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Schlagwort: Reise

Richard Ford: Valentinstag

Richard Ford: Valentinstag

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Richard Ford nimmt uns noch einmal mit zu seinem Helden Frank Bascompe, mit dem wir schon so lange Jahre in zahlreichen Büchern die amerikanische Gesellschaft kennenglernt haben.
Jetzt ist er 74 Jahre alt. Er wollte ein zurückgezogenes Dasein fristen, hat er doch lange genug gearbeitet.

Nun aber ist sein zweiter Sohn Paul schwer krank. Er ist 47 Jahre alt und wird nicht mehr lange leben.
So machen sich die zwei zu einer Fahrt im Wohnwagen durch Amerika auf den Weg. Von Minnesota bis zum Mount Rushmore soll die Reise gehen.
Sie waren sich nie sehr nah. Jetzt fordert sie das Schicksal heraus, denn der Tod ist nicht mehr fern.

Wie immer sind es die Details der kleinen Leute, die das amerikanische Kleinstadtidyll prägen.
Frank erinnert sich seiner Ehe und prüft auf dieser Reise ein letztes Mal seine männliche Anziehungskraft.
Paul, sein Sohn, ist bizarr in seinen Gesten, seinem Auftreten und in seinem Verhalten. Er hat ALS, eine Nervenkrankheit, die nach und nach alle Organe mit Lähmungen befällt. Ihn erwartet ein trauriges Ende. Frank ist sich dessen sehr bewusst.
Es entsteht ein Roadmovie, bewegend und den Alltag spiegelnd auf einer langen Reise.

Kein wirklicher Handlungsstrang ist erkennbar. Man fährt durchs Land und lässt die Landschaft auf sich wirken. Die Reiserfahrungen sind nicht aufregend. Ein Hotel hier, ein Motel dort; eine Autopanne und das Fortkommen auf andere Weise. Menschen, die den beiden begegnen, einmal hilfreich, dann wieder reizvoll anziehend: Fantasien über Sex und die Liebe. Und immer wieder Ärzte, wenn es Paul schlecht geht.

Vater und Sohn kommen sich näher. Paul ist witzig, zuweilen sarkastisch, manchmal auch einfach albern. Der Vater lässt sein Leben vor seinem inneren Auge vorüberziehen. Die missglückte Ehe, den Tod seines ersten Sohnes: es gab Ereignisse, die ihn in der Erinnerung melancholisch stimmen. Die Gegenwart mit den Unbilden der Reise fordern seine ganze Kraft und Aufmerksamkeit.
Mit wachem Blick umkreist er sein Leben und das seines Sohnes. Wie wird das Ende sein?

Wie alle Romane über den Helden Bascombe zeigt auch dieser Roman, wie viel Richard Ford vom Leben und den Menschen versteht. Sein Held ist von reger Beobachtungsgabe und durchaus dem Leben zugewandt. Vor allem aber beginnen Vater und Sohn einander zu verstehen. Es entbehrt nicht einer gewissen Rührung, wenn Frank seinem Sohn bei den Intimverrichtungen helfen muss. Mit einer gewollt burschikosen Weise gehen sie diese Dinge an.

Spürt man am Ende nicht eine gewisse Zärtlichkeit?
Die ganze Reise ist ein „Miteinander-leben-lernen“.

Niemand versteht die amerikanische Gesellschaft und ihre Lebensweise besser als Richard Ford, der diese Kenntnis hier wieder einmal unter Beweis stellt. Gelegentliche Längen können den Gesamteindruck nicht schmälern, dass es sich hier um ein abgerundetes Meisterwerk handelt.

Richard Ford
Valentinstag
Hanser Berlin, August 2023
384 Seiten, gebunden
ISBN-10: 3446277323
ISBN-13: 978-3446277328
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Gregor Wolf: Etzel Zauderkern und die Macht der Wünsche

Gregor Wolf: Etzel Zauderkern und die Macht der Wünsche

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Der Bote hat keine Chance, denn die Angreifer kennen keine Gnade. Doch Etzel ist ebenfalls im Wald von Helmfest unterwegs. Er ist Zauberlehrling und es gelingt ihm mit einem etwas unbeholfenen Zauber, die Räuber zum Rückzug zu bewegen. Der Bote ist schwer verletzt, kann sich jedoch noch auf seinem Pferd halten, sodass Etzel ihn zur Burg Helmfest führen kann.

Die überbrachte Botschaft ist wichtig. Die schwer erkrankte Königin von Nahfern bittet um Hilfe. Nur ein Trank von Zaubermeister Graufels, dessen Lehrling Etzel ist, kann ihr noch helfen. Doch ist der Meister selbst nicht auf dem Posten. So muss Etzel nun bei Brauen der Medizin helfen und sie auch überbringen.

Die Räuber dürften allerdings noch immer auf der Lauer liegen. Eine Verschwörung wird vermutet, die der Königin schaden soll. Mit auf den Weg bekommt Etzel das Pferd des Boten, das von der seiner letzten Reise noch ziemlich angeschlagen sein dürfte. Doch erweist sich das Pferd, das er Ehrenwert nennt, als guter Freund. Außerdem hat Etzel noch seine etwas bescheidene Zauberkraft zur Verfügung und er bekommt Hilfe von Knappin Gisa von Sturm, die außergewöhnlich mutig ist, ihm aus einer brenzligen Situation hilft und dann bereit ist, ihn zu begleiten. Die Zeit läuft.

Der Autor hält sich nicht lange mit Nebensächlichkeiten auf, sondern steigt sofort in die Geschichte ein. Und so beginnt eine spannende Reise, die in einer längst vergangenen Zeit stattfindet. Der Leser ist ganz nah bei Etzel Zauderkern und reist mit. Seine Reisegefährten sind gut ausgewählt. Hier natürlich insbesondere Gisa von Sturm. Aber auch die Pferde der beiden tragen nicht unerheblich zum Fortgang der Geschichte bei.

Es gilt, sich versteckt zu halten, Gefahren und Hindernisse zu meistern, Vertraute zu finden und sich gegen die Widersacher wehren. Und hier hat sich Gregor Wolf viel einfallen lassen. Aufregende Szenen reihen sich aneinander und laden zum Mitfiebern ein. Es ist nicht zu sagen, wie die Sache letztendlich ausgehen wird, denn auf Etzels Zauberkraft ist kein Verlass. Doch immer mehr glaubt er zu erkennen, was diese Kraft ausmacht und wie er sie wecken kann.

Der Autor hat einen märchenhaften Schreibstil, schreibt gut vorstellbar, detailreich und versteht es auf besondere Weise, die Spannung zu halten. Auch die Kulisse und das ganze Drumherum begeistern. Alles ist gut ausgearbeitet.

Rezension von Heike Rau

Gregor Wolf
Etzel Zauderkern und die Macht der Wünsche
Ueberreuter Verlag, Septermber 2022
288 Seiten, gebunden
ab 10 Jahren
ISBN-10: 3764152117
ISBN-13: 978-3764152116
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Marlies Ferber: Wohin die Reise geht

Marlies Ferber: Wohin die Reise geht

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Jakob, einst Kaffeefabrikant, kann die Bitte seines Sohnes nicht abschlagen. Er sagt zu, die eine Million Schwarzgeld bei einer Schweizer Bank einzuzahlen, um die finanzielle Sicherheit der Familie und vor allem seiner Enkelkinder zu gewährleisten. Die Unternehmung soll als Kurzurlaub getarnt werden. Als sein Chorfreund Matthias mit auf Reisen gehen möchte und dafür seinen Wohnwagen anbietet, kann er wieder nicht Nein sagen. Das Geld erwähnt er allerdings nicht. Matthias ist schließlich Polizist und hätte sicher kein Verständnis. Sein Hund Eddie, der früher Polizeihund war, aber nun an einem Knalltrauma leidet, kommt ebenfalls mit.

Bei einer Pause auf einer Raststätte lernt Jakob Tilda kennen. Sie wirkt verwirrt und weiß nicht, wie sie hier her gekommen ist. Sie erinnert ihn an seine verstorbene Frau, die ebenfalls dement gewesen ist. Zum Glück kennt Tilda ihre Adresse. Doch auch die junge Alex weckt sein Mitgefühl. Sie schildert ihre ausweglose Situation sehr glaubhaft. Er könnte ihr Großvater sein und deshalb möchte er ihr helfen, den Reisebus, der ohne sie abgefahren ist, noch zu erwischen. Matthias ist skeptisch. Also Polizist lässt er sich nicht so einfach von Geschichten beeindrucken. Doch nun sitzen die beiden Frauen mit im Auto. Und kurze Zeit später ist das Geld weg.

Marlies Ferber bringt in diesem Buch vier Menschen zusammen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Jakob hat sich von seinem Sohn zu einer Straftat überreden lassen und Matthias verschweigt gesundheitliche Probleme. Tilda, die einst Opernsängerin war, ist zu gutgläubig, und Alex ist, was sie nie zugeben würde, auf die schiefe Bahn geraten und auf der Flucht.

Anfangs ist die Reise einfach nur witzig und unterhaltsam. Doch die Probleme lassen sich nicht ewig überspielen. Und so gibt es irgendwann einen Wendepunkt in der Geschichte und es wird ein richtig spannender Krimi draus. Es geht um Mord, um Betrug, um Lügen und um falsch verstandenes Pflichtgefühl. Es gibt vieles, das aufgearbeitet werden muss. Aber so einfach ist das eben nicht. Menschen machen Fehler, handeln kopflos. Die Lage spitzt sich zu und wird richtig beängstigend.

Die Autorin versucht mit ihrem Buch zu zeigen, dass Mitgefühl und Verständnis Probleme lösen kann, so ausweglos die Situation auch scheinen mag. Es ist eine schöne Vorstellung.

Rezension von Heike Rau

Marlies Ferber
Wohin die Reise geht
dtv Verlagsgesellschaft, Februar 2021
288 Seiten, Klappenbroschur
ISBN-10 : 3423262672
ISBN-13 : 978-3423262675
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Stefan Maiwald: Der Knochenraub von San Marco

Stefan Maiwald: Der Knochenraub von San Marco

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Davide Venier bekommt im Jahre 1570 einen interessanten Auftrag. Er soll herausfinden, wer die Knochen des Heiligen Markus aus dem Dom gestohlen hat. Es ist Venedigs kostbarste Reliquie. Die Osmanen stehen sofort unter Verdacht. Doch ist dieser Diebstahl mitten im Karneval von Venedig erst der Anfang. Mit seinem Diener Hasan begibt Davide Venier sich auf Spurensuche. Padua, Venedig, Köln und Paris sind die Ziele. Nach Beginn der Reise schließt sich ihnen ein junger Mann an, der noch für Überraschungen sorgen wird.
Es ist eine beschwerliche Reise, die vor allem von Gefahren beherrscht wird. Doch kommen Venier, Hasan und Erasmus zunächst keinen Schritt weiter. Die Diebe sind äußerst geschickt vorgegangen. Sie haben sich auf nicht nachvollziehbare Weise Zutritt verschafft und keine brauchbaren Spuren hinterlassen. Die Reliquien tauchen nicht wieder auf. Nirgends werden sie zum Verkauf angeboten. Die Diebe haben eine interessante Strategie entwickelt, ihre wahren Ziele geheim zu halten. Das versetzt Davide Venier, der dann doch eine Ahnung hat, in große Sorge.

Stefan Maiwald hat die Geschichte sehr gut ausgearbeitet. Neben den Abenteuern von Davide Venier und seinem Diener Hasan kommen auch historische Hintergründe zum Tragen. Das ergibt eine sehr bunte Kulisse, da die Reise detailreich beschrieben wird. Für an historischen Details interessierte Leser ist das sicher sehr spannend.
Auch wenn die Diebstähle sich zunächst nicht aufklären lassen, wird das Buch durch die Reisebeschreibungen sehr interessant und abenteuerlich. Nicht selten müssen die Gefährten um ihr Leben bangen. Doch stehen sie stets füreinander ein.
Zum Ende hin wird die Spannung dann unaufhaltsam gesteigert. Details werden wie ein Puzzle zusammengesetzt, bis sich ein wirklich sehr überraschender Schluss ergibt.

Der Autor beschreibt im Nachwort, was fiktiv und was an Fakten historisch belegt ist.

Rezension von Heike Rau

Stefan Maiwald
Der Knochenraub von San Marco
Davide Veniers zweites Abenteuer
416 Seiten, Klappenbroschur
dtv Verlagsgesellschaft
ISBN-10: 3423261714
ISBN-13: 978-3423261715
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Romain Puértolas: Reise des Fakirs

Romain Puértolas: Reise des Fakirs

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Charmant und skurril: Reise ins Abenteuer!

Ein wenig verrückt mutet die folgende Geschichte schon an:

Da macht sich ein Fakir, Ayran, auf die Reise aus einem kleinen Dorf in Indien nach Paris, um bei Ikea ein neues Nagelbett zu erwerben.

Es soll 15000 rostfreie Nägel enthalten! Nach dem Erwerb will er gleich zurückreisen. Doch das geht schief.

Bei seinem Rundgang durch das Geschäft hat er die hübsche Marie kennen gelernt. Auch gefällt ihm ein Schrank sehr gut, in dem er sich für die kommende Nacht verstecken will. Doch Tücke des Geschicks: der Schrank wird am nächsten Tag für eine große Reise verladen. Es geht nach Barçelona und auch hier erwarten unseren Helden so mancherlei Missgeschicke und Freuden. Auf der Fahrt zu seinem Ziel leidet Ayran an Hunger und Durst, bis ihn ein freundlicher Sudanese, der auch auf der Flucht ist, befreit.

Es geht in der Erzählung immer so weiter, und eine skurrile Erfahrung folgt auf die nächste. Ayran, der kleine Scharlatan, denn das ist er, wird für ein zu erwartendes Buch, das er schreiben will, reichlich entlohnt. Jeder wünscht ihm Glück bei seinen Ungenauigkeiten und Versprechungen, die er nicht immer halten kann. Ein Taxifahrer aus Paris, den er um einen Geldschein betrogen hat, ist ihm mit seinen Rachegelüsten immer auf den Fersen.

Romain Puértolas hat einen Schelmenroman geschrieben. In ihm finden sich die Vorurteile gegen Einwanderer unerklärlicher Herkunft ebenso wieder wie die schalkhaften Chancen eines Weiterlebens unter ungünstigen Umständen. Über die Reise im Schrank gelangt der Held bis nach Rom und von dort zu einer unerwarteten Ballonfahrt. Schließlich kehrt er zurück nach Paris zu seiner Flamme Marie.

Diese Abenteuergeschichte enthält so manche Überraschung für den belustigten Leser bereit. Man staunt und schmunzelt über die Chuzpe, mit der einer durch die Welt gondelt und am Ende noch Glück bei seinen Abenteuern hat, die nicht immer ganz ungefährlich sind.

Es ist ein komisches Buch mit allerlei absurden und unterhaltsamen Abenteuern. Man sonne sich und lese es, dann wird das ein heiteres Ferienvergnügen.

Romain Puértolas
Reise des Fakirs
304 Seiten, gebunden
S. FISCHER, April 2014
ISBN-10: 3100003950
ISBN-13: 978-3100003959
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David Menasche: Davids Liste – Was bleibt, wenn ich gehe

David Menasche: Davids Liste – Was bleibt, wenn ich gehe

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David Menasche ist Lehrer aus Leidenschaft. Er liebt seinen Beruf und die Schüler. Eines Tages bekommt er unerklärliche Beschwerden und geht zum Arzt. Die Diagnose ist unfassbar. Er hat einen unheilbaren Hirntumor. Dennoch hält er sich über Wasser. Er möchte weiter unterrichten und tut dies auch. Seinen Schülern gegenüber ist er offen und ehrlich.
Als sich dann aber sein Gesundheitszustand verschlechtert und der Tod ganz nahe rückt, bricht er die Behandlung, auf die er ohnehin keine Hoffnung mehr setzt, ab. Er weiß, er wird nicht mehr lange leben. Aber bis dahin, will er noch einmal seinen Schülern nahe sein. Er will wissen, was aus ihnen geworden ist, und welche Rolle er dabei möglicherweise gespielt hat.

David Menache startet einen Facebook-Aufruf. Und es melden sich unglaublich viele seiner Schüler und bieten ihm an, bei sich Station zu machen.
Der ehemalige Lehrer hat Angst vor der Herausforderung. Körperlich steht es nicht zum Besten mit ihm und seine Sehkraft hat stark nachgelassen. Dennoch macht er sich auf die Reise. Er will sich nicht unterkriegen lassen. Aus den Begegnungen schöpft er Kraft. Es geht ihm trotz der Umstände sehr viel besser.

Das ist eine wirklich sehr ergreifende Geschichte. David Menasche versteht es, diese auf eine sehr emotionale Weise zu erzählen. Er macht Menschen Hoffnung und Mut, egal in welcher Lage sie sich befinden. Er rückt damit als schwierig empfundene Lebenssituationen ein bisschen gerade und zeigt, worauf der Blick zu richten ist.

In diesem Buch kommen auch viele seiner Schüler zu Wort. Sie beschreiben, weshalb David Menasche als Lehrer so beliebt war. Eines ist dabei besonders gut in Erinnerung geblieben, auch nachdem die Schulzeit beendet war und das ist seine Prioritätenlist. Jeder kann damit erfassen, was ihm wirklich wichtig ist und wohin es in Zukunft gehen soll. Sie ist hinten mit abgedruckt im Buch.

Rezension von Heike Rau

David Menasche
Davids Liste – Was bleibt, wenn ich gehe
Aus dem Englischen von Ulrike Strerath-Bolz
208 Seiten, gebunden
Knaur MensSana
ISBN-10: 3426657384
ISBN-13: 978-3426657386
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Robin Sharma: Die geheimen Briefe des Mönchs der seinen Ferrari verkaufte

Robin Sharma: Die geheimen Briefe des Mönchs der seinen Ferrari verkaufte

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Jonathan Landry lebt getrennt von seiner Frau, die er eigentlich über alles liebt. Er hat einen Sohn, ist aber kein guter Vater. Er hat nicht genügend Zeit, weil seine Arbeit als Elektroingenieur ihn völlig einnimmt und stresst. Aber er ist nicht bereit, etwas zu ändern. Er ist gefangen in einem enttäuschenden Leben.
Jonathans Mutter macht sich Sorgen. Und so schmiedet sie einen Plan, um ihrem Sohn zu helfen. Sie bringt ihn mit ihrem Cousin zusammen, der Jonathan dann in geheimnisvoller Art um die Erfüllung einer Aufgabe bittet. Julien gibt vor, jemandem helfen zu müssen, doch dafür braucht er die Talismane, die über die ganze Welt verstreut sind, sich in der Obhut von Hütern befinden und die nicht über einen Paketdienst geschickt werden können.

Trotz aller Zweifel und Bedenken lässt Jonathan sich auf diese unglaubliche Geschichte ein. Er reist von Kontinent zu Kontinent, Land zu Land und Stadt zu Stadt um die Talismane einzusammeln. Dabei begegnen ihm interessante Menschen, die seine Einstellung zum Leben und zu sich selbst ändern.

Es ist ein Buch, für das man Zeit braucht. Es steckt voller Lebensweisheiten, die in die Geschichte, die Jonathan Landry erlebt, eingewoben sind. Wer unzufrieden ist mit seinem Leben, findet reichlich Stoff zum Nachdenken. Es geht darum, zu erkennen, was wichtig ist im Leben und wie man es schafft, Zufriedenheit zu erlangen. Jonathan gewinnt Erkenntnisse und Einsichten auf seiner Reise, das eigene Selbst betreffend. Nur kommt das alles ein wenig seltsam rüber. Es ist fast nicht zu glauben, dass ausgerecht Jonathan, der ein intelligenter und gebildeter Mann ist, derart Nachhilfe in Lebensführung braucht.

Das Buch ist verständlich und in schon zu einfachen Worten geschrieben. Dadurch scheint es, als halte der Autor seine Leser für sehr unbedarft. Das schlägt sich im Schreibstil nieder, der wenig ansprechend ist. Wirklich neu sind die im Buch dargestellten Lebendweisheiten auch nicht gerade.
Das Buch ist daher eher für Menschen geeignet, die sich erstmalig mit dem Thema Selbstfindung beschäftigen.

Rezension von Heike Rau

Robin Sharma
Die geheimen Briefe des Mönchs der seinen Ferrari verkaufte
Aus dem Englischen von Hans Freundl
288 Seiten, gebunden
Pattloch Verlag
ISBN-10: 3629130070
ISBN-13: 978-3629130075
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Suzanne Joinson: Kashgar oder Mit dem Fahrrad durch die Wüste

Suzanne Joinson: Kashgar oder Mit dem Fahrrad durch die Wüste

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Der Name sagt Frieda Blakeman nichts. Sie hat keine Ahnung wer Irene Guy ist. Aber offenbar ist Frieda deren nächste Angehörige, der nun nach dem Tod der alten Frau die Aufgabe zukommt, die Wohnung aufzulösen. Da Frieda nicht in London sondern auf Reisen war, konnte sie nicht einmal an der Beerdigung teilnehmen.

Die Wohnung von Irene Guy ist vollgestellt, aber doch auch gemütlich. Frieda sucht nach einem Hinweis, der ihr verrät, wer Irene war. Sie findet jedoch keine Antwort, aber eine Eule, die sie mit nach Hause nimmt. Leider entwischt das Tier bei erster Gelegenheit aus seinem Käfig und fliegt hinaus in den Treppenflur.

Der Araber Tayeb, der letzte Nacht wie ein Obdachloser im Hausflur übernachtet hat, ist wieder da, weil er etwas verloren hat. Er hilft ihr, die Eule wieder einzufangen. Nach dem beide sich ein wenig kennengelernt haben, bietet Frieda ihm an, erst mal in der Wohnung Irenes unterzukommen und dafür bei der Räumung zu helfen. Fünf Tage hat sie dafür noch Zeit.
Die beiden finden eine Kamera aus den 20er Jahren und eine kleine tragbare Druckerpresse. Irene Guy muss eine Forschungsreisende gewesen sein.
Als ein Foto von Friedas Mutter gefunden wird, wird klar, dass doch ein familiärer Zusammenhang bestehen muss. Und tatsächlich findet sich auch noch ein Tagebuch. Evangeline English berichtet hier von einer Reise nach Kashgar. Zurück kam sie nach England mit einem Baby, der kleinen Irene.

Vergangenheit und Gegenwart werden in diesem Buch miteinander verknüpft. Denn parallel zur Geschichte Frieda Blakemans kann man das Tagebuch von Evangeline English lesen, das einmal ein Reiseführer werden sollte. Während Evangeline nur vorgibt, eine Missionarin zu sein, um London entfliehen zu können, folgen ihre Schwester Elisabeth und deren Freundin Millicent dieser Berufung mit Nachdruck. Als sie einem jungen Mädchen bei der Geburt ihres Babys helfen, bringt dass die Frauen in ungeahnte Schwierigkeiten.

Das Buch ist ausgesprochen spannend zu lesen. Die Autorin erweist sich als gute Erzählerin, dies es versteht, den Leser in den Bann ihrer Geschichte zu ziehen. Zunächst steht man vor einem Rätsel. Was haben Frieda und Irene miteinander zu tun? Doch nach und nach wird zwischen der Vergangenheit in Kashgar und der Gegenwart in London ein Bogen gespannt. Das führt Frieda bis zu ihren Wurzeln zurück und lässt sie ein Stück weit erkennen, wer sie ist.

Es ist ein schönes Buch, das sich leicht liest. Obwohl die Autorin sehr wortreich, ausdrucksstark, bildreich und manchmal sogar sehr ausschweifend, was hier gut passt, erzählt, hat man den Eindruck, nicht genug zu bekommen von dieser Lektüre. Es ist interessant zu lesen, welchen weitreichenden Einfluss Begegnungen und Entscheidungen auf die Zukunft haben.

Rezension von Heike Rau

Suzanne Joinson
Kashgar oder Mit dem Fahrrad durch die Wüste
Aus dem Englischen von Ulrike Thiesmeyer
272 Seiten, gebunden
Bloomsbury Verlag, Berlin
ISBN-10: 3827010888
ISBN-13: 978-3827010889
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Tobias Lehmkuhl: Land ohne Eile

Tobias Lehmkuhl: Land ohne Eile

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Wenn man an Masuren denkt, an Nikolaiken oder Suleyken und Neidenburg so kommen einem träumerische Gedanken an ferne Tage. Auch Siegfried Lenz hat das Herz anrührende Schilderungen hinterlassen und die Sehnsucht nach dieser Gegend aus Natur, herrlicher Landschaft und heimatlicher Geborgenheit in seinen Romanen verewigt. Das Masuren Ostpreußens war Herkunftsgegend vieler berühmter Adelsgeschlechter wie den Dönhoffs oder den von Lehndorffs. Im Norden Polens gelegen gehörte Masuren einst zu Ostpreußen und später wie heute zu Polen. Kriege und Landverteilung haben Masuren immer wieder hier wie dahin verschoben.

Tobias Lehmkuhl hat eine atmosphärisch reizvolle Reise und Wanderung durch das schöne Land Masuren gemacht. Angefangen von Osterode hin zum Nikolaikensee und zahlreichen weiteren Seen erkundet er die bekannten und auch weniger bekannten Ortschaften und gibt seine Eindrücke wieder. Er trifft Touristen und Einheimische, die heute vor allem Zugewanderte sind. In der Begegnung mit Gastwirten, Pensionswirtinnen und Anglern, die als „Menschen ohne Eile“ den Titel zu dem Reisebericht gaben, erkundet Tobias Lehmkuhl Land und Leute. Ihm erschließt sich auf diesem Wege die Geschichte Ostpreußens und seiner Bedeutung von einst und heute. Bei seinen Unternehmungen erlebt er nicht nur die Schönheit des Landes, sondern sie führen ihn auch an entlegene Orte mit verrottenden Schlössern und mit Marktplätzen, die unschöne Bebauungen aufweisen. Ihm gelingt die Verbindung von Natur und Ruhe mit dem heutigen Ambiente aus Eisdielen, Dönerbuden, Pizzerias und Bootsanlegestellen, Lärm und Läden aller Art. Skizzen ungewöhnlicher Weite und stille Naturbetrachtungen ergänzen die Erzählungen, mit denen der Autor seinen Empfindungen Ausdruck gibt.

Tobias Lehmkuhl hat sich auf eine Spurensuche begeben, die unter anderem auch auf die Reste der Nazizeit mit ihren schrecklichen Folgen verweist.

Dem Autor bleibt die Erfahrung einer ungewöhnlichen Landschaft, die bei jenen, die sie kannten und die daher kamen, unvergessliche Eindrücke hinterlassen hat.

In den bilderreichen und ausdrucksvollen Beschreibungen meint man sich selbst an Ort und Stelle zu befinden und sieht die alternden Touristen ihre Runden drehen. Eine unerklärliche Sehnsucht nach dieser Landschaft der Stille mit den vielfarbig herben und unnachahmlichen Naturerscheinungen und den ruhigen Seen ergreift den Leser, und man möchte dieses schöne Land gerne auch selber einmal erkunden.

Tobias Lehmkuhl
Land ohne Eile
224 Seiten, gebunden
Rowohlt Berlin, Mai 2012
ISBN-10: 3871347337
ISBN-13: 978-3871347337
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Rebecca Michéle: Die Tote von Higher Barton – Ein Cornwall-Krimi

Rebecca Michéle: Die Tote von Higher Barton – Ein Cornwall-Krimi

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Der Untertitel ist Programm. Wie sollte es auch anders sein? Ein spannender Krimi mit überraschenden Wendungen in einem Mix aus: Rosamunde Pilcher (diverse Romane), Agatha Christie (Miss Marple) und Caroline Graham (Inspector Barnaby-Romane).

Nach vierzig Jahren hat Mable auf die Einladung ihrer damaligen Freundin reagiert. Sie hat sich ins Auto gesetzt, um den alten Zwist aus dem Weg zu räumen und zum Geburtstag von Abigail nach Higher Barton in Cornwall zu reisen. Seit den Vorfällen von damals ist Mable zu einer Londonerin geworden. So muss sie sich kurz vor der Ankunft am Ziel eingestehen, dass sie sich bei dem Unwetter verfahren hat und zudem kein Benzin mehr im Tank ist. Die Wege, die ihr damals so vertraut waren, sahen nun irgendwie anders aus. Zum ersten Mal in ihrem Leben wünscht sie sich ein Handy, mit dem sie wenigsten Hilfe hätte holen können. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als in ihrem Corsa mitten auf der schmalen Straße zu übernachten.

Am nächsten Morgen wird sie von einem alten Kauz geweckt, der an ihrem Wagen nicht vorbei kann. Er hilft Mable, den Wagen in eine Straßenbucht zu schieben und bringt sie anschließend nach Higher Barton. Es ist früh am Morgen. Mable möchte die Anwohner nicht stören, die nach der gestern verpassten Party sicher alle noch schliefen. Doch die morgendliche Kühle hält sie nicht davon ab, durch die offen stehende Terrassentür die Bibliothek des Hauses zu betreten. Während sich ihre Gedanken der Vergangenheit zuwenden, entdeckt sie vor dem Kamin die Leiche einer jungen Frau. Als pensionierte Krankenschwester erkennt sie sofort, dass jede Hilfe zwecklos wäre. Sie stürmt in die Küche, wo sie das Hausmeisterehepaar beim Frühstück trifft. Als sie hocherregt mit denen zurück in die Bibliothek kehrt, ist die Leiche verschwunden.

Als Autor von Reisebeschreibungen über Südengland hat es mich in besonderem Maße interessiert, einen in diesem Landstrich spielenden Krimi zu lesen. Meine Erwartungshaltung, damit Erinnerungen an Menschen, Dörfer, Kleinstädte, Pubs und Landschaften zu aktivieren und dabei gleichzeitig an spannenden Ermittlungen teilzuhaben, ist mit diesem Buch voll erfüllt worden. Die Beschreibungen im Stile einer Agatha Christie, die an der englischen Riviera geboren wurde, einer Rosamunde Pilcher, die unendlich viele Geschichten in diesem Landstrich spielen ließ oder einer Caroline Graham, die für ihren Inspector Barnaby extra einen kornischen Landstrich Midsommer schuf, rufen beim Lesen ein Gefühl des Reisens hervor. Der Krimi ist eine sehr gut gemachte Geschichte, der demjenigen, der Ähnliches wie ich erwartet, eine unterhaltsame und spannende Lektüre sein wird. An einem Manko, welches ich keinesfalls Rebecca Michéle anlaste, komme ich allerdings nicht vorbei. Das Buch hat kein Lektorat erfahren. Die Seiten, die fehlerfrei sind, können an den Fingern einer Hand abgezählt werden, ganz so, als wäre lediglich eine automatische Rechtschreibkontrolle drüber gelaufen. Schade, dass die wunderschöne Geschichte der Autorin damit verhackstückt wurde.

Mein Gesamtfazit fällt trotzdem positiv aus, da ich die Mängel nicht der Autorin anrechne und das Gefühl beim Lesen der Geschichte nicht schöner sein kann. Also: sehr empfehlenswert!

Rebecca Michéle
Die Tote von Higher Barton
Goldfinch Verlag
356 Seiten, broschiert
ISBN-10: 3940258148
ISBN-13: 978-3940258144

© Detlef Knut, Düsseldorf 2012
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