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George Pelecanos: Hard Revolution

George Pelecanos: Hard Revolution

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Beinahe möchte man diesen Roman schon als historischen Roman einordnen. Dabei liegt die Zeit der Handlung, 1959 und 1968, gar nicht so lange zurück. Dennoch nimmt er historische Ereignisse auf, beleuchtet sie auf interessante Weise aus verschiedenen Blickwinkeln. Thema ist der Rassismus gegen die farbige Bevölkerung in den USA.

Während der ersten Handlungszeit 1959 werden mehrere Figuren vorgestellt, als sie noch Kinder waren. Es bilden sich Freundschaften, es gibt erste Rangeleien. Die Freundschaften verlaufen über Familien unterschiedlichster Herkunft. In Washington gibt es Viertel für Farbige, für Griechen, für Juden, für Italiener. Jede Gruppe bleibt eigentlich unter sich, doch in der Schule mischt sich einiges und die Freundschaften erstrecken sich über diese Gruppen hinweg.

Zehn Jahre später sind aus den Kindern junge Erwachsene geworden. Einige von ihnen haben einen „vernünftigen“ Job, andere einen Aushilfsjob nur zum Geldverdienen. Einige waren bereits in Vietnam, haben dort Gehorsam und Töten gelernt, andere sind aus Vietnam nicht zurückgekehrt. 1968 ist ein Jahr der großen Unruhen in den USA. Die Afroamerikaner jubeln dem Menschenrechtler Dr. Martin Luther King zu. So wie im ganzen Land toben die immensen Unruhen in Washington.

Pelecanos beschreibt den brodelnden Kessel in all seinen Details und hauptsächlich über die Figuren und ihre Beziehung zueinander. Dreck, Schmutz, Freundschaft, Ehre und Gangs spürt der Leser unmittelbar. Drogen und vor allem Musik des Labels Motown liegen stets in der Luft. Mit sehr vielen alltäglichen Ereignissen, wie die Musiktitel, die Sänger, aber auch Fernsehserien, versucht der Autor den Leser mit Erinnerungsstücken in die damalige Zeit zu versetzen. Viele Stränge sorgen für Spannung, stets ist man gefordert, um zu erfahren, welche Gang, welche Leute gerade etwas aushecken wollen.

Besonders Interesse gewann ich an dem Verhältnis der beiden Polizisten Derek Strange (farbig) und Troy Peters (weiß). Über alle Seiten des zweiten Teils hinweg Ihre Annäherung zu lesen, macht allein schon den Roman lesenswert.

Gar nicht gefallen hat mir im Gegenteil im ersten Teil des Romans die Anzahl der eingeführten Figuren, die alle mit Namen und einer Biographie versehen wurden, selbst kleinste Nebenfiguren. Im zweiten Teil ist dann die Fluktuation geringer und man weiß, wer zu wem gehört, um wen es sich handelt und in welchem Stang jeder mitspielt. Heutige TV-Serien und Nachrichten aus den USA zeigen leider immer noch, dass es in der amerikanischen Gesellschaft kaum einen Unterschied zu der damaligen gibt.

George Pelecanos
Hard Revolution
Aus dem Amerikanischen von Gottfried Röckelein
Ars Vivendi Verlag, Cadolzburg
ISBN 9783869137667

© Detlef Knut, Düsseldorf 2017
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Antonia Hodgson: Der Galgenvogel

Antonia Hodgson: Der Galgenvogel

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Diesen Roman als Kriminalroman zu bezeichnen, wäre nicht das richtige Wort. Er ist eher ein Ganovenroman. Denn im Mittelpunkt steht Tom Hawkins, ein Mann, der in den Tag hineinlebt, nichts Richtiges mit sich anzufangen weiß und das Geld seiner Freundin verprasst. Denn Kitty hat eine große Erbschaft gemacht und ist Inhaberin einer kleinen, verruchten Buchhandlung, die unterm Ladentisch pornographische Bücher vertreibt und regelmäßig von den Sittenwächtern kontrolliert wird.

Es wird das Jahr 1728 geschrieben im London des Lebemanns und Spielers Tom Hawkins. Der Dreck und Gestank in den Gassen, die Straßenräuber und Beutelschneider, sowie der Umgang der Menschen untereinander erinnern an die Szenerie in den Romanen von Charles Dickens und Daniel Defoe. Die Autorin hat ihren Roman in zwei Stränge strukturiert. In der Gegenwart wird von einem Erzähler der Weg Tom Hawkins zu dessen Hinrichtung in Tyburn geschildert. Dieser Strang ist für den Leser zusätzlich durch Kursivschrift abgegrenzt. Der zweite, und bei weitem längere, Strang wird vom Protagonisten selbst erzählt und ist eine Rückblende. Er geht der Frage nach, wie es dazu kommen konnte. Damit ist ein gehöriges Stück Spannung geschaffen, die vom ersten bis zum letzten Kapitel reicht. Wie auch bei dem französischen Ganoven Cyrano de Bergerac taucht der Leser in eine Welt ein, die voller Schmutz, Gestank, Vulgärsprache und Verbrechen zu sein scheint. Dabei ist an den Verhaltensweisen der einzelnen Figuren immer wieder erkennbar, dass sie auch liebevoll miteinander umgehen können und ihre Grobheit lediglich nach außen zur Schau getragen wird. Das ist die Strategie zum Überleben, zum Existieren in der Gesellschaft.

Die Figur des Protagonisten Tom Hawkins wurde bereits im ersten Roman „Das Teufelsloch“ der Autorin entwickelt. Dadurch kann Hawkins in diesem Roman bereits auf Erfahrungen zurückgreifen. Das vorhergehende Buch zu lesen, ist aber nicht zwingend notwendig für das Verständnis. Sein Weg zum Galgen wird von einem Mord verursacht. Die Aufklärung dieses Mordes strebt der Protagonist selbst an. Damit wird der Roman schließlich doch ein Ermittlungsroman. Der Leser wird im Verlauf ständig auf neue Verdächtige geführt, auf neue Fährten gelenkt. Hodgson schafft ein fantastisches Verwirrspiel mit detailtreuer Milieustudie. Über die Handlung hinaus klärt die Autorin in einem kurzen Abriss am Ende des Buches über die historischen Hintergründe auf. Eine nette Beigabe, welche gelegentlich zu einem „Aha“ führen kann.

Dieser Roman ist ein empfehlenswerter Weihnachtsschinken,. So, wie ich an den Festtagen sehr gerne historische Filme sehe, lese ich auch gerne solche Romane. Deshalb hatte mir „Der Galgenvogel“ auch schon wenige Wochen vor Weihnachten ein Gefühl von Weihnachten vermittelt.

Hodgson, Antonia
Der Galgenvogel
Droemer Knaur Verlag, München
ISBN 9783426653463

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Nic Pizzolatto: Galveston

Nic Pizzolatto: Galveston

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Es ist der Debütroman des Autors der amerikanischen Serie „True Detectives“, der eine spannende Geschichte aus dem Milieu der Verbrechen schildert und dennoch kein Kriminalroman ist. Im Mittelpunkt steht der Geldeintreiber und Killer Roy Cady, wegen seiner hünenhaften Erscheinung Big Country genannt. An dem Tage, als er von seinem Arzt erfährt, dass er wegen Lungenkrebs bald sterben wird, wird er von seinem Chef zu einem Auftrag geschickt, soll dieses Mal aber keine Schießeisen mitnehmen. Als er mit seinem Kollegen Angelo dort eintrifft, wo sie das Geld einkassieren sollen, treffen sie den Mann tot an. Im selben Moment werden sie beide angegriffen, es wird auf sie geschossen. Während Angelo tödlich verletzt wird, erledigt Big Country die unbekannten Gegner, wird selbst verletzt und trifft in dem Chaos auf eine junge Frau, die vor lauter Angst nur so schlottert. Big Country vermutet, dass er selbst in eine Falle gelockt wurde und nimmt sich in der ersten Reaktion der jungen Frau mit Namen Raquel, genannt Rocky, an. Die erkennt ihre Chance, zusammen mit ihrem „Retter“ aus ihrem beschissenen Verhältnissen zu fliehen. Alle Versuche Roy Cadys, Rocky wieder loszuwerden, scheitern. Sie hängt sich wie eine Klette an ihn, erzählt ihm eine neue rührselige Geschichte nach der anderen. Weil Big Country weiß, dass er nicht mehr lange zu leben hat, zählt für ihn nur eines: Rocky und sich außer Reichweite seines Chefs zu bringen und sich dann an diesem zu rächen. Denn nur der kann ihn in die Falle gelockt haben.

Pizzolatto hat diesen Roman aus der typischen Ich-Perspektive eines Privatdetektivs erzählt. Zwar ist der Protagonist kein solcher, aber er ist ähnlich heruntergekommen, fühlt sich ähnlich schlecht, sehnt sich nach einer Familie und hat den Rest durch die Todesnachricht seines Arztes und den Anschlag auf ihn bekommen. Er ist ein Verlierertyp durch und durch (In Hollywood wäre aus meiner Sicht Tommy Lee Jones der geeignete Schauspieler, aber ich habe ja keinen Einfluss auf ein Casting.), der aus seinem Leben erzählt. Das ist stimmig und überzeugt. Die ungewöhnliche Figur des Protagonisten hat darüber hinaus ihren besonderen Reiz und bricht jedes Klischee. Aber auch Rocky, die als freche Rotznase in die Szenerie einsteigt, wird wachsen und versuchen, ihrer Verliererrolle zu entkommen.

Die raffinierte Montage der Geschichte, die Ende der 1980er Jahre beginnt und zwölf Jahre später endet, schafft einen besonderen Spannungsbogen. Die Frage, ob man einen Killer mögen kann, stellt sich gar nicht. Ein sehr zu empfehlender Roman.

Pizzolatto, Nic
Galveston
Aus dem Amerikanischen von Gunter Blank
blanvalet Verlag, München
ISBN 9783734101816

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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James Lee Burke: Mississippi Jam

James Lee Burke: Mississippi Jam

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Dave Robicheaux ist Cop im Iberia Parish Sheriff’s Department von New Iberia in Louisiana. Neben diesem Job betreibt er einen kleinen Boots- und Angelverleih. Als passionierter Taucher bekommt er den Auftrag, nach einem deutschen U-Boot aus dem Zweiten Weltkrieg zu suchen. Sein Auftraggeber, ein Jude namens Hippo Bimstein, möchte das Boot bergen und daraus ein Casino machen. Dave hat eigentlich keinen Bock auf diesen Auftrag und gibt Hippo einen Korb. Doch da wird plötzlich sein Angestellter Batist festgenommen von einem Polizeikollegen aus dem NOPD, mit dem Dave noch eine Rechnung offen hat. Dave Robicheaux fühlt sich verantwortlich für Batist, will ihn auf Kaution herausholen und einen Anwalt stellen. Dafür braucht er Geld. Also nimmt er doch den Tauchauftrag an. Doch so einfach geht das nicht. Denn ein weiterer Ganove betritt die Bühne und verdoppelt das Angebot betreffend die Suche nach dem U-Boot. Außerdem soll Dave damit den ersten Auftraggeber fallen lassen, weil das ein Jude sei. Drehte sich bislang alles um sein Hobby und Freizeitvergnügen wird es mit dem Auftauchen von Leichen zunehmend dienstlicher für Dave.

Burke schreibt knallharte Krimis mit umfassend gezeichneten Figuren und detailgetreuen Milieustudien. In winzigen Anmerkungen versteht er es, die Gesellschaft im Louisiana der letzten Jahre mit allen ihren Ressentiments und Widersprüchlichkeiten abzubilden. Obwohl schwarze und weiße Amerikaner heute schon nebenher leben, wird der Rassismus immer wieder deutlich. Das bekommt z. B. der Protagonist, ein Weißer, dadurch zu spüren, weil er mit einer Schwarzen verheiratet ist und er Schwarze beschäftigt. Die Frauenfeindlichkeit und das Machogehabe der Männer hat auch etwas mit der Hautfarbe zu tun. Der Protagonist Robicheaux, den Burke für diese Reihe entwickelt hat, ist eine ungewöhnliche Krimifigur, nicht nur wegen des damaligen Alkoholproblems. Robicheaux verwirklicht seine eigenen Ansichten von Recht und Gesetz. Unterstützt wird er dabei von seinem Freund Clete Purcel, der immer gut genug für eine Leiche im eigenen Keller ist, und von seiner Familie. Mit dieser Figur ist James Lee Burke sehr gut beim Pendragon Verlag aufgehoben, denn auch der Ermittler Jessse Stone von dem Schriftsteller Robert B. Parker, dessen Romane dort erscheinen, hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Dave Robicheaux.
Die Feingliedrigkeit von Robicheauxs Ansichten lassen ihn sympathisch werden, auch wenn er als knallharter Typ nicht davor zurückschreckt, einen Verbrecher abzuknallen.

Meine Empfehlung: höchst lesenswert! Nicht zuletzt wegen der sehr gut stimmigen Übersetzung von Jürgen Bürger. Danke an den Pendragon für die Herausgabe dieser deutschen Erstausgabe. Knallhartes Lesefutter für alle, die den Nervenkitzel mögen.

Burke, James Lee
Mississippi Jam
aus dem Amerikanischen von Jürgen Bürger
Pendragon, Bielefeld
ISBN 9783865325273

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Robert B. Parker: Tod im Hafen

Robert B. Parker: Tod im Hafen

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Mit der fünften von mir gelesenen deutschen Übersetzung eines Jesse-Stone-Romans geht es in einen tiefen Sumpf.

Im Hafen der Kleinstadt Paradise, in der Jesse Stone Polizeichef ist, wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Schnell findet Stone heraus, dass es sich um ein junges Mädchen aus Florida handelt. Florence war attraktiv, reich und hatte eine Vorliebe für außergewöhnliche Sexspiele. Keine gute Gemengelage, denn alles zusammen scheint ihr zum Verhängnis geworden zu sein.

In Paradise findet gerade eine Segelregatta statt. Der Hafen ist überfüllt mit Jachten. Auf einer von ihnen aus Fort Lauderdale wurde Florence zum letzten Mal lebend gesehen. Doch sowohl der Besitzer als auch die Mannschaft halten sich mit Auskünften und Informationen bedeckt. Auch die beiden Schwestern von Florence, blond und braungebrannt, hüllen sich eher in Schweigen, als dass sie der Polizei bei ihren Ermittlungen helfen. Die Vernehmung der Eltern ist ebenso erfolglos. Diese scheinen sehr unbeteiligt und uninteressiert an ihrer Tochter. Im Gegenteil, sie streiten sogar ab, eine Tochter namens Florence zu haben. Jesse Stone muss einem Wirrwarr aus Sex, Lügen und Verdrängung Herr werden.

In diesem Roman hat sich Parker einmal mehr neuen Figuren zugewandt, die eine wesentliche Rolle spielen. In den Hintergrund ist das Polizeiteam von Stone getreten, das in den anderen Romanen für unterschwellige Dialoge sorgte. Da es im vorliegenden Roman Verflechtungen mit Florida gibt, bekommt Jesse Stone Amtshilfe (inoffiziell) von einer Kollegin, die nicht unwesentlich an den Ermittlungen beteiligt ist. Auch sein Kollege Healy aus Boston unterstützt ihn tatkräftig.

Wohltuend beinahe ist, dass Stone den gesamten Roman über trocken (im Sinne von „abstinent“) ist. Er selbst verkündet auch manchmal stolz zu sein, elf Monate keinen Tropfen Alkohol mehr angerührt zu haben. Dem Leser kann er so manches Mal leidtun, wenn seine Gesprächspartner ein Glas Wein oder einen Whiskey trinken und er sich mit Cola betrinkt. Dafür bekommt die Liebe zu seiner Ex-Frau Jenn eine neue Chance.

Ein Jesse-Stone-Roman, den man bis zur letzten Zeile nicht aus der Hand legt.

Parker, Robert B.
Tod im Hafen
Aus dem Amerikanischen von Bernd Gockel
Pendragon, Bielefeld
ISBN-10: 3865324169
ISBN-13: 9783865324160

© Detlef Knut, Düsseldorf 2014

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Robert B. Parker: Eiskalt

Robert B. Parker: Eiskalt

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Es gibt Bücher, da hat man das Gefühl, nach Hause zurückzukehren. Die Jesse-Stone-Reihe gehört in meinem Falle dazu. Ich hatte nur den ersten Satz des zweiten Kapitels in dem dritten Buch, welches ich bislang vor der Nase hatte, gelesen und war sofort gefangen. Die Örtlichkeiten, das Setting, die Figuren – neben Jesse vor allem Suitcase und Molly, aber auch andere –, die Stimmung: Alles schien mich willkommen zu heißen.

Der alkoholabhängige Polizeichef von Paradise bekommt es dieses Mal mit einem killenden Pärchen zu tun, deren größte Lust darin besteht, nach einem Mord hochekstatischen Sex zu haben. Obwohl das erste Kapitel mit den Tätern beginnt, schieben sich diese trotz aller Brutalität nur ganz sanft in das Blickfeld von Jesse Stone. Denn zunächst ist Jesse bemüht, die Vergewaltigung an einem Schulmädchen aufzuklären. Obwohl er sofort weiß, wer die Täter sind, braucht es seine speziellen Methoden, die männlichen Schüler und deren Eltern dies nachzuweisen. Doch das Killerpaar rückt näher. Während Jesse noch versucht, sein Alkoholproblem und seine Liebschaften in den Griff zu bekommen, zeichnet sich ab, dass sich die Killer Jesse als Opfer vorgenommen haben. Nun wird es eng für ihn und der Showdown des Romans beginnt.

Der Erzählstil strahlt eine Ruhe aus, wie man sie aus amerikanischen Kleinstädten kennt. Das mag Klischee sein, hatte aber solch eine Wirkung auf mich. Besonnenheit bei der Ermittlung trotz der persönlichen Probleme zeichnen den Protagonisten aus, der in den Verfilmungen von Tom Selleck gespielt wird. Ihn aber als ernsten Menschen zu bezeichnen, wäre falsch. Denn er lässt sich immer wieder auf die Späße seiner Mitmenschen ein. Egal, welche von den beiden o. g. Nebenfiguren in sein Büro tritt, als Leser kann man sich in den meisten Fällen über einen unterhaltsamen Dialog freuen.

Wer meinen Rezensionen zu „Das dunkle Paradies“ und „Terror auf Stiles Island“ gefolgt ist, dem rufe ich mit diesem Roman zu: Kommt mit heim. Jesse ist noch lange nicht am Ende.

Parker, Robert B.
Eiskalt
Aus dem Amerikanischen von Bernd Gockel
Pendragon, Bielefeld
ISBN-10: 386532391X
ISBN-13: 9783865323910

© Detlef Knut, Düsseldorf 2014
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Jacques Berndorf: Eifel-Bullen

Jacques Berndorf: Eifel-Bullen

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Die verbrecherischen Machenschaften in der Eifel gehen weiter. In dem aktuellen Roman „Eifel-Bullen“ von Jacques Berndorf geht es sofort mit zwei Toten zur Sache. Bevor Siggi Baumeister richtig wach wird, wird er von Kriminaloberrat Rodenstock angerufen und beauftragt, bei zwei Leuten in der Nähe zu recherchieren. Baumeister merkt, dass Rodenstock unter Strom steht, und erwartet keine langatmigen Erklärungen. Er soll bei einer Frau Walbusch überprüfen, ob sie die Nacht über zuhause gewesen ist, oder ob sie woanders war. Außerdem soll er in einem anderen Haus überprüfen, ob sich dort jemand aufhält. Baumeister denkt als Freund Rodenstocks nicht sehr lange nach und erledigt diese Aufgaben. Sodann begibt er sich an den Ort, den Rodenstock ihm als Tatort genannt hat. Dort angekommen, muss er feststellen, dass zwei Polizisten, eine Frau und ein Mann, neben ihrem Einsatzfahrzeug mit Kopfschüssen niedergestreckt worden waren. Alles sieht wie eine Hinrichtung aus. Die Polizei befindet sich in höchster Alarmbereitschaft, Kischkewitz und Rodenstock sind höchstem Stress ausgesetzt. Ein Politiker hat versucht, sich in die Ermittlungen einzumischen, und den beamten Druck zu machen. Die Polizei und auch die Staatsanwältin aus Trier wissen nicht, wie sie in diesem Fall ansetzen sollen. Zumal die beiden Polizisten in einem Landkreis aufgefunden wurden, indem sie nicht zuständig sind. Mit den ersten beiden kleinen Aufträgen an Baumeister wurde dieser ganz offiziell in den Fall mit einbezogen und bekommt natürlich sofort seine exklusiven Rechte, darüber einen Artikel zu schreiben. Für die Recherche des Artikels als auch für die Ermittlungsarbeit macht sich Baumeister also auf den Weg und beginnt mit seinen Interviewarbeiten. Als Erstes besucht er eine Freundin der toten Polizisten. Baumeister erfährt, dass es die engste Freundin der Toten ist. Darüber hinaus erfährt er, dass es in der Familie der Toten vor Jahren seltsame Vorgänge gegeben hatte, die möglicherweise ein Motiv für einen Mord darstellen könnten. Bei einem gemeinsamen Abendessen aller beteiligten Ermittler ergibt sich also als Ergebnis, dass die offiziellen Behörden eher an eine Hinrichtung denken, wohingegen der Journalist durchaus private Motive für möglich hält.

Wer als Leser Berndorfs Krimis mag, der ist nicht nur ausschließlich an den Kriminalfällen interessiert. Ihn interessieren in aller Regel auch die Vorkommnisse und Begebenheiten im Umfeld Siggi Baumeisters. Dabei kann es sich manchmal um eine neue Freundin handeln; manchmal handelt es sich um einen Streit zwischen seinem Freund, dem Kriminaloberrat Rodenstock und dessen Lebensgefährtin Emma, der Ex-Polizistin aus Holland; manchmal handelt es sich nur um den Kater Satchmo, der im Hause des Journalisten sein Dasein fristet. Mit großem Genuss widmet sich Berndorf der Beschreibung des Umgangs Baumeisters mit seinem Kater. Obwohl diese Passagen nichts mit dem aktuellen Kriminalfall zu tun haben, sind sie spannend und unterhaltsam und machen dem Leser Spaß.

Nachdem ich bereits einige Bücher des Autors als Hörbuch gehört hatte, brachte mir das Lesen ein besonderes Vergnügen. Selbstverständlich hörte ich in meinem Inneren die Stimme Jacques Berndorfs, der alle seine Hörbücher selbst eingelesen hat. Besonders interessant fand ich es wieder, wie er größte Teil des Buches als Dialog gestaltet wurde. Nur wenige Passagen werden vom Erzähler dargeboten. Da es sich dabei um Baumeister handelt, der in der Ich-Form nach Art eines Privatdetektivs erzählt, bleiben ihm schließlich auch nicht viele Möglichkeiten, Informationen über das Geschehen zu erhalten. Er erfährt dies aus Gesprächen mit seinen Freunden oder anderen Personen in der Handlung. Geschickt läuft so der gesamte Verlauf bis zur Ermordung der Polizisten und danach der Ermittlungsarbeit in Dialogen ab. Dem Mitdenken des Lesers sind keine Grenzen gesetzt.

Sehr gut gemachte, spannende Unterhaltung, die dabei auch ein kritisches Auge auf die momentane gesellschaftliche Entwicklung lenkt.

Berndorf, Jacques
Eifel-Bullen
Taschenbuch
KBV, Hillesheim
ISBN 9783942446617
© Detlef Knut, Düsseldorf 2012

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