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Schlagwort: Mysterium

Anthony Doerr: Alles Licht, das wir nicht sehen

Anthony Doerr: Alles Licht, das wir nicht sehen

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Werner und Marie-Laure sind zwei junge Menschen, die in unterschiedlichen Sphären und Gegenden aufwachsen. Der Hauptteil der Erzählung umfasst zehn Jahre ihres jungen Lebens und umschließt in großen Teilen den Zweiten Weltkrieg.

Einige Jahre vor diesem Krieg lebt Werner als Waisenjunge in einem Heim bei Essen in Deutschland. Er interessiert sich für Radiotechnik und kann früh schon ferne Nachrichten empfangen. Wie sich zeigen wird ist er mit dieser Neigung ein willkommenes Mitglied der Deutschen Wehrmacht im zweiten Weltkrieg.

Marie-Laure ist blind und wird von ihrem liebevollen Vater geprägt. Er verwaltet die Schlüssel zu verschiedenen Abteilungen eines naturkundlichen Museums in Paris. Anhand eines Miniaturbaus ihres Viertels in Paris lernt Laure tastend sich in den heimatlichen Strassen zurechtzufinden. Nach der Flucht vor den Nazis nach Saint-Malo in der Bretagne hört Marie-Laure von einem seltenen Schatz, einem besonderen Diamanten, der Glück und Unglück zu bringen vermag. Ihr Vater hält ihn versteckt.

Dann beginnt der Zweite Weltkrieg.

In wild wuchernden und mäandernden Bildern folgt man den Spuren der beiden Protagonisten.

Werners Weg führt ihn über eine Napola, einer Eliteschule für den Führer Adolf Hitler, zum Militär und bis nach Saint-Malo in Frankreich, wo er die kleine Marie-Laure kennen lernt. Man wartet auf eine längere Beziehung zwischen den beiden. Jedoch bleibt es bei einer kurzen aber inhaltsreichen Begegnung.

Der Zweite Weltkrieg mit allen seinen Schrecken bietet den äußeren Rahmen für eine Handlung, die geheimnisvoll und unerklärlich ist. Französisches Flair, deutsche Gründlichkeit und auch die kriegerischen Grausamkeiten setzen Marksteine, die man nicht vergisst.

Mut, Tapferkeit und das Geschick, sich irgendwie durchzuschlagen, spielen keine geringe Rolle in der Handlung.

Kunstvoll webt A. Doerr eine Geschichte, in der an zahlreichen Orten mit verwirrenden Begegnungen aufgewartet wird. Er findet den Ton und die rechte Spielart, das breit angelegte Drama abzuhandeln. Man bleibt der Erzählung mit ihren Figuren immer auf der Spur und hofft, dass sich das Leben unter den kriegerischen Bedingungen doch zum Guten wenden möge. Weit verzweigt spielt die Handlung in verschiedenen Zeitebenen und Gegenden. Frankreich bietet allerdings den örtlichen Schwerpunkt. Gebannt liest man, wie einzelne Figuren sich durch schwere Prüfungen bewähren müssen. Der Krieg markiert seine Spuren mit aller Grausamkeit.

Der Roman zeigt poetische und geheimnisvolle Seiten. Zuweilen haben die Geschichten etwas Träumerisches.

Ein gelungenes Epos ist dem amerikanischen Autor Anthony Doerr mit diesem Roman gelungen. Er ist für sein Werk vielfach ausgezeichnet worden.

Anthony Doerr
Alles Licht, das wir nicht sehen
519 Seiten, gebunden
C.H.Beck, Juli 2014
ISBN-10: 3406667511
ISBN-13: 978-3406667510
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Rainer M. Schröder: Liberty 9 – Sicherheitszone

Rainer M. Schröder: Liberty 9 – Sicherheitszone

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Eigentlich wäre es Kendiras Pflicht gewesen, ihn zu verraten. Der Servant hatte hier nichts zu suchen. Stattdessen lässt sie sich auf ein Gespräch mit Dante ein. Dabei übt er Kritik an den Vorgängen in der Sicherheitszone. Kendira hat ihr Leben als Elector nie infrage gestellt. Doch Dante gelingt es, sie zum Nachdenken zu bringen. Auf seine Bitte hin will sie sich mit ihm sogar ein zweites Mal treffen.

Als Kendira ein Gespräch zwischen Dante und Jaydan, der auch ein Servant ist, im Heizungskeller belauscht, wächst ihr Misstrauen. Dante offenbart ihr später seine Fluchtpläne. Nie hatte Kendira Liberty 9 als Gefängnis empfunden. Doch es stimmt, wollte sie gehen, könnte sie es nicht.

Ein Angriff der Nightrider auf die Sicherheitszone sorgt für weitere Unruhen. Ihre Flugblätter gelten als Seelengift. Es kommt nicht infrage, diese zu lesen.
Wie sich herausstellt, hat ausgerechnet Master Seyward es gewagt, dieses Seelengift zu lesen. Er wird als Handlanger der Nightrider enttarnt. Die Bücher und Schriften, die man bei ihm findet hat, werden verbrannt. Master Seyward muss das schrecklich unmenschliche Cleansing, das einer Auslöschung gleichkommt, durchlaufen. Doch in der Gefängniszelle hat er zuvor eine Botschaft hinterlassen, die Dante entdeckt und Kendira zeigt. Offenbar sind die Electoren in Lebensgefahr.

Es ist der erste Teil einer Trilogie. Die Geschichte beginnt äußerst spannend. Man hat hier eine in sich abgeschlossenen Teil, der dennoch zum Ende hin offen gehalten ist. Liberty 9 ist eine Sicherheitszone. Die Schüler hier dienen einer höheren Macht. Was genau ihre Aufgabe ist, gleicht aber einem Mysterium. Der Autor entwickelt diese Welt vor den Augen des Lesers sehr schnell. Man muss sich einlesen.

Keiner der Schüler weiß also über seine Zukunft etwas Genaueres. Niemand hat bisher die Geschehnisse hinterfragt, bis Dante, der kein privilegiertes Leben führt, sondern ein Diener ist, bei Kendira Misstrauen schürt. Das macht die Spannung im Buch aus. Auch der Leser erfährt nicht, wie die Zukunft der Schüler aussehen wird, sondern wird im Unklaren gelassen. Man bekommt keinen Hinweis, weiß nur, dass es etwas komplett Unerwartetes sein wird. Interessante Vorkommnisse und Wendungen werten das Geschehen zusätzlich auf.

Die Charaktere sind gut beschrieben. Obwohl es viele Personen sind, die neben Kendira und Dante die Handlung bestimmen, verliert man nicht den Überblick. Kendira und Dante sind glaubwürdig dargestellt. Man folgt den beiden gerne.

Die Geschichte ist also spannend gemacht, inhaltlich überzeugend, gut vorstellbar und flüssig geschrieben. Es macht Spaß, dieses Buch zu lesen. Ich bin gespannt, wie es mit dem zweiten Band weitergehen wird.

Rezension von Heike Rau

Rainer M. Schröder
Liberty 9 – Sicherheitszone
496 Seiten, gebunden
cbj, München
ISBN-10: 3570154645
ISBN-13: 978-3570154649
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Das Mysterium

Das Mysterium

München, im Sommer 1356. Der Fremde, der Mathilde im Warenhaus nach ihrem Vater fragt, löst bei ihr Unbehagen aus. Kaum ist der Mann weg, läuft sie los, um ihren Vater, der am Ufer der Isar in Geschäften unterwegs ist, aufzusuchen. Als er erfährt, dass der Fremde nach Nemo gefragt hat, handelt er sofort. Er schickt die Tochter nach Hause, damit sie sich mit ihrer Mutter im Haus verbarrikadieren kann. Mathilde macht sich auf den Weg, sieht aber noch, wie Berittene ihrem Vater nachsetzen, als dieser über die Kiesbänke an der Isar flieht. Er hat keine Chance.

Zur Überraschung Mathildes hat ihre Mutter die Gefangennahme des Vaters durch die Inquisition erwartet. Eilig verlässt sie die Stadt, um nicht als Zeugin aussagen zu müssen. Sie lässt Mathilde zurück, die retten soll, was zu retten ist. Mathilde hat viel von ihrem Vater, der Kaufmann ist, über Handelsgesellschaften gelernt. Sie verschenkt wohldurchdacht den Familienbesitz bevor das Vermögen eingezogen wird.

Mit viel Spannung verfolgt Mathilde den Prozess und muss feststellen, dass ihr Vater nicht der ist, für den sie ihn gehalten hat. Er wird schuldig gesprochen wegen mehrfacher Beihilfe zum Mord und weil er die Inquisition belogen hat. Doch der rückfällige Häretiker, der ein zweites Mal der Ketzerei überführt worden ist, soll dem Scheiterhaufen entgehen und erhält stattdessen strenge Haft in Ketten.

Mathilde besucht ihren Vater im Kerker. Zunächst glaubt sie, dass ihr Vater den Tod verdient hat. Doch nach dem sie die ganze Geschichte gehört hat, will sie sein Leben retten und ihm zur Flucht verhelfen.

Erzählt wird vorwiegend in Rückblenden. Der Vater erzählt der Tochter seine Geschichte um seine Rolle als Hüter des Mysteriums und seinem Kampf um das Vermächtnis der Katharer.
„Das Mysterium“ ist ein opulenter und sehr bildgewaltiger historischer Roman. Aber er stellt auch einige Ansprüche an den Leser. Man liest das Buch nicht eben mal so weg. Ein hohes Maß an Konzentration ist nötig. Und trotzdem ist es schwer, sich in die Geschichte hineinzudenken, zu kompliziert sind die historischen Hintergründe aufgearbeitet, die auch noch im Vordergrund der Geschichte stehen und diese bestimmen. Dadurch verliert sich hin und wieder der Blick für die eigentliche Geschichte und Orientierungslosigkeit macht sich breit.
Im letzten Drittel des Buches verliert sich dieses Gefühl aber wieder. Die Geschichte gewinnt an Fahrt und wird viel besser verständlich.
Keine Frage, das Buch ist interessant, die Geschichte spannend, aber flüssig erzählt, ist sie leider nicht.

Rezension von Heike Rau

Titus Müller
Das Mysterium
470 Seiten, gebunden, 19,95 Euro
Erscheint Ende August 2007
Rütten & Loening
ISBN: 978-3352007484
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