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Schlagwort: Abgeschiedenheit

Elisabeth Herrmann: Die Mühle

Elisabeth Herrmann: Die Mühle

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An der Universität in Berlin trifft Lara Jonny wieder. Er hatte früher nie einen Blick für sie übrig, gehörte er doch einer angesagten Clique an. Und nun fällt er durch einen Treppensturz direkt vor sie hin.
Später dann in der Klinik, als Lara ihn besucht, erzählt er von einer Einladung zu einem Treffen mit der alten und eigentlich aufgelösten Clique. Lara soll nun stellvertretend für ihn nach Karlsbad reisen und tatsächlich lässt sie sich überreden. Es wäre schon spannend zu sehen, was aus den Leuten geworden ist.

Die Mitglieder der Gruppe sind keine Freunde mehr. Lara glaubt, dass damals etwas Gravierendes vorgefallen sein muss. Von wem die Einladung stammt, weiß keiner zu sagen, aber alle spielen mit. Doch was zunächst ganz harmlos aussieht, entwickelt sich schnell zu einem Horrortrip, bei dem jeder Einzelne um sein Leben fürchten muss. Plötzlich ist die Gruppe abgeschnitten. Die abgeschiedene Mühle im Wald ist schnell kein Zufluchtsort mehr, sondern ein Tatort.

Lana ist ein Außenseiter in der Gruppe, sie gehört nicht dazu. Aber da Jonny sie geschickt hat, wird ihre Anwesenheit akzeptiert. Lana spürt die unterschwellige Bedrohung, die bald zur Gewissheit wird, auch wenn andere noch an einen Zufall glauben. Dieser Anfang ist gut gemacht. Als Leser wird man in die Geschichte hineingezogen. Vielleicht handelt nicht jeder in der Gruppe rational und vielleicht ist manche Gegebenheit etwas unglaubwürdig. Dennoch wird das Buch sehr spannend. So, wie man es von einem Thriller erwarten kann.

Bald überschlagen sich die Ereignisse förmlich. Die Kulisse wirkt immer unheimlicher. Geheimnisse werden offenbart. Der eine oder andere hat Leichen im Keller. Es gibt Anfangs keinen wirklichen Zusammenhang, aber das es jemand auf jeden einzelnen der Gruppe abgesehen hat, wird schnell klar. Jemand hat die Sache im Griff und beobachtet. Und so schaukelt sich die ganze Situation immer weiter hoch. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen!

Rezension von Heike Rau

Elisabeth Herrmann
Die Mühle
Thriller
448 Seiten, gebunden
cbt, München
ISBN-10: 3570164233
ISBN-13: 978-3570164235
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Gerard Donovan: Winter in Maine

Gerard Donovan: Winter in Maine

Zuweilen sind es erste Sätze, die einen Leser in Bann schlagen und sofort Neugierde wecken, weiter zu lesen.
Diese Erfahrung verbindet sich für mich mit dem „ Winter in Maine.“

Ruhe, Geruch nach Wald und Holz, Stille und das Knacken der Äste, dazu das prasselnde Feuer im Ofen: hier fühlt man sich wohl, hier möchte man sein! In der Hütte an den Wänden stehen  Bücherregale mit zahlreichen Büchern, erste und seltene Ausgaben sind darunter.

Julius Winsome, ein Mann von 51 Jahren, sitzt in seiner Hütte  hoch oben im Wald nahe der kanadischen Grenze am Feuer und liest. Dann peitscht ein Schuss nicht weit entfernt. Wer könnte da geschossen haben?
Nach kurzer Zeit vermisst der Mann seinen Hund  Hobbes. Es dauert nicht so lange, da findet er ihn angeschossen nicht weit von der Hütte entfernt. Der Tod des Hundes verändert sein Leben und trifft ihn tief.

Er ist ein einsamer Mann, der in Verehrung für und mit seinem Vater lange Jahre zusammen hier in der einsamen Hütte im Wald  gelebt hat. Mit Sätzen wie diesen: „ er war ein freundlicher Mensch, „ und „ solche Menschen gibt es nicht oft “ bis zu dieser besonders charakteristischen Bemerkung „von ihm lernte ich auch, wie man still ist,“ kann man sich ein Bild von Vater und Sohn machen.

Was so still und freundlich beginnt, wandelt sich allmählich in eine zuerst beschauliche und zuletzt gefährliche Lebensgeschichte. Der große Shakespeare begleitet mit seinen Worten und Werken das Leben von Julius Winsome, den nach dem Verlust seines Hundes eine stete Unruhe treibt, der Boshaftigkeit des Menschen auf die Spur zu kommen.

Philosophisch und weise sucht er nach der Fährte des Hundemörders. Er begegnet seiner erneut seiner einzigen Gefährtin, die ihn vorübergehend vor einigen Jahren aus seiner Einsamkeit beglückend erlöst hatte. Schon bald aber kam sie nicht mehr und überließ ihn wieder seinem Leben in der Abgeschiedenheit.

Löst die Ruhe und Stille und der verschneite Wald eher poetische und besinnliche Gedanken aus, so treibt eine unausgesprochene Spannung den Leser in Gedanken zu dem trauernden Mann, der auf Rache am Tod seines Hundes sinnt.
Das Böse und das Gute stehen sich gegenüber. Die anhängliche, arglose Kreatur und der nachdenklich- mitleidige Held bilden eine Einheit, die in Spannung zur Gnadenlosigkeit und Unmenschlichkeit in Gestalt eines plumpen und bedenkenlosen Polizisten steht.
Man ist berührt und steht dem Widerspruch zwischen sensibler Beobachtung und grausamer Handlung ratlos gegenüber.

Das Ende der Geschichte entspricht der Intention des Romans, in dem es um Einsamkeit, Sehnsucht nach Gemeinschaft und Liebe, Verlust, Güte, Verzeihen und die dem Menschen innewohnende Aggression geht. Eine ungewöhnliche  und widersprüchliche Geschichte bringt den Leser ganz nahe an die existenziellen Gefühle des Menschen und stimmt nachdenklich, anregend, traurig und wütend.

Gerard Donovan ist ein Meister der überzeugenden Erzählkunst, der sich in die Herzen der Leser hineinschreibt, weil man sich seiner menschlichen Wärme und Anteilnahme nicht entziehen kann.

Gerard Donovan
Winter in Maine
Gebunden 208 S.
Luchterhand
ISBN-10: 3630872727
ISBN-13: 978-3630872728
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