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Schlagwort: Kleinstadt

Castle Freeman: Der Klügere lädt nach

Castle Freeman: Der Klügere lädt nach

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Sheriff Lucian Wings hat wenig zu tun. Er lässt den Dingen lieber seinen Lauf und mischt sich nicht groß ein. Auch seine Frau, lässt er tun, was sie will, auch wenn das bedeutet, dass er nun im Büro schlafen muss. Man sieht es und nimmt es hin in dieser ländlich gelegenen amerikanischen Kleinstadt, wo die Zeit stehen geblieben ist.

Doch gewissen Situationen können nicht hingenommen werden. Wer sich etwas zuschulden kommen lässt, muss dafür zahlen. Wenn das geschehen ist, bekommt Wings die Fälle auf den Tisch, weil dann die Täter die Opfer sind. Ein Fall fällt nicht groß auf, doch wenn es mehr werden, muss Wings seine Arbeit tun, weil er dazu genötigt wird. Er muss endlich durchgreifen und mehr Engagement zeigen. Schon klar!

Aber er findet er es gut, wie sich die Dinge ohne sein Eingreifen entwickeln. Wenn andere seine Arbeit machen, weil sie es besser können. Am Gesetz vorbei zu handeln, ist unschlagbar wirkungsvoll und schafft gewisse Situationen schneller aus dem Weg. Man hat da seine Erfahrungen. Es gibt praktisch keine Rückfallquote. Natürlich darf es keine Zeugen dafür geben und natürlich darf niemand die selbst ernannten Richter zur Verantwortung ziehen, denn sonst entsteht schnell eine neue von diesen gewissen Situationen und muss gelöst werden.

Es geht im Buch um eine krasse Form von Selbstjustiz. Diese wird allerdings auf eine rabenschwarz humorvolle Art geschildert. Zum Lachen ist das nicht, aber schon derb komisch! Dazu kommt das der Autor den Roman in einem völlig unaufgeregten und kaltschnäuzigen Ton erzählt. Er braucht nicht viele Worte. Das Drumherum entsteht auch so im Kopf des Lesers. Die Dialoge haben mir besonders gut gefallen! Kein Schlagabtausch. Der Denkprozess kann sich auch in einem einzigen sarkastischen Wort niederschlagen und jeder kann sich die Folgen ausmalen.

Das Buch lebt von Charakteren, die einfach unschlagbar sind und anfangs auch undurchschaubar. Aber der Autor führt immer tiefer hinein in die Handlung, haarscharf an einem Abgrund vorbei. Das Buch hat es wirklich in sich! Es ist überraschend, unterhaltsam und sehr spannend!

Rezension von Heike Rau

Castle Freeman
Der Klügere lädt nach
Aus dem Englischen von Dirk van Gunsteren
208 Seiten, gebunden
Verlag Nagel & Kimche
ISBN-10: 3312010586
ISBN-13: 978-3312010585
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Nova Weetman: Lily Frost – Fluch aus dem Jenseits

Nova Weetman: Lily Frost – Fluch aus dem Jenseits

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Für Lily Frost und ihre Familie stehen Veränderungen an. Es muss gespart werden. So wird ein altes Haus in der kleinen Stadt Gideon bezogen. Alles ist hier sehr viel beschaulicher und kein Vergleich mit der Großstadt. Den Eltern und dem jüngeren Bruder gefällt es. Doch Lily fühlt sich von Anfang an nicht wohl in dem Haus. Es ist schwer für sie, ohne das gewohnte Umfeld und ihre beste Freundin auszukommen.

Lily findet bald einen Grund für ihr Unbehagen. Sie erfährt, aus welchem Grund das Haus zum Verkauf stand und hört, dass das Mädchen, dass vorher in ihrem Zimmer gewohnt hat, verschwunden ist. Niemand weiß, wo Tilly abgeblieben ist. Aber Lily glaubt, dass das Mädchen mit Erscheinungen auf sich aufmerksam machen will, die nur sie bemerkt. Sie versucht, das Grauen nicht zu sehr an sich heranzulassen. Vielmehr will sich Tilly helfen und herausfinden, was mit ihr geschehen ist.

Lily Frost ist schwierig in ihrer Persönlichkeit. Sie begegnet ihrer Familie sehr unfreundlich nach dem unfreiwilligen Umzug. Das passt im Grunde nicht zu ihrer Hilfsbereitschaft dem Geist gegenüber. Die Handlung selbst ist recht einfach gestrickt. Es ist also keine anstrengende Unterhaltung, die hier geboten wird. Es wird ein wenig gruselig, aber auch das hält sich in Grenzen. Lily Frost wird sehr in den Vordergrund gestellt. Der Rest verblasst ein wenig. Dabei gibt es Figuren, denen etwas mehr Aufmerksamkeit gut getan hätte.

Ich habe mich dennoch sehr gut unterhalten gefühlt. Die Autorin hat mit ihrer Geschichte mein Interesse geweckt. Außerdem ist ihr Schreibstil gut. Das Buch ist also recht spannend und auch gut erzählt, auch wenn das Thema nicht neu ist.
Es muss ja nicht immer so krachender Horror sein, sodass man Atemnot bekommt und die Hände, die das Buch halten, zittern. Ich denke, dass Gesamtbild stimmt.

Rezension von Heike Rau

Nova Weetman
Lily Frost – Fluch aus dem Jenseits
Aus dem australischen Englisch von Friederike Levin
Beltz & Gelberg
235 Seiten, gebunden
ISBN-10: 3407746547
ISBN-13: 978-3407746542
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Elizabeth Strout: Das Leben, natürlich

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Familienleben mit krassen Auswüchsen.

Nach ihrem wunderbaren Roman „Mit Blick aufs Meer“, in dem sie ein Kleinstadtmilieu beschrieben hat, liegt endlich der neue Roman von Elizabeth Strout vor.

Sie berichtet dieses Mal über eine Familie in Maine. Im Prolog kündigt die Autorin an über die Burgess-Kinder schreiben zu wollen. Diese sind wie sie selbst aus Maine, und die Geschwister umgibt ein Schleier aus Unglück und Versagen. Shirley Falls ist die kleine Stadt, in der sie leben, in der jeder jeden kennt und in der nichts unbeobachtet bleibt. Bob, Jim und Susan Burgess haben in Maine die Schulbank gedrückt. Die Brüder sind später nach New York gegangen und Anwälte geworden. Jim ist erfolgreich und lebt mit seiner Frau Helen ein äußerlich zufriedenes Leben. Er hat drei wohl geratene Kinder, die alle aus dem Haus sind. Jims Frau versucht ihr gutes Leben vor den Unbilden der beiden anderen Geschwister zu schützen, denn Bob hat es nicht so weit gebracht. Susan, seine Zwillingsschwester, ist wie Bob geschieden und lebt weiterhin in Maine. Ihr einziger Sohn bereitet ihr Kummer und Sorgen.

Elizabeth Strout zeigt ihre gerühmte Kunst, Milieuschilderungen und Einzelschicksale zu verknüpfen. Sie lässt die Geschichte allmählich erst zu einem Ganzen zusammenwachsen, so dass man über weite Strecken nicht sicher weiß, worauf die Geschichte hinausläuft. Rassismus spielt eine hervorstechende Rolle, und Neid und Missgunst säumen den Weg der drei Geschwister unter einander.

Doch schließlich überschlagen sich die Ereignisse, und die Spannung steigt. Familiengeheimnisse werden erkennbar, bei deren Eröffnung der kluge und erfolgreiche Jim an Glanz verliert und der schüchterne und eher gutmütige Bob an Ansehen gewinnt. Als es Jim unerwartet ganz schlecht geht, und er am Leben, an seiner Familie und an seinen eigenen Fehlern zu verzweifeln droht, sagt ihm sein Bruder Bob: „Doch, Du hast eine Familie. Deine Kinder sind wütend auf Dich, Deine Frau hasst Dich, Deine Geschwister machen Dich wahnsinnig und Dein Neffe ist ein Trottel. Das nennt man Familie.“ Zitat WDR: „Treffender und ironischer kann man die vierhundert Seiten dieses großartigen Buches nicht zusammenfassen.“

Bei allen verzweigten Geschichten und Nebengeschichten sind es doch die Burgess-Kinder, die den Fokus der Geschichte ausmachen. Da ist der deutsche Titel zum Roman nicht ganz verständlich, und die direkte Übernahme aus dem Englischen Titel wäre passender gewesen.

Sprachgewandt und vielseitig mit ihren Sujets, in diesem Fall jedoch fast überfrachtet, gehört Elizabeth Strout nach meinem Dafürhalten dennoch zur Elite amerikanischer Erzähltalente.

Elizabeth Strout
Das Leben, natürlich
400 Seiten, gebunden
Luchterhand Literaturverlag, September 2013
ISBN-10: 3630873448
ISBN-13: 978-3630873442
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Alice Moss: Mortal Kiss – Ist deine Liebe unsterblich?

Alice Moss: Mortal Kiss – Ist deine Liebe unsterblich?

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In Winter Mill beginnt die kalte Jahreszeit in diesem Jahr überraschend zeitig. Es ist klirrend kalt. Man fürchtet einzuschneien und dann von anderen Ortschaften abgeschnitten zu werden. Dabei sind Biker in der Stadt angekommen, die hier nicht gerne gesehen werden. Sie haben ein Zeltlager in der Nähe von Winter Mill. Als dort oben im Wald eine Leiche gefunden wird vermutet Sergeant Wilson einen Zusammenhang. Offiziell spricht er von einem erfrorenen Landstreicher. Dennoch warnt Sergeant Wilson seine Tochter Liz und ihre Freundin Faye McCarron. Der Wald ist ab sofort verbotenes Territorium für die beiden.

Doch die Biker machen nicht Halt vor der kleinen Stadt und so lernen die Mädchen Finn Crowley kennen, der ebenfalls zu den Black Dogs gehört. Es gibt noch einen neuen Jungen in der Stadt. Lucas, der mit seiner Mutter Mercy Morrow zugezogen ist. Er gefährdet beinahe die Freundschaft der beiden Mädchen. Doch letztendlich ist er wohl viel mehr Faye zugetan, die sich aber eher zu Finn hingezogen fühlt.
In der Stadt geht unterdessen Seltsames vor. Der Winter nimmt an Stärke zu und in den Wäldern streichen gefährliche Wölfe umher. Einige Einwohner von Winter Mill verhalten sich merkwürdig. Darunter auch Sergeant Wilson, den man gerade jetzt dringend gebraucht hätte. So kommt es den Jugendlichen zu, hinter das Geheimnis zu kommen.

Anfangs geht es insbesondere um die beiden Mädchen, die sehr auf ihr Äußeres bedacht sind und nichts als modische Klamotten, Styling, Partys und Jungs im Kopf haben. Die Zielgruppe ist damit klar definiert. Wer auf unkomplizierte Weise einfach nur gut unterhalten werden möchte, liegt mit dem Buch richtig. Die Geschichte ist unkompliziert und dennoch spannend. Inhaltlich Neues zum Thema wird nicht geboten.

Hinter das Geheimnis der Geschichte kommt man nicht sofort. Dass die Black Dogs und die Morrows etwas damit zu tun haben, liegt aber auf der Hand. So gibt es einige aufregende Szenen, die die Handlung bestimmen. Dazwischen findet man viele Abschnitte, die wenig aufregend sind. Die Autorin füllt die Geschichte mit Details, die nicht unbedingt nötig sind. Hier geht es insbesondere um die Mädchen, die trotz komplizierter Lage, sehr selbstbezogen sind, und damit einfach jünger, als im Buch angegeben, wirken.

Das Ende ist gut gemacht. Hier wird es richtig spannend. Auch weil es eine Wende gibt, mit der man nicht rechnet. Das ist eine geschickte Überleitung zur Fortsetzung mit dem nächsten Buch.

Rezension von Heike Rau

Alice Moss
Mortal Kiss – Ist deine Liebe unsterblich?
Aus dem Englischen von Anna Serafin
347 Seiten, gebunden
INK Egmont
ISBN-10: 3863960181
ISBN-13: 978-3863960186
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