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Schlagwort: Behinderung

Sabriye Tenberken: Die Traumwerkstatt von Kerala

Sabriye Tenberken: Die Traumwerkstatt von Kerala

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Die Welt verändern und Impulse dafür geben: das ist das Thema, und das ist die Geschichte, von der man hier hören kann.

Sabriye Tenberken ist mit 12 Jahren erblindet. Dank ungeheuer positiver Erziehungseinflüsse und einer selten optimistischen Lebenshaltung hat sie es ganz weit gebracht. Nicht nach unserem herkömmlichen Sinne ist sie erfolgreich; sie ist Entwicklungshelferin von einer besonderen Art.

Nach einer guten Ausbildung und einem Studium der Tibetologie, Soziologie und Philosophie, brach sie alleine nach Tibet auf. Dort schaute sie sich um, traf ihren Lebenspartner Paul Kronenberg und gründete mit ihm die erste Blindenschule der Region.

Welche Hürden es zu überwinden galt, wie man Zugang zu den Menschen fand und Überzeugungsarbeit leistete, dass blinde Menschen nicht gleich blöde Menschen sind, das kann man sich im gewöhnlichen Leben unserer Regionen kaum vorstellen.

Die beiden Aufbauhelfer leisten Unvorstellbares und bleiben beseelt davon, dass man auf diesem Weg noch weiter fortschreiten kann.

So gründeten sie eine Traumwerkstatt in Kerala/Indien. Dorthin kommen außergewöhnliche Menschen mit Behinderungen aus aller Welt, deren Visionen von neuen Projekten Erfolg zu versprechen scheinen. Hier lernen sie gemeinsam, wie man bei dieser Aufbauarbeit vorgeht.

Im Anhang sind die Namen und Länder aufgeführt, in denen schon Projekte aus der Werkstatt von Kerala hervorgegangen sind.

Sabriye Tenberken berichtet spontan und ohne Schönfärberei von ihren Anfangsschwierigkeiten, auch von Rückschlägen, immer aber getragen von der zuversichtlichen Hoffnung auf eine Veränderung der Welt. Sie ist weder naiv noch unrealistisch. Die sachliche und konkrete Berichterstattung macht das Buch zu einem Erlebnis. Wie charakterstark und selbstbestimmt muss ein Mensch sein, der trotz Behinderung sich an diese teilweise waghalsigen Projekte wagt?

Sie hat gelernt, mit der Nase und den Ohren ihre Einschränkung der Sehkraft zu kompensieren. Sie wirkt nie unsicher oder zaghaft. Stattdessen ist sie stabil und bestimmt in ihrem Vorgehen. Man merkt, dass manche ihrer Vorhaben fast unrealisierbar erscheinen.

Diese junge Frau besitzt eine außerordentliche visionäre Kraft. Sie packt etwas an, und es gelingt ihr. Gemeinsam mit ihrem Partner Paul Kronenberg hat sie fast Berge versetzt, und sie wird es weiter tun. Bewundernswert!

Ihr sind schon zahlreiche Ehrungen aufgrund ihrer Verdienste zuteil geworden.

Sabriye Tenberken
Die Traumwerkstatt von Kerala
288 Seiten, gebunden
Kiepenheuer&Witsch, September 2015
ISBN-10: 3462047175
ISBN-13: 978-3462047172
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Philippe Pozzo di Borgo: Ich und Du

Philippe Pozzo di Borgo: Ich und Du

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Schicksal meistern lernen…

Dieses neue Buch von Philippe Pozzo di Borgo nimmt einen von der ersten Zeile an gefangen.

Er hat ein ungewöhnliches Schicksal.

Nach der Lähmung von den Schultern abwärts durch einen Gleitschirmabsturz und nach dem Krebstod seiner Frau, als er ca 43 Jahre alt war, hat Philippe Pozzo di Borgo wohl so ziemlich alles an schwerem Leid ertragen müssen, was man als Mensch nur fassen kann. Zu Monate langen Krankenhausaufenthalten verdammt hat er, der aus einer wohlhabenden Familie stammt, viel Zeit zum Nachdenken und Reflektieren.

Jenseits des öffentlichen Hypes um den Autor, der mit seinem Buch und Film „Ziemlich beste Freunde“ seit einigen Jahren Furore macht, spricht hier derselbe Mensch über seine Selbsteinsichten gepaart mit zuweilen herber Selbstkritik. Die geäußerten Gedanken sind offen, ehrlich und aufrichtig.

Pozzo di Borgo hat offensichtlich seine Hybris und Eitelkeiten abgelegt und ist durch leidvolle Erfahrung zu einer inneren Haltung gelangt, die ihn wach und lebendig im Geiste zu immer tieferen Einsichten führt. Es geht ihm um Toleranz und Respekt dem Nächsten gegenüber, um eine Horizonterweiterung im Denken und darum, Mitmenschen in ihrer je eigenen Art gelten zu lassen. Seine These heißt: aus Ich und Du soll Wir werden in gegenseitiger Toleranz, Akzeptanz, Wohlwollen und Anerkennung.

Der Text ist selbstverständlich und klar im Ausdruck, so dass man keinerlei Eitelkeiten oder gar Eiferertum entdecken könnte.

Wenn das Leid gar zu groß wird, beschreibt er, wie er dann im „Augenblick“ zu leben beginnt. „Es mag prätentiös klingen, aber ich betrete dann die „Zeit“.( S 42)

Der Autor lässt mit dieser Niederschrift andere an seinen Einsichten teilhaben. Sympathisch, mit einem Schuss Ironie und Humor, hat di Borgo seine Entwicklungsgeschichte beschrieben, die ganz einfach neugierig macht. Neugierig auf einen Menschen, dessen Kräfte schier unerschöpflich zu sein scheinen, und der immer neue Stadien und Hürden des Lebens bewältigt.

Eingeflochtene kurze biographische Einschübe erweitern den Blick auf eine ungewöhnliche Persönlichkeit. Sie mag wahrlich Trost und Vorbild für andere Betroffene sein.

Festhalten muss man, dass Pozzo di Borgo eine visionäre Vorstellung über das menschliche Miteinander hegt, die sich nur schwer verallgemeinern lässt. Zu groß sind die Diskrepanzen der menschlichen Spezies zwischen Herkunft, Bildung, Begabung, Chancen und Wohlstand.

Man kann jedoch von seinem Weg durchaus für das eigene Wachsen und Gedeihen profitieren.

Für die Nachdenklichen unter den Lesern ist die Lektüre überaus lehrreich und anregend.

Philippe Pozzo di Borgo
Ich und Du
152 Seiten, gebundn
Hanser Berlin, August 2015
ISBN-10: 3446249451
ISBN-13: 978-3446249455
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Sharon M. Draper: Mit Worten kann ich fliegen

Sharon M. Draper: Mit Worten kann ich fliegen

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Melody leidet unter einer zerebralen Kinderlähmung. Sie ist schwerstbehindert und wird sich niemals selbst versorgen können. Da sie sich kaum bewegen kann, ist sie auf den Rollstuhl angewiesen. Nicht einmal durch Sprechen kann sie sich verständlich machen. Aber sie wächst in einer Familie auf, dies sie liebt, versorgt und fördert. Auch in ihrem Umfeld gibt es Menschen, die ihr verbunden sind. Insbesondere eine Nachbarin unterstützt die Familie, wo sie nur kann.

Melody hadert dennoch nicht mit ihrem Schicksal. Meist ist sie positiv gestimmt. Sie verfügt über einen wachen Geist. Sie ist wissbegierig, intelligent, hat ein ausgesprochen gutes Gedächtnis und ein erstaunliches Vorstellungsvermögen. Ihren Altersgenossen ist sie in manchen Dingen voraus. Ihr größter Wunsch ist es aber, sich mitteilen zu können. Sie kann sich in ihrer Fantasie und in ihren Träumen alles ausmalen, in ihrem Kopf ist alles möglich, aber sprechen kann sie nicht. Hier hilft ihr aber eines Tages die Technik weiter. Ein kleiner Sprachcomputer macht das für unmöglich Gehaltene dann doch möglich. Denn ihre Daumen kann Melody bewegen und damit tatsächlich das Gerät steuern.

Die Geschichte ist sehr beeindruckend. Die Autorin schreibt auf eine sehr einfühlsame Art und Weise. Sie lässt Melody selbst erzählen, was sie erlebt und empfindet. Wie sie sich stets ihre positive Einstellung gegenüber dem Leben zu bewahren versucht, obwohl das Schicksal so hart mit ihr verfährt und ihr immer wieder ihre Grenzen aufzeigt. Melody hat Humor und dass macht vieles leichter.

Ansprechen soll das Buch Jugendlich im Alter zwischen zwölf und fünfzehn Jahren. Und diese Zielgruppe wird wirklich perfekt angesprochen. Aber auch für Erwachsene ist das Buch interessant. Es sensibilisiert den Blick für behinderte Mitmenschen. Es gibt reichlich Stoff zum Nachdenken und Diskutieren. Und es vermag natürlich Vorurteile abzubauen.

Rezension von Heike Rau

Sharon M. Draper
Mit Worten kann ich fliegen
Aus dem Amerikanischen von Silvia Schröer
320 Seiten, gebunden
Ueberreuter Verlag
ISBN-10: 3764170107
ISBN-13: 978-3764170103
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Saita Shah: Ziemlich nah am Glück

Saita Shah: Ziemlich nah am Glück

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Leben mit Behinderung.

Es ist eine Sache, sich ein Kind zu wünschen und eine andere, ein behindertes Kind innerlich anzunehmen. So geht es Anna und Tobias: nach lange ersehntem Kinderwunsch stellte sich Freya ein.
Die kleine heiß ersehnte Tochter wirkt süß und zart, als man den Eltern eröffnet, dass dieses Kind mit schwerem Hirnschaden geboren wurde. Es wird viele Einschränkungen in der Entwicklung geben, und mit Sicherheit wird Freya ein schwer behindertes Kind bleiben.

Was tun? Ausgesetzt ihren irrlichternden Gefühlen können die Eltern keinen eindeutigen Standpunkt entwickeln. Tobias mehr noch als Anna wollen über all’ diesen Schwierigkeiten sich selber nicht verlieren. Doch ein schwerer Weg liegt vor ihnen. Sie wagen den Schritt nach Frankreich ins Languedoc. Es ist die einzig erschwingliche Gegend für sie, die karg und unwirtlich wirkt. Anna und ihr Mann erwerben ein herunter gekommenes Anwesen in der Hoffnung, hier ein neues Leben zu beginnen. Freya kommt mit!

Sehr einfühlsam und plausibel lässt uns die Autorin an den Wirrnissen der Gefühle und Ambivalenzen ihrer Protagonisten teilnehmen. Wie soll man sich wohlfühlen mit einem Kind, das keine normale Kontaktaufnahme ermöglicht? Wie wird die zukünftige Entwicklung auf die Eltern rückwirken? Freya hat Krampfanfälle und Erstickungsnöte und bedarf der Intensivpflege.

Anna und Tobias gehen durch tiefe Täler der Entfremdung zwischen sich und dem Kind. In Frankreich an ihrem bäuerlichen Ort im Languedoc finden sie Kontakte zu Menschen, die ihnen Hilfe und Rat in alltäglichen Lebensfragen anbieten. Die Gegend mit ihren eigenbrötlerischen Menschen umgibt die Geschichte mit dem besonderen Reiz des Außergewöhnlichen.

Saira Shah hat einen afghanischen Vater und eine indische Mutter und wuchs in England auf. Mit einem Dokumentarfilm über Afghanistan hat sie 2001 Aufsehen erregt und einen angesehenen Preis dafür gewonnen. Sie vermag sich gut in die Mentalitäten verschiedener Kulturen und Herkommen hinein zu versetzen.
So gelingt ihr auch mit diesem, ihrem ersten Roman, Einblicke in unterschiedliche Befindlichkeiten mit deren Folgen für die Menschen. Man liest das Buch angerührt und mit anhaltender Aufmerksamkeit.

Saita Shah
Ziemlich nah am Glück
384 Seiten, broschiert
Kiepenheuer & Witsch, Februar 2014
ISBN-10: 3462045628
ISBN-13: 978-3462045628
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Matthias Sodtke: Bist du krank, Rolli-Tom?

Matthias Sodtke: Bist du krank, Rolli-Tom?

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Hase Nulli liegt gemütlich in der Hängematte und liest. Auch Frosch Priesemut möchte gerne mal eine Runde abhängen, aber Nulli lässt ihn nicht. Dann wird Priesmut abgelenkt. Es klingelt. Als Nulli hört, dass es sein alter Schulfreund Tommi ist, springt er natürlich sofort aus der Hängematte. Die Freunde begrüßen sich herzlich. Aber Priesmut wundert sich schon, dass Tom in einen seltsamen rollenden Stuhl sitzt und fragt, ob das ein Zauberstuhl ist. Begeistert von diesem Wort fährt Tom gleich ganz geschickt eine „8“ um Nulli und Priesemut.

Es dauert, ehe Nulli begreift, dass Tom nicht zum Spaß im Rollstuhl sitzt. Von da an ist er sehr befangen. Er weiß gar nicht, wie er mit dem Freund umgehen soll. Und weil Priesemut den Ernst der Situation gar nicht zu erkennen scheint, beginnen Frosch und Hase zu streiten. Priesemut zieht sich schließlich zurück. Nulli kümmert sich allein um Tom. Er gibt sein Bestes, bietet Tom etwas zum Trinken im Schnabelbecher an und den extra zubereiteten Möhrenbrei will er ihm sogar füttern. Doch das kommt bei Rolli-Tom gar nicht gut an. Er möchte nicht behandelt werden, als wäre er krank.

Auch das ist wieder eine schöne Geschichte aus dem Alltag. Nulli und Priesemut werden mit einer Situation konfrontiert, die neu für sie ist. Beide verhalten sich ganz unterschiedlich. Priesemut schätzt die Situation falsch ein. Nulli gibt sich über alle Maßen besorgt und fürsorglich und glaubt, damit das Richtige zu tun. Und Tom schweigt zunächst. So entstehen Missverständnisse, die ausgeräumt werden müssen.

Der Autor nähert sich dem Thema also auf sehr direkte, aber eben auch auf die bekannte humorvolle Art und Weise. Feinfühligkeit schließt diese Direktheit nicht aus. Die Gefühle und Gedanken der drei Figuren werden nicht nur durch den Text verdeutlicht, sondern auch sehr schön durch die Bilder. Mimik und Gestik sind wie immer sehr deutlich. Schön ist auch, dass die drei sich wieder zusammenraufen und dann bei einer gemeinsamen Unternehmung richtig viel Spaß haben. Das Buch ist damit für Kinder sehr anschaulich gemacht. Es zeigt, wie wichtig es ist, aufeinander zuzugehen.

Rezensionen von Heike Rau

Matthias Sodtke
Bist du krank, Rolli-Tom?
Band 17. Nulli und Priesemut
72 Seiten, gebunden
Lappan Verlag
ISBN-10: 3830311796
ISBN-13: 978-3830311799
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