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House of Skirl – Meister der 13 Stühle

House of Skirl – Meister der 13 Stühle

Nach dem Tod seiner Mutter kommt der 13-jährige Kim nach Skirl, einem alten verwahrlosten Herrensitz. Den Hausherrn, Colonel Drago, bekommt Kim kaum zu sehen. Vielmehr kümmern sich die Cousine des Colonels, Alba Hockmuth, und Mr. Quake, der Hauslehrer, um Kim. Offensichtlich meinen es beide nicht gut mit ihm.

Kurz vor Weihnachten kommt ein Fremder auf das Anwesen. Er behauptet, ein Verwandter zu sein. Eine Bibel mit Widmung hat er als Beweis dabei, dass er zur Familie Drago gehört. Niemand glaubt ihm, doch er ist im Besitz von viel Geld, so heruntergekommen er auch aussieht. Also darf er erst einmal bleiben. Ighty Ma-tuu Clava, der von Kim Iggy genannt wird, wird schon deshalb von der Polizei überprüft, weil er in Verdacht steht, der Mann zu sein, der den Menschen in der Gegend unangenehm aufgefallen ist und der möglicherweise etwas mit dem Verschwinden der Hausangestellten Bella Brown zu tun haben könnte. Doch nachzuweisen ist ihm nichts. Er wird über Weihnachten auf Skirl bleiben.

Iggy weiß um die Geister im Haus, die auch Kim schon begegnet sind. Er will das Geheimnis aufklären, das sich um den alten Landsitz rankt. Laut einer alten Karte befinden sich hier die Linien von Tarle, einem Riss in der Zeit. Ein Gemälde im Hause Skirl, das sich „Meister der 13 Stühle“ nennt, gibt Rätsel auf. Viele Einzelheiten sind zu sehen. Darunter auch ein alter Mann bei den Tarle-Steinen. Trotz des eiskalten Winterwetters wollen Iggy und Kim dorthin. Den alten Mann gibt es wirklich. Er ist ein Wächter und bewacht die Brücke in eine andere Zeit. Er kennt auch das Geheimnis um die 13 Stühle, die den Tod bedeuten. Elf sind bereits umgefallen, die beiden anderen stehen für Kim und Iggy. Des Rätsels Lösung liegt in der Vergangenheit, doch die Zeit wird knapp.

Erzählt wird eine unheimlich aufregende Geschichte. Von der ersten Seite an wird der Leser gefesselt. Es ist das Mysteriöse, was den Reiz der Geschichte ausmacht. Das gruselige Herrenhaus ist die perfekte Kulisse. Kim weiß, dass hier Unglaubliches vorgeht, doch erst mit der Ankunft Iggys, erfährt er, was wirklich dahinter steckt. Dass sein Leben in Gefahr ist, ahnte er nicht, bis Iggy in seinem Leben auftaucht und er Freundschaft mit dem alten Mann schließt, dem so viel Ablehnung entgegen kommt.

Der Text geht direkt unter die Haut. Der Schreibstil des Autors trägt seinen Teil dazu bei. Es geht aber nicht so weit, dass Beklemmung aufkommt. Vielmehr wird die Spannung hochgehalten, dass es nur so knistert. Der Autor zeigt sich einfallsreich. Er überzeugt mit einer Geschichte, die Seinesgleichen sucht, die sich klar und deutlich abhebt aus der Masse, der auf dem Markt angebotenen Fantasy-Bücher.

Rezension von Heike Rau

Henry Porter
House of Skirl
Meister der 13 Stühle
Aus dem Englischen von Anne Braun
334 Seiten, gebunden
ab 10 Jahren
Loewe Verlag
ISBN: 978-3785563625
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The Prestige – Die Meister der Magie

The Prestige – Die Meister der Magie

Gedruckt worden zu sein ist kein Qualitätsnachweis für Texte. „The Prestige – Die Meister der Magie“ ist ein Beispiel dafür. Der Roman von Christopher Priest erhielt zwar allenthalben gute Leserkritiken, aber da haben sich die Rezensenten wohl vom Clou der Geschichte beeindrucken lassen. Ich will nicht verraten, worin der besteht. Wer den Film „The Prestige“ kennt, hat die wesentlichsten Schlüssel schon in der Hand, obwohl der Film nicht nur keine 1:1-Umsetzung des Buches darstellt, sondern vieles drastisch vereinfacht und sogar gravierend umstrickt.

Was ist gut an dem Buch? Sicher nicht die deutsche Übersetzung, die wirkt, als habe sie schnell erfolgen müssen, weil Heyne das Buch halbwegs pünktlich zum Film auf den Markt bringen wollte. Vielleicht sind auch einfach nur Lektorat und Korrektorat angesichts des Termindrucks auf der Strecke geblieben. Gelegentlich als gute Idee bezeichnet, aber in Wirklichkeit auch nicht hervorhebenswert die Struktur des Buches: Es besteht aus einer Art Rahmenhandlung und zwei umfangreichen „Tagebüchern“ der Meistermagier Alfred Borden und Rupert Angier, die mehr oder weniger schlicht aneinandergereiht sind. In den Tagebüchern wird die Fehde begründet, die Bordens und Angiers Schicksal aneinanderbindet. Die Fehde wird beschrieben, es werden die Biografien skizziert und vor allen Dingen werden die ungeheuerlichen Geheimnisse der beiden Magier enthüllt. Der Film macht hier konsequenterweise Schluss, das Buch dagegen spinnt – nein: zerrt noch ein paar Fäden in die Gegenwart, also in die Rahmenhandlung hinüber, und ringt sich verkrampft zwei, drei weitere Rätsel ab, die mehr oder weniger gelöst werden, was mich als Leser allerdings herzlich wenig berührte, weil mich die Figuren, um die es dabei ging, nicht berührten.

Die Tagebücher machen den Hauptteil des Romanes aus. Zum Glück, denn sie sind flüssig lesbar, so dass man durch diese langen Passagen recht gut „durchkommt“. Diese Geschichten spielen um 1900 und sind in einem betulichen, ausufernden, fast palavernden Stil verfasst, der nach dieser Zeit klingen soll. Ein Kniff, der durchaus Witz hat, besteht darin, dass Borden und Angier die Fehde jeweils aus ihrer Sicht beschreiben, so dass das der Schwarze Peter irgendwie dazwischen in der Luft hängt, weil beide – es ist schließlich in Tagebuchform geschrieben – den Eindruck erwecken, an ihnen hätte es nicht gelegen, dass der Konflikt so eskalierte. Aber da ist auch schon ein Haken: Diese zwei Seiten-Idee verpufft etwas durch den großen „räumlichen“ Abstand. Als ich im zweiten, im Angier-Buch von einer Begebenheit las, musst ich nicht selten vorblättern, um zu finden, zu welcher Borden-Episode sie gehört. Da aber oft genug Borden von Dingen erzählt, die Angier nicht erwähnt, und umgekehrt, entpuppte sich das rasch als nicht nur ärgerlich, sondern sehr ärgerlich. Also ließ ich es, mit dem Ergebnis, dass diese Dinge den Charakter beliebigen Füllmaterials annahmen. Wie übrigens vieles andere auch – angefangen von Ortsbeschreibungen und Reiserouten über Trick-Erklärungen und den größten Teil des Tesla-Passage bis hin zu den zahlreichen Randfiguren, die blutleer auftauchen und ebenso blutleer wieder in den Kulissen versinken. Trotzdem sind die Tagebücher noch der mit Abstand beste Teil des Romanes, da hier zumindest ansatzweise so etwas wie Charakterzeichnung geschieht und sich eine (abgesehen von den bewussten Irreführungen) nachvollziehbare Handlung ergibt.

Die mit einer Ausnahme im Heute spielende, dreigeteilte Rahmenhandlung dagegen ist indiskutabel schlecht. Sie beginnt damit, dass Journalist Andrew Westley zum Caldow-Haus in England fährt, weil in den dortigen Räumen einer Sekte ein Typ auftauchte, der zeitgleich erwiesenermaßen in Amerika im Gefängnis saß. Der Tipp kam von der in einem Seitenflügel des Hauses lebenden Katherine Angier, auf die Westley auch rasch trifft. In Ermangelung eines echten Plots lässt Priest die beiden sich unterhalten, bzw. behauptet, sie täten es, und lässt das Ganze dann in einer kruden „Rettungsaktion“ gipfeln, deren Ziel mir nicht ganz klar wird und über deren Ausgang ich mich auch nach nochmaligem Lesen im Unklaren gelassen sehe. Schon der Anfang dieser Rahmenhandlung strotzt vor Ungereimtheiten und zu vielen Stilblüten, als dass ich es mit „Kann passieren“ übergehen könnte. Die Erzählperspektiven wechseln ziemlich willkürlich, gerade so, als hätte der Autor die für ihn gerade am leichtesten zu handhabende Variante benutzt. Es gibt logische Unstimmigkeiten von der Stilblüte bis zum Plot-Fehler. So beschreibt Westley zum Beispiel das Gefühl einer innigen mentalen Verbindung zu seinem offiziell nicht existenten Zwillingsbruder und erklärt, er könne es nicht in Worte fassen, um kurz darauf eben das zu tun: Er fasst die Empfindung in Worte. Oder: Zu seiner Abneigung gegen den Namen Borden – er ist ein geborener Borden – gibt es zwar eine Erklärung, aber die macht die Gefühle in dieser Vehemenz nicht mal ansatzweise glaubwürdig, zumal diese innerhalb weniger Zeilen sich von purem Desinteresse zu ziemlicher Gereiztheit steigern.

Und Katherine Angier? Da wird es noch schlimmer: Es wird zwar behauptet, dass sie leidet, aber dies erscheint eher eine allgemeine Weinerlichkeit als durch die beschriebene traumatische Erfahrung hervorgerufen zu sein. Kate bleibt selbst dort, wo Westley sie als „Sexobjekt“ ins Visier nimmt (ohne dass das irgendwann zu irgendwas führen würde, wie so viele, ach was: die meisten Ansätze der Rahmenhandlung) und auch Westleys Aussehen und Charakter bleiben weitgehend im Dunkeln. Sie spielen auch keine Rolle, denn in Wirklichkeit geht es weder um ihn noch um Kate oder gar um ihre Beziehung zueinander, sondern nur um eine Menge zusätzlicher Fäden, die von der Tagebuch-Zeit ins Heute führen und so tun, als würde der Roman die Auswirkung der alten Fehde auf die Nachfahren der Duellanten beleuchten.

Statt dessen wird dieses Netz nur durch eine Vielzahl von Hinweisen angedeutet, sozusagen entworfen. Statt, wie ein gutes Buch es bieten würde, dieses Netz zum Hintergrund einer spannenden Handlung mit interessanten Figuren zu machen, konzentriert sich der Autor darauf, sein sorgsam ertüfteltes Gewebe zu verschlüsseln. Wie es genau aussieht, das muss sich der Leser dann selbst zusammenpuzzeln, und dies wiederum steht (auch durch die Lücken, die man nur mit Vermutungen füllen kann) im krassen Gegensatz zu den ausufernden Tagebüchern. Ich gebe zu, es ist ein so komplexes, so verwirrendes Gebilde, dass es eine riesige Herausforderung an jeden Autor darstellt. Ich kenne die Schwierigkeiten solcher Strukturen, die man kaum anders als durch solche Hinweise beschreiben kann, wenn man sie nicht in Exposee-Form – also nicht-erzählend – aufdröseln will. Dass Priest allerdings schon an der simplen Charakterisierung der Figuren und an ihrer Glaubwürdigkeit gescheitert ist, ist damit nicht zu erklären.

Was also ist gut an dem Buch? Die Idee. Die flüssige Erzählweise der Tagebücher. Und? Nichts und. Wem das reicht, dem sei das Buch empfohlen. Wem das nicht reicht, der kann nach der Lektüre wenigstens mitreden.

Christopher Priest: „The Prestige – Meister der Magie“
Deutsch von Michael Morgental
Heyne-Verlag (Januar 2007)

Christopher Priest
The Prestige – Die Meister der Magie
Grandioses Duell zweier Magier – ein literarischer Fehlschlag
ISBN:3453522117
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Matthias Sodtke: Übung macht den Meister

Matthias Sodtke: Übung macht den Meister

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Als Nulli, der Hase, in die Vorratskammer schaut, findet er nur noch eine einzige Möhre in der Holzkiste vor. Dieses gibt es dann zum Frühstück, während Priesemut, der Frosch, sich auf sechs Fliegen freuen darf. Er bietet Nulli einen seiner Brummer an, doch der lehnt ab. Lieber will er heute zum Rübenacker gehen. Das ist interessant für Priesemut. Er bietet sich als Erntehelfer an. Die Karotten sind gut gewachsen und erntereif.

Priesemut packt einen Büschel Möhrengrün und zerrt. Da macht es Knack und der Frosch landet mit dem Grün auf seinem Allerwertesten. Die Möhre ist in der Erde geblieben. Nulli stemmt die Pfoten in die Seiten. Ein Möhre muss man mit Gefühl ziehen, erklärt er Priesemut. Doch als Nulli zeigen will, wie das geht, passiert ihm vor lauter Anstrengung etwas unglaublich Peinliches. Und das, wo Priesemut direkt hinter ihm steht. Der bricht vor Schreck wieder sein Rübenbüschel ab. Nulli, statt sich zu entschuldigen, schimpft mit Priesmut und macht ihn mit seiner Besserwisserei ordentlich zur Schnecke. Beleidigt zieht der Frosch ab.

In der kleinen Geschichte geraten Nulli und Priesemut wieder mal aneinander. Ursache sind die Möhren, die sich nicht so leicht ernten lassen, wie gedacht. Da hilft nur geduldiges Üben, doch das müssen Hase und Frosch erst erkennen. Diese Situation lässt sich natürlich auch auf viele andere beziehen. Damit ist die Geschichte lehrreich, aber ohne belehrend zu wirken. Das liegt daran, dass sie mit sehr viel Humor erzählt wird. Und auch die witzigen Bilder sehen Kinder sicher gerne an. Klar, dass auch Erwachsene ihre Freude an dem Buch haben, selbst bei mehrmaligem Ansehen.

Rezension von Heike Rau

Matthias Sodtke
Nulli & Priesemut
Band 14: Übung macht den Meister
27 Seiten, gebunden
ab 3 Jahren
ISBN: 978-3830311232
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