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Schlagwort: Väter

Susann Pásztor: Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster

Susann Pásztor: Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster

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In dem neuen Roman von Susann Pásztor beobachtet sie einen Sterbehelfer und seinen Sohn bei ihrem Ehrenamt.

Fred, die Hauptperson in diesem Roman, ist geschieden und wirkt traurig. Er ist zugleich ein rührender Vater für seinen Sohn Phil. Dieser ist eine wenig kleinwüchsig, begabt und ruhig in seinem Wesen.

Phil entstammt der Ehe mit Sabine. Fred und sie kannten sich schon aus der Schule. Ihre Beziehung war ein seltsames Gemisch aus Gewohnheit und Überdruss und erschien merkwürdig leer. Als sie sich anderweitig orientiert, findet die Ehe in einer schnellen und friedlichen Scheidung ihr Ende. Ohne viel Aufhebens bleibt Phil bei seinem Vater. Die regelmäßigen Besuche bei seiner Mutter sind für ihn Pflichtbesuche, die er folgsam und ohne Freude absolviert.

Fred hatte sich zum ehrenamtlichen Sterbehelfer ausbilden lassen und betreute seine erste Klientin. Karla ist krebskrank und weiß, dass ihre Lebenszeit begrenzt sein wird.

Mit Fred weiß sie wenig anzufangen. Als Phil ihr beim Scannen ihrer Fotos hilft, erlebt sie in dem kleinen Kerl einen sensiblen, künstlerischen und aufgeweckten kleinen Kerl, der es ihr angetan hat. Er fragt nicht so viel, aber sie spürt, dass er sich in sie einfühlen kann.

Wie immer bei Susann Pásztor kommt in ihren Erzählungen der Humor nicht zu kurz.

Die Beschreibungen der Supervision, an der Fred in Ausübung seiner Tätigkeit als ehrenamtlicher Sterbehelfer teilnehmen muss, wachsen sich zu ironischen kleinen Events aus. Da gibt es den Redestein, den derjenige, der etwas sagen möchte, in die Hand nehmen muss. Die Kommentare und Beispiele zeigen etwas von den charakterlichen Sonderlingen, die sich hier zusammengefunden haben. Fred ist ein unsicherer, nachdenklicher Bedenkenträger, der sich viele Fragen stellt über das, was er hier tut, und ob sein Handeln wohl richtig ist. Es muss nicht erwähnt werden, dass er an einem ausgeprägten Helfersyndrom leidet. So drängelt er ängstlich und etwas schwächlich seine Hilfe förmlich auf, die von der spröden Karla entsprechend abgewiesen wird.

Der dreizehnjährige Phil ist hingegen ein heimlicher Dichter mit Neigung zur Beobachtung und klaren Erkenntnissen über die Welt der Erwachsenen. Karla ist trotz ihrer heftigen Schmerzen voller Selbstironie und grober Ablehnung gegenüber allen falsch bekundeten Mitleidsbezeugungen. Kein Wunder, dass sie Phil am liebsten um sich hat!

Susann Pásztor versteht auf unnachahmliche Weise, Ernst mit Komik zusammenfügen.

Das konnte man schon in ihrem Debütroman “Ein fabelhafter Lügner“ feststellen.

Wie soll man das Leben in schwierigen Phasen auch anders ertragen?

Wie die Autorin Details herausgreift und auf den Punkt bringt ist bemerkenswert. Der feine Humor, der durch die Erzählung blitzt, gibt der Erzählung einen leichten Anstrich und macht die Dramatik von Krankheit und Tod auf erträgliche Weise fassbar.

Sie bietet in ihrem Roman gekonnte Einblicke in das Leben und Sterben der Betroffenen. Ferner lässt sich uns teilnehmen an einer glücklichen Vater-Sohn-Geschichte.

Susann Pásztor ist selber Sterbehelferin. Man kann sich vorstellen, dass sie für diejenigen, die sie betreut, mit ihrem Humor und Witz eine wahre Hilfe ist.

Ein gelungenes kleines Werk liegt hier vor. Es bietet Einblicke und Sichtweisen, die den Leser unterhalten, nicht langweilen und durchaus zum Nachdenken anregen.

Susann Pásztor
Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster
288 Seiten, gebunden
Kiepenheuer&Witsch, Februar 2017
ISBN-10: 3462048708
ISBN-13: 978-3462048704
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Sarah Butler: Alice, wie Daniel sie sah

Sarah Butler: Alice, wie Daniel sie sah

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!Daniel ist ein Landstreicher. Immer ist er auf der Suche nach Dingen, die andere weggeschmissen haben. Wichtig sind die Farben, denn die haben eine Bedeutung für ihn. Lässt sich doch damit der Name seiner Tochter bilden. Einer Tochter, die er nicht kennt und die längst erwachsen ist. Alice. Sie ist genauso ruhelos wie ihr Vater, von dem sie nichts weiß. Sie unternimmt lange Reisen und hält sich nie lange an einem Ort auf. Sie kehrt zurück, als ihr Vater stirbt. Also der Mann, den sie für ihren Vater hält.

Daniel sieht die Beerdigung als Gelegenheit, seiner Tochter zu begegnen. So geht er hin. Doch wie soll er Alice gegenüber treten? Wie soll er sich verhalten? Was könnte er sagen? Er sieht ungepflegt aus mit den abgetragenen und schmutzigen Klamotten, mit den Bartstoppel und dem fettigen Haar.

Er bastelt für Alice aus den Dingen, die er findet und die in den Farben ihren Namen widerspiegeln kleine Kunstwerke und positioniert sie am Elternhaus, so dass Alice sie finden muss. Alice ahnt, dass der Mann etwas zu tun haben muss mit ihrer Mutter und dass er ihr etwas sagen will. Doch Daniel will seine Tochter nicht verunsichern. Beide finden schließlich einen Weg sich zu verständigen, wo Worte zu viel Schaden anrichten könnten.

Die Geschichte um Alice und ihren liebevollen Vater ist sehr emotional geschrieben. Es geht um Gefühle, Lebenswege, Fehlentscheidungen, Hoffnungen und das Leben im Allgemeinen. Der Tragik der schwierigen Familienkonstellation wird viel Platz eingeräumt.

Es ist schwierig, sich auf diese Buch einzulassen. Es hat eine ungeahnte Schwere. Und die Geschichte ist auch nicht leicht nachzuvollziehen. Es ergeben sich viele Fragen, die aber letztendlich offen bleiben. Die Hauptpersonen, Alice und Daniel, sind vom Charakter äußerst schwierig. Es ist kaum möglich, sich in die beiden hineinzuversetzen, sosehr man es auch versucht. Und doch wird man von der Geschichte gefangengenommen.

Rezension von Heike Rau

Sarah Butler
Alice, wie Daniel sie sah
Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence
320 Seiten, Klappenbroschur
Droemer Verlag
ISBN-10: 3426514095
ISBN-13: 978-3426514092
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Martin R. Dean: Meine Väter

Martin R. Dean: Meine Väter

Als Roberts Stiefvater Neil gestorben ist, beschließt er mit der Vaterlüge ein Ende zu machen. 40jährig und nun selbst schon Vater will er herausfinden, wer sein leiblicher Vater ist. So viele Jahre hat er dessen Existenz verleugnet, nicht zuletzt weil seine Familie ihn dazu gezwungen hat. Nun will er Licht in das Dunkel seiner Kindheit bringen. Verdrängte Gedanken und Selbstverleugnung haben dazu geführt, dass Robert immer wieder von Krankheiten geplagt wird, denn der fehlende Vater hat in seiner Seele eine Wunde entstehen lassen, die nicht heilen will und ihn immer wieder an Bett fesselt.
Doch Roberts Euphorie wird gebremst, als er seinen Vater in einem Pflegeheim vorfindet, in schlechter Verfassung, der Sprache nicht mehr mächtig.
Es ist wie in einem Alptraum. Roberts Wunsch endlich mehr über seinen Vater und sich selbst zu erfahren, läuft ins Leere.
Aber es gibt noch andere Wege, einen Menschen kennen zu lernen. Und so begibt sich Robert mit seinem Vater auf eine Reise in die Vergangenheit, an Schauplätze, die Erinnerungen wach rufen sollen.

Eine bewegende und aufwühlende Vater-Sohn-Geschichte, in die der Leser sofort hineingezogen wird. Der Autor erzählt sehr ausführlich und mit Feingefühl, so dass die inneren Konflikte der Hauptperson Robert, der nicht länger Sohn eines unbekannten Vaters sein will, sehr gut nachvollziehbar sind.

Rezension von Heike Rau

Martin R. Dean
Meine Väter
Ein Beziehungsdrama zwischen Vater und Sohn
ISBN:3446202668
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