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Schlagwort: Welt

Thomas C. Boyle: San Miguel

Thomas C. Boyle: San Miguel

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Der amerikanische Bestsellerautor T. C. Boyle hat sich mit diesem Roman der Geschichte zweier Familien angenommen, die auf der kleinen Pazifikinsel San Miguel vor der kalifornischen Küste lebten. Aufmerksam geworden auf diese Geschichte ist er während seiner Recherchen zu dem vorhergehenden Roman „Wenn das Schlachten vorbei ist“. Mit den beiden nacherzählten Familiengeschichten, die in unterschiedlichen Epochen spielen, die erste im 19. Jahrhundert und die zweite 50 Jahre später im 20. Jahrhundert, nimmt sich Boyle dem Phänomen des immer weiter nach Westen strebenden Pioniers an. Wir finden den über 400 Seiten starken Roman in drei Teile untergliedert vor. Die ersten beiden Teile, die um 1880 spielen, sind der Familie Waters gewidmet. Der dritte Teil rückt dann in die Zeit ab 1930 vor, ragt bis weit in den Zweiten Weltkrieg hinein und erzählt die Geschichte der Familie Lester. Die kleine Kanalinsel, auf die die beiden Familien ziehen, ist geprägt von kargem Land. Kaum Vegetation ist lediglich Schafzucht in diesem minimalistischen Lebensraum möglich. Der Autor stellt zu Recht die Frage, was bewegte diese Menschen, auf diese Insel zu ziehen. Während Marantha Waters und ihre Tochter Edith nur dem Ruf von Maranthas Ehemann folgen und das Gefühl haben, auf der Insel wie in einem Gefängnis zu leben, geht Elise Lester mit ihrem Mann aus freien Stücken auf die Insel und lebt sehr gerne auf dieser Insel.

Beide Familien haben tatsächlich existiert und es liegen Dokumente über deren Leben auf der Insel vor. Das besondere Verdienst Boyles ist es, die real existierenden Familien in eine fiktive Handlung eingebettet zu haben, um sie plastischer vor dem geistigen Auge des Lesers entstehen zu lassen. Erst durch die Handlungen und Dialoge, wie sie nur in einem fiktiven Roman, zudem von einem wortgewandten Schriftsteller wie T. C. Boyle und seinem präzise und ebenso wortgewandten Übersetzer Dirk van Gunsteren machen die Verhältnisse und das Leben auf dieser Insel spürbar. Auch die Herausarbeitung von Figuren, wie sie vom Schriftsteller bezeichnet werden, sind nur in einer fiktiven Geschichte möglich. Dies macht die Charakterstudien der beiden Familien äußerst lesenswert.

Wer mit dem Roman jedoch ein spannendes Abenteuer wie „Drop City“ oder „Amerika“ erwartet, der wird enttäuscht werden. Harte Auseinandersetzungen und Konflikte zwischen zwei Menschengruppen stehen nicht im Vordergrund. Wohl aber eben solch harte Konflikte zwischen den Bewohnern dieser Insel und den Naturgewalten. Diese brechen herein in Form von Stürmen, in Form des Zweiten Weltkrieges, in Form von Krankheiten. Mit San Miguel kann man sich einlassen auf einen eine historische Fiktion. Es besticht durch die vom Autor gewohnten präzisen Charakterstudien und detailreichen Beschreibungen der Landschaft, die Heimat des Inselfuchses ist, der nur auf dieser und fünf anderen kleinen Kanalinsel lebt.

Obwohl das Leben auf dieser Insel einem Abenteuer gleicht, ist der Roman kein Abenteuerbuch und man muss sich auf den Inhalt einlassen. Nichtsdestotrotz ist es hervorragend geschrieben und hat meine volle Punktzahl verdient. Ich freue mich auf ein Treffen mit dem Autor, wenn er in den nächsten Wochen durch Deutschland lesetourt.

Boyle, Thomas Coraghessan
San Miguel
Hanser, München
ISBN 9783446243231

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013
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Silvia Avalone: Ein Sommer aus Stahl

Silvia Avalone: Ein Sommer aus Stahl

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Die 13jährigen Mädchen Anna und Francesca leben in der italienischen Hafenstadt Piombino. Das Leben der heranwachsenden Mädchen spielt sich zwischen dem Strand und der Via Stalingrado ab, hier sind sie umgeben von Stahlarbeitern, Staub und der Sommerhitze. Gerne kokettieren sie mit den älteren Jungs. Und obwohl sich die nur wenige Jahre älteren Mädchen abfällig über die provozierenden Freundinnen unterhalten, müssen Sie sich doch eingestehen, dass sie selbst wenige Jahre zuvor nicht anders waren. Die Väter der beiden Freundinnen sind bzw. waren in dem nahe gelegenen Stahlwerk beschäftigt. Sie sind alles andere als treuliebende Familienväter. Im Gegenteil, Alkohol und Prügel für die Ehefrau als auch für die Kinder stehen auf dem Fahrplan. Da wundert es nicht, dass sich der ältere Bruder von Anna um sie kümmert und auf sie aufpasst. Er hält ein waches Auge auf seine kleine Schwester, damit sie nicht von den Jungs angemacht oder gar geschmälert wird. Anna lässt sich davon trotzdem nicht abhalten, den Jungs schöne Augen zu machen.

Was mich an diesem Roman besonders fasziniert hat, ist die Atmosphäre, die durch die Schriftstellerin und deren Übersetzer Michael von Killisch-Horn, erzeugt wird. Da ist zunächst einmal die Stimmung von Sommer, Sonne, Strand und Ferien. Infolge des nahe befindlichen Stahlwerks kommt aber auch ein Hauch von Dortmund aus den fünfziger und sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zum Vorschein. Die Atmosphäre in dem Mietshaus brachte bei mir ein Gefühl von Duisburg, Essen oder Köln-Kalk hervor. Die Brutalität in der Familie erinnert an das dümmliche Klischee von Hartz-IV-Familien. Diese dort herrschende drückende Enge belastet die heranwachsenden Freundinnen. Sie wollen ausbrechen aus diesem System. In noch während Francesca keine großen Chancen sieht, jemals den Duft der großen weiten Welt einatmen zu können, ist Anna ganz anderer Meinung und möchte ihr Leben richtig anpacken. Während sie mit den Jungs auf dem Motorroller die Via Stalingrado auf- und abfahren, träumen sie von der Insel Elba, die sie in der Ferne am Horizont sehen können und die für sie schon ein Stück der großen weiten Welt bedeutet.

Diese Atmosphäre wird durch unterschiedliche Erzählperspektiven geschaffen, mit denen die Autorin Sylvia Avalone experimentiert. Obwohl es im Wesentlichen um eine Liebesgeschichte geht, ist es weitaus mehr als eine solche. Ein ganz großes Thema sind schließlich die sozialen Spannungen die in dieser Region herrschen, welche von der Stahlindustrie geprägt ist. Dennoch scheint alles mit Leichtigkeit erzählt zu sein. Auch wenn das Leben trotz der blauen Flecke auf den Armen so sorglos scheint und der Leser das Gefühl hat, die Mädel würden einfach nur so in den Tag hinein leben.

Obwohl ich anfangs skeptisch war und das Buch in die Ecke der Jugendliteratur stellen wollte, wurde ich eines Besseren belehrt. Mich hat die Geschichte der Mädchen gepackt. Ich habe sie gerne auf dem Weg ins Erwachsensein begleitet und dabei Spaß gehabt. Ein weiteres Mal habe ich festgestellt, dass mich neben der Spannung der Geschichte auch die Atmosphäre einfangen kann. Wenn dann beides stimmt, um besser. Gerne volle Punktzahl.

Avalone, Silvia
Ein Sommer aus Stahl
Aus dem Italineischen von Michael von Killisch-Horn
414 Seiten, gebunden
Klett-Cotta, Stuttgart
ISBN-10: 3608938982
ISBN-13: 9783608938982

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013
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Ellen Sussmann: An einem Tag in Paris

Ellen Sussmann: An einem Tag in Paris

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Der Titel des Buches in seiner deutschen Fassung bringt es auf den Punkt. Es geschieht alles an ein und demselben Tag in Paris, allerdings aus der Sicht verschiedener Protagonisten. Wenn man sie überhaupt Protagonisten nennen kann, so handelt es sich um Amerikaner Josie, Riley und Jeremy, die von ihren Privatlehrern Nico, Philippe und Chantal einen ganzen Tag lang durch Paris geführt werden und am Nachmittag den Dreharbeiten eines Kinofilms beiwohnen. Sie sind nach Frankreich übergesiedelt oder haben längere Zeit dort zu tun. Die französische Sprache entgleitet noch nicht so flüssig ihren Lippen oder, wie im Falle Jeremys, der Ehemann des in dem Kinofilm mitspielenden Hollywood-Stars, bekamen die Französischlehrerin zum Zeitvertreib an die Seite gestellt.

Auf diese Weise wird ein Tag im Leben des jeweiligen Pärchens geschildert. Dabei geht es meist sehr viel um – um was soll es in Paris schon gehen? – Liebe. Und um Sex. Es geht um das Leben und die Beziehungen zu den Ehepartnern und Lebensgefährten, zu den Eltern, zu den Kindern. Die Protagonisten stellen sich die Frage nach dem Sinn des Lebens, nach dem Hiersein, nach der Vollkommenheit ihrer selbst. Besonders schön gelungen ist der Autorin die Kulisse von Paris. Der Charme dieser großen, kleinen Stadt mit dem Duft seiner Straßenzüge, dem Duft seiner Bistros und Cafés, den Gärten, den Museen, mit allem, was Paris ausmacht. Parisliebhaber, und ich zähle mich dazu, werden dieses Buch mögen. Sie nehmen sich beim Lesen eine Auszeit und machen einen Ausflug in die europäische Metropole an der Seine.

Trotzdem gibt es einen schalen Beigeschmack für die Geschichtenliebhaber unter den Lesern. Es handelt sich um einen Episodenroman. Die Geschichten sind untereinander nicht miteinander verbunden, bis auf die Privatlehrer und den Filmdreh. Es sind also drei verschiedene Geschichten, drei Geschichten von sechs Menschen, die durch die Welt taumeln und nicht wissen, wo ihr Ziel liegt. Es sind unterhaltsame und lesbare Zustandsbeschreibungen, denen aber der Makel der fehlenden Spannung anhaftet. Auch die grammatikalischen Zeiten stimmen nicht immer. Wenn beispielsweise in einer Rückblende über die Zukunft (die noch vor der Handlung in der Gegenwart liegt) spekuliert wird, dann ist mir das nicht klar. Denn der Erzähler weiß zu diesem Zeitpunkt, wie die Vergangenheit ausgesehen hat und muss darüber keine Spekulationen anstellen. In diesem Falle liegt die Zukunft bereits in der Vergangenheit und ein Konjunktiv verbietet sich. Doch da es sich um eine Übersetzung handelt, ist die Ursache der grammatikalischen Ungereimtheiten nicht sofort feststellbar. Ein Konjunktiv in der Vergangenheit liest sich halt ungewohnt.

Dennoch: Wer gerade keine Zeit hat, um sich ein paar schöne Tage in Paris zu machen, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen. Leichte, charmante Lektüre von einem ebensolch charmanten Paris. Pariser Leben als Gefühl auf dem heimischen Sofa.

Sussmann, Ellen
An einem Tag in Paris
Aus dem Amerikanischen von Veronika Dünninger
288 Seiten, gebunden
Limes Verlag, München
ISBN-10:3809026034
ISBN-13: 978-3809026037

© Detlef Knut, Düsseldorf 2012

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In 180 Tagen um die Welt

In 180 Tagen um die Welt

Johann Gottlieb Fichtl ist nur ein kleiner Finanzbeamter. Dass er nun auf Weltreise gehen kann, verdankt er einem Gewinn seiner Lotto- und Toto-Tippgemeinschaft. Da das Geld aber nicht für alle reicht, wird ausgelost. Fichtel ist der Glückliche, der auf Kreuzfahrt geschickt wird, mit der Auflage alles Erlebte täglich frisch zu berichten.

Die MS Europa, dieses riesige Luxushotel, beeindruckt Fichtl über alle Maßen. Er fügt sich sofort ein, obwohl er nicht zu den Reichen und Schönen gehört. Auch die Seekrankheit schlägt nur bei den anderen zu, bei im liegt das Unwohlsein an der Doppelportion Jacobsmuscheln und Riesengarnelen. Seine Tischgesellschaft rätselt um seine Identität. Den Aldi-Smoking hält man für eine Verkleidung. Bald redet man Fichtel mit dem Doktortitel an. Er spielt mit, wird zum genauen Beobachter seiner Umwelt. Was er erlebt zwischen Fressgelagen und Diätkost, zwischen dem Nachtleben an Bord und den Landgängen, zwischen Beach-Barbecue und Bayerischen Frühschoppen, zwischen Gottesdienst und PC-Kurs für Anfänger schildert er seinen Freunden zu Hause. Er schickt sogar Fotos, ganz nach Fichtl-Art.

Das Buch ist schon interessant zu lesen. Schließlich muss Fichtl sich in einer für ihn gänzlich unbekannten Welt bewegen. Luxus war ihm bisher fremd. Und auch der Umgang mit privilegierten Menschen, denen er nun näher kommt, als ihm lieb ist, in deren Privatleben er hineingezogen und -gezwungen wird. Und alles spielt sich in dieser kleinen Welt ab, der man nicht entfliehen kann. Dieses aufgesetzte Zusammengehörigkeitsgefühl wirkt komisch. Und Fichtel berichtet darüber in einer sehr trockenen humorlosen Art, die zum Schmunzeln reizt.
Der Schreibstil des Autors ist gewöhnungsbedürftig. Die Tagebuchform ist in Ordnung. Es wird aber nicht in vollständigen Sätzen geschrieben, vielmehr wird sich auf das Wesentliche beschränkt. Der Text wirkt so zusammengeklatscht und strukturlos. Das ist sicherlich beabsichtigt, weil es zu Fichtl passt, liest sich aber schlecht.

Rezension von Heike Rau

Matthias Politycki
In 180 Tagen um die Welt
Das Logbuch des Herrn Johann Gottlieb Fichtl
384 Seiten, gebunden
Marebuchverlag
ISBN: 978-3866480803
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Christian Berg und Manuel J. Hartung: Welt retten für Einsteiger

Christian Berg und Manuel J. Hartung: Welt retten für Einsteiger

Der Klimawandel hat längst Einzug gehalten. Mit unserer Umwelt steht es nicht zum Besten. Man müsste wirklich umschwenken. Statt dessen wird resigniert. Doch nichts zu tun, macht ein schlechtes Gewissen.
Inzwischen sind die Menschen gut versorgt mit Tipps und Ratschlägen für eine bessere Umwelt. Man soll Sparlampen einsetzten, das Wasser nicht unnötig laufen lassen, den Müll trennen, das Auto stehen lassen und Biogemüse kaufen.
Doch die Art, wie das bisher vermittelt wird, scheint nicht von Erfolg gekrönt zu sein. Vielleicht fehlt eine genaue Handlungsanleitung, wo zusammenfassend erklärt wird, was jeder Einzelne tun kann, ohne zu viel Aufwand, ohne Stress und ohne gleich als fanatischer Umweltschützer dazustehen.

Genau das ist das Ziel des vorliegendes Buches. Schritt für Schritt werden die verschiedenen Bereiche des alltäglichen Lebens durchgegangen. Und tatsächlich kann man eine Menge für die Umwelt tun. Die Autoren erklären was sinnvolle Maßnahmen sind. Diese werden aber nicht einfach in den Raum gestellt, sondern ausführlich erklärt. Natürlich wird der Leser auch darüber informiert, wie oft man es tun muss, was man berücksichtigen muss, wie aufwändig es ist und was es überhaupt bringt. Sehr interessant sind auch die Nebeneffekte. Mit manchen Aktivitäten schont man nämlich nicht nur die Umwelt, man spart auch bares Geld.

Sicher sind viele der Tipps im Buch bekannt, aber es werden auch Vorschläge gemacht, die überraschen. Der Leser erfährt, wie man Altkleider richtig entsorgt, warum man beim Kauf von Fisch wählerisch sein sollte, warum man bestimmten Weinsorten den Vorzug geben sollte und vieles mehr.
Damit auch die nachfolgende Generation sich nicht so schwer tut, gibt es außerdem Erziehungstipps. In diesem Zusammenhang erfahren Eltern, wie sie ihre Kinder für die Natur begeistern können. Schließlich soll für mehr Nachhaltigkeit fortgeführt werden, was die Eltern nun beginnen.

Die Autoren überzeugen mit ihrem Buch. Sie kommen nicht mit erhobenen Zeigefinger daher, sie regen vielmehr zum Nachdenken und damit zum Handeln an. Die meisten ihrer Tipps und Ratschläge kann man gut annehmen. Es sind die kleinen Schritte, die wirken, wenn sie viele Menschen tun. Interessante Rechenbeispiele beweisen das. Damit ist das Buch sehr empfehlenswert.

Rezension von Heike Rau

Christian Berg / Manuel J. Hartung
Welt retten für Einsteiger
30 Gründe für ein gutes Gewissen
180 Seiten, Klappenbroschur
dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN: 978-3423246491
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Die kommende Welt

Die kommende Welt

Im Jahr 2001 kam auf einer Singleparty zu Ehren von Marc Chagalls Bildern im Jüdischen Museum in New York ein kleines Bild < Über Witebsk > abhanden.

Marc Chagall hatte 1919 in der jüdischen Kinderkolonie Malachowka gearbeitet. Die Kinder waren während der russischen Revolution bei Pogromen an Juden zu Waisen geworden. Viele seiner Bilder sind dort entstanden, so auch das entwendete Gemälde in New York. Chagall lebte in seinen späteren Jahren in New York und überlebte viele seiner Künstlerkollegen, mit denen er in Malachowka zusammen gearbeitet hatte.

Angeregt durch den Diebstahl hat Dara Horn eine Familiensaga erfunden, die uns zurück nach Russland und in die Jetztzeit nach New York führt.

Die Familie Ziskind bildet den Plot.
Sie wird ähnlich wie die Bilder von Chagall, die Träumen gleichen, in verschiedenen Schattierungen und an unterschiedlichen Orten beschrieben.

Boris Kulback war 1920 mit 11 Jahren in dem Kinderheim Malachowka für jüdische Waisenkinder gelandet und bekam von seinem Zeichenlehrer Chagall ein Bild geschenkt. Seine Tochter Raisa wird es behalten und in ihre Familie mitnehmen.
Als Ben das Bild 2001 in New York in der Ausstellung wieder entdeckte, nahm er es ohne Skrupel an sich. Es gehörte seiner Familie. Was er nicht wusste: seine Mutter hatte es nach dem Tod des Vaters aus Geldnot verkauft.
Unschwer lässt sich erraten, dass seine Mutter die Tochter von Boris Kulback ist.

Die Kuratorin des Museums, Erica Frank, kommt bald dahinter, dass Ben hinter den Diebstahl steckt.

Ben lebt in New York, ist geschieden, war ursprünglich ein Wunderkind und schlägt sich nun tapfer als Erfinder von Quizfragen durch. Seine Zwillingsschwester Sara wird ein Kind bekommen von Leonid, ihrem geschäftstüchtigen Ehemann. Die Mutter von Sara und Ben war Illustratorin und hat bekannte Geschichten jüdischer Autoren für ihre Kinderbücher nacherzählt. Sie ist kürzlich verstorben.
Eines ihrer Bücher heißt < Die kommende Welt >. Ben versteht eines Tages, dass die Geschichten nicht auf das Jenseits gerichtet sind, sondern dass die kommende Welt die Zukunft ist, die man mit den eigenen Entscheidungen in diesem Leben schafft.

Die Autorin wechselt die Zeitebenen, so dass ein wechselvolles Familiengemälde entsteht.
Durch das jüdische Leben in Russland und das jüdische Leben in New York entstehen Parallelwelten. Verbunden bleiben sie durch die Familiengeschichte der Ziskinds.

Atmosphärisch eindringlich und mit Humor werden die Eigenheiten der Einwanderer russisch-jüdischer Abstammung vorgestellt. Archaische Familiengebote bestimmen auch in der neuen Welt das Leben jüdischer Familien. Bens Vater musste im Vietnamkrieg kämpfen, um unabhängig vom Vater sein Studium zu beenden, denn die Ehe mit Raisa war dem Vater nicht genehm.

Die phantasievolle Ausschmückung der Familiengeschichte ist bestrickend. Einmal befindet man sich im Russland der Verfolgungen, unter denen schon früh die Bürger jüdischer Herkunft zu leiden hatten. Dann wieder ist man in der apokalyptischen Gegenwart der Welt des Terrorismus in New York.
In einer skurrilen, traumähnlichen Weise wird der zukünftige Erdenbürger Daniel, das Kind, das Sara erwartet, über die kommende Welt aufgeklärt. Die Sprache erinnert in ihrer Ausschmückung an die schwebenden, erdenfernen Bilder von Chagall. Man wird sehr lebhaft in diese Traumwelt hineinversetzt.

Die Geschichten der einzelnen Protagonisten sind in vielfältiger Weise miteinander verwoben.

Ein Gesamteindruck bildet sich erst nach und nach heraus. Lebensgeschichten und Familiengeschichten folgen eigenen Gesetzen, im Leben wie im Roman.
Die Autorin kennt sich gut aus mit dem jüdischen Glauben. Für Juden ist die kommende Welt die Verheißung auf das gelobte Land.

Das jüdische Viertel in New York gewinnt Leben durch die Tradition und die rituellen Feste. Das Yiddische wird vermischt mit dem Russisch der Herkunftsländer gesprochen.
Der Plot wird immer verwickelter und spannender. Ein weit gespannter Bogen führt vom Gestern bis in die Gegenwart.

Träumerisch, teilweise beängstigend, unwirklich und real: die Mischung lässt das Werk zu einem opulent ausgeschmückten und reich verzierten Bild werden, das den Gemälden von Chagall im Wort nacheifert.

Die Vermischung des realistischen Ausgangspunkts der Geschichte hin zu einem spannenden und ausschweifenden Familienbild, witzig, komisch und von jüdischem Humor getragen, bietet ein ungewöhnliches Szenario.

In einem Nachwort berichtet die Autorin von den jüdischen Schriftstellern, die ermordet wurden. Sie hatten sich in der Kolonie Malachowka mit Chagall zusammengefunden. In Anlehnung an ihre Erzählungen hat Dara Horn einige ihrer Geschichten im Roman ausgestaltet.
Dara Horn hat in Harvard hebräische und jiddische Literatur studiert und lebt heute in New York.

Dara Horn
Die kommende Welt
Jüdische Familiensaga zwischen Traum und Wirklichkeit
ISBN:3833305290
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Fairies – Die geheime Welt der Feen

Fairies – Die geheime Welt der Feen

Das Tal der Nimmerfeen liegt tief im Herzen des Nimmerlandes. Ihre Magie beziehen sie aus Feenstaub. Leicht zu erkennen sind die Nimmerfeen nicht. Natürlich muss man an sie glauben! Denn nur dann kann man die Feen hören, was klingt wie das zarte Läuten winzig kleiner Glöckchen und den zarten Duft nach Zimt richtig einordnen, der wie ein Hauch in der Luft liegt, obwohl niemand weit und breit backt. Im Gegensatz zu Erwachsenen können Kinder die Feen sehen. Sie erkennen sie an ihrem Glanz, das ist der Feenstaub, der sie einhüllt. Der Glaube der Kinder an die Feen, hält diese am Leben.

Viel weiß man nicht über Feen. Das macht das vorliegende Buch so spannend. Es gibt einen tiefgehenden Einblick in ihre Welt. Der Leser erfährt, wie Feen auf die Welt kommen und wie sie ins Nimmerland, in das Tal der Feen, gelangen. Hier leben die Feen im Verborgenen, doch den Kindern wird mit diesem Buch ein Blick in diese Welt gestattet. Gezeigt wird der Wohnbaum der Feen mit seinen Zimmerchen und natürlich werden auch einige Bewohner vorgestellt. Der Leser erfährt, was die Feen den ganzen Tag treiben und wie ihr Zusammenleben funktioniert. Auch die Welt außerhalb des Wohnbaumes wird vorgestellt und damit das Tal mit dem Nimmerischbach, die Wiese und der Obstgarten.

Das Buch gefällt ausgesprochen gut. Es ist derart liebevoll gestaltet und illustriert, dass einem das Herz aufgeht. Durch die wunderbar formulierten Texte fühlt man sich in eine andere Welt versetzt und spürt, dass man in Geheimnisse eintaucht, die kaum jemand kennt. Das Buch strahlt eine ganz bezaubernde Stimmung aus, von der man sich ganz leicht gefangen nehmen lassen kann. Es ist kein Buch, dass nach dem Lesen im Regal verschwindet. Es ist so traumhaft schön, dass man es immer wieder ansehen möchte. Es regt die Fantasie an und lädt zum Träumen ein.

Rezension von Heike Rau

Walt Disney (Hrsg.)
Die geheime Welt der Feen
Text: Monique Peterson
Illustrationen: The Diney Storybook Artists
140 Seiten, gebunden
Egmont Franz Schneider Verlag
ISBN: 978-3505124242
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Die Welt ist schön

Die Welt ist schön

Patrick McDonnell Die Welt ist schön
Hoffmann und Campe ISBN 3455380204

Was für ein wunderschönes Buch!

Kater Mooch liegt unter seinem Lieblingsbaum, und die Welt ringsum versinkt im Nebel.
Beim Erwachen findet er sich zuerst nicht zurecht.
Er überlegt, ob er vielleicht im Himmel ist……….?

Dann geht er auf Erkundungstour, schnuppert süße Düfte und hört herrliche Klänge. So langsam nähert er sich seinem Ort, sieht Kinder auf dem Spielplatz und beobachtet seine Lieben. Ein großer Hund macht ihm ein wenig Angst, aber: was tut man wohl im Himmel? Man breitet einfach die Arme aus!

Die Zeichnungen sind fein und leicht hingetupft. So muß es wohl im Himmel aussehen!
Die Klänge, die aus des Vogels Schnabel in die Welt zwitschern, sind als Noten dargestellt. Die in die Luft geworfenen Arme von Kater Mooch und seinem Freund Earl inmitten einer lustigen Blumenwiese atmen Wohlgefallen und Lebensfreude aus. Als der Nebel sich schließlich lichtet, sieht man die Bäume, Blumen, Häuser und die Sonne. Die zarten Zeichnungen entsprechen ganz dem heiteren Geschehen. Ist vielleicht alles nur ein Traum?

Am Ende erwacht Mooch und neben ihm liegt sein Freund Earl. Die Sonne scheint,—und alles ist wie im Himmel!

Dieses heitere, fröhliche Buch ist nicht nur für Kinder gedacht: auch Erwachsene, die an der Welt verzweifeln, können sich der zuversichtlichen Lebensfreude in diesem Buch nicht entziehen!
Wunder geschehen täglich, man muß sie nur sehen!

Unbedingt lesenswert!

Patrick McDonnell hat mit seinem ersten Buch < Das schönste Geschenk > in Amerika schon die New-York- Times – Bestsellerliste erobert. Auch international wurde er zu einem großen Erfolg.
Dieses zweite Buch um den Kater Mooch wird sicher wieder die Herzen der Leser erobern!

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Die beste Katze der Welt

Die beste Katze der Welt

Viktor liebt seine Katze über alles. Für ihn ist sie die beste Katze der Welt. Da macht es nichts, dass sie schon alt ist und oft zum Spielen zu müde. Eines Tages mag Charlie nicht mehr fressen. Die Tierärztin Doktor Levin kann nicht helfen. Sie kann Charlie nicht wieder jung machen. Die Katze stirbt ein paar Tage später.

Viktor ist ganz krank vor Traurigkeit, so vermisst er seinen Freund. Nichts kann ihn trösten. Die Mutter, die sein Lieblingsessen kocht nicht, die Tierärztin nicht und auch die Kinder in der Schule nicht. Viktor möchte auch keine neue Katze haben. Er will Charlie nicht vergessen.

Doch dann ruft die Tierärztin an. Sie sucht für ein neugeborenes Kätzchen ein Zuhause. Viktor zögert, doch er erklärt sich bereit, sich das Tier einmal anzusehen. Er mag das Kätzchen sofort. Es ist ganz anders als Charlie. So möchte es zum Beispiel im Gegensatz zu Charlie nicht beim Fressen gestreichelt werden. Auch schläft es lieber auf dem Fensterbrett, als auf einem Kissen direkt neben Viktor. Es hat einen völlig eigenen Charakter. Aber das macht nichts. Die beiden werden trotzdem Freunde.

Die Geschichte ist anfangs sehr traurig. Viktor kann den Verlust seines geliebten Haustieres kaum verschmerzen. Es wird gezeigt, wie Charlie trauert und schließlich den Schmerz überwindet und den Tod der Katze beginnt zu verarbeiten. Dies geschieht auf eine sehr feinfühlige, einfühlsame und behutsame Art und Weise. Und auch wenn Viktor schließlich ein neues Kätzchen bekommt. Charlie wird er nie vergessen.
Das Buch ist damit sicher sehr tröstlich für Kinder, die ebenfalls den Verlust eines Haustieres fürchten oder zu beklagen haben. Die Geschichte hilft, die Gefühle zu verarbeiten und schließlich wieder nach vorn zu sehen.
Sehr gut gefallen auch die mit Wasserfarben gezeichneten Illustrationen, die die verschiedenen Stimmungen sehr deutlich und nachvollziehbar machen, so spielen sich Viktors Gefühle sehr gut in seinem Gesichtsausdruck wider.

Über die Autorin:
Lesléa Newmann lebt in Northampton, Massachusetts. Sie hat in den USA schon mehrere Katzengeschichten für Kinder veröffentlicht.

Über den Illustrator:
Ronald Himler lebt in Tucson, Arizona. Er hat schon mehr als 75 Bilderbücher illustriert.

Rezension von Heike Rau

Lesléa Newmann / Ronald Himler
Die beste Katze der Welt
32 Seiten, gebunden, durchgehend illustriert
ab 4 Jahren
Lappan Verlag, Oldenburg
ISBN: 978-3-8303-1119-5
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In acht Spielen um die Welt

In acht Spielen um die Welt

Mit den acht Spielen können Kinder auf Weltreise gehen. Sie lernen die Kontinente und Ozeane kennen und, entdecken mit dem Fahrrad die Wunder der Natur. Sie erfahren aber auch welche Flagge zu welchem Land gehört, was die Kinder auf der ganzen Welt gerne spielen, wie das mit den Zeitzonen funktioniert und welche Klimazonen es gibt. Kinder lernen tolle Bauwerke kennen und wandeln auf den Spuren großer Entdecker.

Geeignet sind die Spiele für Kinder ab 7 Jahren und Mitspieler jeden Alters. Gespielt werden kann allein oder mit zwei bis vier Spielern. Dass die Spiele in Buchform angeboten werden, kommt gut an. Die Spielbretter sind trotzdem groß, aus stabiler Pappe und liegen schön gerade auf, so dass keine Spielsteine verrutschen können. Die Spielfiguren können auch nicht verloren gehen, weil man sie immer wieder in die Stanzungen der extra dafür vorgesehenen Pappe klemmen kann. Ein Würfel in Form einer Drehscheibe wird ebenfalls mitgeliefert. Die Regeln begreift man schnell. Die Spiele sind anspruchsvoll und sehr gut zu spielen. Der Spaß kommt garantiert nicht zu kurz.
Interessantes Wissen, das gut für die Allgemeinbildung ist, wird spielerisch vermittelt. Außerdem merken Kinder sich die Fakten, je öfter sie spielen, immer besser. Die Spielebretter sind aufwändig illustriert. Die einzelnen Weltkarten kann man sich auch ohne zu spielen einmal näher ansehen. Es gibt viele Details zu entdecken.

Rezension von Heike Rau

Madeleine Deny
In acht Spielen um die Welt
Mit Illustrationen von Clément Oubrerie
Mit 8 Spielbrettern, 10 Spielfiguren und 1 Drehscheibe zum Würfeln
moses. Verlag
ISBN-10: 3-89777-327-9
ISBN-13: 978-3-89777-327-1
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