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Schlagwort: Privatdetektiv

David Daniel: Herzjagd

David Daniel: Herzjagd

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In dem dritten Roman um den Düsseldorfer Privatdetektiv Alexander Herz geht es erneut richtig zur Sache. Der ist nichts für zartbesaitete Leser.

Denn gleich zu Beginn wird, wie in Kriminalromanen oft üblich, jemand ermordet. Ermordet mag aber ein wenig untertrieben sein. Die Tierärztin und gleichzeitig engagierte Tierschützerin Anja Boberg, die in einem Schlachtbetrieb für die Überwachung der vorgeschriebenen Maßnahmen verantwortlich ist, wird in diesem Schlachthaus regelrecht abgeschlachtet, und schließlich wie ein Schwein an einen Haken gehängt in zwei Hälften zerteilt. Kommissar Lohmeyer von der Kripo ist zwar vom Dienst suspendiert, soll sich dennoch um die Aufklärung dieses Verbrechens bemühen. Er trifft im Umfeld der Toten auf viele Verdächtige. Es sind nicht wenige Menschen, die ein Motiv hätten, die Tierschützerin aus dem Weg zu räumen. Parallel zu diesem Geschehen bekommt Privatdetektiv und Ex-Kunsthändler Alexander Herz in seinen Aufträgen Probleme. Gestört wird er bei seinen Aufträgen von seinem alten Widersacher aus den vorhergehenden Romanen, dem schmierigen Kunsthändler Nicolas Narkov. Der hat Leute mit Gemälden betrogen und Herz geriet zwischen die Fronten. Kommissar Lohmeyer hilft seinem Bekannten Alexander Herz aus der Patsche. Dabei kommt ihm das erneute Zusammentreffen mit dem Privatdetektiv nicht ungelegen, denn er spannt den Detektiv sofort bei seinen Ermittlungen im Mordfall Anja Boberg ein. Herz lässt sich als verdeckter Ermittler in deren Tierschutzorganisation einschleusen, denn diese scheint eine wichtige Rolle im Mordfall zu spielen. Das Ganze entwickelt sich rasch zu einem brisanten Einsatz.

Wieder einmal hat es David Daniel geschafft, einen action-geladenen Krimi zu gestalten. Sicherlich können auch andere Kriminalautoren spannungsgeladene und rasante Krimis schreiben, aber Daniel schafft eine Atmosphäre für den Leser, die solch ein Gefühl von großem Kino aufkommen lässt. Schließlich schafft es die rasante Handlung, dass der Leser den Roman in kurzer Zeit absolvieren kann. Darüber hinaus gibt der Autor Einblicke in die Szene der Tierschützer genauso wie in eine wenig bekannte Szene, in welcher Menschen den Sex mit Tieren legalisieren wollen. Alles in allem bietet er aufschlussreiche Informationen verpackt in einem rasanten Ermittlungskrimi, der einem das Buch nicht aus der Hand legen lässt, bis man es durch hat. Dass der Roman zusätzlich noch in Düsseldorf beheimatet ist, ist für das Geschehen unwesentlich.

Wie schon die vorhergehenden Herz-Krimis kann ich auch Herzjagd bestens empfehlen.

Daniel, David
Herzjagd
KBV-Verlag, Hillesheim
ISBN 9783954411870

© Detlef Knut, Düsseldorf 2014
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Kevin Brooks: Bis es dunkel wird

Kevin Brooks: Bis es dunkel wird

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„Schlafende Geister“ hieß der Krimi, in dem Privatdetektiv John Craine seinen ersten Fall hatte. Danach ist er auf Hale Island untergetaucht. Er verbindet Kindheitserinnerungen mit dieser Insel. Außerdem lebt Serina Mayo hier. Ihre Tochter Robin könnte seine Halbschwester sein. Craine will sehen, ob sich ein Kontakt herstellen lässt.

John Craine ist in einem Hotel untergekommen, das schon bessere Zeiten gesehen hat. Aber es ist ein guter Ort, um alten Erinnerungen nachzuhängen. Dabei geht es nicht nur um den Selbstmord seines Vaters, sondern auch um seine Frau Stacy, die immer noch irgendwie jeden Tag bei ihm ist, obwohl sie seit 17 Jahren tot ist.

Craine trinkt viel zu viel. Aber dass am Strand in dem alten Bunker die Leiche eines Mädchens durch die Schießscharte hindurch sieht, ist er schon noch fähig, zu handeln. Als die Polizei kommt, ist die Tote allerdings verschwunden, ohne dass es dafür eine Erklärung gäbe. Aber Craine weiß, dass er sich das alles nicht nur eingebildet hat. Er kennt das Mädchen. Sie wohnt oder vielmehr wohnte mit ihren Eltern im gleichen Hotel wie er. Plötzlich heißt es, die Chelseys seien vorzeitig abgereist.

Craine will das Ganze nicht auf sich beruhen lassen. Er dringt in das ehemalige Zimmer der Familie ein. Doch auch ein anderer interessiert sich dafür. Es ist also offensichtlich, dass etwas vorgeht. So beginnt Crain, privat zu ermitteln. Er fischt sozusagen im Trüben. Aber er weiß, dass es irgendwann eine Reaktion geben wird und darauf wartet er geduldig.

Nach wie vor macht John Craine die Vergangenheit zu schaffen. Längst hätte er ein neues Leben beginnen müssen, aber er schafft es nicht. Er hat in manchen Dingen einfach kein Zutrauen in sich. Er hat alle Chancen auf eine neue Beziehung, wagt aber den nächsten Schritt nicht.
Auch wenn er trinkt, als privater Ermittler ist er unschlagbar. Vor allem, weil er nie aufgibt. Auch in diesem Roman ist es wieder sein Neffe Cal, der sich Zugriff zu Datenbanken verschafft, um John mit Hintergrundinformationen zu versorgen.

Craine bewegt sich mit seinen Ermittlungen auf dünnem Eis. Er hat es nicht nur mit Drogenschmugglern zu tun, sondern mit einem skrupellosen Mörder, der bereit ist, jeden aus dem Weg zu räumen, der seine Geschäfte entdeckt oder behindert. Demensprechend gibt es sehr gewalttätige Szenen. Es wird ausgesprochen spannend. John Craine ist so einem Mann eigentlich nicht gewachsen. Und so spitzt sich die Lage dramatisch zu bis hin zu einem wirklich extremen Ende. Das bringt Craine zur Besinnung. Vielleicht wird er in einem nächsten Krimi ein anderer sein.

Rezension von Heike Rau

Kevin Brooks
Bis es dunkel wird
Deutsch von Uwe-Michael Gutzschhahn
400 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuchverlag
ISBN-10: 3423214317
ISBN-13: 978-3423214315
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Klaus Stickelbroeck: Auf die harte Tour

Klaus Stickelbroeck: Auf die harte Tour

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„Hart. Härter. Hartmann.“ So beginnt der vierte Roman um den ehemaligen Fußballspieler von Fortuna Düsseldorf, der nach seinem Sportunfall als Privatdetektiv über Düsseldorfs Pflaster streicht. Klaus Stickelbroeck hat erneut einen Krimi in den Handel gebracht, der nicht nur den Düsseldorfer Lesern Spaß machen wird. In gewohnt schnoddriger Weise ist der private Ermittler mit sich und der Welt nicht im Reinen und schlittert in die fiesesten Situationen, die sich nur ein Krimi-Cop ausdenken kann. Doch worum geht’s?

Hartmann wacht in seinem Bett auf. Er hat einen schweren Schädel und keine Ahnung, wie er überhaupt ins Bett gekommen ist. Seine letzte Erinnerung hat er vom Betreten seiner Stammkneipe am vorigen Abend und dem Musiktitel, der in dem Moment gespielt wurde. Doch jetzt liegt eine dunkelhaarige Schönheit in seinem Bett und streckt ihm ihren süßen Po entgegen. Er selbst: auch nackt. Doch eine Erinnerung will sich bei ihm nicht einstellen. Und es soll noch schlimmer kommen. Auf seinem Weg in die Dusche muss er feststellen, dass eine Blondine im Wohnzimmer auf der Couch liegt. Angezogen natürlich. Oh Mann. Nicht gut. Während er dann bei seinem einarmigen Lieblingswirt, genannt Krake, versucht herauszubekommen, was am gestrigen Abend passiert ist, wird in Düsseldorf eine Blondine erschossen.
Hartmann erfährt von Krake, dass er sehr wahrscheinlich Probleme bekommen wird. Denn die Dunkelhaarige von gestern, die in seinem Bett, ist die Frau des Präsidenten der übelsten Rockergang von Düsseldorf, den Black Mambas. Oh Mann. Nicht gut.
Als Hartmann wieder nach Hause kommt, steht die Polizei vor der Tür. Er wird verdächtigt, die Blondine, die in seinem Wohnzimmer lag, erschossen zu haben. Hartmann sitzt in der Patsche. Am schlimmsten dabei: Er weiß weder wie der gestrige Abend verlaufen, noch wer die Blondine in seinem Wohnzimmer war.

In einem sehr humorvollen Plauderton, der dem Stil anderer Detektivgeschichten wie Hammer oder Magnum entspricht, erzählt Stickelbroeck die Geschehnisse um seinen Protagonisten Hartmann. Ohne einen Abriss der Spannung zieht es den Leser von einem Tag zum nächsten. Er klebt förmlich an den Lippen des Erzählers. Mit Präzision trifft der Autor ganz normale Alltagssituationen und kleidet sie in ein Gewand von treffenden Worten, sodass man ihnen nur zustimmen und darüber schmunzeln kann.

Ein Krimi voller Unterhaltung und Spannung, dessen Spaß sich kein Leser entgehen lassen sollte.

Stickelbroeck, Klaus
Auf die harte Tour
280 Seiten, broschiert
KBV-Verlag
ISBN-10:3942446375
ISBN-13:978-3942446372

© Detlef Knut, Düsseldorf 2012
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Ramiro Pinilla: Nur ein Toter mehr

Ramiro Pinilla: Nur ein Toter mehr

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Sancho Bordaberri ist Buchhändler in der Kleinstadt Getxo im Baskenland. Gern würde er so schreiben können, wie seine Idole Hammett und Chandler. Doch sind seine Krimis nicht realistisch genug, weswegen sie von den Verlagen immer wieder abgelehnt werden. Als Bordaberri sein letztes Manuskript im Meer versenkt, kommt ihm eine Idee. Hier gibt es nämlich einen Felsen, mit einem Ring daran für die Reusen, der Schauplatz eines Verbrechens war. Eines bisher nie aufgeklärten Mordes und eines versuchten Mordes. Vor zehn Jahren, also 1935, geschah das Verbrechen. Wer wollte sich an den Zwillingen Eladio und Leonardo Altube, bekannt für ihre vielfältigen Betrügereien, rächen? Wer hat die beiden am Felsen angekettet, damit sie bei ansteigender Flut ertrinken?

Das will Sancho Bordaberri herauskriegen. So verwandelt sich der Buchhändler in den Privatdetektiv Samuel Esparta. Seien Mitarbeiterin Koldobike färbt sich die Haare blond und wird zu seiner Sekretärin. Alles was Esparta erlebt, schreibt Bordaberri auf. Sein Krimi soll diesmal realistisch werden. Tatsächlich holt ihn bald die Realität ein. Der Krimi entwickelt ein Eigenleben und lässt sich nicht mehr steuern. Und offenbar gibt es jemanden, der etwas gegen die verspätete Aufklärung des Falls hat.

Der Krimi ist auf ganz besondere Weise gemacht. Man schaut einem selbst ernannten und relativ naiven Privatdetektiv direkt bei der Arbeit über die Schulter und beobachtet zeitgleich, wie daraus ein Roman wird.

Der Fall scheint anfangs wenig spektakulär. Doch Samuel Esparta lässt nicht locker und so wird das Ausmaß des damaligen Verbrechens bald offensichtlich, auch wenn das nicht bedeutet, dem Mörder schnell auf die Schliche zu kommen.

Interessant ist auch die Entwicklung, die Samuel Esparta durchmacht. Seine Aktivitäten verlagern sich. Er kommt hinter dem Schreibtisch hervor und steigt in die Realität ein. Und aus einem Unwissenden, einem sonst eher zurückgezogen lebenden, der sich als Privatdetektiv nicht besonders geschickt anstellt, wird einer mit Motivation, der seinen neuen Roman vorantreiben und vor allem zu Ende schreiben will, obwohl es sehr gefährlich wird.

Das Buch ist also sehr unterhaltsam, spannend und überraschend anders geschrieben, als man es sonst von Kriminalromanen kennt.

Rezensionen von Heike Rau

Ramiro Pinilla
Nur ein Toter mehr
Kriminalroman
288 Seiten, broschiert
Dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423249110
ISBN-13: 978-3423249119
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Kevin Brooks: Schlafende Geister

Kevin Brooks: Schlafende Geister

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John Craine ist Privatdetektiv. So bekommt er von Helen Gerrish den Auftrag, deren Tochter Anna ausfindig zu machen. Auch die Polizei ist über das Verschwinden der jungen Frau informiert. Detektive Chief Inspector Mick Bishop ist mit dem Fall betraut, gibt sich aber nicht besonders engagiert.
John Craine bringt von Anfang an dem Vater Misstrauen entgegen, der sich merkwürdig abweisend und unbeteiligt gibt. Durch Zufall entdeckt der Privatdetektiv im Bad der Wohnung Annas ein Versteck. Es dauert nicht lange, bis er weiß, dass die junge Frau drogenabhängig ist und auf den Strich geht oder zumindest ging, sollte sie noch leben.

Irgendwen scheint zu stören, dass die Ermittlungsarbeit John Craines von Erfolg geprägt ist. Brutal wird er zusammengeschlagen.
Bishop weiß, von dem, was Craine herausgefunden hat. Doch den Eltern hat er die Wahrheit vorbehalten, weil er glaubt, dass Anna nicht gefunden werden will.
Craine dagegen macht weiter. Immer wieder wird seine Arbeit auf unglaubliche Weise behindert. Und dann wird er auch noch von Bishop persönlich bedroht. Das gibt Craine schwer zu denken. Aber er zieht es nicht in Betracht aufzugeben. Sein Neffe Cal, ein sehr fähiger Hacker, hilft ihm, Licht ins Dunkel zu bringen. Doch vielmehr geraten beide in einen tiefen Sumpf aus Korruption und Machtmissbrauch bei der Polizei.

John Craine macht seine Arbeit, sonst nichts. Die Vergangenheit lässt ihm keine Ruhe. Er trauert um seine Frau, die vor 17 Jahren brutal ermordet wurde. Das lässt ihn nicht zur Ruhe kommen, zermürbt ihn förmlich. Möglicherweise klammert er sich trotz der Warnungen von Mick Bishop, der um seine Vergangenheit weiß, an den Fall Anna Gerrish, weil er nichts zu verlieren hat. Warum genau Bishop die Ermittlungsarbeiten so vehement behindert, ist allerdings anfangs unklar. Ein Netz aus Lügen breitet sich über Craine aus, das kaum zu durchdringen ist. Was da hineingewoben wurde, schickt ihn direkt in die Vergangenheit zurück. Das spart nicht einmal den Mord an seiner Frau aus, der wieder gegenwärtig wird. Da hat einer wirklich geschickt die Fäden in der Hand und versucht John Craine auf unfassbare Art manipulieren zu wollen.

Der Krimi ist in allen Einzelheiten sensationell gut aufgebaut. Man wird in eine perfekt strukturierte und durchdachte Handlung hineingeführt. Dies zusammen mit dem Schreibstil macht das Buch zu einem Knüller.
Der Autor lässt Craine die Geschichte aus seiner Perspektive erzählen, so dass man dem Privatdetektiv als Leser sehr nahe kommt. Dabei gibt Craine nicht den Held. Er ist ein einsamer, unglücklicher Einzelgänger, der seine Erinnerungen mit Alkohol aus dem Hirn zu verbannen versucht. Man kann ihn dennoch verstehen. Er ist trotzdem ein sympathischer Typ. Und er kommt im Laufe des Falls wieder etwas in die Gänge.

Der Krimi ist damit ein sehr intensives Leseerlebnis. Man wird gefangen genommen von diesem Buch und vor allem von John Craine, der als Privatdetektiv über sich hinausgeht.

Rezensionen von Heike Rau

Kevin Brooks
Schlafende Geister
400 Seiten, broschiert
Deutsch von Uwe-Michael Gutzschhahn
ISBN-10: 3423213299
ISBN-13: 978-3423213295
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Franziska Franke: Sherlock Holmes und der Club des Höllenfeuers

Franziska Franke: Sherlock Holmes und der Club des Höllenfeuers

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Liebhaber des Detektivromans kommen mit der Reinkarnation einer aus Literatur und Film bestens bekannten Romanfigur in den spannenden Genuss, die Welt um sich herum zu vergessen und in das mediterrane Flair von Florenz einzutauchen. Franziska Franke hat sich der lange totgeglaubten Romanfigur des britischen Meisterdetektivs Sherlock Holmes angenommen. Nach ihrem Debütroman „Sherlock Holmes und die Büste der Primavera“ handelt es sich bei dem vorliegenden Buch um den zweiten Krimi dieses Stils, eines Stils, der dem des Altmeisters Arthur Conan Doyles nicht unähnlich ist.

In nüchterner, berichtender Weise beschreibt Mister Tristram, der enge Vertraute des großen Detektivs in der englischen Gemeinde von Florenz, Holmes Vorgehensweise bei den Ermittlungen. Während Holmes in England kaum auf seinen Dr. Watson verzichtete, weil der ihm unendlich viele Chancen bot, mit seinem Spürsinn zu glänzen, so verhält sich Mr. Tristram kaum anders. Bemüht, den Freund Holmes bei den Ermittlungen zu unterstützen, hat dieser nichts anderes zu tun, ihn bloßzustellen und mit seinem eigenen Wissen zu glänzen und zu belehren. Aus seiner Verblüffung über so manchen verwinkelten Gedankengang seines Freundes, der inkognito ermittelt, macht Tristram kein Geheimnis.

Die Ermittlungen drehen sich zunächst um das Auffinden eines Gemäldes, welches bei einem Mitglied des Höllenfeuer-Clubs, einem elitären Kreis der englischen Gemeinde, verschwunden ist. Sherlock Holmes wird beauftragt, das Gemälde zu finden. Erstaunlicherweise hat der Täter nicht die überaus wertvollen Gemälde aus der Renaissancezeit entwendet, sondern eines, auf welchem die fünf Mitglieder dieses esoterischen Clubs von einem Restaurator der Stadt porträtiert worden waren. Der Routinefall wandelt sich schnell zu etwas Ungewöhnlichem, als der Florentiner Maler und Restaurator tödlich verunglückt. Ein Umstand, den Sherlock Holmes stark bezweifelt. Nicht nur Holmes sondern auch sein Gehilfe Tristram geht von Mord aus und kommt so manchem Geheimnis der fünf Porträtierten auf die Spur.

Mit faszinierender Detailtreue beschreibt die Autorin die akribische Ermittlungsarbeit. Da der Eindruck eines nüchternen Berichts erweckt werden soll, dessen Manuskript auf dem Dachboden eines Buchhändlers gefunden wurde, bedient sich die Autorin auch gerne Fußnoten, die das eine oder andere Detail näher erläutern. Eine Methode, die dem Roman Authentizität verleiht.

Mit Humor beseelt werden immer wieder die zwar für Tristram und den Leser überraschenden Wendungen, die für den Meister jedoch offenbar immer wieder vorhersehbar waren. Als Leser kann man sich das etwas langsamer funktionierende Gehirn Mr. Tristrams allerdings gut nachvollziehen, sieht man sich doch selbst oft genug von Holmes an der Nase herumgeführt.

Für Leser, die Sherlock Holmes, Hercule Poirot oder Miss Marple lieben, ist dieses Buch ein unabdingbares Muss. Er wird verzaubert mit einer spannenden Mischung aus Arthus C. Doyle und Donna Leon.

Franziska Franke
Sherlock Holmes und der Club des Höllenfeuers
365 Seiten, broschiert
KBV Verlag, Hillesheim
ISBN-10: 3940077933
ISBN-13: 978-3940077-93-6

© Detlef Knut, Düsseldorf 2011
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Thomas Pynchon: Natürliche Mängel

Thomas Pynchon: Natürliche Mängel

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Wer lange Zeit keinen Detektivroman gelesen hat, der kann sich mit dem neuen Roman des medienscheuen Thomas Pynchon wieder an dieses Genre herantasten. „Natürliche Mängel“, so der deutsche Titel für „Inherent Vice“, führt zurück in das Kalifornien von 1970. Allerdings sollte der Leser keinen Detektiv a la Philipp Marlowe oder Mike Hammer erwarten. Larry „Doc“ Sportello ist ein Detektiv Anfang Zwanzig und fest in der Hippie-Szene verankert. Er verschmäht den Stoff nicht und hat seinem Detektivbüro den vielsagenden Namen „Location, Survaillance, Detection“ – kurz: LSD – gegeben. Nur den chronischen Geldmangel hat er gemein mit den anderen klassischen Romandetektiven. Deshalb ist ihm wie auch jenen jeder Auftrag recht. So nimmt er noch schnell den Auftrag zum Schuldeneintreiben an. Beim Leibwächter des in Los Angeles angesehensten Immobilienhais soll er das Geld beschaffen. Leichte Sache, denkt er sich, taucht jedoch bei seiner Arbeit in den neon-gelben Nebel eines Marihuana-Rauschs. Als er wieder wach wird, blickt er in das Gesicht seines Lieblingspolizisten. Der Schlamassel kann beginnen: neben ihm liegt der Leibwächter tot auf dem Boden, der Immobilienhai ist spurlos verschwunden, entführt. Sein Lieblingspolizist ist nicht gut auf Hippies zu sprechen.

Auf stets wechselnden Schauplätzen in L. A. und Las Vegas lässt Pynchon seinen Detektiv ermitteln, höchst ominöse Gestalten agieren in der Handlung und legen falsche Fährten sowohl für den Ermittler als auch für den Leser. Dazu gehören auch der Lieblingspolizist Bigfoot Bjornsen, der Stacheldraht sammeln sein Hobby nennt, Sportellos Anwalt, der hauptsächlich auf Donald Duck spezialisiert ist, ein Verbrechersyndikat mit dem chinesisch klingen Namen „Goldener Fang“, Verbrecher wie Charles Manson und Richard Nixon.

Mit viel Humor und jede Menge kleiner Details lässt der Autor die frühen 1970er Jahre in Kalifornien im Kopf der Leser entstehen. Der Humor drückt sich in der Skurilität der Figuren und ihren Dialogen aus. Äußerst unterhaltsam ist das plötzliche Erscheinen von Sportellos Eltern vor seiner Wohnung, die er zusammen mit einem Kumpel bewohnt. Oder auch die folgende Szene:

„Doc stellte fest, dass er keine Zigaretten mehr hatte. Er legte den Hörer auf den Küchentisch und ging seine Stange Kools suchen, die sich nach längeren Nachforschungen im Gefrierfach fand, neben den Resten einer Pizza, deren Vorhandensein er vergessen hatte und deren Zutaten er trotz ihrer Buntheit nicht mehr alle identifizieren konnte. Da er trotzdem leichten Hunger verspürte, beschloss er, sich ein Sandwich mit Erdnussbutter und Mayonnaise zu schmieren, machte eine kalte Dose Burgie ausfindig und wollte schon ins andere Zimmer gehen, um den Fernseher einzuschalten, als er seltsame Geräusche hörte, die vom Telefon kamen, dessen Hörer offenbar abgenommen war …“

Die vielen Details sorgen bei den Lesern, die die Zeit selbst miterlebt haben, für unerschöpfliche Möglichkeiten, den Erinnerungen auf die Sprünge zu helfen. Neben Fernsehserien wie „Raumschiff Enterprise“ wird mit viel Musik im West Coast Sound an die damalige Zeit erinnert. Die Beach Boys scheinen dem Leser unaufhörlich im Ohr zu klingen, schrille Neonreklamen laufen vor seinem geistigen Auge ab, auf jeder dritten Seite wird er zum Kiffen animiert.

Nicht zuletzt dank der gelungenen Übersetzung von Nikolaus Stingl bietet der Roman beste Unterhaltung auf hohem Niveau mit der Bedienung eines Genres in allen Details und Klischees, die von diesem Genre erwartet werden. Eine Zeitreise in eine vergangene, jedoch nicht zu ferne, Zeit, die von vielen Lesern auch mit verklärten Augen gesehen werden wird und die von den jüngeren Lesern zu einer Aufklärungsreise über ihre Eltern führen kann.
Und noch ein kleiner Tipp: auf YouTube oder bei Amazon kann der Videotrailer zum Roman angeschaut werden, der angeblich vom Autor selbst besprochen sein soll.

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Pynchon, Thomas
Natürliche Mängel
(aus dem Amerikanischen von Nikolaus Stingl)
480 Seiten, gebunden
Rohwohlt, Hamburg
ISBN-10: 3498053108
ISBN-13: 978-3498053109
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© Detlef Knut, Düsseldorf 2011
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Klaus Stickelbroeck: Fischfutter

Klaus Stickelbroeck: Fischfutter

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Protagonist des neuen Krimis aus der Feder des Düsseldorfer Polizisten und Autors Klaus Stickelbroeck ist erneut der Privatdetektiv Hartmann, ein ehemaliger Fußballer von Fortuna Düsseldorf, der sich nach einem Unfall beruflich umorientieren musste. Sein ehemaliger Trainer Budde, genannt Buddel, der mittlerweile als Obdachloser im Brückenpfeiler der Hammer Eisenbahnbrücke im Düsseldorfer Hafen lebt, wird Zeuge eines Mordes, der seiner Meinung nach von Polizisten begangen wurde. Die Angst treibt ihn zu Hartmann. Dieser, gerade dabei einen Ladendiebstahl aufzuklären, gewährt ihm Unterkunft. So richtig mag er die obskure Geschichte seines alten Trainers nicht glauben, bis er schließlich von der an der Kaiserswerther Fähre angespülten Leiche erfährt. Das macht ihn neugierig und er muss feststellen, dass diese Leiche eine gewisse Ähnlichkeit mit dem von Buddel beschriebenen Mordopfer hat. Diese Neugier lässt ihn auf eigene Faust und ohne Auftrag ermitteln. Letztendlich ist ihm nicht daran gelegen, Buddel auch aus dem Rhein fischen zu müssen, zumal dieser plötzlich aus der Wohnung verschwunden ist.

Nun beginnt eine wilde Raserei, die das Buch auf jeden Fall für jeden Düsseldorfer lesenswert macht. Aber nicht nur, denn als Krimi ist auch für Nicht-Düsseldorfer genügend Spannung und Action dabei, um es nicht aus der Hand zu legen. Mit Augenzwinkern und Humor werden Plätze, Milieus, Gegenden und Personen beschrieben, die mehr oder weniger jedem bekannt sind und in ähnlicher Weise in jedem Ort existieren.
Wenn man den Protagonisten selbst beschreiben sollte, dann könnte man aus Zeitgründen den Privatdetektiv und Antiquar Wilsberg aus Münster bzw. der gleichnamigen ZDF-Fernsehserie bemühen. Immer klamm in der Kasse, immer einen flotten Spruch auf den Lippen und immer den richtigen Riecher. Dabei aber ein sehr offenherziger und engagierter Mensch. Hartmann ist eine Figur, die viel Sympathie erzeugt. Mit von der Partie ist wieder Krake, der einarmige Wirt aus der Stammkneipe von Hartmann. Krake ist mittlerweile ein Markenzeichen für alle Geschichten, an denen der Autor mitwirkt, denn Stickelbroeck ist nicht nur solo „unterwegs“, er gehört auch zu den Krimi-Cops, den sechs netten Polizisten, die gemeinsam Krimis schreiben.

Flüssig und rasant lesbar ist der vorliegende Krimi auch wegen des umgangssprachlichen Schreibstils. Wenn dem Erzähler solche Gedanken wie „Hartmann wartete ein paar Sekunden, aber Schotter ließ sich bitten. Na gut.“ heraus rutschen, dann hat die Geschichte etwas von dem, als würde sie abends am Tresen erzählt werden. Und zu erzählen gibt es jede Menge. Schließlich ist der Protagonist ein fleißiger Ermittler. So habe ich beim Lesen insgesamt fünf Fälle gezählt. Mit dabei: Ladendiebstahl, Mord, Erpressung, Mädchenhandel und der Big Bang. Spannend bleibt es also immer und trotz aller Erfolge in der Aufklärung der Fälle bleibt für mich noch eine Frage am Schluss: Bekommt der erfolgreiche Hartmann tatsächlich seinen Führerschein nicht zurück?

Zusatzempfehlung: Zuerst hinten im Buch die Liste der gespielten Musiktitel aufschlagen, die Musik als MP3 zusammenstellen und anschließend beim Lesen an den entsprechenden Stellen einspielen. Damit rückt der Leser noch mehr an Hartmanns Gefühle. … Oder die des Autors?
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Klaus Stickelbroeck
Fischfutter
273 Seiten, Softcover, Taschenbuch
KBV Verlag
ISBN-10: 3940077836
ISBN-13: 978-3940077837
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© Detlef Knut, Düsseldorf 2010

F. G. Klimmek: Ein Fisch namens Aalbert

F. G. Klimmek: Ein Fisch namens Aalbert

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Der Aal mit dem bezeichnenden Namen Aalbert lebt im Rhein-Herne-Kanal und ist Privatdetektiv….

Seine großen Vorbilder scheinen Philip Marlowe, Mike Hammer oder Thomas Magnum zu heissen. Ähnlich wie sie ist er als Detektiv aber nur ein kleiner Fisch, der sich mit den üblichen Beschattungsaufträgen und Ermittlungen in Sachen Ehescheidungen mehr schlecht als recht unter Wasser hält. In seiner Kasse herrscht chronische Leere. Auch Harry´s Auftrag, dessen Freundin Wilma, die als Kellnerin arbeitete und plötzlich verschwunden war, aufzuspüren, scheint ihn nicht gerade zum Millionär zu machen .

Die meiste Zeit hält sich Aalbert in Nick´s Café, gleich über seinem Büro, auf. Hier verbringt er die vielen Stunden und Tage, die er ohne Auftrag durch die Wasser treiben muss. Obwohl er noch nicht so richtig weiß, wie er Wilma finden kann, torkelt plötzlich ein weiterer Auftrag in seine Nähe: der Empfang und die Aufbewahrung eines Päckchens. Anschließend taucht ein erster Toter auf, der unter Umständen etwas mit dem Päckchen zu tun haben könnte oder auch nur ein weiteres Opfer des Serienkillers ist, der seit geraumer Zeit die Gewässer des Kanals in Unruhe versetzt. Zwar sollte sich in dem Päckchen eine Statue von höchstem Wert befinden, die für einen der Gangsterbosse in dieser Unterwasserwelt gedacht ist. Es stellt sich jedoch heraus, dass dem nicht so ist und der Gangster gelinkt wurde. Von diesem bekommt Aalbert den Auftrag, die Statue bei den Russen zu suchen und sie diesen gegebenenfalls abzujagen. Jedoch lehnt er diesen Auftrag ab. Dahingegen nimmt er einen Auftrag zur Identifizierung von fünf Leichen des Serienkillers an. Das Problem: von den Leichen sind nur noch die Schwanzflossen übrig. Dr. Meduse, der trotzdem eine unproblematische Identifizierung versprach, ist letztendlich ein Scharlatan.

Nun soll Aalbert erneut mit der Suche nach der wertvollen Statue beauftragt werden, diesmal von einem anderen Ganoven, dem reichsten Fisch des Rhein-Herne-Kanals. Aalbert lehnt wieder ab und der Serienkiller scheint erneut zugeschlagen zu haben.

Dieser humorvolle Krimi im Stile eines Detektivromans, der wie in diesem Genre üblich in der Form eines Ich-Erzählers verfasst wurde, gibt tiefe Einblicke in das Innenleben des Rhein-Herne-Kanals. Die Adaption des Milieus eines einsamen, ermittelnden Verlierers ist dem Autor hervorragend gelungen. Es scheinen sich in dieser Unterwasserwelt alle zwielichtigen Typen zu treffen, die in der Kriminalliteratur schon einmal vertreten waren: rivalisierende Gangsterbanden, mafiöse Paten, gehirnlose Leibwächter; und selbst die Bar, in der sich alle treffen, ist mit Nick´s Café vorhanden. Humphrey Bogart läßt grüßen.
Jedoch sollte der Leser die Erwartungen nicht zu hoch hängen, was die Geschichte an sich angeht. Liebhaber des Detektivromans, die ihre Freude an der Szenerie und den skurilen Typen haben, kommen voll auf ihre Kosten. Dass es sich bei den handelnden Personen um Fische, Krebse und Frösche handelt, ist der Sache nicht abträglich und hebt das Buch in das Satirische. Aber Leser, die einen spannungsvollen und actionreichen Krimi erwartet haben, werden ein wenig enttäuscht sein. Es dauert einfach zu lange, bis der Leser mit der entscheidenden Frage konfrontiert wird, wonach der Privatdetektiv überhaupt sucht, woran er ermittelt. Die Satire und die vielen kleinen Geschichten sind es, die den Leser lange Zeit bei der Stange hält. Beispielsweise die mit den drei Ratten, denen Aalbert zu entkommen versucht, als er einen seiner Aufträge abwickelt.

Kurz vor dem Ende werden dann alle Stränge und Personen im Showdown wieder zusammengeführt und die Leser darüber aufgeklärt, worum es eigentlich ging. Von diesem Moment an wird das Buch keinesfalls wieder aus den Händen gelegt werden.

Als liebevolle Hommage an den großen Detektivroman ist das Buch lesenswert, äußerst amüsant und bereitet dem Leser sicherlich viel Vergnügen.

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F. G. Klimmek
Ein Fisch namens Aalbert
Roman, 220 Seiten, Softcoverausgabe
KBV Verlag, Hillesheim
ISBN: 978-3-94007-15-8
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© Detlef Knut, Düsseldorf 2009