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Schlagwort: Liebesgeschichte

Martin Suter: Melody

Martin Suter: Melody

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Dieses Buch über einen wohlhabenden Schweizer Bürger mit ausgewiesener Reputation liest sich auf weite Strecken wie ein Gourmetkochbuch!

Dr. Peter Stotz ist Politiker, hoher Militär und Geschäftsmann mit weitreichenden Verbindungen.
Er ist 80 Jahre alt und sucht einen Mitarbeiter für sein umfangreiches Archiv.
Ihm gefällt ein Jurastudent, der sich auf einen Jahresvertrag bei freier Kost und Logis und hohem Honorar an ihn bindet. Tom Elmer ist der Auserwählte.

Es geht vornehm zu bei dem alten Herrn. Vor allem aber wird nach alter Sitte und Gebrauch zu jeder passenden Gelegenheit Alkohol dem Anlass gemäß kredenzt. Die Küche bietet allerhand exquisite Mahlzeiten, so dass es sich gut leben lässt in dieser Umgebung.
Sherry, Armagnac, Cognac und die teuersten Weine machen stets die Runde. Ganz diskret ließ der Hausarzt durchblicken, dass der gute Peter ein verkappter Alkoholiker sei. Kein Wunder bei seinem Lebensstil!

Im Hause hängen vielfach gezeichnet Porträts einer schönen Frau. Welche Rolle spielt diese ferne Schönheit in dem ganzen Stück?
Tom erfährt durch das Archiv die Lebensgeschichte von Stotz. Ergänzt wird diese durch die täglichen Erzählungen. Mahlzeiten und abendliche Gespräche bieten jede Möglichkeit, alles über Peter Stotz zu erfahren. Eine Frau mit Namen Melody, verkörpert in den zahlreichen Porträts an den Wänden, spielte eine zentrale Rolle in seinem Leben.
Sie war die Auserwählte von Peter Stotz, verschwand jedoch wenige Tage vor der Hochzeit und blieb für immer unauffindbar.
Bei der Suche nach ihr scheute der Patron keine Kosten für ferne Reisen, um sie zu finden

Im Hause gibt es einen Butler, eine Köchin und eine Sekretärin.
Sie alle kommen zu Wort und aus ihren Erzählungen und Handlungen verdichtet sich das Bild, das Tom von dem alten Herrn erhält.
Auch Tom wird in dem Werk seinen Part bekommen. Ohne Liebe geht es nicht!

So viel sei hier gesagt: im zweiten Teil beginnt eine Art Krimi um das Erscheinen und Verschwinden von Melody.
Ganz geheimnisvoll steuern wir auf ein Ende ihrer Geschichte zu, das uns staunen lässt und einen hohen Überraschungseffekt bietet.

Martin Suter erzählt in einem behaglichen Stil. Beschreibungen von Personen, Lebenssituationen und Ereignissen verbreiten Ruhe und lassen uns an dieser außerordentlichen Lebensgeschichte teilhaben.
Man wundert sich darüber, wie der Autor immer neue, interessante Sujets erfindet, um seine Leser zu unterhalten!
Insgesamt haben wir es mit einer absolut anregenden und angenehmen Lektüre zu tun, die uns aus unserem Alltag herausholt und abwechslungsreiche Unterhaltung auf einem hohem Niveau bietet.

Martin Suter
Melody
Diogenes, 3. Auflage März 2023
336 Seiten, gebunden
ISBN-10: 3257072341
ISBN-13: 978-3257072341
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Annika Büsing: Nordstadt

Annika Büsing: Nordstadt

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Der vorliegende Roman von Annika Büsing glänzt durch eine kurze, lakonische Sprache, die zuweilen sehr witzig wirkt.Erzählt wird die Geschichte von Nene. Sie lebt im Norden einer Stadt im Ruhrgbeiet. Herkömmlich sind die Nordstädte die ärmeren Teile einer Stadt. Dort geht es nicht so gesittet zu wie etwa im Süden.

Nene arbeitet als Bademeisterin. Im Schwimmbad lebt sie ihr Leben, kennt die Menschen, knüpft Beziehungen an und ist dort ganz zu Hause.
Sie erzählt ihre Geschichte in der Ichform. Eines Tages kommt Boris ins Schwimmbad. Er humpelt und hat so schöne „Pumaaugen“ und vom Wasser verklebte Wimpern. Nene mag ihn.

Es ereignet sich nicht viel. Umso eindrucksvoller sind die Erlebnisse und die kleinen Erinnerungsfetzen an und Hinweise auf ihren Vater, der bei jeder Gelegenheit prügelte.

Die Protagonistin hat eine umwerfend komische, nüchterne und sehr ehrliche Sprechweise. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und denkt schnell und logisch. Mit Boris lässt es sich für sie schwer an. Ihre stakkatoartigen Sätze enthalten Gedanken und Überlegungen, die sich mit ihren Mitmenschen beschäftigen. Boris ist stolz, und zuweilen lügt er sie an. Bis sie herausfindet, wie er lebt und denkt, dauert es einige Zeit.

Die Art und Weise, in der Annika Büsing ihr Thema angeht, ist reizvoll. Immer wieder bleiben Fragen offen. Der Leser muss sich gedulden, um mehr über Hintergründe der Beziehung zwischen Nene und Boris herauszufinden. Nene wird von ihr so geschildert, dass man tiefe Einblicke in das Seelenleben ihrer Protagonistin bekommt. Sie ist rau, insgeheim zärtlich und liebevoll, dabei brüsk in ihren Äußerungen, und häufig fühlt sie sich einsam. Außerdem ist sie anhänglich und empfindsam. Auf eine verhaltene Art und Weise hat sie einen aufrechten und klaren Charakter. Es ist die vorsichtige Annäherung, mit der Annika Büsing den Leser*in bestrickt. Unter der äußeren Oberfläche schlummern bei Boris und Nene Traurigkeit, Einsamkeit und Verletzungen aus frühen Kinderjahren. Der feine Sarkasmus und die Schüchternheit ziehen beide zueinander hin. Durch das eigene erfahrene Leid ist das Verständnis für den anderen groß. Da sie gelernt haben, ihre Verletzungen zu verbergen, ist der Weg gegenseitiger Annäherung äußerst zurückhaltend. Boris geht allem aus dem Wege. Nene sucht sich Menschen, denen sie vertrauen kann, und zu denen sie eine Beziehung aufbauen möchte. So ist Nene die treibende Kraft, die sich Boris immer wieder zuwendet.

Es ist eine kurze aber sehr anrührende Geschichte, mit denen sich Annika Büsung in ihrem Debütroman ihrem Lesepublikum vorstellt. Man darf gespannt sein auf weitere Romane von dieser Autorin.

Sie leb mit ihrem Mann und zwei Söhnen in Bochum.

Annika Büsing
Nordstadt
Steidl, Februar 2022
128 Seiten, gebunden
ISBN-10: 3969990645
ISBN-13: 978-3969990643
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Val McDermid: Northanger Abbey

Val McDermid: Northanger Abbey

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Die schottische Thrillerautorin Val McDermid hat sich auf ein ganz besonderes Experiment eingelassen und einen Liebesroman geschrieben. Das Genre ist schon ungewöhnlich genug, aber noch ungewöhnlicher ist die Tatsache, dass sie einen bestehenden Roman der großen Schriftstellerin Jane Austen in die heute Zeit transformiert hat. Sie hat sich Northanger Abbey vorgenommen und neu geschrieben. Dabei aber das 19. Jh. gegen das 21. Jh. ausgetauscht. Herausgekommen ist ein sehr frisch wirkender jugendlicher Liebesroman, der immer noch genügend Auskunft über das gesellschaftliche Gebaren der britischen Bevölkerungsschichten gibt. Das Projekt ließe sich auch als „Val McDermid feat. Jane Austen“ nicht besser beschreiben, um es mit heutigen Worten zu sagen.

Catherine Morland, genannt Cat, 17 Jahre, Tochter ens Pfarrers in Dorset, jüngere Schwester von James, lebt in ihrer kleinen, liebevollen Familie. Sie ist das, was heute als Bücherjunkie bezeichnet wird. Sie verschlingt Bücher und lebt auch in ihren Tagträumen in den Geschichten, die sie liest. Vorrangig sind das momentan Vampirromane. Ihre Tagträume lassen die reale Welt mit der virtuellen Welt verschmelzen. Eines Tages wird sie von den Nachbarn, einem freundlichen kinderlosen Ehepaar namens Allen, zu einem Buchfestival nach Edinburgh eingeladen. Mr Allen fährt seit vielen Jahren jedes Jahr teils geschäftlich dort hin. Dieses Jahr fährt seine Gattin mit und denkt mit der Nachbarstochter Cat an eine nette Begleitung. Cat nimmt die Einladung natürlich an, schließlich kann das nur ein großes Abenteuer werden. Etwas anderes als ein Abenteuer erwartet sie eh nicht vom Leben. Genauso wie in den Geschichten. Cat gewinnt in Edinburgh neue Freunde, lernt neue Menschen kennen und besonders die Familie Tilney, denen das Anwesen Northanger Abbey gehört, welches etwas außerhalb Edinburghs liegt. Die Tilneys laden Cat dann ihrerseits nach Northanger Abbey ein. Dort muss sie in den alten Gemäuern mit verschlossenen Türen, Gängen und Treppen feststellen, dass irgendetwas mit dieser Familie nicht zu stimmen scheint. Der Tod deren Mutter vor wenigen Jahren erscheint ihr besonders mysteriös.

Val McDermid hat den Stoff von Jane Austen hervorragend umgesetzt und auch die deutsche Übersetzung hat das gängige moderne Vokabular, um der Geschichte einen frischen Anstrich zu geben. SMS, Facebook, Twitter gehören genauso dazu wie aktuelle Buch- und Musiktitel. Die weiblichen Figuren stehen voll im heutigen Leben und lassen nichts vom generösen Staub des 19. Jh., wie es zwangsläufig im Original erscheint, spüren. Gerne bin ich Cat gefolgt, wie sie ihren Weg ins Leben findet und zu dem Schluss gelangt, dass das reale Leben nicht das ihrer Romanhelden ist.

Eine hinreißende, moderne Liebesgeschichte nicht nur für Jugendliche.

McDermid, Val
Northanger Abbey
Aus dem Englischen von Doris Styron
HarperCollins, Berlin
ISBN 9783959670180

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016

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Lily King: Euphoria

Lily King: Euphoria

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Ethnologie und Forschungsfragen für Liebhaber.

Wer sich für Ethnologie und Anthropologie interessiert, wird an diesem Roman seine helle Freude haben.

Worum geht es?

Drei Naturforscher begegnen sich in Papua Neuguinea etwa Anfang der dreißiger Jahre. Nell Stone ist um ihrer Publikationen willen schon recht berühmt. Ihr Mann Schuyler Fenwick, genannt Fen, ist eher der Praktiker, der sich für die Menschen als Forschungsobjekte interessiert. Der Engländer Andrew Bankson stößt nach Jahren einsamer Feldforschung zu ihnen. Er fungiert lange Strecken als Icherzähler in dem Roman.

Sein Familienhintergrund lässt darauf schließen, dass er der heimischen Reglementierung durch seine Mutter nach dem Tod zweier Brüder und des Vaters zu entkommen trachtet.

Er ist einsam und sehnt sich nach der Gesellschaft der beiden zuerst genannten Forscher.

Angelehnt ist die Geschichte an das Leben Margaret Meads, die in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit ihren Forschungen und Publikationen über einfache Stämme in Neuguinea die wissenschaftliche Welt begeisterte. Ihre Thesen wurden allerdings in späteren Jahren gelegentlich infrage gestellt.

Nun, hier geht es u.a. um die Lebensbedingungen und harten gesundheitlichen Beschwerden, die Aufenthalte in diesen fernen Stammesregionen bei den Forschern auslösen.

Wunderbare Naturbeschreibungen vermitteln einen Eindruck von einer Welt fern unserer Kultur und Lebensart. Man muss schon mit Leidenschaft dabei sein, um sich diesen Abenteuern zu stellen.

Unter den harten, waghalsigen, teilweise aber auch malerischen Lebensbedingungen entwickelt sich eine Liebesgeschichte, die ganz klar von der unterschiedlichen Mentalität der Protagonisten bestimmt wird.

Weite Teile des Berichts befassen sich mit Methoden, wie man was an den einzelnen Stämmen erforscht. Verwandtschaftsverhältnisse, Essen, Gebräuche, Stammesriten, Erziehung, Politik, Wohnform und so fort. Die Unterschiede von Stamm zu Stamm können erheblich sein. Für Wissenschaftler ist das ein wahrer Fundus an Erkenntnissen. Allerdings betont Lily King im Nachwort, dass die meisten Stämme und Orte im Buch fiktiv sind.

Der Laie muss sich dennoch darauf einlassen, von Lebensformen zu erfahren, die Hinweise auch auf die Entwicklung sehr unterschiedlicher menschlicher Gemeinschaften bieten.

Das sehr lesenswerte und fundiert geschriebenes Meisterwerk von Lily King wird viele begeisterte Leser finden.

Im Klappentext kann man erfahren, dass sie den Kirkus Prize für dieses Werk bekommen hat, und ihr Bericht von der New York Times unter die fünf besten literarischen Bücher des Jahres 2014 gewählt wurde.

Lily King
Euphoria
262 Seiten, gebunden
H.Beck, Juli 2015
ISBN-10: 3406682030
ISBN-13: 978-3406682032
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Hila Blum: Der Besuch

Hila Blum: Der Besuch

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Familiengeschichten…

Geschichten israelischer Autoren gehören zu den sensibelsten und geheimnisvollsten, die wir kennen. Hila Blum ist neu im israelischen Literaturgeschehen. Der hier vorliegende Debütroman dürfte für zahlreiche Leser eine willkommene Neuentdeckung sein.

Jerusalem in einem sehr heißen Sommer.

Ein Junge wird vermisst, und Nati und Nili streiten sich über ihre unterschiedlichen Auffassungen, wie und ob man ihn finden wird. Nati ist nüchtern und arrogant, Nili betont optimistisch.

Es sind eingefleischte Verhaltensmuster, mit denen sich die beiden schon lange auf die Nerven gehen. Ihre Töchter sind für eine Woche verreist, und sie sind ganz auf sich selbst bezogen.

Frei assoziiert erlebt man die beiden in ihrem Alltag.

Nati und Nili wohnen schön und scheinen zufrieden. Doch stimmt das so?

Eines späten Abends meldet sich Duclos bei ihnen. Sie haben den französischer Millionäre vor vielen Jahren in Paris bei einer delikaten Begegnung kennengelernt. Überraschende Einblicke in seine Persönlichkeit geben der Geschichte Feuer und Spannung.

Durch den Roman ziehen sich Impressionen und Szenen aus dem Leben der Protagonisten, die sie in verschiedenen Facetten erscheinen lassen, ganz so wie im richtigen Leben. Niemals verlaufen Leben ohne Hochs und Tiefs und ohne Verstimmungen und Erfahrungen, die den einen oder anderen in unterschiedlichem Licht zeigen. Vergangenes vermischt sich mit der Gegenwart.

Frühere Beziehungen und zwei Töchter geben der Familiengeschichte Vielfarbigkeit.

Die Sprache ist feinsinnig, poetisch und Hila Blum beschreibt Situationen treffsicher. Vieles bleibt vage und unausgesprochen.

Man muss hinter die Worte schauen, um zu begreifen, was im Inneren der Protagonisten vor sich geht.

Wir werden zu Betrachtern von Ereignissen, die voller überraschender Wendungen, Geheimnisse, Missverstehen und erneuten Annäherungen sind.

„Ein großer Familienroman aus Israel, eine Autorin, deren Stilgefühl und klarer, kluger Blick verblüffen“ steht im Klappentext. Und in der Tat: es lohnt sich sehr, diese Autorin kennen zu lernen. Sie zeigt das Talent so großartiger israelischer Autoren wie Amos Oz, David Grossman und vieler anderer mehr.

Die erfolgreiche Übersetzerin Mirjam Pressler tut ein Übriges, um den Roman zu einem ausgewiesenen Lesevergnügen zu machen.

Hila Blum
Der Besuch
416 Seiten, gebunden
Berlin Verlag, August 2014
ISBN-10: 3827011949
ISBN-13: 978-3827011947
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Susann Pásztor: Die einen sagen Liebe, die anderen sagen nichts

Susann Pásztor: Die einen sagen Liebe, die anderen sagen nichts

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Heilslehre und Liebessehnsucht als seltsame Symbiose.

Etwas mokant eröffnet die Teilnehmerin eines Meditationswochenendes ihren Bericht mit Eindrücken über die „Mitspieler“ und den Seminarleiter dieses Kurses.

Es geht um stundenlanges Stillsitzen und Schweigen im Wechsel mit Haus- und Gartenarbeit und erklärenden Worten des Seminarleiters Gerald. Mila, unsere Hauptprotagonistin, ist leicht amüsiert bis angeödet von einer schnarchenden Mitbewohnerin und von den malerisch-buddhistisch sich gerierenden Teilnehmern dieses Meditationskurses. Das „Nicht mehr denken Wollen“ macht wohl allen zu schaffen, und auch Mila kann sich häufig nicht wirklich dem „Nichts“ und der Gedankenleere in diesen Sitzungen überlassen. Zwischen Transzendenz und Gegenwart mäandern ihre Gedanken hin und her. Zuletzt ist sie froh, als der Kurs sein Ende findet.

Ist es Scharlatanerie oder besitzt die Lehre von der Meditation eine ernsthafte Heilwirkung?

Just hier aber beginnt eine neue Episode!

Susann Pásztor stellt uns einen neuen Protagonisten vor. Dieser beginnt eine heilig-unheilige Affäre mit Mila, den zwei Teilnehmern unter vielen anderen in der Gruppe.
Eine Liebesgeschichte nimmt ihren Lauf, die traurig, ernst, heiter, verliebt endlich und unendlich zu sein scheint.

Meditation und Selbstfindung, Liebe, Vergangenheit und geliebt werden, Schicksal und Endsagen sind die Kernpunkte dieses Romans, in dem es neben der Heiterkeit und der Liebe auch um die Lebensformen geht, die ein jeder für sich wählt, und die immer die Gegenpole von Glück und Unglück sein können. Es handelt sich um einen netten, weise, klug und leicht zu lesenden Roman mit Tiefgang und Wahrheitsgehalt. Susann Pásztor erzählt witzig und genau, wie das Leben so spielt, und nicht immer haben wir Menschen alles in der Hand!

Schon mit dem Roman „Ein fabelhafter Lügner“ hat sich Susann Pasztor hervorgetan. Sie kann wirklich schreiben!

Susann Pásztor
Die einen sagen Liebe, die anderen sagen nichts
256 Seiten, broschiert
KiWi-Paperback, März 2013
ISBN-10: 3462045261
ISBN-13: 978-3462045260
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Truman Capote: Sommerdiebe

Truman Capote: Sommerdiebe

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Der Roman erzählt die Geschichte der schönen, reichen und widerspenstigen Grady, einem 17-jährigen Mädchen von der Upper East Side New Yorks. Sie hat einen ganzen Sommer sturmfreie Bude, denn die Handlung beginnt, als Grady zusammen mit ihrer Schwester die Eltern auf ein Kreuzfahrtschiff begleitet, weil diese mit der „Queen Mary“ eine mehrmonatige Reise nach Europa antreten. Obwohl sich die Mutter sorgt, die Tochter, die nach den Ferien ihr gesellschaftliches Debüt in der oberen Gesellschaft bestreiten soll, alleine daheim zulassen, kann sie dem Willen ihrer Tochter nichts entgegen setzen.

Noch bevor der Ozeanriese in See sticht, lernen wir den langjährigen Freund und ehemaligen Spielgefährten Gradys kennen und ahnen, dass zwischen ihnen eigentlich mehr als nur eine dicke Freundschaft stecken müsste. Doch es vergehen viele Wochen und die Hitze des Sommers im flirrenden und brodelnden New York, bis Grady in einem Anflug von Schimmer auf solche Gedanken kommt. Grady lernt in dieser Zeit ihre Heimatstadt von einer anderen Seite kennen, lernt Menschen kennen, die bislang in ihrem Umfeld keine besondere Rolle spielten.

Erst 2004 ist das ein halbes Jahrhundert verborgen gebliebene Manuskript dieses Erstlingswerks des amerikanischen Schriftstellers (bekannt geworden mit „Frühstück bei Tiffany“) wieder an die Oberfläche gelangt. Er selbst hatte immer wieder Andeutungen gemacht, dass er mal einen ganzen Roman vernichtet hatte, weil er ihn nicht für veröffentlichungswürdig hielt. Die Literaturexperten waren nach dem plötzlichen Auftauchen des Manuskripts ganz anderer Meinung. Zeugt der Roman doch von einer Reife, die für ein Erstlingswerk ungewöhnlich verfestigt scheint. Doch wäre an dieser Stelle auch anzumerken, dass das Manuskript zwar 1943 begonnen wurde, jedoch feilte Capote noch bis weit in die fünfziger Jahre hinein daran, obwohl er zwischenzeitlich längst Erzählbände herausgebracht hatte.

Mit sensibler Wortakrobatik und einer eigenen Stilistik, die sich in grammatikalisch falscher Interpunktion äußert, wird das Leben dieses jungen Mädchens mit all seinen Wünschen und Träumen gezeigt. Capote führt den Leser von einem Bild zum anderen und lässt ihn am Leben der Upper Class teilhaben. Lange, verschachtelte Sätze, die aber nie so lang sind, dass man den Anschluss verliert, gestalten Bilder von der drückenden Hitze im Central Park oder dem Vorbehalt der Mutter während der anfänglichen Trennungsszenen. Malerisch lässt Capote seine Protagonistin bekifft durch die Augen die Welt betrachten.

Doch so schön und gelassen sich anfangs noch die „heile Welt“ eines jungen Mädchens mit ihren Schulmädchenproblemchen ausnimmt, umso rasanter geht es mit den Gefühlen zu, je mehr Seiten umgeschlagen werden, bis der Leser schließlich einen Punkt erreicht, an dem er nicht mehr aussteigen kann, an dem ihn die Spannung festhält und er wissen möchte, welchen Weg Grady einschlägt.
Eine kurze und packende Sommergeschichte, die das Bild einer Gesellschaft zu Mitte des vorigen Jahrhunderts widerspiegelt und auf ein spannendes Ende hinausläuft.
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Truman Capote
Sommerdiebe
145 Seiten, gebunden
Kein & Aber
ISBN-10: 3036951571
ISBN-13: 978-3036951577
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© Detlef Knut, Düsseldorf 2010

Szilárd Rubin: Kurze Geschichte von der ewigen Liebe

Szilárd Rubin: Kurze Geschichte von der ewigen Liebe

Ungarn nach dem zweiten Weltkrieg: Jeunesse dorée und heißblütige Liebe.

In einer fast schwebenden Weise eröffnet der ungarische Autor Szilárd Rubin den Reigen einer Liebesbesessenheit, die während und nach dem zweiten Weltkrieg in Ungarn durchlebt wird.
Attila und Orsolya sind die beiden ungleichen Partner, die sich 1945 nach dem Ende des zweiten Weltkriegs in Ungarn wieder treffen. Sie kannten sich schon aus Kindertagen.
Attila geht seinen Träumen und Lebensplänen nach, ergeht sich in der Schönheit der Natur, erzählt von seinen Erlebnissen mit Freunden und begeistert sich für seine schöne Freundin. Er sehnt sich nach einem erfolgreichen Poetenleben. Seine Freundin Orsolya, die aus großbürgerlichem deutsch-ungarischem Elternhaus stammt, trägt die Wunden des verbrannten Dresden noch in sich, nachdem sie in ihr ehemaliges Elternhaus in Ungarn zurückgekehrt ist. Hat Attila in ihrem Elternhaus überhaupt eine Chance für ein Willkommen? Er gilt dort als erfolgloser Poet!
Freundschaften, Gespräche und die Nachkriegszeit bieten den Rahmen, in dem sich die Liebe der beiden Protagonisten abspielt. Es geht zwischen Romantik und Realität auf schwankendem Boden unermüdlich auf und ab zwischen den beiden. Überwältigende Szenen zeigen die Wollust der Sinne und den Zauber heißer Nächte, in denen sich Attila und Orsolya von der Tanzfläche schleichen, um im Teich des Parks ein Bad zu nehmen. „Zwischen den Bäumen hindurch schallte die Tanzmusik zu uns her, und wir sahen dem Gewirbel der bunten Kleider zu.“

Nostalgisch und exemplarisch werden Gefühlszonen berührt, die den vergangenen Krieg und das veränderte Europa mit bedenken. Zugleich negieren poetische Betrachtungen die Zeitspanne, in der die Grausamkeit des Krieges und damit einhergehend Ideologien die Gemüter verwirrt haben und der Jugend ihren Zauber nahmen. In einem Rausch der Sinne tanzt und feiert die Jeunesse dorée ganz unterschiedlicher Herkunft in euphorischem Gemeinschaftsgefühl, um sich im Vergessen zu üben. Es ist wie ein Tanz auf dem Vulkan. Nach dem Ende ihrer Studien zerstreuen sich die Freunde in verschiedene Richtungen, um erfolgreich in ihren Berufen zu arbeiten. Attilas poetische Übungen allerdings gelingen unter der neuen Herrschaft des großen russischen Übervaters nicht.
Attila und Orsolya können ihr Glück mit einander nicht finden und zermürben sich in einem von Hass gefärbten, besessenen und Besitz ergreifenden Liebeskrieg. In einer Art Metamorphose wird man Zeuge der Verwandlung einer großen Liebe. Attila sieht noch einmal im Rückblick die kleinen Mädchen seiner Kindheit mit ihren Samthöschen und kleinen Stiefeln,–aber es ist vorbei! Die Zeit der Unschuld und des Glaubens an eine glückliche Zukunft endet im Desaster der Unvereinbarkeit einer schönen Frau und eines unglücklichen Poeten, der zum Diener fremder Herren wird.

Tief berührt liest man Sätze von durchsichtiger Reinheit und sehnsuchtsvollen Erinnerungen. Rubins Beobachtungen umfassen Stimmungen und Gefühle, Trauer, Besessenheit und vergehendes Glück und das Ende einer großen Liebe. Mit feinfühligen Bildern geht er dem Hass und der Liebe auf den Grund, und man staunt über die Emphase, mit der sich seine poetischen Eindrücke in den Texten spiegeln.

In Lobeshymnen ergehen sich die Kritiken des frisch entdeckten ungarischen Autors Szilárd Rubin, der mit diesem neu aufgelegten Roman von 1963 seine Wiedergeburt erlebt. Von Proust bis zum „Großen Gatsby“ reichen die Vergleiche, und man kann sich dem auflebenden Ruhm nicht entziehen.
Das Buch bedeutet eine Entdeckung für alle Liebhaber der großen und einmaligen Werke der Literaturgeschichte!

Szilárd Rubin
Kurze Geschichte von der ewigen Liebe
220 Seiten, gebunden
Rowohlt Verlag
ISBN: 978-3871346316