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Schlagwort: Dorfleben

Rita Falk: Rehragout-Rendezvous – Der elfte Fall für den Eberhofer

Rita Falk: Rehragout-Rendezvous – Der elfte Fall für den Eberhofer

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Schon der elfte Fall? Na, so was! Es hat seinen Vorteil, perfekt eingelesen zu sein und jede Figur im Buch genau zu kennen. Und so weiß man eigentlich genau, was zu erwarten ist. Es kommt aber ein wenig anders.

Der Eberhofer Franz hat natürlich wieder einen neuen Fall. Der Steckenbiller Lenz, ein wohlhabender Bauer, wird vermisst. Aber da dieser erwachsen ist und gern einfach mal für längere Zeit unterwegs, sieht der Dorfpolizist keinen Grund nachzugraben. Da kann die Mooshammer Liesl so viel Druck machen, wie sie will. Was hat sie überhaupt mit dem Steckenbiller zu tun?

Den Eberhofer beschäftigt etwas anderes. Was soll er bitte davon halten, dass die Oma nichts mehr kochen mag? Wenn es den Simmerl nicht gäbe mit seinen Leberkäs-Semmeln müsste er glatt verhungern. Denn seine Susi wird sich kaum in die Küche stellen, selbst wenn sie kochen könnte. Sie vertritt den kranken Bürgermeister und treibt auf hochhackigen Schuhen Projekte voran, die ihr wichtig erscheinen. Ein ganz anderes Auftreten hat sie als temporäre Bürgermeisterin entwickelt, auch dem Eberhofer gegenüber spielt sie sich auf. Die Stimmung im Rathaus ist unterirdisch.

Auch in der Familie begegnet man sich nur noch mit Respektlosigkeit. Keiner kann oder will die Oma verstehen, die sich ihren Ruhestand wahrlich verdient hat. Da wird viel Porzellan zerschlagen. Jedes Familienmitglied verliert Sympathiepunkte ohne Ende. Die sollten sich besser wieder zusammenraufen.

Ach ja, da war ja noch der Fall. Der wird dann doch noch vorangetrieben. Aber nicht vom Eberhofer selbst, sondern wie gewohnt von seinem Freund, dem Birkenberger Rudi. Wobei auch diese Freundschaft immer mehr herunterkühlt. Der Eberhofer pickt sich die ermittlungsrelevanten Rosinen heraus und lässt den Birkenberger ansonsten im Regen stehen.

Der Schreibstil von Rita Falk ist geblieben. Und der hat Unterhaltungswert, auch wenn der Kriminalfall sang- und klanglos zu Ende geht und die Wandlung der Familie sehr verwundert.

Rezension von Heike Rau

Rita Falk
Rehragout-Rendezvous – Der elfte Fall für den Eberhofer
Ein Provinzkrimi
304 Seiten, Klappenbroschur
dtv Verlagsgesellschaft, September 2021
ISBN-10: 3423262737
ISBN-13: 978-3423262736
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Angelika Klüssendorf: Vierunddreißigster September

Angelika Klüssendorf: Vierunddreißigster September

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Angelika Klüssendorf erzählt uns in ihrem neuen Roman die Geschichte eines Dorfes und ihrer Bewohner in Ostdeutschland.

Hilde und Walter sind zwei nüchterne Menschen, denen man nicht glauben mag, dass sie ein Ehepaar sind. Sie sind muffelig und wenig freundlich miteinander. Walter neigt zu Wutausbrüchen, erniedrigt seine Frau und wütet gegen alle und jeden. Sie war zermürbt, weil sie sich von ihrem unfreundlichen und zornigen Mann nicht längst getrennt hat.

Als bei ihm ein Hirntumor festgestellt wird, ist er „nett“, was seine Frau irritiert. Er ist ihr einfach nicht mehr vertraut mit dieser sanften Freundlichkeit.
Nach kurzer Zeit bringt sie ihn zu Silvester um, indem sie seinen Schädel mit einer Axt spaltet.

So nüchtern wie das Paar im Umgang miteinander war, schreitet die Erzählung voran.
Es geht nicht etwa um Aufklärung des Mordes; nein, Walter erscheint als Berichterstatter aus dem Jenseits. Er trifft hier noch einige andere verstorbene Dorfbewohner, und gemeinsam beobachten sie aus ihrer Sicht, was sich in der dörflichen Gemeinschaft abspielt.

Jede Episode beginnt mit einem Namen als Überschrift, so dass man weiß, wer hier spricht.
Angelika Klüssendorf zeichnet auf diese Weise ein recht einfaches Leben der Dorfbewohner.
Da geht es um Begegnungen, das Äußere und um undifferenziert denkende und agierende Menschen. Es sind Alltäglichkeiten, die das Leben bestimmen.

Nur wenig Beschauliches gibt es zu berichten. Ein Junge verliert bei einem Unfall sein Bein; seine Mutter mag ihn nicht, und er mag sie nicht. Hilde, die einst Sprechstundenhilfe bei Dr. Kies war, hat ihm nach dem Unfall erste Hilfe geleistet. Als er sich bei ihr zunächst bedankt, folgt schon bald ein Fluch, weil man ihm den Unterschenkel amputiert hat.

Langsam reiht sich eine Episode an die nächste. Natürlich kennt man sich im Dorf. Jeder weiß etwas über den anderen. Es ist offensichtlich, dass es viel Gerede gibt, und dass es nicht fröhlich zugeht zwischen den Menschen. Zuerst bleibt man noch neugierig in der Erwartung eines vielleicht bedeutenderen Erlebnisses. Ab der Mitte des Buches stellt sich Ermüdung ein. Die gelegentlich witzige, zuweilen aber surreale Atmosphäre durch die Gespräche aus dem Jenseits vermag den Leser*in nicht wirklich zu fesseln.

Frühling, Sommer, Herbst und Winter machen den Wechsel aus. Die kurzen Landschaftsbeschreibungen, ein Duft von Sonne und Gras, Kälte, Schnee, Sturm und Regen sind glanzvolle Höhepunkte der Erzählung.

Wäre man selbst Mitglied der Gemeinschaft, könnte man vielleicht Interesse an der einen oder anderen Person finden. So bleibt der Satz der Schriftstellerin, ebenfalls eine Dorfbewohnerin, zum Ende des Romans haften: „Das Leben ist nur eine Unterbrechung, ein kurzes Innehalten zwischen dem Nichts davor und dem Nichts danach.“ Das klingt ernüchternd und fast ein wenig depressiv, wenn es auch der Wahrheit nahekommt.

Angelika Klüssendorf ist eine renommierte deutsche Schriftstellerin. In einem FAS Artikel vom 12.09.2021 wird sie als eine von drei Schriftstellerinnen beschrieben, die sich dem Dorfleben in ihren Romanen verschrieben haben. Ist das eine neue Kategorie von Lebensbeschreibungen?
Wir werden sehen!

Angelika Klüssendorf
Vierunddreißigster September
Piper, 2. Auflage, September 2021
224 Seiten, gebunden
ISBN-10: 3492059902
ISBN-13: 978-3492059909
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Juli Zeh: Über Menschen

Juli Zeh: Über Menschen

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In ihrer unübertroffen leicht ironischen Sprache erzählt Juli Zeh wieder einmal über Menschen.

Wir sind in der Jetztzeit angekommen. Es herrscht Corona all überall.

Dora, ca 36 und Texterin von Beruf, ist von Berlin aufs Land gezogen. Warum? Sie wollte weg von ihrem Freund mit seinen Klimagedanken und seiner Unruhe. Jetzt lebt sie in Bracken, einem kleinen Dorf in Brandenburg.
Das Haus, das sie erworben hat, besitzt noch wenig Charme aber einen großen Acker, den sie zu bestellen gedenkt.
Ein seltsamer Kauz bewohnt das Nebenhaus. Er streut rechtes Gedankengut aus.
Sie beobachtet fleißig, was um sie herum geschieht. Das ist zumeist gar nichts.

Zu ihrer Geschichte sei noch kurz angemerkt, dass ihre Mutter tot, der Vater ein angesehener Neurochirurg und der Bruder ein ausgemachter Faulpelz ist.

Wie lebt es sich in ihrem neuen so ungewöhnlichen und von der Großstadt Berlin mit seiner Hektik entfernten Umfeld?
Juli Zeh nutzt die Erzählung, um in kurzen Kapiteln, die kleinen Geschichten gleichen, ihre zutreffenden gesellschaftlichen Beobachtungen zu machen.

Während ihr Roman „Unter Leuten“ eine Vielzahl von eigenbrötlerischen Gestalten mit besonderen und sehr unterschiedlichen Charakteren in einem Dorf vereint, geht ihre Protagonistin Dora einen ganz eigenen Weg.
Sie will ihre Individualität leben und sich von niemandem vereinnahmen lassen.
Das fängt bei ihrem Freund Robert an und hört bei ihrem Bruder Axel auf, der als Hausmann nur allzu gerne sie als Tante und Babysitter für seine Kinder einsetzen möchte.

Die Kunst von Juli Zeh besteht im Wesentlichen darin, dass sie jede Gelegenheit nutzt, um auf die Defizite menschlicher Verhaltensweisen in ihren stets gelungenen Analysen hinzuweisen.
Ob es die einsame Dora mit ihrem Hund Jochen- der- Rochen oder die komplizierte Beziehung zu ihrem der Apokalypse verfallenen Freund Robert ist: mit einer neben der Ironie oft Witz versprühende Diktion ist sie in ihren Schilderungen punktgenau und intelligent.
Sie sieht sehr genau hin und vergisst das Unglück nicht, in dem sich Seelen häufig verfangen.

Gote, der skurrile Nachbar, bei dem ein AFD Schild an der Haustür prangt, und die beiden verbundenen Kerle, die ebenfalls Zweifel am politischen Tun äußern, gehören zu ihren Dorfbetrachtungen. Zugleich sind alle erstaunlich hilfsbereit. Der Zwiespalt und die Widersprüchlichkeit menschlichen Tuns wird immer wieder in einzelnen Szenen festgehalten.

Juli Zeh zeigt die menschliche Seite und verlässt ihren sarkastischen Stil, als sich so einiges Unvorhergesehenes ereignet.
Wie immer sieht sie beide Seiten des Menschen: Unglück und Glück, Hilfsbereitschaft und Takt. Und wie immer stoßen Menschen an Grenzen.

Ein wenig umfangreich ist das Buch mit 412 Seiten geraten. Eine gewisse Kürzung hätte ihm nicht geschadet.
Dennoch volle Empfehlung von mir!

Juli Zeh
Über Menschen
Luchterhand Literaturverlag, März 2021
416 Seiten, gebunden
ISBN-10: 3630876676
ISBN-13: 978-3630876672
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Dora Heldt: Mathilda oder Irgendwer stirbt immer

Dora Heldt: Mathilda oder Irgendwer stirbt immer

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Mathilda könnte wirklich zufrieden sein mit ihrem Leben in Dettebüll, wäre da nicht ihre Mutter Ilse, die an Boshaftigkeit nicht zu übertreffen ist. Mathilda ist um Harmonie bemüht. Sie ist stets am schlichten und vermitteln und versucht heikle Themen unter den Teppich zu kehren. Ehemann Gunnar spielt brav mit. Beide wollen ihren Ruhestand genießen. Doch als dann auch noch die Dorfruhe gestört wird, reicht es Mathilda. Wie schön wäre es, wenn Ilse einfach weg wäre. Mathilda weiß, dass man so etwas nicht denken sollte. Doch der Wunsch manifestiert sich und so fällt Ilse beim Rauchen plötzlich vom Stuhl. Welche Kräfte mit im Spiel waren, kann niemand ahnen. Und doch verbreiten sich Gerüchte, die der Wahrheit bedenklich nahekommen und andere, die völlig daneben liegen. Mit der wohlverdienten Ruhe wird es auch nach Ilses Tod nichts. Der Bürgermeister versucht, mit Nachdruck wertloses Land aufzukaufen und Fremde, deren Motivation zunächst unbekannt ist, spionieren im Dorf herum. Immerhin kommt die Familie wieder zusammen. Mathilda und Gunnar haben einen Sohn, eine Tochter und zwei Enkelkinder, die wegen Oma Ilse nur selten zu Besuch kamen. Und sogar Mathildas Bruder Pit lässt sich nach ewig langer Zeit wieder im Dorf blicken. Doch geht es ihm weniger um die Familie. Er hat „geschäftliche“ Interessen.

Das Buch ist inhaltlich sehr vollgepackt. Im Dorf ist immer was los und die unterschiedlichsten Personen kommen ins Spiel. Mathilda ist immer ganz vorn mit dabei. Sie richtet ihre volle Aufmerksamkeit auf die Geschehnisse und besonders gerne auf Dinge, die sie nichts angehen. Sie ist, ohne es selbst zu bemerken, außergewöhnlich geschickt darin, zu spionieren und andere zu manipulieren. Das macht die Geschichte sehr unterhaltsam! Dazu kommt der sehr lebendig wirkende Schreibstil der Autorin. Sie spart nicht mit schwarzem Humor. Es kommt zu haarsträubenden Situationen und häufig überschlagen sich die Ereignisse. Entsprechend macht es sehr viel Vergnügen, das Buch zu lesen sich von den sehr kreativen Wendungen überraschen zu lassen!

Rezension von Heike Rau

Dora Heldt
Mathilda oder Irgendwer stirbt immer
464 Seiten, Klappenbroschur
dtv Verlagsgesellschaft, März 2020
ISBN-10: 3423262494
ISBN-13: 978-3423262491
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Krischan Koch: Dreimal tote Tante

Krischan Koch: Dreimal tote Tante

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Eigentlich hat Dorfpolizist Thies Detlefsen eher wenig zu tun in Fredenbüll. Die meiste Zeit ist es langweilig. Es sind nur Routinearbeiten zu erledigen. Dass es dann auf einmal ganz schlimm kommt, ist natürlich kein Wunder und durchaus nachvollziehbar. Thies Detlefsen steht vor einem Rätsel, als die Leiche aus dem Jauchebecken gezogen wird. Was für eine Sauerei! Schweinezüchter Schlotfeldt hat keine Ahnung, wie die Person da hingekommen ist. Dann verschwindet auch noch Pensionswirtin Renate. Dabei hat sie Gäste, die natürlich jetzt kein Frühstück serviert bekommen und in „De Hidde Kist“ frühstücken müssen. Und Thies‘ Frau Heike muss nun damit leben, dass die hübsche Kriminalhauptkommissarin Nicole Stappenbeck wieder vor Ort ist. Was da genau läuft zwischen ihr und ihrem Mann, weiß Heike nicht. Aber irgendwas ist da, da ist sie sich sicher. Also fährt sie die Krallen aus. Die Zeit vergeht und Renate hockt in Fesseln im dunkeln Keller und hofft, der Gefangenschaft zu entkommen.

Ja, da ist wirklich Unheil über Fredenbüll gekommen. Und die Ermittlungsarbeiten gehen nicht voran, dabei kann man sich ausrechnen, dass es bald ein nächstes Opfer geben wird. Das ist schon mal etwas, das mich gestört hat an dem Krimi. Thies Detlefsen und Nicole Stappenbeck kommen einfach nicht vorwärts und schlafen fast ein beim Ermitteln. Dafür stimmt die nordfriesische Atmosphäre. Und die Dorfbewohner, die man schon aus vorangegangen Krimis kennt, verhalten sich gewohnt witzig und schlagfertig, sind allerdings diesmal keine große Hilfe bei den Ermittlungsarbeiten. Obwohl der eine oder anderes Satz, der im Hintergrund fallen gelassen wird, hilfreich hätte sein können. Unterhaltsam ist der Krimi also. Es ist schon spannend, herauszufinden, wer da was zu verbergen hat und vor allem, welches Motiv den Täter antreibt.

Rezension von Heike Rau

Krischan Koch
Dreimal tote Tante
Ein Küsten-Krimi
288 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423216336
ISBN-13: 978-3423216333
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Bartlomiej Rychter: Die Bestie von Sanok

Bartlomiej Rychter: Die Bestie von Sanok

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Was dem Ratsherrn Skwierzyński nahe der Klostermauer geschehen ist, könnte die Tat eines Wolfes gewesen sein. Dass die Verletzungen von einem Tier stammen, davon geht Dr. Karol Zaleski aus. Er glaubt jedoch auch menschliche Spuren ausmachen zu können. Borys Pasterniak, Hauslehrer bei Dr. Karol, platzt um Haaresbreite in die Autopsie hinein und wird entdeckt. Wie viel mag er wohl vor der Tür erlauscht haben?

Apotheker Anzelm Ochmański geht Borys nach. Er glaubt, dass der junge Hauslehrer, Aufschluss geben kann, was die Geschehnisse betrifft, zumindest weiß er von dessen Fähigkeiten, manche Dinge ein wenig anders zu sehen.
Polizeikommissar Ludwig Wittenbacher sieht die Sache realistisch. Er glaubt, dass den Ratsherrn so spät am Abend ein Räuber überfallen haben könnte. Möglicherweise hatte der Ratsherr sich nicht zur Wehr setzen können, weil er zu betrunken war. Bewusstlos lag er dann da, so dass sich streunende Hunde über ihn hergemacht haben.

Die Gerüchteküche brodelt jedoch munter weiter und schon bald spricht die ganze Stadt von dem Mord, glaubt sogar einen Werwolf dafür verantwortlich machen zu können. Aber was soll der Kommissar diesem vorwitzigen Redakteur von der Sanoker Zeitung erzählen? Ganz geschickt versucht Wittenbacher, diesen Kaszycki für seine Zwecke einzuspannen.

Professor Joachim August Hildenberg aus Wien kommt in Sanok gerade noch rechtzeitig vor dem nächsten Mord an. Der Gelehrte ist zu Gast im Hause Zaleski und zeigt großes Interesse an den Geschehnissen. Er gibt vor, bei den Ermittlungsarbeiten behilflich sein zu wollen. Doch Borys entdeckt etwas im seinem Zimmer, das nicht gerade für den fremden Herrn spricht.

Der historische Krimi spielt im Jahre 1896 im kleinen verschlafenen Städtchen Sanok in den Karpaten. Geschichte wird hier lebendig gemacht, und fungiert als gut recherchierter Rahmen, in dem jede Kleinigkeit zeitgemäß wirkt.

Mit der Ruhe in Sanok ist es vorbei, als der erste ungeheuer grausame Mord geschieht. Gerüchte und Geschwätz, Aberglauben und Volksglauben sorgen für eine unheimliche Stimmung. Die Angst geht um. Das macht der Autor mit seiner Wortwahl auch für den Leser greifbar.

Dr. Zaleski, Professor Hildenberg und auch Borys Pasterniak sind da schon realistischer veranlagt. Sie glauben nicht, dass eine Bestie aus dem Wald nach Sanok hereinkommt, um wahllos Leute umzubringen. Diese Gegensätzlichkeit im Denken der Menschen, auch zwischen armer und wohlhabender Bevölkerung, wird gut dargestellt. Wobei anfangs natürlich keiner weiß, womit man es zu tun hat.

Zunächst verläuft die Geschichte noch recht gedämpft. Die Spannungskurve steigt aber immer weiter an. Man spürt das Unheil nahen. Nach und nach wird klar, dass der Mörder, der wie ein Tier mordende Serienmörder, gezielt vorgeht und es auf bestimmte Personen abgesehen hat. Doch die Zusammenhänge sind derart undurchsichtig, dass man wirklich gespannt darauf ist, wie der Autor diesen Krimi auflösen wird.
Das Ende kann sich sehen lassen. Es beschließt eine wirklich grandios ausgedachte Geschichte auf perfekte Art und Weise.

Rezension von Heike Rau

Bartlomiej Rychter
Die Bestie von Sanok
Schauerlich Morde in den Karpaten
Historischer Kriminalroman
368 Seiten, broschiert
Dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423213310
ISBN-13: 978-3423213318
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Martina Wildner: Das schaurige Haus

Martina Wildner: Das schaurige Haus

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Der Vater wechselt den Job und die Familie zieht deswegen von der Stadt aufs Land. Das gemietete Einfamilienhaus liegt abseits eines Dorfes und sieht heruntergekommen aus. Aber es ist preiswert. Bald geht Eddi in den Kindergarten, während Hendrik die Schule besucht. Hendrik hat es von Anfang an nicht leicht. Besonders ein Junge will ihn einfach nicht in Ruhe lassen und denkt sich immer neue Schikanen aus. Hendrik dagegen ist begeistert von der Schneckenplage. Bald beherrschen die Schnecken sogar seine Träume.

An einem Nachmittag, als es zum ersten Mal schneit, erkunden Eddi und Hendrik das Haus. Auch den Keller. Durch Zufall entdecken die beiden hinter einem Schrank eine versteckte Tür. Öffnen lässt sie sich aber nicht. Dennoch wirkt das Haus nun noch unheimlicher. Eddi leidet so schon unter Albträumen. Vielleicht liegt es an der alten Tapete, die in seinem Zimmer an den Wänden ist. Eigentlich darf im Haus nichts verändert werden. Aber diese Tapete muss ab. Darunter findet man etwas Geschriebenes. Es will sich gar nicht entfernen lassen. Womöglich ist es ein Fluch. Überhaupt scheint mit dem Haus etwas ganz und gar nicht zu stimmen. Es soll ein Spukhaus sein, sagt Ida aus der Nachbarschaft. Zwei Kinder sind ermordet worden.

Die Geschichte beginnt recht hoffnungsvoll für die Familie. Doch schon bald merkt man, dass etwas nicht stimmt und es wird zunehmend unheimlicher. Besonders der kleine Eddi scheint das zu spüren. Die Mutter ebenfalls. Sie fühlt Unbehagen. Der Vater versucht dem Ganzen mit Vernunft beizukommen, allerdings ohne Erfolg. Die Lage wird immer unheilvoller. Dass ein kleiner Friedhof direkt nebenan liegt und die Schneckenplage immer weiter zunimmt, untermalt diese Stimmung.
Das abgewohnte Haus, mit der scheußlichen Einrichtung der vormaligen Besitzer, hat offenbar Geheimnisse. Sich in das Dorfleben zu integrieren, fällt der Familie auch nicht leicht. Hendrik will unbedingt herausfinden, was Sache ist.

Von Anfang an wird man gefangengenommen von dieser unheimlichen Geschichte. Es ist ein echtes Kinderbuch, vom Inhalt her, aber auch vom Schreibstil. Die Sätze sind kurz und gut zu erfassen. Das Buch eignet sich zum Selberlesen und zum Vorlesen gleichermaßen.

Die Kinder im Buch sind ganz normale Kinder. Hendrik spielt die Hauptrolle. Aus seiner Sicht wird die Handlung beschrieben, aus der bald ein handfester Kinderkrimi wird. Dass nach und nach Licht ins Dunkel kommt, ist vor allem Eddi zu verdanken. Seine Schnecken-Albträume weisen den Weg. Allerdings, und das ist der einzige Kritikpunkt, gehen seine Fähigkeiten zum Ende hin doch zu weit. Das sonst so realistische geschriebene Buch wird dann doch ein wenig unglaubwürdig.

Rezension von Heike Rau

Martina Wildner
Das schaurige Haus
Vignetten von Anke Kuhl
205 Seiten, gebunden
Beltz & Gelberg
ISBN-10: 3407799950
ISBN-13: 978-3407799951
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