Browsed by
Schlagwort: Ironie

Philipp Ardagh: Familie Grunz hat Ärger

Philipp Ardagh: Familie Grunz hat Ärger

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Familie Grunz wohnt in einem selbstgebastelten Wohnwagen, der von zwei Eseln durch die Lande gezogen wird. Herr und Frau Grunz sind chaotisch, unordentlich und sehr seltsam. Meist gibt es Ärger, da wo sie auftauchen. Aber zum Glück bleiben sie nie lange an einem Ort.

Dass Herr und Frau Grunz einen Sohn haben, haben sie einer Wäscheleine zu verdanken. Denn von dieser haben sie Sohnemann mitgehen lassen. Frau Grunz hat ihn mit einem blauen Kleid ausgestattet, da Jungs nun mal Blau tragen sollten.

Sohnemann wundert sich schon ein bisschen über seine Eltern. Irgendwie passt er nicht zu ihnen. Andere Eltern wären ihm tatsächlich lieber. Aber das kann man sich ja nicht aussuchen.

Eines Tages kommen die Grunzens an den Guuthshof des Ehepaares von Guuth, die allerdings auf merkwürdige Weise getrennt voneinander leben, seit sie ihren Sohn verlegt haben und jeder dem anderen dafür die Schuld gibt.

Auch hier, wie soll es anders sein, haben die Grunzens bald wieder Ärger. Mit einem Tritt an einen Strommast macht Herr Grund einen Bienenschwarm wütend. Sohnemann versucht, die Bienen mit einem Glas Honig abzulenken, die sich aber nur ein neues Opfer suchen, den Schuhputzjungen Mimi, der in Wahrheit ein nach Rosen duftendes, hübsches Mädchen ist. Sohnemanns Idee, sie in den Teich zu dirigieren, bewahrt sie vor schmerzhaften Stichen. Auch nass gefällt Mimi ihm noch richtig gut.

Die Geschichte ist ungewöhnlich komisch, ausufernd fantasievoll und merkwürdig spannend. Den Verlauf kann man nicht erahnen und ich glaube, auch der Autor hatte beim Schreiben keinen Plan. Dazu ist Familie Grunz einfach zu eigenwillig.

Junge Leser können also mit jeder Menge haarsträubenden Überraschungen und schnurrigen Abenteuern rechnen. Die Figuren, und zwar alle, sind ausgesprochen skurrile Typen, nehmen das aber mit einer Selbstverständlichkeit, die dann doch wieder von Charakterstärke zeugt.

Damit ist das Buch sehr unterhaltsam, falls man mit dieser irrwitzigen Art von Humor klar kommt und nicht dazu neigt, vom Lachen Bauchschmerzen zu kriegen.

Rezension von Heike Rau

Philipp Ardagh
Familie Grunz hat Ärger
Mit Illustrationen von Axel Scheffler
Übersetzt von Harry Rowohlt
240 Seiten, gebunden
Beltz & Gelberg
ISBN-10: 3407820321
ISBN-13: 978-3407820327
-> Dieses Buch jetzt bei Amazon bestellen

Lena Gorelik: Lieber Mischa

Lena Gorelik: Lieber Mischa

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Jüdisches Leben und die ach so feine deutsche Freundlichkeit zu ihren jüdischen Mitbürgern!

In einem langen Monolog erzählt Lena Gorelik ihrem kleinen Sohn, was es mit dem Judentum auf sich hat.
Sie, die sich in ihren vorherigen Romanen vielfach mit dem Leben als Jüdin und mit Identitätsfragen beschäftigt hat, kann es auch jetzt nicht lassen! Wer Romane von Lena Gorelik kennt, weiß, dass sie mit Heiterkeit, Humor und Lachen ihr Leben und das ihrer jüdischen Mitbürger zu zeichnen versteht.

Verwandte mit ihren Eigenarten kommen zur Sprache, Mütter und Kinder und L. Gorelik erzählt von ihrem Leben in der Sowjetunion. Sie beschreibt jüdische Feste und setzt sie in Verbindung zu den Traditionen der jüdischen Geschichte.

Mit feiner Selbstironie nimmt sie das Judentum auf die Schippe und bleibt zugleich bei ihren jüdischen Wurzeln, die sie als Kind mit elf Jahren vermittelt bekam. So sagt sie ihrem gerade erst geborenen Sohn: „Lieber Mischa, der Du fast Schlomo Adolf Grinblum geheißen hättest, es tut mir so leid, dass ich Dir das nicht ersparen konnte: Du bist ein Jude….“
Wenngleich ihre Kritik am Judentum in feine Ironie getaucht ist, spürt man doch einen nicht geringen Stolz, zu dem „auserwählten“ Volk zu gehören. Witzig, geistreich, amüsant, sprudelnd vor Fantasie und niemals bösartig, liebenswert bis spöttisch sind ihre Schilderungen über das jüdische Leben, dem sie eine gewisse Lebensfreude zuspricht. Mit Intelligenz und Scharfsinn findet sie die Schwachstellen in der Gesellschaft der Nichtjuden und gibt dabei heitere Begebenheiten zum Besten. Umwerfend äußert sie sich über Philosemiten und Konvertiten, und so manch’ einer wird sich wie in einem Spiegel hier wieder erkennen können.

Man liest den Brief an ihren Sohn Mischa mit der gleichen Freude wie ihre früheren Romane und freut sich über den Humor, den gelegentlichen Ernst und die Weisheit, die aus ihren Worten spricht. Mit ihnen preist sie ihre jüdische Lebensart, und insgeheim kämpft sie für eine gerechte Sache: den Juden zu lassen, was zu ihnen gehört und das Leben der anderen bitte nicht mit dem jüdischen Leben zu vermengen.

Lena Gorelik gehört zu den so genannten „Kontingentjuden“, denen die Ausreise aus Russland nach Deutschland ermöglich wurde. Heute lebt sie mit Mann, Kind und Hund in München.

Lena Gorelik
Lieber Mischa
192 Seiten, gebunden
Graf Verlag, März 2011
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3862200124
ISBN-13: 978-3862200122
-> Dieses Buch jetzt bei Amazon bestellen