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Schlagwort: Tage

Die glücklichen Tage

Die glücklichen Tage

Laurent Graff Die glücklichen Tage BLT Lübbe
ISBN 3404922689

Dieser kleine Roman handelt von einem jungen Mann, den schon früh der Lebensüberdruss plagt.
Er malt sich sein Leben aus, wie es nach den immer gleichen Abläufen funktionieren wird: essen, schlafen, arbeiten, heiraten, Kinder kriegen, ein unendlicher Reigen, der zuletzt doch einen jeden von uns ins Grab führt. Folglich beschließt er mit 18 Jahren, sich gleich ein Grab zu kaufen. Man kann sich vorstellen, wie der Bestatter darauf reagiert!

Nicht genug damit, beschließt Antione mit 35 Jahren, in ein Altersheim mit dem schönen Namen Glück im Winkel zu ziehen. Eine Erbschaft verschafft ihm die nötigen Mittel dazu.
Er verlässt seine Frau und seine zwei Kinder, nachdem die Lust und die Freude am Familienleben längst vergangen ist, und zieht zu den Alten.

Seine Erlebnisse im Altenheim vermitteln ihm urkomische, abenteuerliche und absonderliche Erfahrungen.
Er beschreibt seine Mitbewohner mit ihren Alterseigenschaften, so dass man zwischen Mitleid und Komik schwankt. Insgesamt zeigt er sie mit liebevollem Blick: die Alzheimers, die Parkinsons die Schrulligen und die Seltsamen. Diese Beobachtungen von Antione zeigen sein Erstaunen und regen seine Nachdenklichkeit an.
Er bezieht sich mit ein, lässt den guten langen Tag verstreichen, ohne sich besondere Mühe mit anderen oder mit sich zu geben.
Natürlich verstehen ihn die Angestellten des Heimes nicht!
Seine Philosophie aber ist: gelebt ist gelebt und je schneller man es hinter sich bringt, das Leben, desto besser.

Doch eines Tages kommt Mireille! Sie ist alt und krank und in Antione löst sie eine unergründliche Zuneigung aus, mit der er sie bis in den Tod begleitet.

Man fragt sich, wie ein junger Autor dazu kommt, seinen Helden das Leben überspringen zu lassen und sich alleine dem Ende und dem Tod entgegen zu bewegen.
Leicht makaber, skurril und mit außergewöhnlicher Komik läßt uns der Autor an dem Leben von Antione teilnehmen.
Die Sichtweise, das Leben aus der letzten Perspektive zu betrachten, scheint den Reiz und die Anziehung der Lektüre ausmacht. Tod ist nicht nur traurig, und Alter nicht nur grässlich. Wer zu schauen versteht, der wird erkennen, dass auch die letzte Phase des Lebens von Heiterkeit, Humor,
Ernst und Abschied getragen ist,–und werden nicht alle diese Vorgänge schon im Laufe des Lebens erfahren?

Laurent Graff hat ein schönes, amüsantes, weises und kluges Buch geschrieben. Es liest sich schnell und leicht in kaum zwei Stunden.
Z.Zt. wird das Buch mit Johnny Depp verfilmt. Man kann sich gut vorstellen, wie die einzelnen Protagonisten im Film agieren. Es wird ein wunderbarer und anrührender Film werden!

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Vier Tage währt die Nacht

Vier Tage währt die Nacht

1817. Eine Gruppe angesehener Autoren trifft sich auf Einladung von Sir Mortimer Pope zu einem literarischen Symposium auf einem schottischen Schloss, unweit von Loch Ness.
Bei der ersten Führung durch den Gastgeber, ist die Gruppe seltsam angetan von diesem grandiosen, beeindruckenden Schloss, das eine seltsam schauerliche Atmosphäre verbreitet und düstere Ahnungen von Bevorstehendem erweckt.
Schon in der darauf folgenden Nacht, stürzt auf mysteriöse Weise die Zugbrücke ein und fordert ein erstes Opfer.
Die Literatur rückt scheinbar in den Hintergrund, denn die eingeschlossenen Poeten müssen den Mörder hinter den dicken Burgmauern finden, bevor er wieder zuschlagen kann.

Schon von der ersten Seite an, schafft die Autorin gekonnt eine düstere, unheimliche Stimmung. Sie schreibt in einer Sprache, die uns heute vielleicht altmodisch erscheint, aber gerade diese Eigenheiten der Sprache, mit ihren langen Schachtelsätzen und den sorgsam gewählten Worten, haben ihren ganz besonderen Reiz und faszinieren.
Die Autorin erweckt ihren Ich-Erzähler Jonathan Lloyd zu einem ausgezeichneten Beobachter, der die Gefühle und Verhaltensweisen aller Mitspieler sensibel schildert, so dass die Handlung psychologisch raffiniert und mit großer, atemloser Spannung vorangetrieben wird.

Nur ungern trennt man sich von diesem Buch. Doppelt schade, dass es von dieser Autorin, geboren 1890 in Schlesien, kein weiteres Buch geben wird. Sie starb kaum dreißigjährig. Durch Vererbung gelangte das Manuskript schließlich an Michael Schmid, der es bearbeitete und herausbrachte.

Rezension von Heike Rau

Dorothea S. Baltenstein
Vier Tage währt die Nacht
Nichts ist so, wie es zu sein scheint
ISBN:3821804564
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