. Doch sie lässt ihn nicht entkommen. Sie fordert ihn heraus. Ezio verliebt sich unsterblich, während Giovanna ihn immer ein bisschen auf Abstand hält. Zwei Heiratsanträge, die er ihr im Laufe des Sommers am Meer macht, beantwortet sie nicht. Ezio erträgt es nicht, er flieht. So verlässt er die Heimat und Giovanna, die eigentlich möchte, dass er bleibt. Vergessen kann Enzio sie keinen Tag und keine Nacht. Als Apfelpflücker und mit dem Melken von Kühen verdient er seinen Lebensunterhalt in Südtirol. Einmal noch schreibt er ihr, doch es kommt keine Antwort. Sechs Jahrzehnte vergehen insgesamt, bis Giovanna Kontakt aufnimmt und endlich Worte für das findet, was sie fühlt.

Was für ein wundervolles Buch! Was für eine wunderschöne, zu Herzen gehende und zu Tränen rührende Geschichte! Eine unerfüllte Liebe begleitet zwei Menschen Jahrzehnte lang. Und macht sie unglücklich. Obwohl sie kaum mehr etwas voneinander wissen, bleibt die Sehnsucht. Das Herz schmerzt. Aber Giovanna kann sich nicht eingestehen und nicht in Worte fassen, was Ezio längst weiß. Vergangenheit und Gegenwart vermischen sich. Die Zeit läuft. Entscheidungen bestimmen den Lebensweg. Wer mag schon sagen, wie sich alles entwickeln wird und wann es gut ist.
Der Autor findet Worte, die nahe gehen. Gefühlvoll und in sanfter Melancholie beschreibt er Gefühle. Er lässt nicht zu, dass Erinnerungen verblassen. Nicht an die Liebe, nicht an diesen einen Sommer und an das Meer. Auch die Hoffnung trägt die Geschichte voran. Der Blick auf das, was vielleicht doch noch kommen mag.

Rezension von Heike Rau

Ernest van der Kwast
Fünf Viertelstunden bis zum Meer
Übersetzt von Andreas Ecke
96 Seiten, gebunden
Mare Verlag
ISBN-10: 3866482051
ISBN-13: 978-3866482050
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Ulla-Lena Lundberg: Eis

Ulla-Lena Lundberg: Eis

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Mitte der 1940er Jahre kommt der Pfarrer Petter Kummel mit seiner Frau Mona und der kleinen Tochter Sanna auf die Örar-Inseln zwischen Finnland und Schweden. Das Ehepaar ist begeistert von der kargen Landschaft, ihrem neuen Zuhause auf der Kirchinsel und den Bewohnern, die ihnen durchweg freundlich gegenübertreten. Die Fischer und die Bauern auf ihren Höfen sind sofort fasziniert von dem junger charismatischen Pfarrer, der noch nichts weiß von den Konflikten zwischen den östlich und den westlich gelegenen Dörfern. Er begegnet allen Bewohnern unvoreingenommen und versucht so, die Gemeinschaft wieder zu stärken.

Petter und Mona wachsen in ihrem neuen Umfeld weiter zusammen. Dennoch wird ihre Ehe einer harten Prüfung unterzogen, denn der Pfarrer ist viel unterwegs und hat kaum Zeit für Gemeinsamkeiten. Die gesamte Haushaltsführung obliegt Mona. Jede Minute, die frei ist, genießt die kleine Familie deshalb doppelt. Ein weiteres Kind wird geboren. Traditionen und Kirchliches sorgen für Gemeinschaft zwischen den Höfen und bilden ein Rhythmus, nach dem gelebt wird. Die Pfarrersfamilie ist trotz der harten Arbeit glücklich. Aber mit dem Glück ist das so eine Sache. Man soll sich nie zu sicher fühlen. In der Abgeschiedenheit der wenig besiedelten Inseln mit ihren unwägbaren Wetterphänomenen, mit Stürmen, Eis und Schnee ist stets Vorsicht geboten. Doch lässt das der Pfarrer außer Acht.

Erzählt wird eine alltägliche Geschichte von Liebe, Glück und Leid. Das Leben der Familie Kummel wird beschrieben, mit allen Höhen und Tiefen, die der schwierige Alltag so mit sich bringt. Die Autorin stellt das auf eine sehr sensible Art und Weise dar, aber ohne zu beschönigen.
Es ist ein schwieriges entbehrungsreiches Leben und es ist ein Kampf ums Vorwärtskommen. Aber es ist auch voller glücklicher Momente, Hoffnungen und Pläne, die sich erfüllen, und deshalb hält die kleine Familie daran fest.
Als Leser wir man in die Lage versetzt, sich in das Geschehen hineinzuversetzen, mitzufühlen, ganz nah dran zu sein. Was ist wichtig im Leben? Was macht überhaupt ein Leben aus? Auch mit diesen Fragen setzt sich der Roman auseinander und auch damit wie zerbrechlich das Glück und wie verletzlich ein Mensch ist.

Rezension von Heike Rau

Ulla-Lena Lundberg
Eis
Übersetzt von Karl-Ludwig Wetzig
528 Seiten, gebunden
Mareverlag
ISBN-10: 386648206X
ISBN-13: 978-3866482067
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Silvia Avalone: Ein Sommer aus Stahl

Silvia Avalone: Ein Sommer aus Stahl

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Die 13jährigen Mädchen Anna und Francesca leben in der italienischen Hafenstadt Piombino. Das Leben der heranwachsenden Mädchen spielt sich zwischen dem Strand und der Via Stalingrado ab, hier sind sie umgeben von Stahlarbeitern, Staub und der Sommerhitze. Gerne kokettieren sie mit den älteren Jungs. Und obwohl sich die nur wenige Jahre älteren Mädchen abfällig über die provozierenden Freundinnen unterhalten, müssen Sie sich doch eingestehen, dass sie selbst wenige Jahre zuvor nicht anders waren. Die Väter der beiden Freundinnen sind bzw. waren in dem nahe gelegenen Stahlwerk beschäftigt. Sie sind alles andere als treuliebende Familienväter. Im Gegenteil, Alkohol und Prügel für die Ehefrau als auch für die Kinder stehen auf dem Fahrplan. Da wundert es nicht, dass sich der ältere Bruder von Anna um sie kümmert und auf sie aufpasst. Er hält ein waches Auge auf seine kleine Schwester, damit sie nicht von den Jungs angemacht oder gar geschmälert wird. Anna lässt sich davon trotzdem nicht abhalten, den Jungs schöne Augen zu machen.

Was mich an diesem Roman besonders fasziniert hat, ist die Atmosphäre, die durch die Schriftstellerin und deren Übersetzer Michael von Killisch-Horn, erzeugt wird. Da ist zunächst einmal die Stimmung von Sommer, Sonne, Strand und Ferien. Infolge des nahe befindlichen Stahlwerks kommt aber auch ein Hauch von Dortmund aus den fünfziger und sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zum Vorschein. Die Atmosphäre in dem Mietshaus brachte bei mir ein Gefühl von Duisburg, Essen oder Köln-Kalk hervor. Die Brutalität in der Familie erinnert an das dümmliche Klischee von Hartz-IV-Familien. Diese dort herrschende drückende Enge belastet die heranwachsenden Freundinnen. Sie wollen ausbrechen aus diesem System. In noch während Francesca keine großen Chancen sieht, jemals den Duft der großen weiten Welt einatmen zu können, ist Anna ganz anderer Meinung und möchte ihr Leben richtig anpacken. Während sie mit den Jungs auf dem Motorroller die Via Stalingrado auf- und abfahren, träumen sie von der Insel Elba, die sie in der Ferne am Horizont sehen können und die für sie schon ein Stück der großen weiten Welt bedeutet.

Diese Atmosphäre wird durch unterschiedliche Erzählperspektiven geschaffen, mit denen die Autorin Sylvia Avalone experimentiert. Obwohl es im Wesentlichen um eine Liebesgeschichte geht, ist es weitaus mehr als eine solche. Ein ganz großes Thema sind schließlich die sozialen Spannungen die in dieser Region herrschen, welche von der Stahlindustrie geprägt ist. Dennoch scheint alles mit Leichtigkeit erzählt zu sein. Auch wenn das Leben trotz der blauen Flecke auf den Armen so sorglos scheint und der Leser das Gefühl hat, die Mädel würden einfach nur so in den Tag hinein leben.

Obwohl ich anfangs skeptisch war und das Buch in die Ecke der Jugendliteratur stellen wollte, wurde ich eines Besseren belehrt. Mich hat die Geschichte der Mädchen gepackt. Ich habe sie gerne auf dem Weg ins Erwachsensein begleitet und dabei Spaß gehabt. Ein weiteres Mal habe ich festgestellt, dass mich neben der Spannung der Geschichte auch die Atmosphäre einfangen kann. Wenn dann beides stimmt, um besser. Gerne volle Punktzahl.

Avalone, Silvia
Ein Sommer aus Stahl
Aus dem Italineischen von Michael von Killisch-Horn
414 Seiten, gebunden
Klett-Cotta, Stuttgart
ISBN-10: 3608938982
ISBN-13: 9783608938982

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013
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Tim Binding: Ship Ahoy

Tim Binding: Ship Ahoy

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Hat er? Oder hat er nicht? Und wenn, seit wann ist es Mord, wenn einer, den man aus dem Weg haben will, fast von allein von der Klippe stürzt? Solange man nichts nachweisen kann, bleibt es beim Mordverdacht. Zumindest hat sich Al Greenwood einen besonderen Ruf damit erworben.

Die „Lady Di“ ist ein beliebtes Kreuzfahrtschiff. Al und seine Freundin Emily arbeiten hier immer wieder für eine Zeit. Sie gibt Malkurse und er den Kettensägenbildhauer. Das ist sehr beeindruckend. Bei einer seiner Aktionen geht allerdings etwas schief. Abgelenkt durch einen Zeitungsfoto verliert Al die Kontrolle über die Kettensäge, die postwendend auf Mrs Durand-Deacon losgeht und diese zwingt, über Bord zu springen.
Und was stand in der Zeitung? Was hat Al so aus dem Konzept gebracht? Seine Ehefrau oder vielmehr Exfrau ist aus dem Gefängnis ausgebrochen.
Selbstverständlich wird Audrey versuchen bei Al unterzuschlüpfen. Kaum sind er und Emily wieder zu Hause, taucht sie auf und fordert Hilfe ein. Dabei hätte Al sie lieber schnell wieder aus dem Weg. Da war doch die Klippe in der Nähe, wo man so leicht runter stürzen kann, wenn man auch nur für einen Moment unaufmerksam ist.

Als ob das alles nicht reicht, fängt Mrs Durand-Deacon wegen gewisser Vorkommnisse an, Al zu erpressen. Sie würde gerne ihren Ehemann Gerald aus dem Weg haben. Ein nicht verurteilter Mörder, wäre doch genau der Richtige für diesen Job. Gerald ist ein Schmetterlingsliebhaber. Zufällig gibt es ein seltenes Exemplar oben an der Klippe.

„Ship Ahoi“ ist eine sehr gelungene Krimikomödie. Hier überzeugt nicht nur die haarsträubende Handlung, sondern auch die urkomischen Figuren, allen voran Al Greenwood. Er ist ein Angeber der Sonderklasse und ein Hochstapler. Er redet viel und gerne. Das meiste davon ist Mist. Aber diesen Mist bringt er eben überzeugend an den Mann oder die Frau. Er fällt auch nicht auf, denn allgemein als normal geltende Menschen, tauchen in diesem Krimi nicht auf.

Das Buch ist unglaublich witzig und damit sehr unterhaltsam. Man amüsiert sich beim Lesen vortrefflich, wenn man diese Art Humor mag. Es gibt keine Längen. Der Krimi ist durchweg gut gemacht, nachvollziehbar trotzt aller Absurdität und ausgesprochen spannend.

Rezension von Heike Rau

Tim Binding
Ship Ahoy
Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
368 Seiten, gebunden
Mareverlag
ISBN-10: 3866481683
ISBN-13: 978-3866481688
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James Hamilton-Paterson: Vom Meer

James Hamilton-Paterson: Vom Meer

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Die Faszination, die vom Meer ausgeht, ist für jeden spürbar. Es hat etwas Anziehendes, etwas Geheimnisvolles.
Auch der Autor ist fasziniert vom Meer. Im Buch geht es aber nicht, um die romantischen Gefühle und die traumhaft schönen Vorstellungen, die man mit dem Meer verbindet. Vielmehr ist es ein realistischer Blick, der hier zum Tragen kommt.

Der Autor ist oft außerhalb der Saison unterwegs. Er wandelt eher selten auf Touristenpfaden. So räumt er auf mit Klischees und Illusionen.
Er schreibt über Kur- und Badeorte im Wandel der Zeit, aber auch über Fischerdörfer, die ums Dasein kämpfen.
Er schreibt über Piraten, abseits von Legenden und über vermeintliche Meeresungeheuer, die keine sind.
Man erfährt, welche ökologischen Auswirkungen Umweltverschmutzung, Überfischung und unsere Lust auf kulinarische Köstlichkeiten, wie Kaviar, haben.
Für die verschiedensten Phänomene werden Erklärungen bereit gehalten. Manche Erkenntnis ist überraschend.
Besonders aber sind es die ganz persönlichen Begegnungen des Autors mit dem Meer und seinen Bewohnern, die tiefste Gefühle widerspiegeln.

Das Buch ist damit ganz anders, als erwartet. Selbst der Sonnenuntergang wird entmystifiziert. Aber auch wenn die eher unbekannten Seiten vom Meer gezeigt werden, die echte Faszination bleibt.
Das Buch ist ausgesprochen lesenswert. Der Autor schreibt nicht nur über das Thema, er setzt sich damit tiefsinnig auseinander. Der Blick kommt von verschiedenen Seiten. Das Geschriebene besticht durch die Vielfalt, die vom Meer gezeigt wird. Unterhaltsam, lehrreich und bedenkenswert zugleich ist das Buch.

Die Texte, die zunächst in Zeitungen und Zeitschriften erschienen sind, wurden für die Zusammenstellung im Buch aktualisiert. Es sind sehr ernsthafte, ausdrucksstarke Essays. Es wird angepackt und analysiert, was manchmal gern verborgen bleibt. Diese Ehrlichkeit entzaubert manches, anderes wird in seine Tragweite aber auch erst bewusst.

Rezension von Heike Rau

James Hamilton-Paterson
Vom Meer
Über die Romantik von Sonnenuntergängen,
die Mystik des grünen Blitzes
und die dunkle Seite von Delfinen
Aus dem Englischen von Thomas Bodmer
240 Seiten, gebunden
Mareverlag, Hamburg
ISBN-10: 3866481195
ISBN-13: 978-3866481190
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Das Meer der Lügen

Das Meer der Lügen

1757. Der englische Offizier Lord John Grey macht im Herrenclub eine unglaubliche Entdeckung. Er glaubt erkannt zu haben, dass der Verlobte seiner Cousine an Syphilis erkrankt ist. Die Hochzeit darf auf keinen Fall stattfinden. Zur Lord Johns Beunruhigung führen die Ermittlungen in einem Spionage- und Mordfall ebenfalls auf die Spur des Verlobten Joseph Trevelyan, einem prominenten Mitglied der Londoner Gesellschaft. Lord John folgt den Spuren und gerät in einen Strudel aus Intrigen, ungeheuerlichen Ereignissen und Verschwörungen. Seine ausgesprochen gute Kombinationsgabe und seine Art überraschende Rückschlüsse zu ziehen, können allerdings nicht verhindern, dass er in eine Falle tappt und sich in echte Lebensgefahr bringt.

„Das Meer der Lügen“ ist ein spannender Krimi, der viele Überraschungen bereit hält. Mit Diana Gabaldons Highland-Saga hat das Buch allerdings nichts gemein. Natürlich denkt Lord John hin und wieder an Jamie Fraser und seine unerwiderte Liebe zu ihm, mehr aber auch nicht. Die Wartezeit, bis der sechste Roman mit Claire und Jamie erscheinen wird, verkürzt sich daher nur unwesentlich.
Ihren Stil hat Diana Gabaldon beibehalten. Sie erzählt in ihrer unnachahmlichen faszinierenden Art, mit Liebe zum Detail und leisem Humor. Allerdings muss man sehr aufmerksam lesen, um den Faden nicht zu verlieren. Die Handlung ist sehr umfangreich, der Fall äußerst knifflig.

Über die Autorin: Bevor Diana Gabaldon sich dem Schreiben widmete, arbeitete sie als Professorin für Tiefseebiologie und Zoologie an der Universität von Arizona. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder. Ihre Highland-Saga umfasst mittlerweile fünf Bände. „Das Meer der Lügen“ ist der erste Band einer neuen Saga um Lord John.

Rezension von Heike Rau

Diana Gabaldon
Das Meer der Lügen
Aus dem Amerikanischen von Barbara Schell
416 Seiten, gebunden
Blanvalet Verlag, München
ISBN: 3-7645-0175-8

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Ein Jahr am Meer

Ein Jahr am Meer

Ein kleines Juwel von einem Buch. Für Frauen. Und für Männer, die mit den Frauen wachsen wollen. Denen es nicht gleichgültig ist, wie es in ihren und anderen Frauen aussieht. Welche Frauen kennen nicht die Selbstzweifel, die wiederkehrenden Verzweiflungsattacken? Den Selbsthass, wenn sie sich im Spiegel sehen? Alle Artikel und Bücher, die uns empfehlen, uns selbst zu lieben, helfen uns nicht. Haben wir sie nicht schon in die Ecke geworfen? Brauchen wir nicht immer wieder Zuspruch, müssen uns Mut machen? Den wenigsten ist es doch gegeben, auszubrechen aus dem Alltag, den Belastungen, den Pflichten. Joan schafft es.Sie zieht ein Jahr allein an die Küste. Teilt manche Tage mit den Seehunden auf einer Insel weit draußen im Meer. Dorthin bringt sie ein Fischer aus der Kleinstadt am Nantucket Sund. Sie, die Journalistin, arbeitet in einem Fischmarkt und nennt dies WASSERTHERAPIE: Das Gurgeln und Plätschern der großen Wasserbassins um sie herum tut ihr einfach gut. Und erlebt einen Hummer, der sich in einer Ecke versteckt und sich dort häutet, unbemerkt und diskret. Er wartet dort ab bis zur Vollendung der Häutung. Eine Metapher für Joan und uns. Wir brauchen öfter das Alleinsein zum Häuten, zum Neuwerden. Sie hat das Privileg, daß die Familie ein kleines Haus an der Küste besitzt. Aber auch für die, die sich nicht in so ein Haus flüchten können, ist dieses Buch voller Impulse und Anregungen. Ohne, daß die Autorin dies gezielt einsetzen will. Wir selber erkennen, wie es sein könnte, auszubrechen aus den Gedankenmustern, die uns immer wieder nach unten ziehen. Denen wir erlauben, uns zu quälen. Wir können uns auch erlauben, einen Tag ganz für uns auszusparen. Und uns treiben lassen. Vielleicht eine persönliche Bilanz ziehen, wenn wir dies wünschen. Und diesen Tag in regelmässigen Abständen wiederholen. Und uns daran erinnern, daß wir eine verlorene Vision wiederbeleben können. Vielleicht haben wir sie mal aus den Augen verloren. Wir tragen sie aber in uns und niemand kann sie uns wegnehmen.
Sollte es sich so anhören: dieses Buch ist kein Lehrbuch!

Joan Anderson
Ein Jahr am Meer
Ein Jahr für immer
ISBN:342324206X
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