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Schlagwort: Umweltverschmutzung

John Cheever: Ach, dieses Paradies

John Cheever: Ach, dieses Paradies

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Landschaftsidylle und Zivilisationsschäden.

Beginnend mit der poetischen Landschaftsbeschreibung eines kleinen Städtchens im Osten der USA erscheint uns dieses wie ein idyllisches Plätzchen Erde, wo es sich gut leben lässt. Die Stadt heißt „Janice“ nach der ersten Frau des Fabrikbesitzers im Ort und liegt im US amerikanischen Staat Connecticut.
Der Held in unserer Geschichte ist Lemuel Sears. Er ist ein alter Mann, ehemaliger Geschäftsreisender und passionierter Schlittschuhläufer. In diesem Winter ist der Teich Beasley’s Pond in Connecticut einmal zugefroren, und er kann geruhsam darauf seine Runden drehen.
Die äußerliche Idylle findet ausführlich Erwähnung und regt die Fantasie an, sich die Künstler des 19. Jahrhunderts hier malend vorzustellen. Ein Ausflug in die Welt holländischer Malerei wie Brueghel u.a. mit ihren Schlittschuhszenen komplettiert die Außenansicht dieser landschaftlich so schönen Gegend.
Als Sears nach einer Woche erneut zu einem Schlittschuhausflug startet, macht er die erschreckende Erfahrung, dass der Teich als Müllkippe benutzt wird.
Hier deutet sich zum ersten Mal an, dass Sears ein ausgewiesener Naturschutzfan ist.

John Cheever veranschaulicht auf eindrückliche Weise in seinem Roman eine Gegenüberstellung der einladenden Natur mit ihrer Schönheit im Kontrast zur schmutzigen Zivilisation mit ihren Auswüchsen aller Art. Dazu gehören auch die technischen Neuerungen auf dem IT Markt, die manches einfacher und leichter machen, den Menschen aber innerlich verarmen und vereinsamen lassen.
Auch Lemuel Sears leidet an Einsamkeit und macht sich Gedanken über die Liebe und ihre Annehmlichkeiten, die er nun wohl bald vermissen würde.
Doch kleine Affären und erheiternde Begegnungen machen ihn nicht schwankend bei seinen Bemühungen, der Umweltverschmutzung den Kampf anzusagen. In hinreißenden Bildern erlebt man seine letzten Liebeserfahrungen, die bei aller Leidenschaft von Melancholie und Vergänglichkeit gezeichnet sind.
Schwermut, Ironie und Sarkasmus färben die Erzählung, die einem Abriss von Erinnerungen gleicht. Der Held Lemuel Sears verdeutlicht mit seinen Erlebnissen einmal mehr, wie die Vorzeit mit ihren Naturschönheiten unsere Gegenwart überstrahlt, und dass es einiges zu bewahren gilt. Schön und luftig geschrieben bietet uns die Geschichte einen Abriss über das, was man leicht übersehen könnte: dass aller Fortschritt auch Verlust von den Paradiesen der Vergangenheit mit sich bringen kann!

Der 1912 geborene und 1982 verstorbene Autor John Cheever ist lange unentdeckt bei uns geblieben. Der Dumont Buchverlag hat ihn in unser Bewusstsein gerückt und in der Übersetzung von Thomas Gunkel diesen letzten Roman von John Cheever neu herausgebracht. Man kann ihn getrost als eine Perle im Reich der amerikanischen Erzähler betrachten.

John Cheever
Ach, dieses Paradies
127 Seiten, gebunden
Dumont Buchverlag, Oktober 2013
ISBN-10: 3832196919
ISBN-13: 978-3832196912
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James Hamilton-Paterson: Vom Meer

James Hamilton-Paterson: Vom Meer

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Die Faszination, die vom Meer ausgeht, ist für jeden spürbar. Es hat etwas Anziehendes, etwas Geheimnisvolles.
Auch der Autor ist fasziniert vom Meer. Im Buch geht es aber nicht, um die romantischen Gefühle und die traumhaft schönen Vorstellungen, die man mit dem Meer verbindet. Vielmehr ist es ein realistischer Blick, der hier zum Tragen kommt.

Der Autor ist oft außerhalb der Saison unterwegs. Er wandelt eher selten auf Touristenpfaden. So räumt er auf mit Klischees und Illusionen.
Er schreibt über Kur- und Badeorte im Wandel der Zeit, aber auch über Fischerdörfer, die ums Dasein kämpfen.
Er schreibt über Piraten, abseits von Legenden und über vermeintliche Meeresungeheuer, die keine sind.
Man erfährt, welche ökologischen Auswirkungen Umweltverschmutzung, Überfischung und unsere Lust auf kulinarische Köstlichkeiten, wie Kaviar, haben.
Für die verschiedensten Phänomene werden Erklärungen bereit gehalten. Manche Erkenntnis ist überraschend.
Besonders aber sind es die ganz persönlichen Begegnungen des Autors mit dem Meer und seinen Bewohnern, die tiefste Gefühle widerspiegeln.

Das Buch ist damit ganz anders, als erwartet. Selbst der Sonnenuntergang wird entmystifiziert. Aber auch wenn die eher unbekannten Seiten vom Meer gezeigt werden, die echte Faszination bleibt.
Das Buch ist ausgesprochen lesenswert. Der Autor schreibt nicht nur über das Thema, er setzt sich damit tiefsinnig auseinander. Der Blick kommt von verschiedenen Seiten. Das Geschriebene besticht durch die Vielfalt, die vom Meer gezeigt wird. Unterhaltsam, lehrreich und bedenkenswert zugleich ist das Buch.

Die Texte, die zunächst in Zeitungen und Zeitschriften erschienen sind, wurden für die Zusammenstellung im Buch aktualisiert. Es sind sehr ernsthafte, ausdrucksstarke Essays. Es wird angepackt und analysiert, was manchmal gern verborgen bleibt. Diese Ehrlichkeit entzaubert manches, anderes wird in seine Tragweite aber auch erst bewusst.

Rezension von Heike Rau

James Hamilton-Paterson
Vom Meer
Über die Romantik von Sonnenuntergängen,
die Mystik des grünen Blitzes
und die dunkle Seite von Delfinen
Aus dem Englischen von Thomas Bodmer
240 Seiten, gebunden
Mareverlag, Hamburg
ISBN-10: 3866481195
ISBN-13: 978-3866481190
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