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Schlagwort: entwicklung

Nataly Elisabeth Savina: Meine beste Bitch (Hrsg.: Tilman Spreckelsen)

Nataly Elisabeth Savina: Meine beste Bitch (Hrsg.: Tilman Spreckelsen)

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Faina teilt alles mit ihrer besten Freundin Nike. Doch dann zieht Nike weg, um zu studieren. Faina bleibt allein. Sie hat keinen Plan und weiß nicht, wie ihr Leben weiter verlaufen soll. Sie will weg von ihrer Mutter und raus aus der öden Kleinstadt. Sie weiß, dass sie anders ist als die anderen. Nicht normal, aber wer weiß schon zu sagen, was normal ist. Nicht mal ihre Mutter weiß es, obwohl sie Psychiaterin ist. An Nike kann Faina sich nicht mehr orientieren. Dafür reichen Telefongespräche nicht aus. Achim könnte ihr Halt geben. Er war immer für sie da. Unauffällig, liebevoll und langweilig. Aber Faina fühlt sich mehr zu Julian hingezogen, der nach Berlin gegangen ist, weil er hier seine Kunstprojekte besser verwirklichen kann. Er ist anders. Und er hat nichts dagegen, als Faina bei ihm auftaucht. Er lässt sich treiben und Faina mit ihm. Kommt Nike dazu, wird es genauso, wie Faina es sich vorgestellt hat. Alles vergessen, die Gefahren ignorieren, einfach leben im Moment! Doch immer mehr wird der Faina klar, dass die Zukunft verrutscht und unklar wird.

Faina ist in einer schwierigen Entwicklungsphase. Sie ist auf der Suche nach einem Richtungsweiser und lässt sich von ihren Emotionen treiben. Es ist eine krasse und glaubwürdige Geschichte, die hier beschrieben wird. Die Autorin verwendet eine ungeschliffen wirkende Ausdrucksform, die nichts beschönigt, und verzichtet auf die üblichen Klischees. Deshalb wirkt das Buch erschreckend authentisch. Ich kann Faina in gewisser Weise verstehen. Sie steht stellvertretend für junge Menschen, denen es nicht leicht fällt, Ziele im Leben zu definieren und Konflikte auszuhalten. Die sich getrieben fühlen, ohne zu wissen, wohin. Fainas Geschichte ist berührend. Die Autorin geht an die Schmerzgrenze und manchmal darüber hinaus. Man muss nicht zu viel hineininterpretieren in dieses Buch. Es wird jeden auf andere Weise ansprechen und zum Nachdenken anregen.

Rezension von Heike Rau

Nataly Elisabeth Savina
Meine beste Bitch
Herausgegeben von Tilman Spreckelsen
(Die Bücher mit dem blauen Band)
288 Seiten, gebunden
Fischer Verlag
ISBN-10: 3737341397
ISBN-13: 978-3737341394
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Alice Adams: Als wir unbesiegbar waren

Alice Adams: Als wir unbesiegbar waren

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In Alice Adams Roman geht es um vier junge Leute, die am Beginn ihres Erwachsenenlebens stehen. Sie sind Studenten und lieben das Leben. Am Ende des Studiums peilt Eva eine Karriere als Finanzexpertin an, und Benedict widmet sich der Wissenschaft. Lucien ist ein wenig aus der Art geschlagen und träumt von einem freien Leben. Er verdingt sich als DJ und hat es gerne wild und ungebärdig. Seine Schwester Sylvie scheint ebenfalls aus der Spur zu laufen, denn ihre Karriere als Künstlerin macht keine rechten Fortschritte. Die vier Freunde leben, feiern, freuen sich und sind voller Zukunftspläne. Eva liebt Lucien, in dessen wildem Leben sie aber keinen Platz hat. Benedikt ist schüchtern und still in Eva verliebt. Er kann sich nicht mitteilen, so dass seine Liebe scheinbar unerwidert bleibt.

Im Sommer 1995 sind sie in Bristol zusammen. Der 9/11 in New York ist noch nicht in Sicht.

Ihr Sinn ist auf die Zukunft gerichtet. Das Leben erscheint so leicht!

Alice Adams fängt die Gespräche und Erlebnisse einer jungen Generation ein, die sich ein fröhliches, unbeschwertes und freies Leben aufbauen wollen. Erste kleine Enttäuschungen machen sich insgeheim bemerkbar. Erziehung und Herkunft aller Beteiligten bieten jedoch unterschiedliche Voraussetzung zur Bewältigung und Gestaltung des Lebens.

Die Zeiten ändern sich und bald ist man im Alltag und inzwischen auch im Jahr 2001 angekommen.

Dann schlägt es wie eine Bombe ein: Benedikt wird heiraten! Das hatte keiner von ihnen erwartet.

Über die Jahre folgen die Aufstiege und Abstiege in Beruf und Liebesbeziehungen der vier Jugendfreunde. Mit den Jahren wird klar, dass es eine Menge Hürden zu nehmen gilt, dass man vom wirtschaftlichen Auf- oder Abstieg getroffen werden kann, und dass auch Liebesbeziehungen nicht immer halten, was sie versprechen.

Man verfolgt ihr Leben über zwanzig Jahre hinweg von 1995 bis 20015.

Kurzzeitig verlieren sich die Freunde bei all ihrem Alltagsstress aus den Augen, um am Ende nach Lebenserfahrungen, existenziellen Erschütterungen und einem schwierigen Reifeprozess wieder zusammenzufinden.

Differenziert und lebensnah sind die Berichte von Alice Adams. Wie sie erste zerbröckelnde Träume erfasst und verpasste Chancen aufzeigt ist gekonnt. Warum z.B. hat es mit Eva und Benedikt nicht geklappt?

Adams beobachtet, seziert und fühlt mit und der Leser mit ihr. Verallgemeinernd lässt sich sagen, dass nichts immer so läuft, wie man es sich wünscht. Das Leben bietet Reibungen und Prüfungen zuhauf, an denen Menschen reifen oder zerbrechen können.

In ihrem Debütroman scheint vieles der Realität abgeschaut, wie u.a. Hürden und Zufälle das Leben mitbestimmen. Im Bewältigen oder Versagen zeigt sich nicht zuletzt, wie einer sein Leben meistert und die Tiefschläge überwindet. Verlust von Job und Status, missglückte Ehen und sonstige Schicksalsschläge geben dem Roman die Würze, die ihn zu einem packenden Leseabenteuer macht.

Mit weitblickenden und klugen Augen zeigt uns Alice Adams, wie das Leben so spielt und was die Jugend bewegt.

Eine anrührende Liebegeschichte, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht, gibt dem Roman den richtigen Kick und lässt die Hoffnung keimen, dass Dinge sich auch einmal zum Guten wenden können. Ihr Roman bietet einen ermutigenden Ausblick auf Freundschaften, die zuweilen Familie ersetzen und dem Leben Sinn und Tiefe geben können.

Ich würde den Roman in die Kategorie: guter Schmöker einordnen.

Alice Adams lebt und arbeitet in London.

Alice Adams
Als wir unbesiegbar waren
336 Seiten, gebunden
DuMont Buchverlag, Juni 2017
ISBN-10: 3832198415
ISBN-13: 978-3832198411
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Lisa O’Donnell: Die Geheimnisse der Welt

Lisa O’Donnell: Die Geheimnisse der Welt

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Wie erlebt ein kleiner Junger in diesem Roman die Welt der Erwachsenen?

Michael Murray ist 12 Jahre alt. Mit kurzen und einfachen Sätzen werden die Erlebnisse der Menschen in der kleinen Stadt Rothesay in Schottland aus der Sicht des Jungen erzählt.

Seine Eltern stammen aus schlichtem Milieu. Die Mutter geht putzen, und der Vater ist arbeitslos. Man kennt die Leute in der Strasse und fürchtet das Gerede, das allen ungewöhnlichen Ereignissen folgt. Sie leben in einem engstirnigen und tratschsüchtigen Milieu. Wenn man genug hat, hilft den Erwachsenen der Alkohol.

Michael schaut mit neugierigen und wachen Augen in die Welt. Doch vieles von dem, was gesprochen und nicht gesprochen, d.h. heimlich weitergetragen wird, ist für ihn schwer verständlich.

Er ist ein aufgeweckter kleiner Junge. Nichts entgeht seinen wachen Sinnen. Als seine Mutter eines Tages verletzt von der Arbeit nach Hause kommt, geschehen ungewöhnliche Dinge. So sehr Michael sich auch bemüht, zu begreifen, was mit ihr geschehen ist, so sehr versuchen Mutter, Vater und die Großmutter ihr Geheimnis zu bewahren.

Michaels naive Vorstellungswelt vermittelt uns einen Eindruck davon, was in ihm vor sich geht. Die Schule und seine Freunde spielen die eine Rolle in seinem Leben, das ungewöhnliche Verhalten der Mutter und die Reaktionen der Umwelt die andere.

Die Autorin Lisa O’Donnell hat ein feinfühliges Gespür für die Welt der kleinen Leute. Ihre Sorgen und Nöte sind so beschrieben, dass man sie gut nachempfinden kann. Dieses rudimentäre Leben ist orientiert an einfachsten Vorstellungen über das Wohl und Wehe der Menschen. Da bietet der Klatsch treffliche Möglichkeiten, jemanden zum Außenseiter werden zu lassen. Die Erzählweise aus dem Blickwinkel des Jungen macht den Roman extraordinär in seiner Sprache und Diktion. Man könnte meinen, es sei ein Kinderbuch. Doch das Verhalten der Erwachsenen steht im Fokus der Geschichte. In ihrer versteckten und verheimlichenden Manier bieten sie uns Einblicke in ein Milieu, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint. Man bleibt immer auf der Spur, um zu erfahren, was der Mutter und einer weiteren Frau widerfahren ist. Wird sich am Ende für Michael die Wahrheit finden lassen?

Wir werden es sehen!

Neben der Kleinstadtgeschichte ist dieser Roman auch ein Aufklärungs- und Entwicklungsroman.

Lisa O’Donnell

Die Geheimnisse der Welt
256 Seiten, gebunden
DuMont Buchverlag, Juli 2015
ISBN-10: 3832197796
ISBN-13: 978-3832197797
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James Salter: Alles, was ist

James Salter: Alles, was ist

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Wenn es stimmt, dass Literatur uns die Welt erklärt, dann ist der neue Roman von James Salter der Beweis dafür. Nach dreißig Jahren erscheint in diesem Herbst sein neues Buch, in dem das lange Leben von Philip Bowman beschrieben wird. Von Krieg und Arbeit, von Untreue, Verrat und den Menschen mit ihren Schwächen, Ängsten, Unzulänglichkeiten und Erfolgen handelt der Roman, der sicher auf einhellige Resonanz stoßen wird.

Philip Bowman heißt der Held, der, zurückgekehrt aus dem Zweiten Weltkrieg, mit viel Glück im Verlagswesen Fuß fassen kann. Seine Liebe zur Literatur macht es möglich. Er fühlt sich beruflich sicher. Bald lernt er seine spätere Frau Vivian kennen und alles scheint nun glücklich für ihn zu verlaufen. Doch wie das Leben so spielt: die Tücken und Fallstricke des Lebens bleiben auch diesem Helden nicht erspart.

James Salter ist ein feinfühliger und tiefsinniger Autor, der seinen Figuren ein Leben einhaucht, das der Wirklichkeit entnommen ist. Atmosphärisch dicht spürt man den Orten, der Landschaft und den speziellen Gegebenheiten der großen Stadt New York nach, in denen die Handlung angesiedelt ist. Autoren, Verleger und Lektoren treffen sich an illustren Orten, wo man Gedanken austauscht und sich amüsiert. Wie so oft sieht die Zukunft beim Aufbruch ins Leben auch für Philip Bowman rosig und verheißungsvoll aus. Doch ebenso häufig entgleisen nach Jahren Beziehungen, die glücklich begonnen haben, und weichen der Abneigung, dem Frust und der Untreue, mit der er seine erste Frau nach glücklichen Jahren wieder verliert. Mit Gespür für die charakterlichen Eigenheiten im menschlichen Zusammenspiel öffnet James Salter uns den Blick in das Innere seiner Figuren. Widersprüche und Abneigungen führen die Paare in die Irre, so dass sich ihre Wege häufig trennen. Unglück und Tragödien greifen genauso ans Herz wie Glücksmomente, die Philip Bowman in seinem Leben immer wieder erlebt.

Mit seinen Freunden/Freundinnen, Kollegen und Bekannten erlebt man die Veränderung der Welt über die fünfziger und sechziger bis zu den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts. In Bars, Clubs und Partys lernt man sich kennen und Affären gibt es ohne Ende. Wenn man sich in den Roman eingelesen hat, lebt man fast mit in der Welt der Boheme, der Lust, Liebe und Leidenschaft.

James Salter zieht den Bogen weit, der von kleinen Anfängen seinen Helden über einen erfahrenen zu einem weisen Mann werden lässt.

Am Ende weist Ruhe, Genügsamkeit und Zufriedenheit den weiteren Weg.

Für mich ist der Roman ein Glanzlicht in diesem  Bücherherbst!

James Salter
Alles, was ist
368 Seiten, gebunden
Berlin Verlag, September 2013
ISBN-10: 3827011620
ISBN-13: 978-3827011626
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Richard Ford: Kanada

Richard Ford: Kanada

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Als Bev Parsons die Air Force verlässt, ist nicht mehr genug Geld für den Lebensunterhalt der Familie da, die in Great Falls/Montana lebt. Merken sollen das weder seine Frau, noch die Zwillinge Berner und Dell.
Doch Dell ist mit seinen fünfzehn Jahren ein guter Beobachter. Er merkt, dass etwas geschieht, dass die Stimmung sich wandelt und sein Vater sich verändert.
Dass der Vater einen Banküberfall plant und die Mutter da mit hineinzieht, ahnt er nicht. Selbst als es dann geschehen ist, ist die Sache immer noch unglaublich und nicht nachvollziehbar.

Dell Parsons nähert sich im Rückblick den Geschehnissen an. Fünfzig Jahre sind vergangen und die Erinnerung ist immer noch wach. Einen anderen Blickwinkel bietet die Chronik seiner Mutter, die diese kurz vor ihrem Selbstmord im Gefängnis verfasst und die ihm seine Schwester Berner erst sehr spät ausgehändigt hat.

Mit fünfzehn stehen die beiden Jugendlichen völlig allein da. Berner reißt aus, um dem Zugriff des Jugendamtes zu entgehen, während Dell von einer Freundin der Mutter nach Kanada gebracht wird. Der Bruder dieser Freundin, Arthur Remlinger, betreibt ein einsam gelegenes Hotel in Fort Royal/Saskatchewan. Und hier gerät Dell in das nächste Verbrechen. Diesmal ist es Mord.

Dell ist als Figur unglaublich gut herausgearbeitet. Der Autor lässt ihn aus der Ich-Perspektive die Geschichte erzählen. Die gute Beobachtungsgabe, über die Dell verfügt, verleiht dem Roman eine ungeheure Tiefe. Die Geschehnisse werden von ihm schonungslos und ehrlich wirkend rekonstruiert und analysiert. Das ist sehr beeindruckend.

Das ausgesprochen gut geschriebene Buch endet in der Gegenwart. Der Leser erfährt also zum Schluss, wie sich Dells weiterer Lebensweg gestaltet hat. Dennoch, es liegt Wehmut über der Geschichte. Sich zu erinnern, ist ein Prozess, der auch alte Wunden wieder aufreißen lässt.

Rezension von Heike Rau

Richard Ford
Kanada
Aus dem Amerikanischen von Frank Heibert
464 Seiten, gebunden
Hanser Berlin
ISBN-10: 3446240268
ISBN-13: 978-3446240261
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Ulrich Eberl: Zukunft 2050 – Wie wir schon heute die Zukunft erfinden

Ulrich Eberl: Zukunft 2050 – Wie wir schon heute die Zukunft erfinden

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Wie wird unsere Welt wohl im Jahre 2050 aussehen? Wo geht die Entwicklung hin? Um das sagen zu können, blickt Wissenschafts- und Technikautor Ulrich Eberl zunächst in die Vergangenheit. Denn Vorhersagen, was die Zukunft betrifft, wurden auch früher schon gemacht. Es ist spannend zu erfahren, was Wirklichkeit geworden und was Vision geblieben ist. Es ist also gar nicht so leicht, die Zukunft vorauszusagen. Der Autor stellt deshalb den gegenwärtigen Stand von Forschung und Entwicklung dar und schätzt realistisch ein, wie es weitergehen könnte.

Interessante Themen wurden dafür gewählt. Eines davon ist der drohende Klimawandel. Was unserer Umwelt schadet, wird hier aufgeführt. Ein Umdenken ist nötig und ein Anfang gemacht. Ob wir es letztendlich schaffen, das Ruder noch einmal herumzureißen, hängt von unserem Engagement ab und den Innovationen, die auf den Weg gebracht werden. Wie wir mit der Herausforderung umgehen, wird unsere Zukunft bestimmen.

Ein weiteres Thema ist unsere Gesundheit. Werden heute noch als unheilbar geltende Krankheiten dann besiegt sein? Viel mehr als heute wird es um Vorbeugung gehen, damit Krankheiten gar nicht erst entstehen. Was wir heute als Wunder ansehen, könnte in vierzig Jahren möglich sein. Blinde könnten, wieder sehen und Querschnittgelähmte möglicherweise ein Stück weit ihre Bewegungsfähigkeit zurückerlangen. Auch hier ist die Forschung dran. Erfolge sind weiter zu erwarten.

Unser alltägliches Leben wird sich verändern. Unsere Wohnumwelt und unsere Art die Freizeit zu verbringen. Dabei muss jeder mit Ressourcen sparsamer umgehen und umweltfreundlicher leben. Auch unsere Arbeitswelt wird das beeinflussen. Welche Berufe gebraucht werden, um zukunftsfähig zu bleiben und um die Aufgaben unserer Zeit zu bewältigen, wird erklärt.

Es ist ein überaus spannendes Buch. Der Autor hat seine Voraussagen für Zukunft auf eine solide Basis gestellt. Deutlich wird, dass wir selbst es in der Hand haben, wo die Reise hingehen wird. Woran Wissenschaftler und Forscher heute arbeiten, wird zukunftsweisend sein.

Das Buch ist unglaublich spannend. Der Autor versteht es, Interesse zu wecken. Seinen Ausführungen zu folgen, macht keine Mühe. Das Buch ist übersichtlich aufgebaut. Jedes Kapitel wird mit einer Szene eingeleitet, die sich so im Jahre 2050 abspielen könnte. Der folgende Text ist klar strukturiert und leicht verständlich.

Man macht also nicht nur eine Zeitreise in die Zukunft. Das Besondere am Buch ist, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verschmelzen und die Entwicklung, die die Menschheit genommen hat und weiter machen wird, eine Einheit bilden und Zusammenhänge und Auswirkungen unseres Handels über die Jahrhunderte deutlich werden.

Rezension von Heike Rau

Ulrich Eberl
Zukunft 2050 – Wie wir schon heute die Zukunft erfinden
240 Seiten, gebunden
Beltz & Gelberg
ISBN-10: 3407753527
ISBN-13: 978-3407753526
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QueDu Luu: Vielleicht will ich alles

QueDu Luu: Vielleicht will ich alles

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Addi ist der Held einer neuen Zeit!

Addis Eltern, durchaus in bürgerlichen Berufen tätig, streiten und prügeln sich, und ihr Sohn kann es fast nicht mehr ertragen, diesem Familienklima ausgesetzt zu sein. Die Familie wohnt in einer Stadtrandsiedlung Bielefelds, in der sich alle möglichen Typen tagtäglich tummeln.

Addi ist ein Held, der still und unauffällig, doch durchaus wehrbereit, aus der Enge der elterlichen Wohnung zu entkommen trachtet. Begegnet er aggressiven Junkies, so gelingt ihm häufig der KO Schlag gegen gewisse Angreifer. Die fremdartige Alicia aus der neunten Klasse hat es ihm angetan. Sie sieht sich häufig ebenfalls ungerechtfertigten Aggressionen ausgesetzt, weil sie so anders als ihre Mitschülerinnen ausschaut. Addis Freund Jonas, der so gut in der Schule ist, und den er ein wenig bewundert, muss sich um seine betrunkenen Eltern kümmern, die von Hartz IV leben. Balduin, der verrückte Obdachlose, trottelt ständig hinter Addi her, und dieser versucht vergeblich, ihn los zu werden. Alles in allem lebt Addi in einer dubiosen Zwischenwelt, und er hat es nicht leicht, sich aus dem ganzen Durcheinander ein Weltbild zu zimmern, das ihm eine bessere Zukunft ermöglichen würde.

Mit Schmunzeln, ein wenig Mitleid und viel Empathie folgt man Addi bei der Suche, die richtigen Freunde und Freundinnen zu finden. Seine Eltern lässt er mit seinen sechzehn Jahren bald hinter sich. Nach zahlreichen Begegnungen, Gesprächen und Ausbruchsversuchen geht er das Wagnis ein, sich in eine WG einzumieten. Er ist nun zwar endlich den Nörgeleien und Streitereien seiner Eltern entkommen, das große Glück aber bleibt ein Traum für die ferne Zukunft. Zärtlich, liebevoll, zur rechten Zeit auch wagemutig bahnt sich Addi einen Weg durch das unübersehbare Dickicht der Welt.

Man begleitet den Helden durch ein Jahr der Wirrnisse und der Liebessuche. Sehr genau beobachtet die Autorin QueDu Luu die pubertäre Entwicklung eines Jungen, der sich nach Geborgenheit sehnt, stattdessen aber ständig als Zuhörer für seine unreifen Eltern herhalten muss. Auch Balduin, der Obdachlose, zählt zu den Bürden, derer sich der Held nur mühsam entledigen kann. Addi ist jedoch ein verständiger, egoistischer und zugleich mitfühlender Bürger, der mehr Reife zeigt, als alle Erwachsenen in seiner Umgebung zusammen. Die Autorin versteht etwas von der Seele des Jungen, und das ist anrührend und realitätsgerecht in Szene gesetzt.

QueDu Luu
Vielleicht will ich alles
336 Seiten, gebunden
Kiepenheuer & Witsch, Februar 2011
ISBN-10: 3462042955
ISBN-13: 978-3462042955
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Lothar Eichler: Lady Bonaparte

Lothar Eichler: Lady Bonaparte

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Jasmin, einzige Tochter eines reichen Verlegers, hat die Schule absolviert und verlässt mit achtzehn Jahren das Internat, um von nun an ihr Leben selbst in den Griff zu nehmen. Stoff genug für einen Konflickt mit ihren Eltern.

Sie denkt sehr viel über sich und das Leben nach, sie fragt sich dabei, ob das, was ihr Vater mit dem Verlag an familiärer Sicherheit und familiärem Reichtum geschaffen hat, etwas ist, was ihr ebensolche Zufriedenheit gewähren kann. Doch sie stellt fest, dass sie nicht von dem Geld ihres Vaters leben möchte. Sie möchte von dem leben können, was sie selbst geschaffen hat. Obwohl ihr Vater versucht, ihr alle Wege zu ebnen, alle Probleme von ihr abzuwenden, ihr ein Praktikum im Verlag anbietet, sie einen Auftrag in Paris erledigen lässt, entscheidet sie sich gegen den Willen ihrer Eltern, insbesondere ihres Vaters. Zweifelsohne hat er vor, Jasmin später einmal in seine Fußstapfen als Leiterin des Verlages treten zu lassen. Sie lässt ihn aber abblitzen, will sich selbst ausprobieren, will lernen, wie das ist, wenn man den ganzen Tag arbeiten muss und abends todmüde nach Hause kommt. Sie will ihr eigenes Leben führen, zumindest zunächst, denn sie schließt nicht aus, irgendwann einmal wieder unter die Fittiche ihres Vaters zu kriechen. Um sich aber selbst dafür entscheiden zu können, muss sie die andere Seite des Lebens zunächst kennen lernen. Also stürzt sie sich in das Leben. Sie entscheidet sich für ein Studium der Germanistik, weil sie darin verschiedene Möglichkeiten sieht, später einen Beruf auszuüben. Neben dem Studium beginnt sie in einem Restaurant zu kellnern und stellt fest, dass sie sich davon eine kleine Wohnung leisten und den bescheidenen Lebensunterhalt bestreiten kann. Bei all ihren Schritten wird sie von einem Freund begleitet, der von ihren Eltern komplett ignoriert wird. Über ihre Kellnerei und selbst ihr Studium rümpft ihr Vater nur die Nase. Mit einem Auftrag für Paris versucht er, seine Tochter wieder näher an sich zu ziehen. Er stellt einen Mann im Verlag ein, der als sein engster Assistent tätig wird, und hofft, dass Jasmin und sein Verteter einmal ein Paar werden würden. Obwohl Jasmin einige Male mit ihm ausgeht und sich sehr gut mit ihm anfreundet gibt sie ihm dennoch deutlich zu verstehen, dass aus ihrer Freundschaft keinesfalls mehr werden könne, denn schließlich wäre er von ihrem Vater ausgesucht. Dafür lernt Jasmin Jean kennen, der bald nicht mehr von ihrer Seite weicht. Auch er wird von ihren Eltern ignoriert. Er steht loyal zu ihr, aus Freundschaft wird Liebe. Nach vier Semestern Studium bricht Jasmin dieses ab, um nicht nur nebenbei, sondern Vollzeit arbeiten zu können. Aus ihrer Tätigkeit als Kellnerin heraus gewinnt sie einen engen Freundeskreis. Sie möchte mehr erreichen und mehr ausprobieren und beschließt, mit ihren Freundinnen und Freunden ein Literaturcafé aufzubauen. Jean hält fest zu ihr und unterstützt sie in ihrem Vorhaben. Jasmin denkt weit vorraus, wünscht sich eine Heirat mit Jean und Kinder, die nicht so aufwachsen sollen, wie sie aufgewachsen ist.

Dieser Roman, der in das Leben und die Gedankenwelt einer jungen Frau von der Zeit des Schulabschlusses bis kurz nach der Geburt des ersten Kindes in einer intakten Familie eintaucht, ist eine mitreißende Charakterstudie. Der Autor zeigt sehr großes psychologisches Einfühlungsvermögen und stellt in überzeugender Weise die Identitätsfindung einer jungen Frau dar. Es zeugt von detailreichem Wissen, was in den Köpfen junger Frauen vor sich geht. Faszinierend sind immer wieder die Schlussfolgerungen, die die Protagonistin aus ihren eigenen Gedanken zieht und die Realitätsnähe zum heutigen Tagesgeschehen. Mit einfachen Worten gelingt es dem Autor, dem Leser die Welt nach dem Schulabschluss vorzustellen, er bringt ihn in die Welt der Cafés, die der Studenten, die der Verlage, selbst ein kleines Stück Pariser Lebensgefühl.

Wünschenswert wäre allerdings, der Leser hätte feste Punkte zum Ausruhen während der Lektüre. Ohne Kapitel und ohne besondere Absatzmarkierungen, z.B. eine Leerzeile zwischen den Absätzen, geht der packende Roman von der ersten bis zur letzen Seite in einem Atemzug durch. Obwohl er sich durchaus in unterschiedliche Kapitel gliedern ließe und eine Absatzmarke angebracht wäre, wenn zwischen zwei aufeinanderfolgenden Absätzen beispielsweise einige Monate ins Land gegangen sind.

Buchtitel und Titelbild mögen verwirren, glaubt man doch, einen Historienroman in Händen zu halten. Bis klar wird, warum dieser Titel gewählt wurde. Schade nur, dass er, abgesehen von der einmaligen Erklärung im Rahmen der Handlung, keine weitere Erwähnung erfährt.

Jedoch trotz aller Kritik ein höchst spannendes und interessantes Buch, welches nicht nur für junge Frauen lesenswert ist.

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Lothar Eichler
Lady Bonaparte
Roman, 274 Seiten, Softcoverausgabe
Centrum Verlag, Bad Schwartau
ISBN: 978-3-86672-983-4
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© Detlef Knut, Düsseldorf 2009