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Schlagwort: Traditionen

Shilipi Somaya Gowda: GeheimeTochter

Shilipi Somaya Gowda: GeheimeTochter

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Vor der Unfruchtbarkeit.

Wie schwer es für junge Frauen ist, wenn sie erfahren müssen, dass sie keine Kinder haben können, darüber liest man in diesem Roman.

Zwei Familien, eine indische und eine amerikanische, bilden den Plot zur Erzählung.

In Indien sind Töchter nicht willkommen. Das muss die einfache Frau von Jasu erkennen, als er ihr das erste Kind, ein Mädchen, fortnimmt, und sie nicht weiß, was mit dem Kind geschehen wird. Als sie eine zweite Tochter bekommt, flieht Kavita nach Mumbai und lässt das kleine Würmchen in einem Waisenhaus. Vergessen kann sie ihre beiden kleinen erstgeborenen Mädchen nie! Später bekommt sie einen Sohn, den sie behalten darf.

In Kalifornien lebt Somer mit ihrem Mann Krishnan, einem in Amerika ansässig gewordenen Inder. Sie ist bitter enttäuscht, als sie nach zwei Fehlgeburten keine weiteren Kinder mehr bekommen kann. Mit 32 Jahren ist das ein schwerer Schicksalsschlag! Sie ist Kinderärztin und hat ein erfülltes Berufsleben. Doch zu einer Familie gehören für sie Kinder! Nach langen Überlegungen entschließt sie sich mit ihrem Mann, ein indisches Kind zu adoptieren. Man wird nicht erstaunt sein, als schließlich Asha, die dem Waisenhaus überlassene zweite Tochter von Kavita, in Somers Armen landet. Geschickt fügt die Autorin unterschiedliche Gegebenheiten zweier Kulturen und Kontinente zusammen.

Können doch Töchter in Indien leicht zur untragbaren Belastung werden, wenn man an die üppigen Hochzeitsbeigaben denkt, die eine Verheiratung dort kostet. Hier sind ökonomische Strukturen am Werk, die den Familien oft keine Wahl lassen, ein Kind zu behalten oder es wegzugeben. Auch werden häufig gerade feminine Föten abgetrieben.

In Amerika geht es um ganz andere Fragen wie z.B. die, wie sehr die gesellschaftliche Anerkennung auch von reichem Kindersegen bestimmt wird.

In dieser Weise bringt die in Amerika lebende Autorin Shilpi Somaya Gowda zwei gesellschaftliche Phänomene in die Diskussion, die ökonomische, gesellschaftliche und auch psychologische Fragen von Rang behandeln. Den unterschiedlichen Kulturen mit ihren Ritualen und einem ausgedehnten Familienleben in Indien steht die eher kühle und distanzierte Mentalität amerikanischen Gesellschaftslebens gegenüber.

S. Somaya Gowda hat plausibel und eingängig die Konflikte beider Familien aufgegriffen und zu einem spannenden und informativen Ganzen zusammen gefügt. Da gibt es Missverstehen, Abneigung, Liebe und die Suche nach der wahren Identität, die ans Herz rühren und den Horizont erweitern über die Vielfalt menschlicher Schicksale.

Der leicht erzählte Roman behandelt ein Thema, zu dem es in der Wissenschaft und in einschlägigen Magazinen unfangreiches Hintergrundwissen gibt. Die Koppelung der reichen amerikanischen Familie mit indischem Hintergrund und der armen Familie in den Slums von Mumbai geben der Geschichte die exotische Färbung, die das Ganze zu einem interessanten und abwechslungsreichen Schmöker macht. Fein ausgesponnen und liebevoll gezeichnet werden gesellschaftliche Verknüpfungen hier wie dort erkennbar.

Shilipi Somaya Gowda
Geheime Tochter
448 Seiten, broschiert
Kiepenheuer & Witsch, August 2012
ISBN-10: 3462044451
ISBN-13: 978-3462044454
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Rafik Schami: Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte

Rafik Schami: Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte

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Märchen, Geschichten und Traditionen.

Der mit ungeheurem Sprachreichtum und einer ausufernden Fabulierkunst ausgestattete Erzähler Rafik Schami berichtet in seinem neuesten Buch, wie er zum Erzähler wurde.

Damaskus, Ort seiner Geburt und Kindheit, bot dem Jungen reichlich Gelegenheit, sich in der Erzählkunst zu schulen.

Einen nicht geringen Beitrag dazu leistete sein Großvater, der ihm die Augen öffnete für den ganzen Reichtum an Bildern, Gerüchen, Farben und Geräuschen in der großen Stadt Damaskus. Auf dem Basar sah er einst mit dem Großvater die Frau, die auf einem Schild ihren Mann feilbot. Dieser war Experte für Pferde, aber seine Frau konnte er nicht unterhalten, denn er sprach nie ein Wort. So lernte der junge Rafik, dass man mit Erzählen sein Leben verbessern und dem Verkauf als Ehemann entgehen konnte.

Rafik Schami geht auf die Bedeutung der Geschichten Scheherasads aus „Tausendundeine Nacht“ ebenso ein wie auf die Bedeutung der Volksmärchen in aller Welt oder auf die Geschichten aus der Bibel. Der Symbolgehalt und die Vielfalt dieser Geschichten bieten mannigfache Möglichkeiten, sich die Welt verstehbar zu machen und Orientierung in dieser oft so grausamen Welt zu finden.

Weitsicht und Humor zeichnen die Geschichten aus, mit denen uns Rafik Schami an seiner Entwicklung teilnehmen lässt. Seine Mutter, die sich gern zu seiner fantasiebegabten Komplizin machte, und der schelmische Großvater mit seinem Spieltalent und seiner Einfühlung in die Sichtweisen des Kindes können als Einflüsse ausgemacht werden, unter denen Rafik Schami zu dem großartigen Erzähler wurde, der er heute ist. Seit vierzig Jahren lebt er in Deutschland und schreibt seine Bücher auf Deutsch. Die Weisheit und die Herz erwärmende Sprache, mit der er uns seine literarische Welt erklärt, begeistern uns. Mit Sprüchen wie diesem: „Wer älter wird, der wird nicht aufhören zu spielen. Aber wer aufhört zu spielen, der wird älter“ von George Bernhard Shaw leitet er seine Kapitel ein und zeigt damit seine umfassende Bildung, Literatur in einen Gesamtzusammenhang zu stellen. In einer längeren kulturanthropologischen Abhandlung erläutert er die Bedeutung der Märchen und erweist sich als Kenner mythologischer Ursprünge.

Diesem begnadeten Dichter ist mit seinem neuen Buch ein literarisches Geschenk für diesen Herbst geglückt.

Rafik Schami
Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte
176 Seiten, gebunden
Carl Hanser Verlag, 2. Auflage, Juli 2011
ISBN-10: 3446237712
ISBN-13: 978-3446237711
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