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Schlagwort: Zukunft.

Jennifer Benkau: Dark Canopy

Jennifer Benkau: Dark Canopy

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Joy, Matthial und einige andere machen sich auf den Weg in die Stadt, um Amber zu befreien, die bei einer ihrer Aktionen von den Percents erwischt worden war. Es geht alles schief. Auch Joy wird gefangen genommen.

Sie wird ins alte Gefängnis gebracht und einem Percent unterstellt, der sie zum Soldaten ausbilden soll, für eine Menschenhetzjagd. Das Training empfindet Joy wie Folter. Doch sie lernt dabei ihren Ausbilder Neél nach und nach besser kennen. Alles was sie bisher über die Percents zu wissen geglaubt hat, wird auf den Kopf gestellt. Einige von ihnen sind anders. Neél ist anders. Er verspricht ihr die Freiheit. Doch Joy will sich ihre Freiheit allein erkämpfen.

Die Geschichte spielt nach dem 3. Weltkrieg. Die Percents waren für diesen Krieg von den Menschen gezüchtet worden. Nun haben sie die Macht über diese erlangt, sind deren Feinde. Die Menschen leben unterdrückt in der Stadt oder in Rebellenclans außerhalb. Auch Joy ist eine Rebellin.

Die Veränderung in den Genen der Percents hat viele Vorteile mit sich gebracht, aber auch Nachteile. Sonnenlicht vertragen sie nicht. Dark Canopy ist eine Maschine, die für eine gewisse Dunkelheit sorgt und die Percents dadurch vor der Sonnenstrahlung schützt.

Schon nach den ersten Seiten ist man mittendrin in dieser von der Autorin geschaffenen Welt, die sehr schnell zur gut vorstellbaren Realität für den Leser wird. Das Buch wirkt kein bisschen konstruiert. Es ist sehr flüssig zu lesen.

Es ist der Autorin gelungen, eine ganz besondere Stimmung zu schaffen. Die Geschichte wirkt faszinierend düster. Das spiegelt sich perfekt im Schreibstil wieder. Nichts wird beschönigt. Es ist, wie es ist. Das wirkt sehr authentisch.

Joy ist eine sehr eigenwillige junge Frau. Willensstark und doch auch verletzlich. Dass sich zwischen Neél und Joy eine Liebesgeschichte entwickelt, ahnt man bald. Aber die Liebe schlägt nicht ein wie ein Blitz. Die Erkenntnis kommt sehr langsam, schleicht sich an und ist damit für den Leser gut nachvollziehbar. Es sind die Worte, die die Autorin findet, die zu Herzen gehen, die unendlich berühren. Sie beschreibt diese von Zweifeln geprägte, entstehende Liebe sehr feinfühlig, mit Zärtlichkeit, aber auch mit Leidenschaft im Ausdruck. Sie verzaubert mit ihrer Wortwahl.

Es ist ein Abenteuer, dieses Buch zu lesen. Es ist einzigartig und mit anderen Dystopien nicht vergleichbar. Und das Ende? Schonungslos und schmerzhaft. Es zerreißt einem fast das Herz.

Rezension von Heike Rau

Jennifer Benkau
Dark Canopy
524 Seiten, gebunden
script5 im Loewe Verlag
ISBN-10: 3839001447
ISBN-13: 978-3839001448
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Hans Küche: Neuseeland-Reise-Handbuch

Hans Küche: Neuseeland-Reise-Handbuch

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Man könnte fast meinen: alles, was das Auswandererherz begehrt. Zugegeben, für diese Zielgruppe wird es vollumfänglich nicht reichen, der sehr gut organisierte Tourist, einschließlich Rucksack, wird seine wahre Freude an diesem Buch haben.

Von seinen 500 Seiten fallen alleine über 100 Seiten auf die allgemeine Landeskunde. Begonnen wird mit Natur und Umwelt, um in weiteren Abschnitten auf Wirtschaft, Soziales, Politik, Historie, Gesellschaft, Kunst, Kultur, Essen und Trinken einzugehen. Ungefähr die Hälfte der allgemeinen Informationen bieten die nützlichen Spezialinformationen für eine Reise in das von Deutschland am entferntesten liegende Land. Gut sortiert werden Punkte wie Anreise, Verkehr, Einkaufen, Finanzen, Gesundheit und viele weitere aufgelistet.

Nach dem umfangreichen allgemeinen Teil widmet sich der Autor kapitelweise den einzelnen Regionen und Inseln Neuseelands, in denen teils ähnliche Informationen gegeben werden wie im allgemeinen Teil. Selbstverständlich zugeschnitten auf das zu bereisende Gebiet. Hier gibt es dann die detaillierten Informationen zu regionalen Behörden, Restaurants, Übernachtungsmöglichkeiten und, nicht zu vergessen, zahllose Tipps und Reiserouten für Ausflüge oder komplette Rundreisen.

Als Handbuch kommt dieses Buch sehr gut gegliedert daher. Das Inhaltsverzeichnis lässt schnell zu der gewünschten Information finden. Aufgelistet werden hier auch das Kartenverzeichnis, denn neben einer großen, eingesteckten Faltkarte befinden sich auf den Innenumschlagsseiten und darüber hinaus viele Karten in dem Buch. Ein Themenverzeichnis führt zu speziellen Artikeln, die zusätzliche Informationen zu einem bestimmten Thema, wie dem Hügel der Hobbit-Höhlen, bieten. Das Register mit seinem Stichwortverzeichnis ist eine weitere Möglichkeit, an die Infos zu gelangen. Die Faltkarte enthält neben einem umfangreichen Namensregister Entfernungstabellen, mit denen man schnell die Distanzen zwischen den einzelnen Orten abschätzen kann.

Die Informationen über Neuseeland sind aber nicht nur schnell auffindbar, sondern auch schnell erkennbar aufbereitet. Besonders wichtige Informationen sind farblich abgesetzt von dem normalen Text, der zudem zahlreiche Markierungen in Form von Fettschrift, roter Schrift, Überschriftenwahl und ähnlichen immer wieder Halt für die Augen bietet. Wer seine Reise plant, muss dies natürlich nicht ausschließlich anhand nüchternen Textes tun. Unzählige Farbfotos lassen die Planung schon Mal vergessen und in die Träume abgleiten.

Hans Küche
Neuseeland
504 Seiten, broschiert
DuMont Reiseverlag, Ostfildern
ISBN-10: 3770176995
ISBN-13: 978-3770176991

© Detlef Knut, Düsseldorf 2012
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Daniel Höra: Das Ende der Welt – MIT GEWINNSPIEL

Daniel Höra: Das Ende der Welt – MIT GEWINNSPIEL

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Es ist die Zeit nach der großen Katastrophe. Seit seinem siebten Lebensjahr wächst Kjell bei der Armee auf, lebt in einem Internat. Seine Mutter ist ihm fremd geworden. Als Kjell vierzehn ist, geht er mit seiner Einheit nach Berlin. Unter General Cato geht es darum, die Senatsbürger bei der Wahl vor Anschlägen zu schützen und die Stadtsektoren zu kontrollieren, besonders den M-Sektor, wo nur Zefs unter unmenschlichen Bedingungen hausen und Banden regieren. Als Kjell einen Anschlag auf Kanzler Amandus verhindert, wird er mit einer besonderen Aufgabe betraut. Fortan muss er als Leibwächter der Kanzlertochter Leela zur Verfügung stehen, bis dieses heiratet.

Mit der politischen Richtung Kanzler Amandus kann General Cato sich nicht einverstanden erklären. Amandus Friedenspläne und das angestrebte Bündnis mit anderen Staaten hält er für Verrat. So plant Cato selbst die Macht zu übernehmen. Kjell gerät mitten hinein in dieses Machtgerangel. General Cato und seine Ausbilder spielen ein böses Spiel mit ihm. Bald steht Kjell als Verräter da, ohne zu wissen, wer ihm diese Rolle zugedacht hat. Um sein Leben zu schützen, nimmt er Leela zum Schein als Geisel und flieht mit ihr.

Die Geschichte spielt in der Zukunft, wird aber von einem Standpunkt aus betrachtet, der noch weiter in der Zukunft liegt, so dass die Zeit, in der die Handlung liegt schon wieder Vergangenheit ist. Für den Leser bedeutet das, nicht nur eine zeitliche Spanne in der Zukunft zu betrachten, sondern auch zu erfahren, wohin der Ausgang der Geschichte letztendlich führt.

Kjell lebt in einer ungewissen Zeit. Deutschland, wie wir es kennen, ist Geschichte. Trostlosigkeit herrscht. Die Sonne ist schon lange nicht mehr zu sehen. Weite Landstriche sind zerstört. Auch das Stadtbild Berlins ist verkommen. Die bessergestellten Senatsbürger leben in abgeschirmten Vierteln.

Die Arbeiter, die Zefs, wohnen in den Ruinen, wo sich auch Flüchtlinge verstecken, und versuchen irgendwie zu überleben, werden aber immer wieder mit skrupellosen Gewaltakten der Armee, die für Ruhe zu sorgen hat, konfrontiert. Es ist hoffnungslos, die Lage ändern zu wollen. Aufstände werden niedergeschlagen. Es ist ein erschreckendes Szenario, das hier als Kulisse für die Geschichte um den jungen Soldaten Kjell dient.

Kjell kann nicht durchschauen, was vor sich geht. Sein Denken ist von Kind auf geprägt durch seine Ausbilder, denen er blind vertraut. Er ist überzeugt auf der richtigen Seite zu stehen, ist es gewöhnt zu gehorchen und Befehlen zu folgen. Der Autor lässt Kjell selbst erzählen. Seine Gedanken werden dem Leser also in aller Offenheit mitgeteilt.
Dass Kjell immer wieder auf die falschen Ratgeber hört, zieht sich durch das Buch wie ein roter Faden. Man darf nicht vergessen, dass er gerademal 14 ist und seine eigene Meinungsbildung immer unterdrückt wurde. Doch er entwickelt sich weiter. Nach und nach lässt er Emotionen zu, auch als er sich in Leela verliebt. Für sich selbst zu denken, führt ihn jedoch in eine tiefe innere Zerrissenheit, die auf eine sehr eindringliche Weise geschildert wird.

Der Autor gibt sich kritisch und untermalt diese Kritik mit ernsten Bildern. Nachdenklichkeit stellt sich ein. Aber das Buch ist nicht durchweg nur ernst. Wenn zum Beispiel aus der Zukunft heraus ein Blick zurück in unsere heutige Zeit geworfen wird, von der man nun nichts Genaues mehr weiß, und man sich die Bedeutung mancher Gegenstände völlig falsch zusammenreimt. Im Buch gibt es dann auch ein Glossar. Der Herausgeber des Buches, ein Nachkomme Kjells versucht sich mit Begriffserklärungen. So ist dieses faszinierende Buch dann auch noch in einen spannenden Rahmen gepackt.

Rezension von Heike Rau

Daniel Höra
Das Ende der Welt
384 Seiten, gebunden
Bloomsbury Kinderbücher & Jugendbücher
ISBN-10: 3827054389
ISBN-13: 978-3827054388

Gewinnspiel:

Dieses Buch ist ganz besonders zu empfehlen. Deshalb verlosen wir drei Exemplare, freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Verlag Bloomsbury Kinderbücher und Jugendbücher.

Wer beim Gewinnspiel mitmachen möchte, sollte einen kurzen Kommentar unter die Rezension schreiben und uns mitteilen, was er lieber mag. Zukunftsromane die tatsächlich vorstellbar erscheinen oder solche, die eindeutig ins Reich der Fantasie gehören.

Teilnahmeschluss ist Mittwoch, der 07.12.11. Die Gewinner werden ausgelost. Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen.

Viel Spaß!

Charlotte Kerner: Jane Reloaded

Charlotte Kerner: Jane Reloaded

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Was im Laos-Labor vor sich geht und an welchem Projekt ihr Vater arbeitet, wusste Tanja Jane Klark als Kind nicht. Es stand und steht zwischen ihren Eltern, die sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Meinungen schließlich getrennt haben. Erst nach ihrem Studium wird Tanja Jane von ihrer Großmutter eingeweiht, weil sie ohnehin schon einiges ahnt. Die junge Paläontologin begibt sich schließlich auf die Reise zu ihrem Vater, um sich an seinen Forschungsarbeiten zu beteiligen.

Grundlage ist ihre Beschäftigung mit Sprachtheorien und der Frage, ob es eine Ursprache gab. Das kann sie nun am lebenden Objekt durchführen. Die Genforschung macht es möglich. So steht sie dann der Neuzüchtung eines Frühmenschen, Homo erectus, gegenüber. Es ist wie eine Zeitreise 400.000 Jahre in der Menschheitsgeschichte zurück. Das erfüllt Tanja Jane mit Ehrfurcht. Sie ist fasziniert von dem jungen Mann, der Jamie genannt wird. Wenig professionell verliert Tanja Jane den Abstand zu ihrem Versuchsobjekt und verliebt sich.

Die Autorin greift mit dem Roman ein sehr interessantes Thema auf. Allerdings wird es im Buch viel zu kurz gefasst dargestellt. Man erhält einen spannenden Einblick in die Menschheitsgeschichte und das alles wird verknüpft mit den Erlebnissen Tanja Janes, die als junge Wissenschaftlerin aber sehr naiv wirkt.
Ein solches Zukunftsszenario, wie im Buch geschildert, vor Augen zu haben, lässt die Fantasie Purzelbäume schlagen und regt zum Nachdenken an. Die Genforschung ist ein sehr aktuelles Thema, mit Möglichkeiten, die man kaum erfassen kann.

Die Autorin schreibt sehr verständlich und einfach. Kompliziertes bleibt draußen. Trotzdem liest sich das Buch stellenweise nicht wie ein Roman, sondern wie ein Sachbuch. Auf der anderen Seite sind diese Hintergrundinformationen über die Entstehungsgeschichte der Menschheit und die Zukunftsvisionen lesens- und bedenkenswert. Aber es fehlt die Einheit zwischen Handlung und Rahmen.

Die Hauptpersonen bleiben Schemen, auch weil das Buch so kurz ist. Zum wirklichen Kennenlernen reicht die Zeit nicht. Deswegen kann man die Liebe zwischen Tanja Jane und Jamie nicht nachvollziehen.
Dann die interessante Familiengeschichte hinter Tanja Jane mit den Generationen von forschenden Frauen. Das hätte ausgebaut werden müssen, bietet es doch eigentlich eine Vielfalt an Meinungen und Standpunkten. Und das ist es doch, was man zur eigenen Meinungsbildung braucht.

Rezension von Heike Rau

Charlotte Kerner
Jane Reloaded
216 Seiten, gebunden
Beltz & Gelberg
ISBN-10: 340781092X
ISBN-13: 978-3407810922
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Annette John: Deadline 24 – MIT GEWINNSPIEL

Annette John: Deadline 24 – MIT GEWINNSPIEL


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Die Familien leben auf Farmen die mit großen Kuppeldächern überspannt sind. Nur so ist ein Schutz vor den Hybriden möglich, die tagsüber ihr Unwesen treiben. Auf so einer Farm lebt auch Sally mit ihrer Mutter, dem Großvater und ihrem Bruder Paul. Auch Vigo hat hier ein Zuhause gefunden. Er ist der einzige Überlebende einer Karawane, die draußen im Ödland den Tod gefunden hat. Nun ist schon lange niemand vorbeigekommen.

Mit „Deadline 24“ kündigt Sallys Mutter ihre Visionen an. Sie berichtet vom Windmann, der verspricht, dass alles gut werden wird und einem Flugdings, das kommen wird. Doch davon, dass die Lage der Haydens sich verbessert, kann keine Rede sein. Vigo hat bei den Wartungsarbeiten am Kuppelgitter nicht sorgfältig genug gearbeitet und dann heimlich versucht, den Fehler auszubügeln. Sally findet den abgestürzten Schweber. Kurz darauf bemerkt sie, dass ein Hybrid eingedrungen ist und erkennt, dass Vigo für seine Nachlässigkeit mit dem Tod bezahlen muss. Sally will den Hybrid unschädlich machen. Aber er ist nicht allein.

Ein unglaublicher Wolkenbruch rettet die Farm. Ausgelöst hat diesen die Besatzung eines Fluggerätes. Es ähnelt einem Helikopter, ist aber ein lebendes Wesen. Caleb, Jarvies, Jessup, Sausalito und Josie sind damit gekommen.
Obwohl niemand der Haydens die Farm verlassen darf, fliegt Paul mit den jungen Leuten hinüber zu den Terlebens, wo seine Freundin Monnia, die er so lange nicht gesehen hat, auf einer weiteren Kuppelfarm lebt.

In dieser Nacht kommen Fremde auf die Farm. Der skrupellose Lord Pedro und sein Gefolge sind auf der Suche nach dem Helikopter. Die Lage ist gefährlich, besonders auch für Paul und die anderen, die in einen Hinterhalt gelockt werden sollen. Bei Nacht, wenn die Hybride nicht unterwegs sind, will Sally mit einem Schweber fliehen, um ihre neuen Freunde warnen, die sich mittlerweile auf der Attala-Farm befinden und nicht wissen, dass der Lord mit seinem Gefolge nun dorthin aufbricht. Monnia, die von Lord Pedro entführt wurde, begleitet Sally. Doch als Sally beschließt, sich der Karawane des Lords zu nähern, um noch andere Entführte zu befreien, gefährdet sie das ganze Unternehmen.

Die Zukunft, in der die Handlung spielt, ist sehr düster gezeichnet. Man kann nur mutmaßen, wie die Menschheit in diese Lage gekommen ist. Die Situation wird immer angespannter. Immer härter werden die Überlebensbedingungen. Das halbwegs normale Leben ist im Wandel begriffen. Wobei hier insbesondere Sally und Paul auf Veränderung drängen. Als der Helikopter kommt, ist die Zeit reif. Das kann man gut nachvollziehen.

Das Buch ist hochspannend. Der Titel „Deadline 24“ ist der rote Faden, der durch das Buch führt. Bestimmt die Handlung, spielt eine entscheidende Rolle, doch die Bedeutung ist unklar. Es ist ein Rätsel, das gelöst werden muss. Man hat als Leser bestimmte Vorstellungen, was dahinter stecken könnte. Doch die Geschichte entwickelt sich überraschend anders. Bis an diesen Wendepunkt ist das Buch überaus unterhaltsam, danach ist es atemberaubend packend. Und man versteht. Die Autorin hat eine interessante Botschaft in ihre Geschichte gepackt, die sehr zum Nachdenken anregt. Diese Botschaft ist perfekt verkleidet. Wirklich spannende, gut ausgedachte Szenen verkörpern diese. Getragen von gut ausgearbeiteten Figuren mit Sally als Protagonistin. Dazu kommt, dass die Geschichte sehr lebendig und leicht lesbar erzählt wird.

Rezension von Heike Rau

Annette John
Deadline 24
374 Seiten, gebunden
Beltz & Gelberg
ISBN-10: 3407810814
ISBN-13: 978-3407810816
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Gewinnspiel:

Das Buch ist eine klare Empfehlung wert! Deshalb verlosen wir drei Exemplare, freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Verlag Beltz & Gelberg.

Wer mitspielen möchte, sollte einen kurzen Kommentar unter die Rezension schreiben und uns erzählen, was er so faszinierend an Geschichten dieser Art findet.

Teilnahmeschluss ist der 20.07.11. Die Gewinner werden ausgelost. Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen.

Viel Spaß!

Ulrich Eberl: Zukunft 2050 – Wie wir schon heute die Zukunft erfinden

Ulrich Eberl: Zukunft 2050 – Wie wir schon heute die Zukunft erfinden

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Wie wird unsere Welt wohl im Jahre 2050 aussehen? Wo geht die Entwicklung hin? Um das sagen zu können, blickt Wissenschafts- und Technikautor Ulrich Eberl zunächst in die Vergangenheit. Denn Vorhersagen, was die Zukunft betrifft, wurden auch früher schon gemacht. Es ist spannend zu erfahren, was Wirklichkeit geworden und was Vision geblieben ist. Es ist also gar nicht so leicht, die Zukunft vorauszusagen. Der Autor stellt deshalb den gegenwärtigen Stand von Forschung und Entwicklung dar und schätzt realistisch ein, wie es weitergehen könnte.

Interessante Themen wurden dafür gewählt. Eines davon ist der drohende Klimawandel. Was unserer Umwelt schadet, wird hier aufgeführt. Ein Umdenken ist nötig und ein Anfang gemacht. Ob wir es letztendlich schaffen, das Ruder noch einmal herumzureißen, hängt von unserem Engagement ab und den Innovationen, die auf den Weg gebracht werden. Wie wir mit der Herausforderung umgehen, wird unsere Zukunft bestimmen.

Ein weiteres Thema ist unsere Gesundheit. Werden heute noch als unheilbar geltende Krankheiten dann besiegt sein? Viel mehr als heute wird es um Vorbeugung gehen, damit Krankheiten gar nicht erst entstehen. Was wir heute als Wunder ansehen, könnte in vierzig Jahren möglich sein. Blinde könnten, wieder sehen und Querschnittgelähmte möglicherweise ein Stück weit ihre Bewegungsfähigkeit zurückerlangen. Auch hier ist die Forschung dran. Erfolge sind weiter zu erwarten.

Unser alltägliches Leben wird sich verändern. Unsere Wohnumwelt und unsere Art die Freizeit zu verbringen. Dabei muss jeder mit Ressourcen sparsamer umgehen und umweltfreundlicher leben. Auch unsere Arbeitswelt wird das beeinflussen. Welche Berufe gebraucht werden, um zukunftsfähig zu bleiben und um die Aufgaben unserer Zeit zu bewältigen, wird erklärt.

Es ist ein überaus spannendes Buch. Der Autor hat seine Voraussagen für Zukunft auf eine solide Basis gestellt. Deutlich wird, dass wir selbst es in der Hand haben, wo die Reise hingehen wird. Woran Wissenschaftler und Forscher heute arbeiten, wird zukunftsweisend sein.

Das Buch ist unglaublich spannend. Der Autor versteht es, Interesse zu wecken. Seinen Ausführungen zu folgen, macht keine Mühe. Das Buch ist übersichtlich aufgebaut. Jedes Kapitel wird mit einer Szene eingeleitet, die sich so im Jahre 2050 abspielen könnte. Der folgende Text ist klar strukturiert und leicht verständlich.

Man macht also nicht nur eine Zeitreise in die Zukunft. Das Besondere am Buch ist, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verschmelzen und die Entwicklung, die die Menschheit genommen hat und weiter machen wird, eine Einheit bilden und Zusammenhänge und Auswirkungen unseres Handels über die Jahrhunderte deutlich werden.

Rezension von Heike Rau

Ulrich Eberl
Zukunft 2050 – Wie wir schon heute die Zukunft erfinden
240 Seiten, gebunden
Beltz & Gelberg
ISBN-10: 3407753527
ISBN-13: 978-3407753526
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Emma Clayton: Die goldenen Türme

Emma Clayton: Die goldenen Türme

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Ellie ist es gelungen, mit einem Pod-Fighter von der Raumstation im Orbit zusammen mit ihrem Kapuzineräffchen zu fliehen. Mal Gorman ist entrüstet. Nie hätte er dem Mädchen so etwas zugetraut. Er ordnet an, dass Ellie und das Äffchen getötet werden. Elli darf keine Gelegenheit bekommen, mit jemanden zu sprechen. Schließlich ist sie eine Mitwisserin. Außerdem ist die Gefahr zu groß, dass sie auch noch hinter das Geheimnis kommt.
Ellie ist auf dem Weg nach London. Hier lebt ihre Familie. Es scheint, dass sie ihren Verfolgern gewachsen ist, sie schüttelt diese immer wieder ab. Doch dann wir ihr Pod-Fighter abgeschossen. Elli und das Kapuzineräffchen überleben. Mal Gorman gelingt es nicht das Mädchen, das über seltsame übernatürliche Kräfte verfügt, zu töten. Und doch bricht Mal Gorman ihren Willen, indem er damit droht, ihre Familie umzubringen. Zu ihrem Entsetzen offenbart er ihr, dass sie bald neue Freunde haben wird, weil er beabsichtigt, noch weitere Kinder zu entführen.

Die Eltern glauben, Ellie sei tot. Ihr Zwillingsbruder Mika aber weiß, dass Ellie lebt. Er hat es im Gefühl. Er hat die Gefahr gespürt, in der Ellie bei ihrer Flucht war. Mikas Leben ist von Regeln bestimmt. Seit der Tierpest leben die Menschen hinter einen großen Mauer. Jeder Tag ist ein Überlebenskampf. Die Kinder sind kaum leistungsfähig. Die Ernährung ist mangelhaft. Mika zeigt Verhaltensauffälligkeiten, außerdem wird er von Albträumen und Visionen geplagt. Dem neuen Fit-Mix zur Behebung von Mangelerscheinungen steht er misstrauisch gegenüber. So wird er gezwungen, das Getränk zu sich zu nehmen. Nur seiner Psychologin kann er sich anvertrauen. Sie ist die Einzige, die ihn versteht. Ablenkung im Alltag bringt ein für die Kinder interessantes Spiel. Doch sie werden zu Konkurrenten, als ein Wettbewerb ausgetragen wird. Es werden interessante Gewinne in Aussicht gestellt. Bald stellt sich raus, dass der Zweck des Spiels ein ganz anderer ist.

Das Buch beginnt sehr spannend mit einer Verfolgungsjagd. Schon auf den ersten Seiten entwickelt man also ein Interesse am Buch und wird auch später nicht enttäuscht. Die Autorin beweist sehr viel Fantasie, auch was die Kulisse betrifft, vor der die Geschichte spielt. Es ist ein sehr dramatisches Szenario, das nach und nach aufgebaut wird. Die Menschheit wird manipuliert und getäuscht von einzelnen Personen, ohne es zu bemerken und ohne Misstrauen zu entwickeln. Erst die Kinder und hier insbesondere Mika und Ellie stellen dieses Weltbild infrage. Damit geraten sie in größte Gefahr, denn mit ihren Gegnern ist nicht zu spaßen. Mal Gorman ist ein gewissenloser, egoistischer und gewaltbereiter Mann mit sehr viel Macht. Und so wird die Handlung immer dramatischer. Die Geschichte ist gut gemacht, auch wenn man hin und wieder das Gefühl hat, dass sie zu lang ist. Es gibt einige Durststrecken zwischendurch, die aber zum Glück dann wieder von spannenden Szenen abgefangen werden oder von neuen Details, die neugierig machen. Auch der Schreibstil der Autorin rettet über die Längen hinweg. Das Buch liest sich flüssig. Das Thema im Hintergrund steckt man nicht so leicht weg. Die Geschichte stimmt nachdenklich. Das ist gut, denn so bleibt etwas vom Buch zurück.

Rezension von Heike Rau

Emma Clayton
Die goldenen Türme
Aus dem Englischen von Wolfram Ströle
508 Seiten, gebunden
ab 11 Jahren
Ravensburger Buchverlag
ISBN-10: 3473347396
ISBN-13: 978-3473347391

2033 – Verschollen in der Zukunft

2033 – Verschollen in der Zukunft

Das Schuljahr im Internat für Hochbegabte Burg Rosenstolz beginnt nach den Ferien für Luk, Levent, Nelson und Judith wieder. Die Zeitmaschine hat eine Nachricht von Miriam und Vincent aus der Zukunft überbracht. In einem E-Paper bitten die beiden um Hilfe. Ihre Eltern sind Teilnehmer des ersten bemannten Raumfluges zum Mars, der offensichtlich sabotiert wird. Fremde haben die Da Vinci 7 in ihre Kontrolle gebracht. Die Mutter wurde von den Saboteuren aus dem Schlaf, der eigentlich vier Monate dauern sollte, vorzeitig geweckt. Die Bedrohung, die für Miriam und Vincent deutlich spürbar ist, wird allerdings vom der Bodenstation nicht geteilt. Doch die beiden wissen, wie wehrlos die Astronauten sind und wie angreifbar die Technik ist.
Es gibt Hinweise, das Castor und Pollux, die Norton-Brüder, dahinterstecken.
Levent, Nelson, Luk und Judith brauchen unbedingt mehr Informationen. Was sie als Gäste im Space Centre erfahren, stimmt sie aber nicht gerade Zuversichtlich. Eine Reise in die Zukunft, ins Jahr 2033, wird nötig.

Der Autor spielt mit diesem Zeitreise-Thriller ein interessantes, erschreckend wirkendes Szenario durch. Dass es von verschiedenen Seiten, also beispielsweise von der Gegenwart aus, aber auch aus der Zukunft heraus betrachtet wird, macht das Ganze sehr spannend. Die Weltraumpiraten sind skrupellos und wollen ihre Ziele um jeden Preis durchsetzen. Für die Freunde steht also eine über alle Maßen gefährliche Mission zur Rettung der Besatzung der Weltraumfähre an, die einem aufwühlenden Krimi gleichkommt. Für Leser mit schwachen Nerven ist das nichts!
Dennoch wird der Leser mit seiner Geduld diesmal auf die Probe bestellt. Die viel früher erwartete Zeitreise findet erst im letzen Drittel des Buches statt. Dafür erhält man vielfältiges Hintergrundwissen über die Möglichkeiten einer Marsmission und das ist äußerst faszinierend.
„2033 – Verschollen in der Zukunft“ ist der dritte Band einer Reihe. Jedes dieser Bücher ist aber in sich abgeschlossen. Wer sich für Zeitreisen interessiert, ob in die Zukunft oder in die Vergangenheit, sollte sich diese Bücher nicht entgehen lassen.

Rezension von Heike Rau

Pete Smith
2033 – Verschollen in der Zukunft
288 Seiten, gebunden
Carl Ueberreuter Verlag, Wien
ISBN: 978-3800053872
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Die verweigerte Zukunft

Die verweigerte Zukunft

Unsere Gesellschaft steckt in einer Krise. Diese Krise ist zum Normalzustand geworden und stellt Psychotherapeuten vor eine neue Situation, dringt diese doch bis in ihre Praxen vor, denn Verhaltensstörungen resultieren aus diesem Zustand und werden als behandlungsbedürftige Krankheit angesehen.
Kinder spüren das zuerst, wird doch ihre Zukunft pessimistisch, ja fast schon bedrohlich, dargestellt. Sie haben keinen Halt mehr im Leben, keine Sicherheiten, fühlen sich mit ihren Ängsten allein gelassen und entwickeln behandlungsbedürftige Symptome. Eltern und Erziehern fällt es immer schwerer ihre eigentlich angedachte Rolle wahrzunehmen. Das Familienleben wird nicht selten zum Psychodrama. In der Schule herrscht der Ausnahmezustand.

Die Autoren setzen sich sehr intensiv mit dem Leben in unserer Gesellschaft auseinander. Sie zeigen welche Wandlung ihre therapeutische Arbeit durchmacht und wie sie nach angepassten Therapiemöglichkeiten suchen. Die bisherige Arbeit wird auf den Prüfstand gestellt, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden.
Dabei findet besonders das Umfeld der Kinder Beachtung. Nicht jedes Symptom ist ein Zeichen von Krankheit, sondern ist vielmehr eine Antwort auf die Lebensumstände des betroffenen Kindes. Und so etwas kann nicht mit Psychopharmaka behandelt werden. Die Autoren zeigen, dass es nicht darum gehen kann, Kinder mit Medikamenten zu behandeln, damit sie so funktionieren, wie die Gesellschaft es erwartet.

Als Eltern oder Erzieher erhofft man sich Hilfe von diesem Buch. Doch der Text ist sehr schwer verständlich. Ist man nicht vom Fach und kennt die Bedeutung der Fachausdrücke nicht, ist die Lektüre des Buches doch recht anstrengend. Tipps für die eigenen Erziehungsarbeit kann man kaum entnehmen, auch wenn man zu vielen Einsichten gelangt und Denkanstöße bekommt.
Es wird recht deutlich klar gemacht, wie unsere Jugend sich entwickelt und warum viele Kinder aus der „Norm“ geraten. Vieles hiervon ist aber ganz und gar nicht neu.

Interessant dagegen ist es, etwas über die angedachten neuen Therapiemöglichkeiten aus dem Praxisalltag der Psychotherapeuten zu erfahren. Hier sollen zukünftig andere Wege gegangen werden. Und trotzdem wird es nicht reichen unsere Kinder zu therapieren, solange unsere Gesellschaft krank ist. Diese Erkenntnis bleibt.

Rezension von Heike Rau

Miguel Benasayag
Gérard Schmit
Die verweigerte Zukunft
Nicht die Kinder sind krank, sondern die Gesellschaft, die sie in Therapie schickt
160 Seiten, gebunden
Verlag Antje Kunstmann
ISBN: 978-3888974922
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Die Wasser der Zukunft. Anthologie .

Die Wasser der Zukunft. Anthologie .

Das Wasser – unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2004 und machen uns Gedanken.
Wie unendlich ist das Wasser? Was ist Wasser?

Die Edition Ponte Novu veröffentlich keine gewöhnlichen Anthologien. Bereits „GENpest“ beschäftigte sich mit ethischen und ökologischen Problemen. Der Erlös wurde und wird Gruppen und Organisationen zur Verfügung gestellt, die den Kampf gegen die »Genpest« aufgenommen haben.
Der Erlös von „Die Wasser der Zukunft“ fließt der Umweltschutzorganisation Robin Wood zu. Nach dem Lesen des Buches ist diese Verbindung auch klar. Geht es doch um die Substanz unseres Lebens, eines der gefährdetesten Bestandteile, das wir mit einer Selbstverständlichkeit nutzen, mit einer Sorglosigkeit, die nur wenigen bewusst wird. Unseren Blick auf das nasse Element zu schärfen, sind 19 Autoren aufgebrochen, über Wasser zu erzählen.

Irina Grothues versetzt sich in ihrem Vorwort des Wassers in die Rolle des Wassers als ein Ankläger. Das personifizierte Wasser erzählt seine Geschichte, vom Werden und Scheitern der Beziehung mit den Menschen. Eine mahnende Vision, die das Buch eindringlich eröffnet.

Dann folgt auch schon eine der besten Geschichten der Anthologie: Das Lilienballspiel von Udo Mörschbach. Der Fensterputzer Lilienball gerät in die Intrigen einer korrupten Gesellschaft, die an sich selbst krankt. Eine zynische Dystopie, die den Leser in einer Sprache fesselt, der er sich nicht entziehen kann. Lilienball ist nicht nur ein Spielball, er ist die eine Blume in der Öde. Durch die Konzentrierung auf diesen einsamen Farbtupfer, wird das Grauen hinter der Handlung plastisch. Ein herausragender Text.

Ebenfalls mit dem Grauen spielt Matthias Nawrat in seinem Die Männer vom Energiekonzern.
Wenn Wasser so kostbar wird, dass jeder fehlende Tropfen vermisst wird, wird ein kleines Mädchen, das ein Glas Wasser wie einen Schatz hütet zum Verbrecher. Dieser ungewöhnliche Plot bringt zwei grundsätzliche Fragen in Beziehung zu einander. Wie kostbar ist Wasser? und Darf Wasser jemandem gehören? Der Autor zwingt seine Leser durch das Bedrohliche der Handlung, nachzudenken und Furcht zu verspüren, Angst vor den Folgen der heutigen Entwicklung. Dabei führt der Autor keine Wertung durch. Der Leser ist Ziel und Ort einer Entscheidung.

In Die Hallen des Wassers von Corinna Jedamzik geht es um eine Zukunftswelt, in der Wasser durch die Dummheit des Menschen zur knappen Ressource geworden ist und der Wasserspeicher Mensch eine neue Bedeutung erlangt. Zwar weist die Autorin auf eine Welt mit negativen Zügen hin, dennoch bleibt die Geschichte farblos, hat man das Gefühl eine mit Soylent Green aufgepeppte Ökostory zu lesen.

Ein kleiner lyrischer Einschub stellt Der Ritt auf dem Wal von Mechthilde Vahsen dar. Es ist zwar kein Gedicht, aber der Ritt auf dem Wal ist eine kleine treibende Insel zwischen den schweren SF-Texten, eine ganz eigene Liebeserklärung an das Meer, die in Tausendblau von Veronika Aydin sogar noch weiter geführt wird. Eine einfache Tauchergeschichte über das Wunderbare am Leben im Wasser.

Meer der Meduse von Ernst-Edmund Keil ist ein Manifest gegen die Umweltverschmutzung, leider wenig mehr.

Mit Aquaviva aber gelingt Edgar Güttge das Highlight des Buches. Güttkes Stil nähert sich der Realität immer von einer darüberliegenden Dimension. Sein Blick auf das Geschehen flimmert, springt in einem fröhlichen Tanz hin und her. Ist man zunächst verwirrt, steckt man auch schon mittendrin. Die Figuren und ihre Motivationen sind nach wenigen Absätzen kilometertief ausgeleuchtet. Es ist ein Fest des Erzählens. Immer natürlich in seinem eigenen spezifischen Kontinuum. Aquaviva, das lebende Wasser, lenkt den Leser spielerisch zu den Verschmutzungsproblemen, bleibt die Lage zwar Ernst, aber haben die Hauptpersonen Möglichkeiten zu agieren. Aquaviva ist die bei weitem ausgebauteste Erzählung der Anthologie, sowohl qualitativ als auch quantitativ.

Weg von einer ökologischen Bedeutung führt uns Boris Schneider in seinen Feuchten Träumen. Nein, auch eine sexuelle Bedeutung ist trotz des Titels nicht gemeint. Der Text ist eine beklemmende Geschichte über die Realität von Träumen. Wenig überraschend allerdings.

Timo Baders Die Flut stellt den Leser auf eine harte Probe. Die letzte Insel der Welt wird durch das Bersten eines Staudammes bedroht. Wo aber steht aber dieser Staudamm? Nach diesem einleitenden Plotproblem wird es leider nicht besser. Der Konflikt Ober- gegen Unterwelt wird in einem oberflächlichen Geplänkel dargelegt, ohne Figuren oder Hintergründe näher zu beleuchten, oder eine interessante Idee zu präsentieren. Der Text lässt so viele Fragen übrig, die man aber gar nicht gelöst haben möchte. Für mich die schwächste Story der Anthologie.

Eine typische Geschichte über die Geister, die man rief und nicht wieder los wird ist Als Mr. Hyde aufhörte Durst zu haben von Rüdiger Bartsch. Der geniale Wissenschaftler, der Laborunfall und die unkontrollierbare Natur – alle sind sie vertreten. Nichts wirklich Neues, zum Teil behäbig erzählt aber durchaus spannend.

Gut für dich, gut für mich von Torsten Scheib stellt uns eine Welt vor, in der ähnlich wie im Lilienballspiel über das Wasser den Menschen Substanzen verabreicht werden, um sie dem Staatswesen genehm zu manipulieren. Zwar beschreibt Scheib ausführlich die Umstände seines doktrinären Staatswesens, aber es gelingt ihm nicht, daraus eine spannende Geschichte zu stricken, zu bekannt und vorhersehbar fügt sich die Handlung.

So ganz anders ist Winter im Park. Frauke Schuster widmet sich leise einer ungewöhnlichen Ambivalenz. Füttern verboten! weist ein alter Mann eine ebenfalls alte Frau zurecht. Das Entenfutter verschmutzt das Wasser, weiß er. Aber sie hat nur das Entenfüttern.
Nichts auf dieser Welt ist einfach. Man kann es wohl kaum besser ausdrücken, als in dieser kleinen, wunderbaren Parabel.

Nach Indien führt uns Wasser aus der Wand von Traudel Schmidt. Neben Güttges Aquaviva die rundeste Erzählung des Buches. Die Geschichte der kleinen Sweta, deren Leben von Wasser abhängig ist und für das Wasser in entscheidenden Momenten die Zukunft bestimmt, ist unbenommen eine anrührende und sorgfältig erzählte Episode aus einer Welt, die uns ferner scheinen mag, als etwa die Wasser des Mars.

In ein Märchen gewandet ist Als das Wasser fortging von Christina Priplata-Harand. Die Ähnlichkeiten zum Vorwort des Wassers sind verblüffend, denn auch hier wird aus der Perspektive des Wassers geschrieben und wie dort erfahren wir eine Zusammenfassung des bisherigen Lebens mit den Menschen. Es ist ein schönes Märchen, ohne belehrend zu sein, der Stil lässt auf südliche, vielleicht orientalische Einflüsse schließen, auf jeden Fall eine glitzernde Fassette am Kleid dieser Anthologie.

Um die Vielfalt zu unterstreichen, folgt eine Sage über Corsica. Beim Sinnieren über Einen Brunnen voller Gold zeigt Ina Schimpf, wie Gier und Macht das Inselparadies zerstörten. Es kommt jedoch beim Lesen keine rechte Begeisterung auf. Die Autorin vermag es nicht, Spannung oder Mitgefühl zu erzeugen, zu sehr ähnelt ihre Geschichte den bekannten Inselgeschichten.

Mit einem normalen Sintflutszenario beginnt Als der Regen kam von Sunil Mann. Allerdings bricht der Autor daraus aus, als er die Fastertrinkenden ihre Träume in das Wasser fallen lässt. Welche Allegorie! Mit unerwarteter Plötzlichkeit wendet sich der Text der Hoffnung zu. Ein heller Schein inmitten der vielen Untergänge.

Auch eine Fantasygeschichte findet ihren Platz in dieser Anthologie: Der Ruf des Wassers von Stefani Hübner-Raddatz erzählt vom geheimnisvollen Kampf des Wassers als graue Krieger und von Demut und ist letztendlich auch eher eine Parabel, eine Geschichte, die die alten Schamanen an Lagerfeuern des Nachts erzählen.

Den Abschluss bildet Asylum von Andreas Erdmann. Ein Text, der wie das Meer anbrandet, sich mal zurückzieht, mal stürmt. Eine Umkehr der Schöpfungsgeschichte. Sie endet im Wasser und mit dem Wort. Ein nachdenkliches Ende.

Die Anthologie hat Höhen und Tiefen und ist auf keinem Fall eine qualitativ plane Sammlung, aber sie ist voller Wasser. Ernst und mahnend, fröhlich und aberwitzig. Auf jeden Fall beste Unterhaltung.

Mir lag nur eine pdf-Datei für die Rezension vor, so muss eine Betrachtung des realen Buches entfallen, aber zum Cover lässt sich soviel sagen, dass Susanne Jaja, die 2004 mehreren Anthologien ein schönes Deckchen verpasste, auch hier eine gute Synthese aus optischer Prägnanz und individueller Vielfalt gelungen ist. Gerade die Details vom verknoteten Wasserhahn bis hin zur aufploppenden Erde, passen zu Titel und Buch und fügen darüber hinaus sogar noch etwas hinzu.
Dieses Buch sollte man kaufen, denn es dient dem Umweltschutz (ich hoffe, dass auch auf umweltfreundlichem Papier gedruckt wird) und es macht nur trunken von guten Geschichten.

Beate Schütz (Hrsg.).
Die Wasser der Zukunft. Anthologie .
19 Geschichten über Wasser, sein Leben und Schwinden in der Zukunft oder schon jetzt.
ISBN:3000143211
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