...beim backen gedichtet

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Hagen

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Eigentlich hatte ich Steaks zubereiten wollen, so richtig schön mit Bohnen und einem Zweiglein Thymian dabei, aber meine Frau wollte Pizza.
Da die Wünsche einer schönen Frau so vielfältig sind, wie die Ausstattungsvarianten eines Rolls Royce Silver-Ghost, und sie nicht zu erfüllen einem Verbrechen nahekommt, sollte es also Pizza geben. Noch ein wenig angereichert mit Käse und Thunfisch, Schinken und Salami und ab in den Ofen.
12 Minuten!
Was mache ich in den 12 Minuten?
Erst mal ein Bier auf. Aber dann?
Haikus dichten!
Zettel und Schreiber waren schnell zur Hand, und auf gings:

Grau ist der Himmel
Die Luft, sie ist drückend schwül
Bald kommt der Regen.

Naja, ist auch nicht so das Pralle, aber kommt hin, und angesichts des Bieres floss der nächste Haiku gar munter aufs Blatt:

Die Sirene heult,
das Bier zischt und schäumt im Glas,
Feierabend naht.

Ob sich Meister Matsuo Bashō mitsamt seinen Schülern wohl im Grabe umgedreht hätte?
Egal!
Beim nächsten Haiku aber ganz bestimmt:

Radio an – Rock!
Jetzt starte ich das Auto.
Fenster auf, Licht an.

Obwohl alles stimmt, 5 – 7 – 5 Lauteinheiten (Moren), wobei die Wörter in den Wortgruppen vertikal aneinander gereiht werden, kann ich mir nicht vorstellen, dass dieser Haiku auf den Deutschen Haikumeisterschaften den Zuhörern ein begeistertes „Bohej“ entlocken würde.
Aber egal!
Wie gesagt, eigentlich wollte ich Steaks zubereiten;-

Die Pfanne ist heiß.
3 Minuten je Seite,
Steaks können hinein.

Bei einem Schweinebraten, so richtig schön mit Kruste, wären zweifellos mehr Haikus entstanden. Eigentlich schade, dass sich der Herd nach bereits 12 Minuten meldete.
„Herzelchen, die Pizzen sind fertig!“
Mein Bier war auch ein wenig abgestanden, aber das war mir das Haikudichten wert.
Beim nächsten Mal wird’s bestimmt besser.
 



 
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