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Schlagwort: Intelligenz

Cristina De Stefano: Oriana Falacci, ein Frauenleben

Cristina De Stefano: Oriana Falacci, ein Frauenleben

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Die 2006 verstorbene Oriana Falacci war eine berühmte Reporterin italienischer Zeitungen und Feuilletons des vergangenen Jahrhunderts und Autorin zahlreicher Bücher.

Sie war eine streitbare Frau. Ihrer Herkunft nach war sie nicht prädestiniert dafür, eine große Karriere zu machen. Die Mutter, eine einfache Frau, tat alles für ihre sehr intelligente Tochter Oriana, um ihr eine akademische Laufbahn zu ermöglichen. Geboren 1929 schloss sich Oriana wie ihr Vater und ein bewunderter Onkel schon als ganz junges Mädchen dem Widerstand gegen das faschistische Regime des mit Hitler verbündeten Mussolinis an. Früh schon war sie aufmüpfig und kritisch und gelangte über Volontariate als Reporterin zu einschlägigem Zeitungen, für die sie jahrelange als Auslands-und Kriegskorrespondentin arbeitete.

Sie führte ein abenteuerliches Leben.

Längere Zeit wohnte sie in Los Angeles, um sich Schauspielern und deren Umfeld in ihren Reportagen zu nähern. Danach interessierte sie sich brennend für die Raumfahrt und lebte einige Zeit unter Astronauten, um mehr von deren Leben und ihren Motiven für die Raumfahrt zu erfahren. Sie war stets zur Stelle, wenn es um wichtige Reportagen ging.

In England begegnete sie ihrer großen Liebe Alfredo, der sie nicht liebte und ihr den Laufpass gab. Am Scheitern dieser Liebe ist sie fast zugrunde gegangen.

Nun war sie lange alleine und wollte sich nie wieder in eine Liebesabhängigkeit begeben.

Als Kriegsreporterin war sie fortan auf den damals wichtigsten Kriegsschauplätzen der Welt in Korea und Vietnam zu finden. Ihr Mut und ihre Schlagfertigkeit waren legendär. Die zierliche Gestalt und die beschriebene Schönheit standen ganz im Widerspruch zu ihrer draufgängerischen Natur, mit der sie keiner Gefahr auswich.

Insgesamt wird in der Biographie von Cristina De Stefano die Gestalt einer außergewöhnlichen Persönlichkeit herausgearbeitet. Mutig, hoch intelligent, charakterstark, unabhängig und eigenständig zieht uns die Persönlichkeit von Oriana Falacci ganz in ihren Bann. Man folgt ihren Abenteuern, ihren Liebeskümmernissen, ihren ungewöhnlichen Freundschaften, vor allem aber der einmaligen Eigenständigkeit, mit der diese Frau die Welt durch das geschriebene Wort für sich eroberte und ihren Weg ungeschönt und ehrlich ging.

In der Biographie von De Stefano wird immer wieder betont, wie scharfzüngig ihre Interviews waren. Sie konfrontierte ihre Interviewpartner mit gezielten Fangfragen, die diese zu unangenehm ehrlichen Antworten zwangen. Da sie mit den Jahren eine hoch angesehene Journalistin wurde, öffneten sich ihr zwangsläufig Türen zu ebenso hoch angesehenen Persönlichkeiten in Politik und Gesellschaft.

Das Leben von Oriana Falacci mutet selber fast an wie ein Roman. Es würde den Rahmen dieser Besprechung sprengen, wollte man alle die Namen und Orte aufzählen, an denen sie sich aufgehalten hat. In der Toskana besaß sie ein Landgut, in dem ihre Familie wohnte. In Rom, Paris und New York hatte sie eigene Wohnungen. Als sie älter wurde, verlegte sie sich auf das Schreiben von Büchern. Dabei zeigte sich, dass sie eine besessene Arbeiterin war, die wochenlang in ihrem Zimmer verbleiben konnte, um zu schreiben.

Zuletzt rundet sich das Bild von ihr zu einer starken, nicht immer einfach zu ertragenden aber äußerst charismatischen Persönlichkeit.

Man ist fasziniert von dieser Ausnahmeerscheinung und liest das Buch mit Spannung und hohem Interesse. Es sind die Orte, Länder und Kontinente, die uns die Welt öffnen und uns am politischen Klima der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts noch einmal teilnehmen lassen.

Cristina De Stefano
Oriana Falacci
Ein Frauenleben
352 Seiten, broschiert
btb Verlag, September 2016
ISBN-10: 3442714168
ISBN-13: 978-3442714162
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Christian Buder: Die Eistoten

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Alice Pokel ist elf Jahre alt, als sie zusammen mit ihrem Freund Tom Hahnemann im Wald am See die Leiche eines erfrorenen Mädchens findet. Statt die Polizei zu rufen, überzeugt sie Tom davon, abzuwarten. Denn Alice will selbst den Mörder finden. Die Sache soll nicht wieder als Unfall abgehandelt werden, so wie es bei ihrer Mutter war, die vor vier Jahren in der Nähe des Wohnhauses in einer eiskalten Nacht erfroren ist.

Tom recherchiert und stößt auf die Eistoten. Ein Journalist hat sich mit den merkwürdigen Todesfällen beschäftigt. Jährlich, immer kurz vor Weihnachten, stirbt ein junges Mädchen durch Erfrierung.

Der Schreck ist groß, als das erfrorene Mädchen aus dem Wald dann vor der Kirche gefunden wird. Die Polizei, und zu der gehört auch Alices Vater, geht wieder von einem von Unfall aus. Niemand hört Alice zu, die längst Zusammenhänge erkannt hat. Sie gilt durch den Tod ihrer Mutter als traumatisiert und ihr Vater erwägt, sie in eine psychiatrische Klinik zu bringen.

Viel Zeit bleibt also nicht, den Mörder zu finden. Und tatsächlich kommen die Kinder ihm auf die Spur. Er beichtet seine Taten in der Kirche. Die flüsternde Stimme jemanden zuzuordnen, ist allerdings nicht einfach.

Alice ist ein hoch intelligentes Mädchen und ihrem Alter voraus. Orientierung gibt ihr der 1954 verstorbene Philosoph Ludwig Wittgenstein. Das heißt aber nicht, dass Alice in einer Fantasiewelt lebt, auch wenn die Erwachsenen das glauben und sie für psychologisch behandlungsbedürftig halten.

Als Leser erhält man Einblick in ihre Denkweise und kann diese viel besser nachvollziehen, als es ihr Umfeld im Buch könnte. Das ist vom Autor sehr interessant gemacht. Alice, auch wenn sie besserwisserisch und altklug erscheint, ist intelligent und stellt Zusammenhänge blitzschnell her. Sie ist genau in ihrem Denken und im Analysieren der Vorkommnisse. Das macht sie zu einer sehr interessanten Persönlichkeit.

Da sie aber, außer von ihrem Freund Tom, keine Hilfe erhält bei der Aufklärung der Morde, die von den Erwachsenen als Unfälle wahrgenommen werden, spitzt sich die Lage immer mehr zu. Dem Mörder entgeht nämlich keineswegs, dass ihm die Kinder auf der Spur sind.

Es ist ein ungewöhnliches Buch. Es begeistert durch seine Vielschichtigkeit und die interessante Hauptfigur. Zudem ist es wirklich gut geschrieben.

Rezension von Heike Rau

Christian Buder
Die Eistoten
384 Seiten, broschiert
Aufbau Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3746629950
ISBN-13: 978-3746629957
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