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Schlagwort: Abschied

Cecilie Enger: Die Geschenke meiner Mutter

Cecilie Enger: Die Geschenke meiner Mutter

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Im Licht der Vergänglichkeit…

In diesem Buch der Erinnerung kann man sich noch einmal die Geschichte einer Familie vergegenwärtigen, die fast ein ganzes Jahrhundert umfasst.

In einer stillen Stunde kehrt Cecilie in das Haus ihrer Eltern zurück, um den Haushalt aufzulösen. Verbunden mit der Haushaltsauflösung ist der Abschied vom Haus der Mutter und von zahlreichen Gegenständen, die Cecilie an ihre Kindheit und Jugend erinnern.

Die Familie lebt in Norwegen und wir schreiben das Jahr 2010.

Es bleibt nicht aus, dass dieser Abschied auch schmerzliche Gedanken hervorruft, denn die Mutter ist an Alzheimer erkrankt und lebt sei kurzem in einem Pflegeheim. Dass der Augenblick der Trennung kommen würde, war allen bewusst. Doch die Realität ist oftmals weniger leicht auszuhalten als die Angst davor.

Nun steht Cecilie mit ihren Erinnerungen alleine da mit dem Wust an Gegenständen, Möbeln und nicht zuletzt Aufzeichnungen ihrer Mutter. Unter anderem findet sie eine sorgfältig erstellte Liste mit Geschenken, die im Laufe eines langen Lebens an Angehörige und Freunde zu den Jahrestagen und Festen gegangen sind. Anhand dieser Erinnerungsstücke geht Cecilie Enger zurück zu den Zeiten, als sie noch ein Kind war und Freude hatte an den zahlreichen Freunden und Verwandten der Familie und an all’ den schönen Festen und Tagen der Heiterkeit.

Cecilie Enger versteht mit ihren Einfällen umzugehen und andere an diesem Geschehen teilnehmen zu lassen. Sie wechselt gekonnt zwischen Gegenwart und Vergangenheit und spinnt den Faden der Geschichte fort, bis ein rundes Familienbild entsteht.

Aus dem Licht der Vergangenheit treten Gestalten und Orte hervor und verzaubern noch einmal mit ihrer Originalität und Lebendigkeit den Leser, der angeregt von diesen Aufzeichnungen auf die eigene Lebensgeschichte stößt. Ein wenig melancholisch fühlt sich das an, wie hier ein langes Leben am inneren Auge der Autorin vorbei zieht, ein Leben, das nun bald endgültig der Vergangenheit angehören wird. Stimmungen von Ort und Zeit nehmen Gestalt an und lassen einem Roman gleich die Charaktere lebendig werden. Und wieder einmal merkt man, wie jedes Leben einem Roman gleicht und umgekehrt Romane echtes Leben widerspiegeln können. Ein schönes und lebensnahes Buch ist entstanden, an dem sich viele Leser erfreuen werden!

Die Autorin ist 51 Jahre alt und lebt in Norwegen. Sie ist Journalistin und hat für dieses Buch den Preis norwegischer Buchhändler bekommen.

Cecilie Enger

Die Geschenke meiner Mutter
272 Seiten, gebunden
Deutsche Verlags-Anstalt, September 2014
ISBN-10: 3421046522
ISBN-13: 978-3421046529
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John Cheever: Ach, dieses Paradies

John Cheever: Ach, dieses Paradies

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Landschaftsidylle und Zivilisationsschäden.

Beginnend mit der poetischen Landschaftsbeschreibung eines kleinen Städtchens im Osten der USA erscheint uns dieses wie ein idyllisches Plätzchen Erde, wo es sich gut leben lässt. Die Stadt heißt „Janice“ nach der ersten Frau des Fabrikbesitzers im Ort und liegt im US amerikanischen Staat Connecticut.
Der Held in unserer Geschichte ist Lemuel Sears. Er ist ein alter Mann, ehemaliger Geschäftsreisender und passionierter Schlittschuhläufer. In diesem Winter ist der Teich Beasley’s Pond in Connecticut einmal zugefroren, und er kann geruhsam darauf seine Runden drehen.
Die äußerliche Idylle findet ausführlich Erwähnung und regt die Fantasie an, sich die Künstler des 19. Jahrhunderts hier malend vorzustellen. Ein Ausflug in die Welt holländischer Malerei wie Brueghel u.a. mit ihren Schlittschuhszenen komplettiert die Außenansicht dieser landschaftlich so schönen Gegend.
Als Sears nach einer Woche erneut zu einem Schlittschuhausflug startet, macht er die erschreckende Erfahrung, dass der Teich als Müllkippe benutzt wird.
Hier deutet sich zum ersten Mal an, dass Sears ein ausgewiesener Naturschutzfan ist.

John Cheever veranschaulicht auf eindrückliche Weise in seinem Roman eine Gegenüberstellung der einladenden Natur mit ihrer Schönheit im Kontrast zur schmutzigen Zivilisation mit ihren Auswüchsen aller Art. Dazu gehören auch die technischen Neuerungen auf dem IT Markt, die manches einfacher und leichter machen, den Menschen aber innerlich verarmen und vereinsamen lassen.
Auch Lemuel Sears leidet an Einsamkeit und macht sich Gedanken über die Liebe und ihre Annehmlichkeiten, die er nun wohl bald vermissen würde.
Doch kleine Affären und erheiternde Begegnungen machen ihn nicht schwankend bei seinen Bemühungen, der Umweltverschmutzung den Kampf anzusagen. In hinreißenden Bildern erlebt man seine letzten Liebeserfahrungen, die bei aller Leidenschaft von Melancholie und Vergänglichkeit gezeichnet sind.
Schwermut, Ironie und Sarkasmus färben die Erzählung, die einem Abriss von Erinnerungen gleicht. Der Held Lemuel Sears verdeutlicht mit seinen Erlebnissen einmal mehr, wie die Vorzeit mit ihren Naturschönheiten unsere Gegenwart überstrahlt, und dass es einiges zu bewahren gilt. Schön und luftig geschrieben bietet uns die Geschichte einen Abriss über das, was man leicht übersehen könnte: dass aller Fortschritt auch Verlust von den Paradiesen der Vergangenheit mit sich bringen kann!

Der 1912 geborene und 1982 verstorbene Autor John Cheever ist lange unentdeckt bei uns geblieben. Der Dumont Buchverlag hat ihn in unser Bewusstsein gerückt und in der Übersetzung von Thomas Gunkel diesen letzten Roman von John Cheever neu herausgebracht. Man kann ihn getrost als eine Perle im Reich der amerikanischen Erzähler betrachten.

John Cheever
Ach, dieses Paradies
127 Seiten, gebunden
Dumont Buchverlag, Oktober 2013
ISBN-10: 3832196919
ISBN-13: 978-3832196912
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Christopher Hitchens: Endlich – Mein Sterben

Christopher Hitchens: Endlich – Mein Sterben

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Text zum Sterben und Tod.

Unbestechlich und realistisch sieht Christopher Hitchens seinem Sterben entgegen. Er hat Speiseröhrenkrebs wie schon sein Vater, und er wird daran sterben.

Dieser witzige, kluge, klare und scharfe Denker macht keinen Hehl daraus, dass er die Dinge nehmen wird, wie sie kommen. Das erspart ihm nicht Enttäuschungen, die er erleidet, als verschiedentlich von neuen Behandlungsverfahren zu hören ist. Nur: er gehört nicht zu den Haderern, die das Leben um jeden Preis verlängern möchten.

In einer langen Abhandlung erfährt man wie schon in seiner Biographie „The Hitch“, dass er als Atheist an keine transzendente Macht oder an einen Trost mit der Hoffnung auf ein Jenseits glaubt. In Briefen und Aussagen von Freunden und Kollegen erlebt man ihn noch einmal als aufgeschlossenen Gastgeber, Freund und Kollegen. Er scheute keine kontroversen Diskussionen und legte sich als Journalist und Beobachter des politischen Geschehens in aller Welt mit Freund und Feind gelegentlich an. Als kritischer Berichtersatter  blieb er sich zeitlebens treu. Sein deutscher Schriftstellerfreund- und Kollege Peter Schneider beschreibt ihn in seinem Prolog als Menschen, der einem großen Freundeskreis angehörte. Mit seinen spritzigen und absolut präsenten Lebensformen hat er seine Umwelt begeistert und gefesselt. Niemand konnte sich dem Charisma dieses Mannes entziehen.

Hitchens hielt an einmal gewonnenen Überzeugungen eisern fest auch um den Preis einer Freundschaft. Mit der Beurteilung des Irakkriegs, für den er eintrat, lag er nach Meinung Peter Schneiders falsch. Er ließ jedoch nicht ab von seiner  einmal gewonnenen Meinung.

Insgesamt  geht es in diesem letzten Buch von Christopher Hitchens um den Tod und das Sterben, dem er sich unerschrocken stellte.

Mit Neugierde und Interesse liest man die zahlreichen Berichte über Tod und Sterben, die seit Jahren auf dem Büchermarkt zu finden sind. Angefangen von Christoph Schlingensief über seine letzte Lebenszeit, den schmerzvollen Abschied von Connie Palmen, die über den Tod ihres zweiten Mannes schreibt, weiter über die großartige amerikanische Schriftstellerin Joan Didion in „Das Jahr magischen Denkens“  oder Jojo Moyes mit ihrem Buch „Ein ganzes halbes Jahr“: es gibt eine Vielzahl von Berichten und Erlebnissen, die das Sterben und den Tod in seinen mannigfaltigen Erscheinungsformen abhandeln. Eine jede Geschichte ist von Bedeutung, weil sie von dem existenziell ausweglosen letzten Weg mit all’ den unterschiedlich erlebten Begleiterscheinungen individuell berichten.

Ob mit Gottesglauben oder ohne: der Tod bleibt für uns alle ein Mysterium, das man sich nicht vorstellen kann.

Insofern bieten die Erfahrungen von Christopher Hitchens weitere Mosaiksteine auf dem Weg des eigenen Erlebens hin zum Tod.

Christopher Hitchen war Engländer von Geburt und Herkommen, lebte aber viele Jahre in Amerika, wo er am 15.12.2011 im Alter von 62 Jahren gestorben ist.

Christopher Hitchens
Endlich – Mein Sterben
128 Seiten, gebunden
Pantheon Verlag, Juni 2013
ISBN-10: 3570552187
ISBN-13: 978-3570552186
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Klaus Nonnenmann: Die sieben Briefe des Doktor Wambach

Klaus Nonnenmann: Die sieben Briefe des Doktor Wambach

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Doktor Hubert Wambach genießt seinen Ruhestand. Das Leben des ehemaligen Obervertrauensarztes ist von den immer gleichen alltäglichen Verrichtungen geprägt. Jeden Tag spaziert Dr. Wambach zum Grab seiner Frau, bis er eines Tages auf seinem Weg die kleine Louise trifft. Die Fünfjährige ist verzweifelt. Ihre Puppe Rapunzel ist verschwunden. Dr. Wambach ist betroffen und auch ein bisschen hilflos. Die kleine Louise tut ihm leid. Er fragt sich, wie er das Mädchen trösten kann. So schreibt er einen Brief auf einen Werberezeptblock. Es soll so aussehen, als schreibe Rapunzel an ihre Puppenmutti Louise. Mit dem Schreibstil ist er allerdings nicht zufrieden. Für ein Kind ist das nichts.
Dr. Wambach scheint sich ohnehin tüchtig verzettelt zu haben. Als er mit Louise im Hotelcafé Rheinterrasse sitzt, macht die zufällig vorbeikommende Mutter Louises eine gewaltige Szene. Wie kommt ihre Louise dazu hier mit einem fremden alten Mann auf der Terrasse zu sitzen und Kakao mit Sahne zu löffeln?

Das Leben des Doktor Wambach geht zu Ende. Der Tag ist bestimmt von Eintönigkeit. Wie immer. Aber das Alter fordert nun mal seinen Tribut. Wambach ist dennoch zufrieden. Mehr braucht er nicht. Er genießt die Ruhe und das gute Essen von Frau Gutöhrlein, die ihm momentan den Haushalt führt. Der Autor betrachte die Gewohnheiten des alten Mannes mit Traurigkeit, die geschickt, aber doch nicht vollständig, hinter Ironie verborgen wird.
Die kleine Louise bringt wieder Leben ins Haus. Der alte Mann und das kleine Mädchen werden schnell Freunde. Sie kommen nicht drauf, dass ihre Freundschaft auf andere, auch auf die Eltern von Louise, befremdlich wirken könnte. Wie kann ein alter Mann nur so naiv sein? Man kommt ihm dennoch mit Wohlwollen entgegen oder man übernimmt die Sympathie, die der Autor dem Doktor entgegenbringt. So verzeiht man auch die Briefe, die alles andere als kindgerecht sind. Aber Louise mit ihren fünf Jahren, blendet ohnehin alles aus, das sie sich nicht erklären kann. Die Briefe sind viel wertvoller für Dr. Wambach selbst, der mit ihnen noch einmal Erinnerungen an sein gelebtes Leben wachruft. Die Zeit läuft schließlich für ihn ab und das mit jedem Tag und jedem Kapitel im Buch. Vielleicht ahnt er es.
Man liest das kleine Büchlein mit Vergnügen, auch wenn es wehmütig macht. Die Neuauflage ist in Leinen gebunden. Die Erstausgabe erschien im Jahre 1959.

Rezension von Heike Rau

Klaus Nonnenmann
Die sieben Briefe des Doktor Wambach
155 Seiten, gebunden
Unionsverlag
ISBN-10: 3293004504
ISBN-13: 978-3293004504
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David Foster Wallace: Das hier ist Wasser

David Foster Wallace: Das hier ist Wasser

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Rückblick und Perspektive auf das Leben.

In einer fulminanten Rede vor Absolventen des Canyon College hat David Foster Wallace 2005 seine Lebenseinsichten dargelegt. Er spart nicht mit Parabeln, um den Schülern und Schülerinnen, die in ihr selbständiges Leben starten, eine Weltsicht zu vermitteln, in der er das „Denken“ anmahnt. Natürlich könnte man da leicht an eine Art Moralpredigt glauben! Doch weit gefehlt eröffnet der Redner seine Überlegungen mit Gedanken zu der Frage, was er unter „Denken“ versteht. Er mahnt genau genommen mit seinen Worten das Reflektieren über jegliches Handeln und jeglichen Glauben an.

Es ist eine pessimistische Rede, in der das Gleichmaß des Alltags, das Foster Wallace in ausufernden Farben ausmalt, dem „Denken“ gegenüber gestellt wird.

Ausgehend von der Tatsache, dass der Mensch als Individuum geboren wird, das sich selbst immer im Mittelpunkt des Handelns sieht, begründet der Redner eine Perspektive, die in der Empathie besteht und in der man zu dialogischem Querdenken ermuntert wird. An zahlreichen Beispielen macht er fest, wie man eine Person oder Situation oder Fragen des Glaubens aus unterschiedlicher Sichtweise betrachten kann und damit zu unterschiedlichen Einsichten gelangt.

Als eines von vielen Beispielen berichtet er von einer dicken Frau an der Supermarktkasse. Sie ist vielleicht nicht nur unansehnlich und dick sondern traurig mit der Pflege ihres kranken Mannes befasst. Mit einem ähnlichen Beispiel stellt der  Redner den Glauben in Frage. Rund heraus gesagt ist die Rede ein einziger Appell an das dialektische Denken, bei dem in allen Dingen immer zwei Seiten einer Medaille stecken.

David Foster Wallace hat eine philosophische Rede gehalten, prägnant und treffend, in der er davon spricht, wie schwer es ist, bewusst und erwachsen zu leben. Eine Rede, die nicht nur Studienabgänger betrifft, sondern von der wir alle lernen können.

Tragisch ist der Tod von D. Foster Wallace im Jahr 2008. Er hat sich vielleicht an seinem eigenen Anspruch, die Welt in Frage zu stellen, überfordert. Er bleibt jedoch bei seinen Freunden und Lesern unvergessen.

David Foster Wallace
Das hier ist Wasser
64 Seiten, broschiert
Kiepenheuer & Witsch, Mai 2012
ISBN-10: 3462044184
ISBN-13: 978-3462044188
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Siri Hustvedt: Der Sommer ohne Männer

Siri Hustvedt: Der Sommer ohne Männer

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Von Frauen und Männern…

Fast traumatisiert stellt Mia mit ihren 55 Jahren eines Tages fest, dass ihr Mann eine „Pause“ von der Ehe sucht.
Die Pause: das ist eine 20 Jahre jüngere Kollegin, mit der er sich verlustiert.

Es entspräche nicht der klugen, tiefsinnigen Siri Hustvedt, wenn sich hinter dieser Geschichte nicht mehr verbirgt!

Und so ist es denn auch: ihre sensible und feinsinnige Heldin landet zuerst in der Psychiatrie, bis sie sich zu einer Auszeit von ihrem Leben in Brooklyn NY entschließt. Sie verbringt einige Monate in der Nähe ihrer Mutter, die in einem Altenheim in Minnesota lebt.
Hier gibt Mia Kurse in kreativem Schreiben und lernt die alten Freundinnen ihrer Mutter mit ihren Geheimnissen kennen und eine Anzahl junger Mädchen, die von erotischen Nöten und Träumen bedrängt werden.

Zu dieser Zeit beginnt Mia ihr eigenes Leben zu reflektieren und taucht tiefgründig in Erinnerungen an die Kindheit, Schulzeit, an Gefühle von Verlust, Liebe und Ausgestoßensein ein. Ihre Einsichten erfahren Bereicherung in der Begegnung mit den fünf alten Damen, von Mia liebevoll die „Schwäne“ genannt. Sie sind von ungewöhnlicher Frische und nachdenklichen Lebensweisheiten und bieten Mia indirekt Trost und Hilfe. Abigail zeigt ihr einen versteckt in einen Gobelin gewebten Spruch „Gedenke, dass mein Leben ein Wind ist…“, den man im Buch Hiob im Alten Testament findet.

In der Adaption der Erkenntnisse und Erfahrungen aus ihren Begegnungen mit den alten Damen und eigenen Beobachtungen gewinnt Mia innere Festigkeit und neue Einsichten. Zu diesen gehört die Feststellung, dass es eine Zeit gibt, von der an man mit Schicksalsschlägen rechnet.

Siri Hustvedt beschreibt in ihrer lebhaften, intelligenten und einfühlsamen Diktion Dinge, die unmittelbar an eigenes Erleben rühren. Dabei umfasst sie mit ihren Analysen einen ganzen Kosmos von immer gleichen Erfahrungen aus der Menschheitsgeschichte.
Von Witwen und Verstoßenen, von Müttern und Töchtern, von der Liebe sehr junger Mädchen und sehr alten Damen und von traurigen und heiteren Begebenheiten weiß sie zu berichten. Immer sieht sie mit unsichtbarer Brille hinter Fassaden und entdeckt versteckte Signale, aus denen man herausdestilliert, wie es um uns Menschen, um Männer und Frauen und um deren Zusammenleben bestellt ist. Doch auch das eigene Erleben und Leiden kommt nicht zu kurz.

Das neue faszinierende Buch der gebildeten und sensiblen Autorin, die eine herausragende Rolle in der New Yorker Intellektuellenszene spielt, begeistert den Leser mit einem dichten Netz von eindrucksvollen Bildern. Siri Hustvedt ist eine mit Empathie und Mitgefühl ausgestattete Philosophin. Der Roman gehört für mich zu den Highlights diesjähriger Neuerscheinungen.

Siri Hustvedt
Der Sommer ohne Männer
Gebundene Ausgabe: 304 Seiten
Rowohlt, 2. Auflage, März 2011
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3498030108
ISBN-13: 978-3498030100
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