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Schlagwort: Apokalypse

Megan Hunter: Vom Ende an

Megan Hunter: Vom Ende an

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Dieses schmale Bändchen wirft viele Fragen auf!

In einer spartanischen Sprache mit vielen Absätzen wird fast einem Gesang gleich von der apokalyptischen Welt einer Mutter und ihres Babys erzählt.

Sie bekommt das Kind unter Schwierigkeiten. Ihr Mann ist auf dem Berg, er wird hinzugerufen. Doch scheint es so, dass die Welt untergeht. Sie versinkt unter steigenden Fluten und im Morast.

Zwischen den eigentlichen Text geschaltet sind fast biblische Töne zu hören, die den Untergang und das Werden und Vergehen versinnbildlichen.

Personennamen gibt es nicht, nur die Anfangsbuchstaben von Namen bedeuten uns, dass es sich um Menschen in einer Ausnahmesituation handelt. Von einer Schwiegermutter und einem Schwiegervater ist die Rede; nach und nach aber verschwinden auch diese. Der Ehemann fährt und fährt mit Frau und Baby auf der Flucht vor den Wassermassen. Die Stadt London wird langsam überflutet, und man findet sich einer gewaltigen Klimakatastrophe ausgesetzt.

Als der Ehemann es nicht mehr aushält in dem Auto und bei Aufenthalten in einfachsten Lagern, bleiben Mutter und Sohn Z zurück. Parallel zur untergehenden Welt wächst und gedeiht das Kind. Sinnhafter kann man Anfang und Ende nicht darstellen.

Und sind die namenlosen nur mit den Anfangsinitialen erkenntlichen Menschen eine Anlehnung an Franz Kafkas K.?

Auch gemahnt das ganze Geschehen an die biblische Geschichte von der Arche Noah.

Denkt man an die z.Zt. im Meer ertrinkenden Flüchtlinge und deren Lageraufenthalte, so ist das hier geschilderte Untergangsszenarium gar nicht so weit von unserer Realität entfernt.

Einem atemlosen Aufschrei gleich schleicht die Erzählung fort, wortgewaltig, poetisch und desaströs in der Darstellung. Vorläufer dieser Erzählung mag Cormac McCarthy mit seinem Roman „Die Strasse“ sein. Er ist noch um ein Vielfaches trostloser in der Beschreibung eines sinnentleerten Lebens, in der die ganze Welt und alles Getier unter einem Ascheregen versinkt.

Megan Hunter (geb.1984) ist viel jünger als McCarthy (geb.1933) und findet eine ganz eigene Sprache für den Untergang. Ihre Worte klingen visionär im Hinblick auf bevorstehende Weltuntergangsszenarien. Erschrocken und geschockt bleibt ein Leser zurück, der sich der Vorstellung nicht entziehen kann, was Atombomben und Umweltkatastrophen für Folgewirkungen auf unser aller Leben haben könnte.

Ein wahrlich anspruchsvolles und tief berührendes schriftstellerisches Meisterwerk.

Megan Hunter lebt mit ihrer Familie in Cambridge.

Megan Hunter
Vom Ende an
160 Seiten, gebunden
C.H.Beck, Mai 2017
ISBN-10: 3406705073
ISBN-13: 978-3406705076
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Emily St. John Mandel: Das Licht der letzten Tage

Emily St. John Mandel: Das Licht der letzten Tage

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Apokalyptische Visionen.

In dieser Geschichte, teils Fiktion, teils Rückblende, ist zunächst schwer ein roter Faden auszumachen.

Er zeigt apokalyptische Formen, die fast ein wenig an den ebenfalls sehr apokalyptischen Roman „Die Strasse“ von Cormac McCarthy erinnert.

Hier geht es um einen Virus, der binnen kurzer Zeit alles menschliche Leben auf Erden vernichtet. Es gibt nur wenige Überlebende.

In der Rückblende erfährt man erst Näheres über die einzelnen Akteure, Schauspieler, Liebende oder Freunde verschiedener Profession.

Arthur Leander, ein inzwischen berühmter Schauspieler, ist einer der Hauptakteure. Er hat verschiedene Ehen hinter sich. Zuerst mit Miranda, einer sieben Jahre jüngeren Frau, die er schon nach drei Jahren über hat und sie ihn! Hinreißend ist die Beschreibung, wie sie erkennt, dass sie in dieses Hollywood jener Schauspieler von Rang und Namen nicht gehört.

Doch sie ist eine aparte Person mit einem eigenwilligen Charakter. Schon lange arbeitet sie an einem Comic mit dem Titel „Das Licht der letzten Tage“. Es handelt sich nach ihren Aussagen um eine Graphic Novel, aber sie bietet niemandem Einblick in ihr Werk. Nur wir können uns vorstellen, dass dieser Comic uns an den Anfang der Geschichte zurückkatapultieren will.

So weit so gut.

Im Grunde geht es hier um die ganzen menschlichen Eitelkeiten, Entwicklungen, Trauer, Verlust und die Liebe!

Die Erzählung ist fein gesponnen, klug durchdacht und sprüht nur so vor Ideen, die den Leser herausfordern, sich intensiv mit dem Sujet zu befassen. Denn häufige Orts- und Szenenwechsel müssen verfolgt und erkannt werden.

Dann aber bekommt man Einblicke in gesellschaftliche Tabus und Verlockungen, in das Wechselspiel zwischen Beziehungen vom Beginn bis zum Ende bieten und in die Verwicklungen, in denen sich Menschen in Verkennung von Realität und Traum verfangen können.

Umrahmt bleibt die ganze Geschichte vom apokalyptischen Untergang. Die Menschen sind alle irgendwo gestrandet, wo sie den Rest ihres Lebens verbringen unter Bedingungen, wie sie die Frühzeit kannte: jagen, essen, überleben und das alles immer mit dem Bedürfnis, diese Hölle alter Zeiten in die noch in Erinnerung gebliebene Zivilisation wieder verlassen zu können. Doch geht denn das?

Ratlos und geschockt bleibt der Leser zurück. Der Roman zeigt, wie es uns allen gehen könnte, wenn eine Pandemie unser gegenwärtiges Leben auslöschen würde.

Emily St. John Mandel
Das Licht der letzten Tage
416 Seiten, broschiert
Piper Paperback, September 2015
ISBN-10: 3492060226
ISBN-13: 978-3492060226

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