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J.M. Coetzee und Arabella Kurtz: Eine gute Geschichte

J.M. Coetzee und Arabella Kurtz: Eine gute Geschichte

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In einem partnerschaftlich-schriftlichen Dialog tauschen sich der Schriftsteller J.M. Coetzee und die Psychoanalytikerin Arabella Kurtz aus über das Leben und die Geschichten von Menschen oder die von Autoren erdachten Erzählungen.

Es geht um die Wahrheit und die subjektiven Sichtweisen in der Betrachtung der Erinnerung von Vergangenheit und Gegenwart.

In einem diffizilen Unterfangen entsteht auf diese Weise ein psychologisch-philosophischer Gedankenaustausch.

Schon in dem berühmten japanischen Film „Rashomon“ aus dem Jahr 1950 konnte man erfahren, wie dem Phänomen eines „philosophischen Diskurses über die Existenz der objektiven Realität“ (Wikipedia) nachgegangen wurde.

Ähnlich wie in dem Film geht es um die Wahrheit, die der subjektiven Sichtweise des Einzelnen entspricht. Ein Autor kann sich Geschichten ausdenken, die den Erfahrungen aus dem Leben entnommen zu sein scheinen. Doch er ist frei, zwischen Fiktion und Lebenserfahrung zu pendeln. In der Psychoanalyse aber geht es um die subjektive Wahrheit eines Klienten. Wie erinnert er seine Kindheit und Jugend? Und wie verändern sich Erinnerungen mit den Jahren? Was und wen macht einen Menschen zu dem, der er heute ist?

In dem schriftlichen Austausch der beiden Autoren werden Erkenntnisse aus theoretischer und praktischer Erfahrung angesprochen. Der Leser fühlt sich unwillkürlich einbezogen in die Gedanken des Erinnerns. Wie weit lassen sich die hier gewonnenen gedanklichen Anregungen mit den eigenen Erfahrungen in Verbindung bringen?

Selbstverständlich ist das Buch keine Anleitung zu einer Selbstanalyse. Doch weisen die philosophischen Exkurse den Weg, sich mit dem eigenen Erinnern zu befassen. Dabei wird man nach längerer Betrachtung zu der Einschätzung kommen, dass jeder Mensch je nach Herkunft, Umgebung und sozialen Bedingungen zu einem Denken und Handeln kommt, das seiner eigenen absoluten Wahrheit über Ursache und Wirkung entspricht. Je länger man sich mit den angesprochenen Themen befasst, desto umfangreicher wird die Einsicht über subjektive Erfahrungen, die unser politisches, kulturelles und soziales Leben mitbestimmen.

In der Psychoanalyse geht es u.a. auch um das Verdrängte und Vergessene. Diese ins Bewusstsein zu holen, macht einen Teil der Arbeit mit Klienten aus.

In einem Exkurs kann man etwas über die Kinderanalytikerin Melanie Klein und ihre Theorie der Entwicklung von Subjet-Objektbeziehungen erfahren.

Beide Dialogpartner bewegt die Frage, wie weit kollektives Denken zu gutem oder bösen Verhalten beiträgt. In einer Vielzahl von Beispielen werden diese Fragen reflektiert.

Insgesamt ist das Werk eine Auseinandersetzung mit dem Denken und Handeln, das unter welchen Bedingungen wie und wo zu beobachten ist.

In seinen theoretischen und praktischen Dimensionen gibt der Dialog Anregung zum Nachdenken und Reflektieren unterschiedlicher Werte und Verhaltensweisen je nach dem, in welcher Kultur oder in welchem gesellschaftlichem Umfeld wir uns bewegen.

Ein jeder von uns wird geprägt durch Vergangenheit und Gegenwart. Insofern könnte man die Diskussion ohne Ende fortführen.

J.M. Coetzee
Arabella Kurtz
Eine gute Geschichte
256 Seiten, gebunden
S. FISCHER, Oktober 2016
ISBN-10: 3100025482
ISBN-13: 978-3100025487
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Peter Bieri: Eine Art zu leben

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Abhandlung über das Denken, Fühlen und Handeln im Kontext zur Würde des Menschen.

In Peter Bieris philosophischer Abhandlung geht es um die Würde des Menschen. Sie spielt in vielfachen Zusammenhängen eine gewichtige Rolle in unserem zwischenmenschlichen Leben. Der Autor will uns in seinem ausgezeichneten Werk die unterschiedlichen Zusammenhänge, in denen uns die Würde des Menschen beschäftigt, zugänglich machen.

Zu Beginn steht der Gedanke, dass die Würde des Menschen seine Selbständigkeit als Subjekt und seine Fähigkeit ist, über sein Leben selbst zu bestimmen. „Seine Würde zu achten, heißt, diese Fähigkeit zu achten.“ S. 346 „Sterben ist das Geschehen, in dessen Verlauf die Selbständigkeit eines Menschen verloren geht.“

Peter Bieri führt uns durch das ganze alltägliche Leben mit seinen Zumutungen und Glücksmomenten bis zum Ende des Lebens mit den Verlusten an selbständigem Handeln und möglicherweise Denken.

Wo beginnt und endet unsere Selbständigkeit? Wie erleben wir uns als Zuschauer, Opfer oder in unserem Selbst im Angesicht von Würde oder Unmenschlichkeit?

Anhand zahlreicher Beispiele aus der täglichen Beobachtung, aus Literatur, bekannten Theaterstücken oder Filmen gelingt es Peter Bieri, uns die Abhängigkeiten, Zufälle, die schicksalhaften Verstrickungen oder auch Identitäten zu erläutern, mit denen wir es in unserem oder im Leben unserer Nächsten tun haben.

In seiner Einführung spricht der Autor über sein Vorhaben und gibt zu bedenken, „ … wie vieles an den Rändern der Gedanken unklar und unsicher bleibt.“ Wie angenehm und sympathisch, dass hier einer sich nicht als Allwissenden präsentiert!

P. Bieri nimmt uns mit auf eine Gedankenreise, in der wir vieles an eigenem Erleben wiedererkennen und Klarheit über Gefühle und Irritationen erhalten, die unser Leben begleiten.

Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung, das Gefühl als ein „Selbst“ wahrgenommen zu werden und nicht als eine „Sache“, spielen eine ebenso große Rolle wie die Diskurse über Distanz und Nähe.

Alles zusammengenommen handelt es sich hier um Tiefendimensionen, die eine deutliche Nähe zwischen Philosophie und Psychologie offenbar werden lassen.

Würde, Selbstachtung, moralische Integrität, Wahrhaftigkeit, Achtung vor Intimität und nicht zuletzt Anerkennung der Endlichkeit, die den Schluss der Abhandlung bildet, sind die Merkmale eines rundum gelungenen Abrisses über das, was unser Leben ausmacht.

Wie in der Einführung ebenfalls bemerkt werden hier bekannte und erfahrene Ereignisse und Wahrnehmungen in Worte gefasst und in Zusammenhänge gebracht, die uns alltägliche Dinge klarer sehen und verstehen lassen.

Peter Bieri verfasste bereits unter dem Pseudonym Pascale Mercier seinen ebenfalls philosophisch gefärbten Roman „Nachtzug nach Lissabon“. Er lehrte an verschiedenen Universitäten, zuletzt an der Freien Universität in Berlin Philosophie.

Peter Bieri
Eine Art zu leben
384 Seiten, gebunden
Carl Hanser Verlag, 3. Auflage, August 2013
ISBN-10: 3446243496
ISBN-13: 978-3446243491
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