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Schlagwort: Psychologie

Christa Bernuth: Das Falsche in mir

Christa Bernuth: Das Falsche in mir

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Lukas Salfeld führt ein ganz normales Leben mit seiner Frau und den zwei Töchtern. Zumindest hat es den Anschein. Tatsächlich hatte er sich dreißig Jahre lang gut im Griff. Was davor war, weiß seine Frau nicht. Sie ahnt nicht, dass er als Jugendlicher einen Mord begangen hat, dass er seine damalige Freundin Marion umgebracht hat.
Doch dann kehrt die Erinnerung zurück und lässt sich nicht mehr in Schach halten. Seine Fantasie nimmt überhand.
Als ein Mädchen ermordet aufgefunden wird, die auf dieselbe Art wie Marion damals zu Tode gekommen ist, kommt die Polizei sofort auf Lukas Salfeld. Hauptkommissar Benedikt Gronberg kann sich noch gut an den alten Fall erinnern.
Lukas Salfeld ist sich jedoch gar nicht sicher, das Mädchen ermordet zu haben. Er glaubt, von der Tat wissen zu müssen. Er hat sich doch im Griff! Er hat es unter Kontrolle. Er ist jetzt ein anderer. Als Hauptkommissarin Sina Rastegar mit ihrem Kollegen Gronberg ihn zur Rede stellen und seiner Ehefrau offenbaren, wer er wirklich ist, flieht er.
So einfach lässt er sich nicht als Mörder abstempeln. Jemand anderer muss die Tat begangen haben und den gilt es ausfindig zu machen.

Als Leser wird man sehr schnell in ein Netz aus Lügen und Manipulation hineingezogen. Der Krimi ist sehr intelligent ausgedacht und es ist nicht zu durchschauen, was gespielt wird. Lukas Salfeld ist ein Mann, der schwer einzuschätzen ist. Psychisch scheint er nicht stabil. Er könnte der Mörder sein oder auch nicht.
So wird man immer wieder überrascht durch nicht vorhersehbare Wendungen und Erkenntnisse. Und vor allem auch durch Zusammenhänge, die zögerlich offenbart werden.
Die Autorin lässt durch ihren Schreibstil wenig an Emotionen erkennen. Sie überlässt dem Leser seinen Fantasien und wie er sich auf das Buch einlassen will. Das ist interessant gemacht und tut auch dem Spannungsbogen gut.
Immer weiter geht es hinein in ein Dickicht, das unglaublich dornenreich ist. Die Ermittler, insbesondere Hauptkommissarin Sina Rastegar, kommen an ihre Grenzen, denn der Fall schlägt bald viel höhere Wellen, als vermutet. So ist auch das Ende sehr überraschend.

Rezension von Heike Rau

Christa Bernuth
Das Falsche in mir
352 Seiten, Klappenbroschur
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423249927
ISBN-13: 978-3423249928
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Katharina Münk: Glänzende Geschäfte

Katharina Münk: Glänzende Geschäfte

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So ganz raus aus der Krise ist Dr. Wilhelm Löhring ja nicht. Hilfe könnte allerdings das Brillenwechsle-Programm bringen, das ihm sein Personal Coach wärmstens ans Herz legt. Der Perspektivwechsel führt ihn direkt in den Knast, wo seine Sozialkompetenzen auf eine harte Probe gestellt werden. Gleich beim ersten Freigang entführt Kellermann seinen engagierten Mentor. Er rechnet sich mit dieser Aktion ein schönes Lösegeld aus. Nur stellt sich heraus, dass niemand bereit ist, für Löhring welches zu zahlen. Und so wirklich flüssig ist der Entführte auch nicht. Die beiden machen sich also auf zu Löhrings Vermögensverwalter und finden diesen mausetot in seiner Villa vor. Jemand hat ihn erschossen.

Jetzt ist guter Rat teuer. Und da kommt die Ähnlichkeit in Aussehen und Statur von Kellermann und Vermögensverwalter Kesch gerade recht. Kesch wird beseitigt und Kellermann übernimmt dessen Rolle. Als dann Keith Winter, genau wie Löhring ebenfalls ehemaliger Insasse der Nervenklinik St. Ägidius, auf der Bildfläche erscheint, um finanzielle Hilfe für ein haarsträubendes Projekt zu erfragen, sieht Löhring die Chance für ein neues Geldgeschäft.

Psychisch so richtig auf der Höhe ist keiner der Mitspieler dieser Wirtschaftssatire. Wie mit dem harten Leben umzugehen ist, haben sie aber, jedenfalls in der Theorie, in der Nervenklinik gelernt und verbal trainiert und versuchen dies nun mit Gewalt umzusetzen. Im wahren Leben geht es etwas anders zu, aber das ist insbesondere Dr. Wilhelm Löhring nicht bewusst. Sein Größenwahn und seine Fantasie kennen keine Grenzen. Er versteht es auch sehr gut andere unterzubuttern und nach seiner Pfeife tanzen zu lassen.

Man wird also gut unterhalten mit diesem Buch. Der Schreibstil der Autorin ist außergewöhnlich. Sie versteht es, aberwitzige Sachverhalte völlig ernst und kompetent klingend herüberzubringen. Unglaublich wie Löhring Kleines groß redet oder wie er sich aus der Affäre zieht und umschwenkt, wenn ein Plan nicht aufgeht. Konflikte jeder Art sind für ihn nur Herausforderung. Mit Worthülsen und leerem Gerede versteht er es, sich wichtig zu machen und kommt damit auch noch durch. Das ist wirklich unglaublich witzig gemacht.

Rezension von Heike Rau

Katharina Münk
Glänzende Geschäfte
272 Seiten, Klappenbroschur
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423249889
ISBN-13: 978-3423249881
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Bernhard Moestl: Der Weg des Tigers – Erkenne und nutze deine innere Kraft

Bernhard Moestl: Der Weg des Tigers – Erkenne und nutze deine innere Kraft

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Jeder Mensch hat besondere Stärken und Talente. Die eigene Persönlichkeit richtig einzuschätzen, fällt aber oft schwer, denn dafür wird Selbstbewusstsein benötigt, Selbstzweifel dagegen nicht. Doch wie schafft man Klarheit? Wie geht man mit sich selbst um, um Stärke zu entwickeln und zu zeigen und aus dieser zu schöpfen? Dem Weg des Tigers zu folgen, ist der im Buch beschriebene Weg. Das kraftvolle Tier, das all seine Ressourcen nutzt, dient als Symbol.

Bernhard Moestl gibt Denkanstöße. Verschiedene Lebensbereiche finden Beachtung. Das eigene Verhalten und Denken wird überprüft. Denn wer ärgert sich nicht immer wieder über sich selbst und über andere und schießt über das Ziel hinaus? Spontane Reaktionen, Handlungen und Denkabläufe kommen auf den Prüfstand. Andere und vor allem bessere Wege mit Situationen umzugehen, werden aufgezeigt. Zielgerichtet und mit Plan im Kopf wird dem begegnet, was das Leben mit sich bringt.

Es muss nicht sein, dass man sich selbst das Leben schwer macht. Dabei wird das positive Denken nicht in dem Sinne verstanden, sich Probleme schön zu reden, sondern vielmehr realistisch zu betrachten. Es macht keinen Sinn, Kraft zu verschwenden, durch ein gedankliches Dramatisieren. Es hilft nicht, sich aufzuregen, zu schimpfen oder den Rückzug anzutreten. Diese Energie lässt sich in Stärke umwandeln, die dann viel besser zur Lösung des Problems eingesetzt werden kann.

Das Buch ist ein Arbeitsbuch. Eingefordert wird eine eingehende Beschäftigung mit den einzelnen Kapiteln. Betrachten, auseinandersetzen, überdenken und schlussfolgern braucht Raum. Es gelingt nicht in kurzer Zeit und kann auch nicht nebenbei erledigt werden. Aber Bernhard Moestl ist ein sehr motivierend auftretender Autor. Er belehrt nicht, er gibt vielmehr Denkanstöße und das auf eine sehr sensible Art und Weise.

Rezension von Heike Rau

Bernhard Moestl
Der Weg des Tigers – Erkenne und nutze deine innere Kraft
224 Seiten, gebunden
Knaur Verlag
ISBN-10: 3426655314
ISBN-13: 978-3426655313
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Amity Gaige: Schroders Schweigen

Amity Gaige: Schroders Schweigen

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Schon als Kind denkt er sich einen neuen Namen aus. Er glaubt, als Eric Kennedy viel leichter einen Platz im Ferienlager ergattern zu können. Er behält diese Identität, mogelt sich durch, wird erwachsen, heiratet und bekommt eine Tochter. Nach der Trennung von seiner Frau, beginnt die selbst erschaffene Identität zu wackeln. Sie erfüllt ihren Zweck nicht mehr und beginnt sich aufzulösen. Übrig bleibt nur die Liebe zu seiner Tochter Meadow. Doch auch die soll ihm genommen werden. Das Sorgerecht übernimmt die Mutter, die bald versucht, den Kontakt von Vater und Tochter auf ein Minimum zu reduzieren. Ein Sorgerechtsstreit entbrennt, bei dem Eric sich durch seine Gutmütigkeit schon bald als Verlierer sieht. So chancenlos genießt er jede ihm noch bleibende Minute mit der sechsjährigen Tochter. Und so wird aus einem Ausflug fast unbemerkt eine Entführung.

Erik Schroder oder Eric Kennedy ist ein erwachsener Mann. Er weiß schon, was er tut. Aber er ist auch ein Träumer und so schafft er es, die Realität auszublenden. Die Autorin lässt der Geschichte ihren Lauf. Ihr Protagonist trifft praktisch eine Entscheidung, indem er keine Entscheidung trifft und den Dingen ihren Lauf lässt. Das ist psychologisch sehr interessant, einfach immer weiter zu fahren mit der Tochter im Auto. Er ist der Vater, was kann falsch daran sein? Die Tochter liebt ihn, ist freiwillig mit ihm unterwegs. Wie kommen andere dazu, das eine Entführung zu nennen?
Als Leser kann man Schroder verstehen, auch wenn er mit seiner falschen Identität schon mal Minuspunkte gesammelt hat, vor allem, weil er nicht an einer Aufklärung seiner Frau gegenüber interessiert ist. Er träumt lieber weiter.
Das Buch ist ausgesprochen lesenswert. Der Autorin gelingt es mit Leichtigkeit, den Leser für diese außergewöhnliche Geschichte zu interessieren.

Rezension von Heike Rau

Amity Gaige
Schroders Schweigen
Aus dem Amerikanischen von Monika Schmalz
320 Seiten, gebunden
Hanser Berlin
ISBN-10: 3446243666
ISBN-13: 978-3446243668
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Antje Wagner: Vakuum

Antje Wagner: Vakuum

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Warum Kora im Jugendgefängnis ist, verrät sie niemanden. Die Spekulationen lässt sie ins Leere laufen. Kontakt sucht sie nicht, auch wenn sie sich in der Zelle mit ihrer Mitbewohnerin irgendwie arrangieren muss. Auch eine Ausbildung, um wenigstens irgendwie den Tag sinnvoll zu nutzen, macht sie. In der wenigen Zeit, die sie trotz der Vorgaben doch so verbringen kann, wie sie es möchte, wäre sie gerne allein. Sie wünscht sich nichts sehnlicher, als einmal ihre Ruhe zu haben. Dieser Wunsch geht auf seltsame Weise in Erfüllung. Als sie sich beim Hofgang für einen Moment abwendet und dann wieder zurück über den Hof blickt, ist sie allein. Alle sind weg. Niemand ist auf dem Hof, niemand in den Gebäuden. Es gibt keine Insassen und keine Wachen mehr.

So wie Kora geht es noch einigen anderen jungen Leuten. Es ist als wäre die Zeit stehengeblieben. Alles ist, wie es eben noch war, aber die Menschen sind weg. Tamara erwischt es im Zug, als sie auf dem Weg nach Mannheim ist. Leon und seine Schwester Alissa verlieren ihre Freunde bei einem Campingausflug, um dann wenig später festzustellen, dass auch sonst niemand mehr da ist. Und dann ist da noch Hannes, der gerade eine Idee für eine neue Horrorgeschichte hat, als er feststellt, dass alles viel zu ruhig ist.

Es scheint ein Zufall zu sein, dass diese fünf jungen Leute zusammenkommen. Doch nach und nach, auf einem Weg durch ein seltsames Grauen, wird klar, dass eine Verbindung besteht. Es geht hier vor allem um Psychologie und um Erlebnisse, die nicht aufgearbeitet worden sind. Um das klar zu machen, wagt die Autorin den Gang bis ins Übernatürliche. Das ist wirklich gut gemacht.
Die Charaktere wirken sehr authentisch. Was jeder empfindet, was ihm zu schaffen macht, was unausgesprochen blieb und warum, wird in der Geschichte sehr glaubhaft aufgearbeitet. Das zeichnet dieses Buch aus, das dadurch sehr viel Stoff zum Nachdenken bietet.

Rezension von Heike Rau

Antje Wagner
Vakuum
304 Seiten, gebunden
Bloomsbury Verlag, Berlin
ISBN-10: 3827054370
ISBN-13: 978-3827054371
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Christina Berndt: Resilienz – Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft

Christina Berndt: Resilienz – Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft

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Nicht jeder, der Stress hat, überfordert wird oder Schicksalsschläge hinnehmen muss entwickelt körperliche oder seelische Erkrankungen, die darauf zurückzuführen sind. Manche Menschen scheinen einfach stärker als andere zu sein. Ihr Optimismus ist nicht so leicht zu erschüttern, möchte man meinen. Egal wie tief diese Menschen am Boden sind, sie stehen wieder auf. Andere geben die Hoffnung auf, entwickeln Depressionen, Angstzustände und Schlaflosigkeit und brauchen ärztliche und psychologische Hilfe.

Doch wie kommt es zu diesen Unterschieden?

Die Wissenschaftsjournalistin Christine Bernd hat sich mit diesem Thema auseinandergesetzt. Sie hinterfragt das Phänomen der Resilienz, um zu erkunden was die psychische Widerstandskraft stärkt. Sie hat Fachleute nach ihrer Meinung befragt Studien gesichtet und damit insbesondere auch neuste Forschungsarbeiten unter die Lupe genommen. Betrachtet werden Erbanlagen, Umweltfaktoren und das soziale Umfeld. Fest steht, Resilienz ist keine statische Größe, sondern veränderbar, im positiven wie im negativen Sinne. Dem muss man sich bewusst sein.

Im Buch gibt es dann eine Reihe von Ratschlägen zur Steigerung der eigenen Widerstandskraft. Die Strategien sind bekannt aus der Burnout-Prävention. Gutes Stressmanagement, ausreichend Ruhepausen, positives Denken, Optimismus, Frustrationstoleranz und Achtsamkeitsmeditation sind Punkte, die angesprochen werden. Nur wer sich zum ersten Mal mit dem Thema beschäftigt, wird hier Neues erfahren. Für diese Zielgruppe dürfte das Buch besonders interessant sein. Und sicher sind auch die Tests zur Selbsteinschätzung spannend.

Für alle anderen ist das Buch lesenswert, da die Autorin viele Aspekte beleuchtet und hinterfragt und wirklich ins Detail geht. Viele Meinungen sind hier zusammengefasst. Also auch wer etwas tiefer in das Thema eintauchen möchte, ist mit dem Buch in dieser Hinsicht bestens beraten.

Rezension von Heike Rau

Christina Berndt
Resilienz – Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft
260 Seiten, Klappenbroschur
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423249765
ISBN-13: 978-3423249768
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Jörg Fengler: Das kleine Buch gegen Burnout

Jörg Fengler: Das kleine Buch gegen Burnout

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Vor Überlastung ist niemand sicher. Die Anforderung, die der Familien- und Berufsalltag mit sich bringt, müssen nun einmal gemeistert werden. Doch es gibt Strategien, die helfen, dem Burnout vorzubeugen. Wie das geht, schildert Jörg Fengler in seinem Buch. Es sind verblüffend einfache Maßnahmen. Es erfordert aber die Bereitschaft zu Änderung des eigenen Denkens und der Ansichten. Festgefahrene Verhaltensmuster werden aufgebrochen. Das ist harte Arbeit.

Oftmals entsteht Stress in uns selbst. Jeder kennt Menschen, die in stressigen Situationen gelassen bleiben und sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, also nicht gefährdet sind, sich zu überlasten und dahin soll der Weg gehen.

Der Autor zeigt Gedankenmuster auf, die der Gelassenheit im Wege stehen und stellt Fragen dazu, die Einsichten und ein Umdenken einleiten können. Es zeigt, dass man auch andere Möglichkeiten hat, mit Situationen umzugehen, als man das bisher getan hat. Nicht nur im Text wird das dargestellt. Es gibt hilfreiche Tabellen und Übersichten, die helfen und die erkennen lassen, wo man steht und inwieweit Handlungsbedarf besteht.

Insgesamt werden 25 Strategien besprochen und gleich in praktischen Übungen umgesetzt. Ein wichtiger Punkt ist dabei beispielsweise die Achtsamkeit, auch für sich selbst. Auf sich zu achten, auf seine Bedürfnisse oder auch die eigene Wirkung auf andere, ist trainierbar. Es ist kein Geheimnis, dass die Umwelt sich ändert, wenn man sich selbst ändert.

Bei seinen Ausführungen hält der Autor sich kurz. Er formuliert treffend und nachvollziehbar. Trotzdem ist es nicht einfach, ihm im Praktischen zu folgen. Das erfordert Zeit und ist nur in kleinen Schritten möglich. Das Buch ist keines, das man im einem Rutsch liest. Man muss sich damit beschäftigen. Der Autor hilft aber mit Motivation und Überzeugungskraft.

Rezension von Heike Rau

Jörg Fengler
Das kleine Buch gegen Burnout
136 Seiten, Klappenbroschur
Patmos Verlag
ISBN-10: 3843603324
ISBN-13: 978-3843603324
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Gerhard Josten (Hrsg.): Ein All ohne Knall

Gerhard Josten (Hrsg.): Ein All ohne Knall

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Kein Knall(er)

Gerhard Josten gefällt „die moderne These des Urknalls nicht, weil sie das All scheinbar der Unendlichkeit beraubt“, für welche er eine virulente Zuneigung hat. Das teilt der Klappentext des Buches „Ein All ohne Knall“ mit. Das an sich ist schon seltsam, warum Josten aber das Thema nicht nur aus naturwissenschaftlicher Sicht betrachten lässt, sondern es auch noch mit Spiritualität und menschlichem Forscherdrang in ein Buch presst, bleibt bis zum Schluss unklar.

Das Buch besteht aus drei Teilen. Im ersten verspricht Gerhard Josten, der sich, sich hinter anderen versteckend, als Herausgeber betiteln lässt, einen Überblick über den Stand der Forschungen zum Thema Urknall zu geben. Das ist übertrieben. Er doziert über den Durchsetzungskampf des heliozentrischen Weltbildes, erklärt, was die Rotverschiebung mit der Urknall-Theorie zu tun hat und dass es auch mindestens eine andere wissenschaftliche Idee dafür gibt, wie diese Verschiebung zu stande kommt. Das habe mit der Dualität des Lichtes zu tun und würde unser Wissen über das Licht ein besseres, würde wohl die Urknallthese ins Wanken geraten. Warum, verrät er nicht. Ich nehme an, das weiß er selbst nicht.

Ich nehme generell an, dass Josten nur vage Vorstellungen von den Dingen hat, über die er da redet, und sehr vage und verschwommene Vorstellungen davon, wie diese Dinge miteinander und mit anderen Dingen verknüpft sind. Die einzige Alternative: Er weiß das alles genau, hat aber nicht die geringste Ahnung davon, wie man sowas logisch, klar und nachvollziehbar strukturiert darbietet. Der Gipfel dieser verwirrenden Abhandlung ist beispielsweise das Einsprengsel über die mutmaßliche Darstellung des Sonnensystem auf einer alten sumerischen Siegelrolle. Was das mit dem Urknall oder dem Wissen um die Natur des Lichtes zu tun haben soll, bleibt gänzlich offen.

Um nicht missverstanden zu werden: Das mit den Sumerern ist interessant, andere Passagen dieser Ausführungen auch – nur hat sich bei all dem der rote Faden verheddert, manchmal ins Unsichtbare verkrochen oder ist stellenweise sogar gerissen. Wahrscheinlich sind zudem auch noch Sachfehler im Text, die ich mangels Fachausbildung nicht sehe – die Aussage, der Regenbogen zerlege das Licht ähnlich wie ein Prisma, fiel mir massiv auf und lässt mich Schlimmes vermuten. (Lieber Herr Josten, „zerlegen“ tun die Wassertropfen, der Regenbogen ist das Ergebnis).

Worin das Problem besteht, dem Thema Struktur zu geben, weiß ich nicht. Mit „Die gängige Theorie geht so. An diesen Stellen gibt es Kritik und das sind die entsprechend anderen Thesen.“ wäre es ganz simpel gewesen. Bei Bedarf hätte man in einem zweiten Teil darüber reden können, warum die so „offensichtlich“ angreifbare These so hartnäckig vertreten wird. Aber auch das hat nichts mit dem Themenkreis „Warum erforscht der Mensch das All?“ und nur ganz, ganz am Rande mit Spiritualität zu tun. Das alles irgendwie zu einem Brei verrühren zu wollen, kann nur schiefgehen. Wahrscheinlich hat Josten ja auch selbst gespürt, dass ihm die Sache nicht griffig gelingen wird, und deshalb nicht alles selbst geschrieben, sondern Fachleute und „Fachleute“ direkt zu Wort kommen lassen.

Das geschieht nun im zweiten Teil des Buches, wo Gerhard Josten Artikel, Interviews und ähnliche Texte zusammenstellt, in denen sich Menschen mit und ohne wissenschaftliche Titel zu verschiedensten Themen äußern. Irritierenderweise taucht hier auch eine Bibel-Passage auf – dem Eindruck eines seriösen, wissenschaftlich sinnreichen Buches ist das nicht wirklich förderlich. Also wovon wird im zweiten Teil gesprochen? Es gibt Texte über Spiritualität, über Gott und Wissenschaft, über Licht, Urknall- und andere Thesen, Weltraumforschung, Aliens … Manches klingt logisch, anderes eher nicht, manches klingt hochwissenschaftlich, an anderen Stellen wird mit „fühlt sich falsch an“ argumentiert, manches klingt nach Missionierung, manches ist irgendwie nur verquer diskutiert, mancher Vorwurf der Verdrehung beruht auf der Verdrehung des Kritisierten … Da stehen Bibeltext, schlecht gemachte Sience Fiction, ausführliche wissenschaftliche Abhandlung und laienwissenschaftliches Pamphlet kommentarlos nebeneinander. Kurz: Jeder einzelne Text ist in sich mehr oder weniger stimmig (dabei aber von sehr unterschiedlicher inhaltlicher Qualität), insgesamt entsteht jedoch ein ähnliches Wirrwarr wie im ersten Teil. Immerhin kann man einen Teil als Urknall-Thesen-(Gegen)Texte erkennen, anderes hat damit überhaupt nichts zu tun.

Der dritte Teil schließlich ist die Wiedergabe eines angeblichen Dreiergespräches – es klingt eher, als habe einer dem anderen schriftlich in Abhandlungsform „geantwortet“ – des Autors mit einem Psychologen und einem Philosophen zum Thema „Warum befassen sich Menschen mit dem Universum?“ Was das mit dem Urknall zu tun hat? Keine Ahnung. Zumindest kann Josten hier sein Steckenpferd „Unendlichkeit“ reiten und sich in der Folge noch als kunstinteressiert, Schriftsteller, 6fach Opa etc. präsentieren. Die „Gesprächsbeiträge“ selbst sind weitgehend unspannend. Wen das Thema interessiert, der hat sowas schon tausendmal prägnanter oder richtiger lesen können; wen es nicht interessiert, der wird es trotz so mancher launiger Stammtischparole womöglich als reines Geschwafel empfinden. Im besten Fall könnte man die Aussagen der einzelnen Beiträge zur Diskussionsgrundlage nehmen und diverse Behauptungen vom Kopf, aus der Schieflage oder aus dem Verrenkt-Aufgehängt-Sein erstmal auf den Boden der Realität stellen. Da reden Leute – vielleicht nicht immer, aber in weiten Passagen – von Sachen, von denen sie nur eine vage bzw. eindimensional stammtischtaugliche Ahnung haben. Andererseits: Vielleicht haben ja auch diese „Fachleute“ einfach nur ein Problem damit, sinnvoll, strukturiert und verständlich zu schreiben.

Gerhard Josten (Hrsg.)
Ein All ohne Knall
269 Seiten, broschiert
Shaker Media GmbH, Aachen
ISBN-10: 386858787X
ISBN-13: 978-3868587876
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Hans Morschitzky und Thomas Hartl: Die Angst vor Krankheit verstehen und überwinden

Hans Morschitzky und Thomas Hartl: Die Angst vor Krankheit verstehen und überwinden

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Angst vor Krankheiten spukt sicher jedem von uns dann und wann im Kopf herum. Manchmal macht man sich auch Sorgen über den eigenen Gesundheitszustand. Das ist sicher normal. Bei manchen Menschen ist diese Angst jedoch allgegenwärtig und bestimmt über ihr Leben. Es entwickelt sich eine psychische Störung. Dabei liegt keine akute Krankheit vor und ist auch nicht zu erwarten, das hat sich bei Arztbesuchen herausgestellt. Dennoch bleibt die Angst bestehen und Krankheitsthemen dominieren das Denken.

Es wird unterschieden, zwischen der Angst krank zu sein und der Angst krank zu werden. Die Autoren beschreiben, wie sich diese Ängste entwickeln und wo die Ursachen liegen. Das Thema ist sehr umfangreich. Es werden viele Aspekte angesprochen. Dadurch sind die Texte teilweise schwer zu lesen. Für ein besseres Verständnis sorgen dann die vielen Fallbeilspiele. Für Angehörige ist das Buch eine wertvolle Hilfe, weil diese verstehen lernen, was in einem krankheitsängstlichen Menschen vorgeht. Und auch wer beruflich mit Menschen zu tun hat, die unter Krankheitsängsten leiden, kann sich informieren.

Die Angst vor Krankheit kann überwunden werden. Einerseits ist es für den Patienten hilfreich zu wissen, wie die Krankheitsängste entstehen und andererseits wie man gegensteuern kann. Man kann mit dem Buch eine Verhaltenstherapie beginnen und einer entsprechenden Bewältigungsstrategie folgen. Es läuft darauf hinaus, die eingefahren Denkmuster zu ändern und die eigene gesundheitliche Situation realistisch einschätzen zu lernen, damit das Leben nicht mehr von den krankhaften Ängsten bestimmt wird. Das ist sicher nicht einfach, bedeutet Eingeständnisse und Auseinandersetzungen mit der eigenen Person. Aber die Therapie erscheint doch erfolgversprechend.

Rezension von Heike Rau

Hans Morschitzky und Thomas Hartl
Die Angst vor Krankheit verstehen und überwinden
192 Seiten, broschiert
Patmos Verlag
ISBN-10: 3843601534
ISBN-13: 978-3843601535
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Tom Diesbrock: Hermann! – Vom klugen Umgang mit dem inneren Kritiker

Tom Diesbrock: Hermann! – Vom klugen Umgang mit dem inneren Kritiker

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Diesen Hermann kennen wir wohl alle. Er sitzt uns im Nacken und hat nichts anderes zu tun als unser Selbstbewusstsein mit seiner Kritik zu untergraben. Manchmal übertreibt er dabei gnadenlos und macht und das Leben schwer. Unnötig schwer. Und das muss man sich nicht gefallen lassen.

Zunächst einmal zeichnet der Autor die Wesenszüge von Hermann auf. Gezeigt wird, wann er sich zu Wort meldet, uns runtermacht und uns auf gemeine Weise ausbremst. Die Kritik ist oft alles andere als gerechtfertigt, der dadurch entstehende Druck nicht zum Aushalten. Dabei macht Hermann vor keinem Lebensbereich halt. Er mischt sich in Privat- und Berufsleben gleichermaßen ein. Das macht nicht nur schlechte Laune, sogar krank machen kann uns das. Der Autor zeigt genau auf, wie Hermann agiert und welche Wirkung das auf uns haben kann.

Doch nicht jeder scheint seinem inneren Kritiker so hilflos ausgeliefert zu sein. Es scheint also eine Möglichkeit zu geben, ihm auf Augenhöhe zu begegnen oder ihn zumindest in Schach zu halten. Der Autor zeigt, wie dies umgesetzt werden kann. Dabei geht es nicht darum, den Hermann links liegen zu lassen. Konstruktive Kritik ist durchaus erwünscht.

Es ist ein sehr einfach gehaltenes und damit super verständliche Buch, für alle, die sich mit der Psychologie des inneren Kritikers noch nicht auseinandergesetzt haben. Die Beispiele sind so allgemein gehalten, dass sich jeder wiedererkennen sollte. Den inneren Kritiker einer greifbaren Person, also Hermann, zuzuordnen ist eine gute Idee und ermöglicht einen humorvollen Umgang mit dem Thema. Das spiegelt sich auch in den Zeichnungen wider.

Der Autor lädt also ein, sich mit Hermann auseinanderzusetzen und zu erkennen, wie kindlich und ängstlich Hermanns Verhalten eigentlich ist. Es werden Strategien aufgezeigt, wieder ein Gleichgewicht herzustellen zwischen Hermann, der kritisiert, und einem selbst, der Kritik entgegennimmt. Dann nämlich ist Kritik nichts mehr, was ausbremst, sondern etwas, das anspornt.

Rezensionen von Heike Rau

Tom Diesbrock
Hermann! – Vom klugen Umgang mit dem inneren Kritiker
Zeichnungen von Frank Wowra
120 Seiten, gebunden
Patmos Verlag
ISBN-10: 384360035X
ISBN-13: 978-3843600354
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