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Schlagwort: Ehrenmord

Sandra Lüpkes: Todesbraut

Sandra Lüpkes: Todesbraut

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Wencke Tydmers ist keine Ermittlerin mehr. Sie arbeitet nach entsprechender Ausbildung als Fallanalytikerin beim LKA Hannover.
Armanc Mêrdîn macht auf Wencke nicht den Eindruck, ein Mörder zu sein. Und trotzdem hat er vor drei Jahren versucht, seine Schwester Shirin Talabani umzubringen. Wencke interessiert, ob er nun, wo er wieder in Freiheit ist, einen zweiten Versuch wagen wird. Er tut alles, diesen Eindruck zu vermitteln. Aber Wenke glaubt nicht daran.

Sprechen möchte sie auch mit Shirin selbst. Zu diesem Zweck spannt sie Peer Wasmuth vom Verein für christlich-islamische Freundschaft ein. Er tritt als Vermittler für ein Gespräch auf. Zu diesem kommt es nicht. Denn als Peer Wasmuth und Wencke Tydmers vor Ort ankommen, ist Shirin längst tot. Wenige Stunden später erklärt Wenckes Vorgesetzte Tilda Kosian den Fall für aufgeklärt. Armanc Mêrdîn hat gestanden.

Wencke glaubt nicht an seine Schuld und beginnt sich in die Ermittlungsarbeit einzumischen. Doch schon auf dem Weg zu Armancs Anwältin wird sie verfolgt. Später stellt sich heraus, dass es Shirins verlassener Ehemann war, der ihr hinterherspioniert hat. Ans Aufgeben denkt Wencke aber nicht, zumal die Kinder Shirins verschwunden sind, die eigentlich dringend befragt werden müssten. Könnten sie doch Auskunft geben, wer sich in der Mordnacht noch in der Wohnung aufgehalten hat. Als Wencke einen Zettel zugesteckt bekommt, auf dem vermerkt ist, dass sie die Kinder suchen soll, fühlt sie sich bestätigt. In der Zwischenzeit hat Wencke sich an einen alten Freund und Kollegen gewandt. Axel Sanders wird ihr von nun an zur Seite stehen, auch wenn das für ihn heißt, seine Frau belügen zu müssen.

Wencke fragt sich, ob es sich wirklich um einen Ehrenmord in dieser kurdischen Familie handelt. Doch dann wird etwas bei der Obduktion der Leiche festgestellt, mit dem wohl keiner gerechnet hat. Offenbar lebte Shirin nicht so zurückgezogen, wie gedacht. Schon hat Wencke ein weiteres Mordmotiv.

Anfangs glaubt man es geht um einen klassichen Fall von Ehrenmord in einer kurdischen Familie. Schließlich hat Shirin mit den Kindern ihren Mann verlassen, dem sie durch eine Zwangsehe verbunden war. Wäre Wencke Tydmers nicht, wäre der Fall wohl auch beizeiten zu den Akten gelegt worden. Ihrer Hartnäckigkeit ist es zu verdanken, dass schließlich die Wahrheit ans Licht kommt. Die Autorin sorgt also für eine überraschende Wende.

Vorurteile lässt Wencke, die eine sehr streitbare Persönlichkeit ist, nicht gelten. Sie wird als eine Frau beschrieben, die sich mit ihrer Impulsivität sehr schnell in Schwierigkeiten bringt. Dass sie sich von ihren Gefühlen leiten lässt, macht sie aber gut in ihrem Job.

Im Buch sind aber alle Charaktere gut gezeichnet. So wird ein Blick hinter die Kulissen möglich. Und man erhält Einblick in eine fremde Kultur.
Die Situation wird immer verfahrener. Und bald wird aus dem eher ruhigen Krimi ein hochdramatischer Thriller. Für Wencke wird die Situation unhaltbar. Doch sie ist gezwungen, sich der Situation zu stellen.

Sandra Lüpkes Schreibstil gefällt gut. Dem Leser wird nicht nur Unterhaltung geboten. Die Autorin lässt verschiedene Perspektiven zu und beleuchtet die unterschiedlichen Ansichten. Die Art, wie sie dann am Ende den Leser aus der Geschichte entlässt, stimmt sehr nachdenklich.

Rezension von Heike Rau

Sandra Lüpkes
Todesbraut
Kriminalroman
340 Seiten, Klappenbroschur
dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423247819
ISBN-13: 978-3423247818