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Schlagwort: Seefahrt

Franzobel: Das Floß der Medusa

Franzobel: Das Floß der Medusa

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Es ist das Jahr 1816, als die Medusa von Frankreich nach Afrika segelt. Eine französische Kolonie ist das Ziel. Auch der zukünftige Gouverneur ist unter den Reisenden. Alle sind voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Der unfähige Kapitän Chaumarey hat es zu verantworten, dass das Schiff auf einer Sandbank aufläuft. Trotz aller Mühen ist es nicht freizubekommen. Die Lage ist hoffnungslos, denn Hilfe ist nicht zu erwarten. Da die wenigen Rettungsboote nicht über genügend Platz verfügen, wird ein Floß gebaut, das mit zum Festland geschleppt werden soll. Aber der Plan geht nicht auf. Weil es nicht vorwärtsgeht und die Bote abzutreiben drohen, wird das Seil gekappt und das manövrierunfähige Floß mit 147 Menschen seinem Schicksal überlassen.

Der Autor stellt sich diese Szenen vor und fügt sie zu einem spannenden Roman zusammen. Es ist ein Buch, von dem ich zunächst angenommen habe, dass es in seiner Schicksalshaftigkeit zu nahe gehen wird. Der Autor lässt die dafür nötige Nähe, aber nicht zu. Er schreibt in einem überzogen Schreibstil und lässt sehr viel an Sarkasmus mit einfließen. Das wirkt teilweise völlig deplatziert, verhindert aber, dass man sich inhaltlich auf das Buch voll und ganz einlassen kann oder sich den zentralen Figuren zu sehr annähert. Eine schonende Distanz bleibt also erhalten. Das spart die psychologischen Effekte, die zu beobachten sind, während sich die Katastrophe immer weiter zuspitzt, aber nicht aus. Eine Auseinandersetzung mit dem heutigen menschlichen Miteinander wird regelrecht erzwungen.

Das Buch ist nach einer wahren Begebenheit, einem historischen Ereignis geschrieben. Die geschilderten Szenen sind der Realität nahe und könnten sich so abgespielt haben. Ein harter, sehr erschreckender Überlebenskampf, der Brutalität und Kannibalismus nicht ausspart, wird aufgezeigt. Auch das Schicksal der wenigen Überlebenden wird weiter verfolgt und die Wirkung auf die Öffentlichkeit und die Politik von damals dargestellt.

Rezension von Heike Rau

Franzobel
Das Floß der Medusa
592 Seiten, gebunden
Paul Zsolnay Verlag
ISBN-10: 3552058168
ISBN-13: 978-3552058163
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Richard Woodman: Die Wette

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Kapitän Kemball scheint nicht viel an seiner Tochter zu liegen. Vielleicht ist es auch der Alkohol. Oder Größenwahnsinn. Er wettet jedenfalls gegen Kapitän Richard von der Seawitch. Auf der Heimfahrt von Shanghai nach London, beladen mit Tee, glaubt er mit Earl King der Schnellere zu sein. Sollte er wider Erwarten nicht als Erster ankommen, soll seine Tochter Kapitän Richards gehören.

Die junge Frau scheint das hinzunehmen. So sieht es jedenfalls nach außen hin aus. In Wirklichkeit ist sie zutiefst verletzt und empört. Tatsächlich aber stehen die Chancen gut, dass ihr Vater die Wette gewinnt.

Bei einem Überfall durch Piraten verliert Kemball sein Leben und das Schiff steht ohne Kapitän da. Hannah hat allerdings mittlerweile viel gelernt. Sie hat das Temperament ihres Vaters und übernimmt Hals über Kopf die Führung des Schiffs. Angewiesen ist sie auf den Zweiten Offizier. Munro hat sich längst in Hannah verliebt und will natürlich nicht, dass Richards die Wette gewinnt. Aber auch der Erste Offizier, der sich nun als Kapitän sieht, hat Pläne mit Hannah, die er notfalls mit Gewalt durchsetzen will.

Beide Fracht-Segelschiffe liefern sich ein spannendes Rennen. Oft ist nicht auszumachen, wer gerade vorn liegt. Nach Kapitän Kemballs Tod ist die Seawitch im Vorteil, aber Hannah versucht das mit allen Mitteln auszugleichen. Sie gewinnt die Mannschaft für sich, schaltet Widersacher Enright aus und besinnt sich auf das, was der Vater ihr beigebracht hat und auf das, was sie in seinen Tagebüchern liest.

Diese Weiterentwicklung von Hannah verfolgt man mit Interesse, auch wenn die junge Frau hin und wieder nicht ganz glaubwürdig erscheint oder den ein oder anderen Sympathiepunkt durch ihre Härte verliert. Sie lässt sich nicht festlegen und das gilt auch in Bezug auf die Männer, die sie in ihrer Unerfahrenheit nicht immer ernstnimmt.

Man fühlt sich als Leser, als wäre man mit auf Earl King. Sehr detailreich beschreibt der Autor alles, was sich auf See abspielt, rückt es teils in den Vordergrund der Geschichte. Dafür muss man sich natürlich interessieren. Wer es nicht tut, wird solche Passagen sonst möglicherweise als langatmig empfinden.

Am Ende wartet der Autor noch einmal mit einer Überraschung auf. Hier gibt es eine spannende und alles entscheidende Wende.

Rezension von Heike Rau

Richard Woodman
Die Wette
Aus dem Englischen von Brunhild Seeler
256 Seiten, broschiert
Unionsverlag
ISBN-10: 3293206778
ISBN-13: 978-3293206779
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